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4. ERGEBNISSE

4.6 Reproduzierbarkeit der Perometermessung

5.2.3 Methode der Messung

Um durch den Untersucher bedingte Einflussfaktoren möglichst gering zu halten, wurden zunächst einige Probemessungen vorgenommen. Außerdem wurden alle perometrischen Messungen sowie das Anlegen der Gamaschen und Bandagen und das Longieren von jeweils derselben Person durchgeführt.

Da die Messungen in der Zeit von Juni 2004 bis Oktober 2005 stattfanden, gab es starke Schwankungen der Außentemperatur. Die Temperatur im Stall (während der Boxenruhe und bei der Messung) sowie die Temperatur in der Halle (beim Longieren) entsprachen im Allgemeinen der Außentemperatur. In Kap. 4.4.1 wurde der Einfluss der Außentemperatur auf die Volumenänderungen der Gliedmaßen be-trachtet und in Kap. 5.3.4.1 diskutiert.

Alle Pferde wurden einer zwölfstündigen Boxenruhe unterzogen, um annähernd gleiche orthostatische Ausgangsvoraussetzungen zu schaffen. Außerdem standen sie nach dem zweiten Messzeitpunkt eine Stunde in der Box. In beiden Fällen können sich die Pferde mehr oder weniger intensiv in der Box (Grundfläche ca. 3 m x 3 m) bewegen, was einen Einfluss auf die gemessenen Volumina, v.a. zu

den Messzeitpunkten I und III, haben könnte.

Das Anlegen der Bandagen und Gamaschen wurde von allen Pferden gut akzeptiert.

Dies traf auch auf die jungen Pferde zu, die noch keine Erfahrung mit Bandagen und Gamaschen gemacht hatten. Unabhängig von der Art der Bandage bzw. Gamasche mussten sich die Pferde allerdings in der Bewegung zunächst an sie gewöhnen, was sich in Änderungen des Gangbildes äußerte. Die Pferde zogen die Gliedmaßen hier-bei übertrieben hoch, was sich jedoch nach wenigen Schritten wieder normalisierte, so dass keine Gangveränderungen mehr zu erkennen waren.

Eine vermehrte Unruhe der Pferde durch die elastischen Bandagen, wie sie VON KLEIST (2002) feststellte, trat nicht auf.

Wie bereits erwähnt, wurden die Bandagen und Gamaschen immer von derselben Person angelegt. Es wurde versucht, die Bandagen mit einer 50%igen Dehnung anzulegen, da nach CRAWFORD (1990a) auf diese Weise eine möglichst hohe Energieabsorption mit möglichst geringen negativen Effekten wie Ischämie in fokalen Gebieten gekoppelt werden kann. Der dazu notwendige Kraftaufwand wurde in Vor-versuchen mit Hilfe einer modifizierten Federwaage festgestellt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass bezüglich der Dehnung bei den Bandagen Abweichungen beste-hen.

Die Gamaschen wurden mit Hilfe einer modifizierten Federwaage mit einer definier-ten Zugkraft von 70 Newton (entspricht ca. 7 kg) angebracht. Somit sind weitgehend gleiche Voraussetzungen gegeben, wobei mit geringen Schwankungen in der Zug-kraft beim Anlegen und somit im von den Gamaschen auf die Gliedmaße ausgeübten Druck gerechnet werden muss.

Bei allen Pferden wurde jeweils ein diagonales Gliedmaßenpaar bandagiert bzw. mit einer Gamasche versehen, während das andere für einen direkten Vergleich

zwischen bandagierter und unbandagierter Gliedmaße frei blieb. Dies stellt eine geeignete Methode dar, da BÖTTCHER (2006) in ihrer Dissertation nachweisen konnte, dass es im Seitenvergleich keine signifikanten Unterschiede in den Volumenänderungen der rechten und linken Gliedmaßen gibt. Inwieweit die

Banda-gen bzw. Gamaschen an dem einen Gliedmaßenpaar auch die VolumenänderunBanda-gen am anderen Paar beeinflussen, ist nicht bekannt. Da jedoch die Ergebnisse für die unbandagierten Gliedmaßen im Rahmen statistischer Schwankungen mit den von BÖTTCHER (2006) gewonnenen Resultaten übereinstimmen (s. Kap. 5.3.3), ist nicht von einer derartigen Beeinflussung auszugehen.

Das Longieren der Pferde wurde ebenfalls immer von derselben Person durchge-führt. Hierbei wurde auf gleichwertige, weiche Bodenverhältnisse geachtet, da wechselnde Bodenbeschaffenheiten unterschiedliche Erschütterungen der Extremitä-ten verursachen (DOBBERTHIEN, 2001) und somit Einfluss auf alle Gewebe und Gelenke haben.

Ebenfalls einen Einfluss auf die Erschütterungen der Gliedmaßen hat ein unter-schiedlicher Beschlag der Pferde (DOBBERTHIEN, 2001). Die meisten Pferde (n = 36) dieser Arbeit waren unbeschlagen, so dass diese Tatsache nicht berücksich-tigt wurde.

Die Bewegungsintensität und –dauer beim Longieren war bei allen Pferden dieselbe.

Die Dauer betrug insgesamt 30 Minuten bei definierten Phasen in den Gangarten Schritt, Trab und Galopp. Nach den Ergebnissen von BÖTTCHER (2006) ist ein Be-wegen an der Longe für 30 Minuten bei der Untersuchung von Volumenänderungen der Gliedmaßen ausreichend. Eine Verlängerung der Zeitspanne oder das zusätzli-che Tragen von Reitergewicht durch das Pferd würde die Volumenveränderungen nicht signifikant erhöhen.

Trotz der immer gleichen Bewegungsintensität und –dauer ist von einem unter-schiedlichen Einfluss der Bewegung auf das Kreislaufsystem der Pferde auszuge-hen, da diese unterschiedliche Trainingszustände aufwiesen. Diese Tatsache fand Beachtung in der Bewertung des Einflusses der Leistungskategorie auf die Volumenänderungen (s. Kap. 4.4.5 und Kap. 5.3.4.5).

Die Pferde wurden nach der ersten Messung direkt zur Bewegung in die Reithalle geführt und nach der Bewegung wieder zurück zur nächsten Messung. Die Strecke zwischen Halle und Messplatz betrug in allen Ställen (50 ± 10) m und ist deshalb für die gewonnenen Ergebnisse nicht von Bedeutung.

Während der Messungen mit dem Perometer ist ein ebener Boden von besonderer Bedeutung, um ein Kippeln der Messschiene des Perometers und dadurch verur-sachte Messfehler zu vermeiden. Außerdem ist genügend Platz notwendig, um Aus-weichbewegungen des Personals bei Unruhe des Pferdes zu ermöglichen.

Die Gliedmaßen der Pferde wurden vor den Messungen mit Wasser befeuchtet, damit das Fell eng an der Gliedmaße anliegt und die Volumenmessung nicht beeinflusst. Die Wassertemperatur entsprach dabei etwa der Körpertemperatur (± 2 °C), damit kein Einfluss auf die Durchblutung der Gliedmaßen ausübt wird. Das Anlegen des Fells mit Hilfe von Wasser an die Gliedmaßen gestaltete sich bei Ponys mit langem Winterfell schwierig, wovon v.a. das Pferd Nr. 3 betroffen war. Ein Scheren der Gliedmaßen wurde von den Besitzern des Pferdes nicht befürwortet. Bei den Volumendifferenzen zwischen den drei Messzeitpunkten kann der dadurch ent-standene systematische Fehler jedoch vernachlässigt werden.

Die Messung mit dem Perometer wurde von den meisten, teilweise auch sehr jungen und unerfahrenen Pferden bereits nach kurzer Eingewöhnungszeit gut akzeptiert. Die wenigen Tiere, die sich auch nach einer gewissen Eingewöhnungszeit ängstlich oder widersetzlich zeigten, wurden aus der gesamten Untersuchung zum Schutz der Personen, des Gerätes und der Tiere selbst ausgeschlossen. Die Pferde Nr. 5, 11, 12, 28 und 33 ließen teilweise nur zwei Messungen pro Gliedmaße und Messzeit-punkt zu. Dies konnte in einigen Fällen darauf zurückgeführt werden, dass die zu vermessende Gliedmaße bzw. die Gliedmaße der anderen Seite mit dem Rahmen des Perometers berührt worden war, was die Pferde irritierte. Da die Volumenmes-sung mittels Perometer jedoch eine sehr gute Reproduzierbarkeit aufweist (s. Kap.

4.6), wurden auch diese Messergebnisse in die statistische Auswertung einbezogen.

Während der Messungen erwies es sich bei Abwehrbewegungen des Pferdes als Vorteil, dass sich der Rahmen des Perometers öffnen ließ. Im Sommer waren häufig Insekten Ursache solcher Abwehrbewegungen und größerer Unruhe der Pferde.

Dies konnte mit Hilfe einer Fliegendecke und Fliegenspray reduziert werden.

Ein Hochhalten der Gliedmaße der gegenüberliegenden Seite während der Messun-gen stellte sich in den vorMessun-genommenen ProbemessunMessun-gen hingeMessun-gen nicht als geeig-nete Methode zur Ruhigstellung der Pferde dar. Um das Gleichgewicht zu halten, kam es zu erhöhten Wippbewegungen im Fesselgelenk und damit zu stärkeren Schwankungen bei den Ergebnissen der drei Wiederholungsmessungen.

Als Nachteile des Perometers bei der Anwendung am Pferd erwiesen sich die Daten- und Stromkabel sowie die Art der Bedienung des Perometers.

Der Handlungsspielraum der messenden Person wurde durch die Länge der Kabel stark eingeschränkt. Sie konnte daher z.B. Pferden, die sich durch Rückwärts- oder Seitwärtsgehen der Messung entziehen wollten, nur eingeschränkt folgen. Bei Ab-wehrbewegungen des Pferdes musste immer darauf geachtet werden, dass das Pferd weder auf die Kabel trat noch sich in ihnen verfing. Auch für die messende Person stellten die Kabel bei Abwehrbewegungen des Pferdes eine Gefahrenquelle dar. Zusätzlicher Nachteil der Kabel ist die Tatsache, dass sich viele Pferde vor ihnen erschrecken, wenn sie sie nur aus den Augenwinkeln sehen, was wiederum die Messung erschwert.

Bei der Bedienung des Perometers kann die Volumenmessung der Gliedmaße am

PC erst gestartet werden, wenn der auf dem Boden liegende Rahmen des Perometers bereits geschlossen ist. Dies ist ein Nachteil, da somit eine Person für

die Bedienung des Perometers und eine weitere für die Bedienung des PCs benötigt wird. Auf diese Person könnte verzichtet werden, wenn z.B. die Messung direkt am Rahmen des Perometers gestartet werden könnte.

Die Volumenmessungen mittels Perometer erfordern vor allem bei unruhigen Pferden einen relativ hohen Personalaufwand. Neben der Person, die das Perometer bediente, war eine weitere Person notwendig, die sich um den PC kümmerte und

eine dritte Person, die das Pferd festhielt, da ein Anbinden bei Abwehrreaktionen schwerwiegende Verletzungen nach sich ziehen könnte. Bei unruhigen Pferden erwies es sich außerdem als positiv, wenn die haltende Person das Pferd durch Zuspruch beruhigte oder mit Hilfe von Futter ablenkte. Zusätzlich war eine vierte Person von Vorteil, die das obere Ende der Messschiene fixierte, so dass schwan-kende Bewegungen der Messschiene durch das Gewicht des Rahmens beim Hinauf- und Hinunterfahren verhindert wurden. Bei sehr ruhigen Pferden konnte der Personenaufwand auf zwei Personen reduziert werden, indem die Person, die das Pferd hielt, auch den PC bediente und zusätzlich das obere Ende der Messschiene fixierte.

Die Dauer der Messung hing stark von der Kooperationsbereitschaft der Pferde sowie von der Anzahl der für die Messung eingesetzten Personen ab. Im günstigsten Fall konnten alle vier Gliedmaßen je dreimal in 5 Minuten gemessen werden (z.B. bei den Pferden Nr. 2 und 35). Mit 14 Minuten dauerte die dreimalige Messung der vier Gliedmaßen bei Pferd Nr. 40 am längsten. Eventuell könnte es in dieser Zeit durch das relativ lange Stehen bereits zu geringen Volumenänderungen gekommen sein, wobei ähnliche Überlegungen auch für Volumenabnahmen durch unruhiges Stehen zu den Messzeitpunkten I und III zutreffen.

Bei den Messungen mit dem Perometer wird die Höhe des untersten Messpunktes durch die Höhe des Messrahmens bestimmt, so dass jede Messung bei einer Mindesthöhe von 53,0 mm beginnt. Dies entsprach in dieser Arbeit bei den meisten Pferden der Höhe des Kronsaums, so dass der Bereich des Hufes bei der Bestim-mung des Volumens ausgeschlossen war. Dies stellt insofern keinen Nachteil dar, als dass durch Bewegung keine messbaren Volumenänderungen des Hufes zu er-warten sind. Bei kleinen Pferden kann der Bereich des Kronsaumes jedoch noch unter einer Höhe von 53,0 mm liegen, so dass nicht der gesamte Weichteilbereich zwischen Kronsaum und Karpal- bzw. Tarsalgelenk bei der Volumenbestimmung be-rücksichtigt werden kann. Dies ist somit eine mögliche Ursache für Messungenauig-keiten.

In dieser Arbeit beschränkte sich der zu messende Bereich bis direkt distal des Karpal- bzw. Tarsalgelenkes, so dass die Länge der Messschiene keinen limitieren-den Faktor darstellte. Die Begrenzung des Messbereichs wurde anhand der zweidi-mensionalen Darstellung der Gliedmaßen durch die Software Peroplus mit einer Genauigkeit von ± 10 mm bestimmt.

Die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse wurde durch jeweils drei Einzelmessungen überprüft. Diese wurden direkt hintereinander, möglichst ohne Stellungsänderungen der Gliedmaßen der Pferde, durchgeführt. Bei Unruhe oder Widersetzlichkeit der Pferde konnten Stellungsänderungen nicht immer vermieden werden. Vor allem bei den Hintergliedmaßen kam es dadurch zu Veränderungen der Winkelung in den Gelenken, wodurch der Messbereich jedes Mal neu angepasst werden musste. Die durch die Software immer waagerecht ausgerichtete obere Begrenzungslinie schloss damit immer geringfügig unterschiedliche Gliedmaßenbereiche ein, was die Reproduzierbarkeit beeinträchtigt. Durch eine möglichst präzise Anpassung des Messbereiches konnten diese Schwankungen jedoch gering gehalten werden.

Dasselbe Problem besteht beim Vergleich der Volumina zu den drei verschiedenen Messzeitpunkten. Es relativiert sich jedoch durch die Berechnung eines Mittelwertes aus den durchgeführten Wiederholungsmessungen.