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Bei jedem Knochen – bei dem dies möglich war – wurde ein Lebensalter zum To-deszeitpunkt rekonstruiert.

Besonders aussagekräftig für diese Arbeit war die genaue Betrachtung der Ergeb-nisse jener Fundstücke, die aufgrund ihrer Anzahl die Mindestindividuenzahl der Populationen aus Calden, Rheine und Großenrode repräsentieren: Für die Popula-tion aus Calden wurden Oberschenkelknochen jener Seite, die am häufigsten vor-handen war, herangezogen (Femur rechts; es musste mindestens das proximale, zweite Fünftel vorhanden sein), für die Populationen aus Rheine und Großenrode jeweils 6-Jahres-Molaren. In der Population aus Rheine hat sich der Zahn 26 am häufigsten erhalten, aus Großenrode der Zahn 46.

Die Einteilung in verschiedene Altersstufen erfolgte nach Martin (1928), modifiziert durch die Arbeitsgruppe Paläopathologie Göttingen.

Infans I: Neugeboren bis 6,9 Jahre

Infans II: 7 bis 13,9 Jahre

Juvenis: 14 bis 19,9 Jahre

Adultus: 20 bis 39,9 Jahre

Frühadultus: 20 bis 29,9 Jahre

Spätadultus: 30 bis 39,9 Jahre

Maturus: 40 bis 59,9 Jahre

Frühmaturus: 40 bis 49,9 Jahre

Spätmaturus: 50 bis 59,9 Jahre

Senilis: Älter als 60 Jahre

Die Ossifikationsstadien der Epiphysen der Skeletelemente sind in einer Übersicht nach Brothwell (1972) zu sehen. Daran orientierten sich die Angaben des Sterbeal-ters, wenn Individuen den Altersbereichen Juvenis oder Subadultus zuzuordnen waren. Hier sind jedoch nicht alle Epiphysen repräsentiert, weswegen für Wirbel das Schema zum „Auftreten der Knochenkerne im Bereich der Wirbelsäule“ nach Schwörer (1975) verwendet wurde.

Ging es um andere Skeletelemente, so war eine Altersbestimmung für nicht er-wachsene Individuen zu realisieren, indem die Verknöcherungszeitpunkte der untersuchten Knochen tabellarisch verglichen wurden (Brothwell 1972, 1981). Ein maximales Sterbealter konnte folglich angegeben werden. Weiterhin wurden Ober-arm- und Oberschenkelknochen nach röntgenologischer Untersuchung der mehr oder weniger stark ausgebildeten Spongiosatrabekel für eine Altersdiagnose heran-gezogen (Nemeskéri et al. 1960). Ein wichtiges Skeletsegment für die Altersbestim-mung ist auch der Schädel, welcher aufgrund der in verschiedenen Altersstufen verknöchernden Schädelnähte Auskunft über das Alter des Individuums zum Zeit-punkt des Todes gibt (Broca 1861, Nemeskéri et al. 1960, Olivier 1960, Rösing 1977).

Ebenso können verschiedene Regionen eines Beckenknochens für die Bestimmung des Sterbealters nützlich sein (McKern und Stewart 1957). Teilweise konnte anhand der Knochenkonstitution von Schulterblättern, Brustbeinen, Wirbeln sowie Hand- und Fußknochen auch ein Sterbealter in Näherung rekonstruiert werden (Schwörer 1975).

Die „Stadien der Altersveränderungen an der Facies symphysialis ossis pubis“ nach McKern und Stewart (1957) gab eine Annäherung an das Alter von Beckenknochen, deren Symphysen damit eingestuft wurden. Das „Schema der Schädelnähte zur Be-stimmung des biologischen Lebensalters“ nach Olivier (1960) wurde herangezogen, um die endocranialen Schädelnähte zu beurteilen und den Schädel in eine Altersstufe einzuordnen. Für die Einschätzung des Alters nach der Verknöcherung der äußeren Schädelnähte wurde das Schema nach Vallois (1937), modifiziert nach Rösing (1977), verwendet. Wenn möglich, wurden die inneren Schädelnähte für eine Altersdiagno-se verwendet, zum Vergleich wurden die Verknöcherungszeitpunkte der äußeren Schädelnähte hinzugezogen. Eine höhere Aussagekraft besitzen jedoch die inneren Schädelnähte (Nemeskéri et al. 1960). Ein weiteres Schema zur Beurteilung des Sta-diums der Nahtobliterationen am Schädel nach Broca (1861), wurde vergleichsweise verwendet. Die Einordnung in die Altersklassen mithilfe der Tabelle „Gruppenwerte des chronologischen Lebensalters für fünf Stadien der Obliterationskoeffizienten der endocranialen Schädelnähte“, wurde nach Nemeskéri et al. (1960) vorgenommen.

Röntgenologisch kann an ausgewählten Langknochen des Oberschenkels und des Oberarms die Spongiosastruktur beurteilt werden (Szilvássy und Kritscher 1990).

Nach dem Schema „die sechs Stufen der Spongiosastruktur des Femurkopfes“ für den Oberschenkelknochen und „die sechs Stufen der Spongiosastruktur des Humerus-kopfes“ für den Oberarmknochen, wurden die untersuchten Langknochen mithilfe von Gruppenwerten des chronologischen Lebensalters für die sechs Stadien nach Nemeskéri et al. (1960) in entsprechende Altersstufen eingeordnet.

Bei der Altersbestimmung der Zähne wurde für ausgewachsene Individuen zu-meist der Abrasionsgrad der Molaren herangezogen, um eine Einschätzung des Alters zu bekommen (z. B. Miles 1963, Szilvássy 1988). Bei jungen, nicht ausge-wachsenen Individuen wurde neben dem Abrasionsgrad der Molaren der Stand des Wechselgebisses als Hauptkriterium einbezogen (Ubelaker 1978). Besonders Frontzähne wurden nach dem Schema von Schour und Massler (1941) beurteilt.

Diese Altersnäherung ist wohl die verlässlichste, wenn sie denn Anwendung finden konnte. Hier waren Abweichungen meist in engem Rahmen anzugeben; je mehr Zähne eines Wechselgebisses vorhanden waren, desto genauer konnte die Altersbe-stimmung erfolgen.

Um das Sterbealter von Individuen mithilfe der Zahnabrasionen feststellen zu können, wurde ein Schema der Abnutzungsgrade der Mahlzähne (Abb. 1) von Szilvássy (1988) nach Miles (1963) und Brothwell (1981) (modifiziert) zur Hilfe genommen.

Abb. 1   Abrasionsschema der Molaren und Einteilung in eine Alterskategorie

Abnutzungen der oberen und unteren Zähne können sich unterscheiden; Schema von Szilvássy (1988), nach Miles (1963), Brothwell (1981), modifiziert. Trotz intensiver Recherche konnte kein Rechtsnach-folger des Herausgebers nachgewiesen werden.

Dieses Schema wurde für die vorgelegte Arbeit von mir weiter modifiziert, sodass die Abnutzungsgrade der Molaren der untersuchten Individuen deutlicher werden.

Die Modifikation bezieht sich dabei auf eine für die untersuchten Populationen an-gepasste Graduierung der niedrigen Abrasionsgrade von 0 bis 5. Auf die Zusatzein-teilungen von „+“ oder „++“ wurde verzichtet, da diese genauen Abstufungen auf-grund der Variabilität der Abrasionen nicht anzuwenden waren. Das bedeutet, dass eine Einteilung nach dem Schema von Szilvássy (1988) die Einstufungen hätte un-durchsichtig werden lassen. Um das zu vermeiden, wurde auf weitere Abstufungen der einzelnen Grade verzichtet, stattdessen aber der Grad „0“ hinzugefügt, um be-sonders bei den niedrigen Abrasionsgraden genauer zu differenzieren. Die Eintei-lung in Bereiche, die das Sterbealter angeben, wurde nach wie vor in dem genann-ten Schema von Szilvássy (1988) vorgenommen.

Handelte es sich um Individuen mit Milch- oder Wechselgebiss, konnte u. a. der Status der Mineralisation der Wurzeln herangezogen werden. Dafür wurde das

„Schema der Zahnentwicklung“ nach Ubelaker (1978) angewandt.