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Mediale Frames in der Exzellenz-Debatte

III. Vom Beobachten des Beobachters der Beobachter 109

7.2. Mediales Framing der Exzellenz-Debatte

7.2.2. Die Exzellenz-Debatte

7.2.2.2. Mediale Frames in der Exzellenz-Debatte

Für die Analyse des medialen Framings der Exzellenz-Debatte waren erneut nur jene Artikel berücksichtigt worden, in denen mindestens ein Thema mit mindesten einem Nutzen oder Schaden assoziiert worden war. Die Cluster-Analyse zur Verdichtung der Frame-Elemente zu Frames basiert auf 1028 Artikeln, welche zwischen dem 30. März 2004 und dem 31. Ju-li 2013 erschienen waren. In Anlehnung an das Vorgehen von Kohring u. a. (2011, S. 207) gingen - analog zur Framing-Analyse im Elite-Diskurs - nur solche Variablenausprägungen in die Analyse ein, welche eine Häugkeit von mehr als fünf Prozent aufweisen. Die Cluster-analyse lieferte drei Frames, welche sich mit den Titeln Fördereekte, Wettbewerbseekte sowie Wissenschaftspolitik adäquat beschreiben lassen. Sie werden im Folgenden gegliedert dargestellt.

Frame I: Fördereekte Der Frame hat einen Anteil von 44,6 Prozent (458 Artikel) an der in der Analyse berücksichtigten Berichterstattung zur Exzellenzinitiative (vgl. Tabelle 7.7).

Er beschreibt die Fördereekte für Universitäten, die im Rahmen der Exzellenzinitiative ge-fördert wurden bzw. werden. Dominierendes Thema dieses Frames ist die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern mit einem Anteil von 78,8 Prozent. Eine weitere Dierenzierung dieses Themas über die zugehörigen Unterthemen dokumentiert, dass die Eekte für die Ge-förderten mit 35,7 Prozent davon sehr relevant sind. Es dominieren aber die systemischen

10vgl. dazu ausführlich Kapitel 9.1

7.2. Mediales Framing der Exzellenz-Debatte Eekte der Exzellenzinitiative mit 45,4 Prozent. Weniger bedeutsam sind dagegen die Aus-prägungen Ausgestaltung der Exzellenzinitiative (14,7 Prozent) sowie das Verfahren (1,9 Prozent). Der Anteil nicht weiter konkretisierter Thematisierungen beträgt in diesem Fall 2,2 Prozent.

Zweithäugstes Thema dieses Frames ist der Wettbewerb als wissenschaftspoltisches Steue-rungsinstrument zur Identikation wissenschaftlicher Exzellenz, welcher in knapp einem Drit-tel aller in diesem Frame gerahmten Artikel angesprochen wird (28,4 Prozent). Häugste Konkretisierung sind die Wettbewerbseekte mit einem Anteil von 61,5 Prozent an diesen Nutzen-Beschreibungen. Es folgen die Wettbewerbsfairness (18,5 Prozent), das werbsverfahren (14,6 Prozent), die Wettbewerbskriterien (3,1 Prozent) sowie die Wettbe-werbsregeln (2,3 Prozent).

Mit den Themen ist der Nutzen Stärkung geförderter Universitäten assoziiert, der in fast der Hälfte aller Artikel innerhalb dieses Frames angesprochen wird (47,2 Prozent). Eine Kon-kretisierung dieses Nutzens lieferte als Ergebnis, dass in den Medien vor allem eine Steigerung der Wettbewerbsfähgikeit im weltweiten Wettbewerb um Spitzenforscher konstatiert wurde (davon 26,4 Prozent). Auÿerdem wird darauf hingewiesen, dass die Exzellenzförderung das Einwerben zusätzlicher Drittmittel nach sich ziehe (ebenfalls 26,4 Prozent). Weitere Nutzen sind ein Gewinn an Reputation (18,5 Prozent) sowie Kooperationen mit auÿeruniversitären Forschungsinstituten (17,1 Prozent).

Tabelle 7.7.: Frame Fördereekte in der medialen Exzellenz-Debatte

Anzahl der Artikel im Cluster 458

prozentualer Anteil 44,6 %

7.2. Mediales Framing der Exzellenz-Debatte Weniger prominent beschrieben werden die Konkretisierungen Wirtschaftssponsoring (4,2 Prozent) sowie Kooperationen mit internationalen Spitzenuniversitäten (0,9 Prozent). Der Anteil nicht weiter konkretisierter Beschreibungen dieses Nutzen beträgt in diesem Fall 6,5 Prozent. Zweithäugster Nutzen ist die Stärkung des deutschen Universitätssystems mit ei-nem Anteil von knapp eiei-nem Drittel an allen in diesem Frame gerahmten Artikeln (26,9 Pro-zent). Konkret wird dabei in erster Linie die Herausbildung international sichtbarer Spitzen genannt (davon 35 Prozent). Ein knappes Viertel beschreibt den konkreten Nutzen Abkehr vom Egalitätsprinzip (20,3 Prozent). Es folgen der konkrete Nutzen wider der Versäulung des deutschen Wissenschaftssystems (26 Prozent) sowie eine Steigerung weltweiter Auf-merksamkeit für das deutschen Universitätssystem (8,9 Prozent). Der Anteil nicht weiter konkretisierter Nutzen-Beschreibungen beträgt in diesem Fall 9,8 Prozent.

Dritthäugster assoziierter Nutzen ist die Steigerung der Forschungsperformanz mit Mit-teln geförderter Universitäten mit einem Anteil von 23,4 Prozent. Bei mehr als zwei DritMit-teln der Konkretisierungen handelt es sich um den Aufbau von Strukturen für Spitzenforschung (davon 64,5 Prozent). Es folgen eine Steigerung der Interdisziplinarität der Spitzenforschung an deutschen Universitäten (15 Prozent), eine Steigerung der Internationalität, eine Stei-gerung der Publikationsleistung (jeweils 7,5 Prozent). Der Anteil nicht weiter konkretisierter Beschreibungen beträgt in diesem Fall 3,7 Prozent.

Als Attribution des Nutzens entel auf die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern ein Anteil von 88,8 Prozent. Anders als in den Frames II und III sind die Themen der För-dereekte nicht mit medial intensiv diskutierten Schäden assoziiert. Gleiches gilt für die in diesem Frame gerahmten Forderungen Auösung des Bund-Länder-Dualismus in der Wis-senschaftspolitik sowie Bundesuniversitäten mit einem Anteil von 3,1 bzw. 3,5 Prozent.

Entsprechend fällt die Bewertung des Förderinstruments Exzellenzinitiative im Rahmen die-ses Frames mehrheitlich positiv aus (59,2 Prozent); der Anteil für die Bewertung teils teils beträgt 15,9 Prozent.

Frame II: Wettbewerbseekte Der Anteil des Frames Wettbewerbseekte an der media-len Exzelmedia-lenz-Debatte beträgt 34,3 Prozent (vgl. Tabelle 7.8). Insgesamt rahmt dieser Frame 353 Artikel. Wichtigstes Thema dieses Frames ist der Wettbewerb um Förderung von Spit-zenforschung mit einem Anteil von 79 Prozent. Davon entfallen wiederum knapp die Hälfte aller Nennenungen auf die Konkretisierung Wettbewerbseekte (45,5 Prozent) sowie ein wei-teres Drittel auf die Wettbewerbsfairness (37,3 Prozent). Darüber hinaus wurde das Thema in geringerem Umfang durch eine Diskussion des Wettbewerbverfahrens (11,1 Prozent) und die Wettbewerbskriterien (5,7 Prozent) speziziert.

Zweitwichtigstes Thema des Frames Wettbewerbseekte ist die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern mit einem Häugkeitsanteil von 29,2 Prozent an allen in diesem Frame gerahmten Artikeln. Dieses Thema wird mehrheitlich konkretisiert, indem die systemischen Eekte der Exzellenzinitiative auf das deutschen Wissenschaftssystem diskutiert werden (61 Prozent). Die Eekte für die Geförderten werden in etwa einem Fünftel der Artikel diskutiert (21,9 Prozent); die Ausgestaltung der Exzellenzinitiative hat einen Anteil von 17,1 Prozent an allen Konkretisierungen dieses Themas.

Tabelle 7.8.: Frame Wettbewerbseekte in der medialen Exzellenz-Debatte

7.2. Mediales Framing der Exzellenz-Debatte Vor dem Hintergrund dieser Themenschwerpunkte und deren interner Gewichtung muss auch das dritthäugste Thema dieses Frames interpretiert werden: die Dierenzierung des deutschen Universitätssystems mit einem Anteil von 23,8 Prozent an allen in diesem Frame gerahmten Artikeln. Es handelt sich dabei um einen als solchen wahrgenommenen systemi-schen Eekt der Exzellenzintiative auf das deutsche Wissenschaftssystem, welcher durch den Wettbewerb zwischen den Universitäten um Spitzenforschung hervorgerufen worden ist. Die Dierenzierung des deutschen Universitätssystems wurde während der Exzellenz-Debatte meistens als eine räumliche Dierenzierung beschrieben (davon 60,7 Prozent). In Ergänzug zu der vom Wissenschaftsrat vorgelegten Dierenzierungs-Typologie (vgl. Kapitel 2) meint die räumliche Dierenzierung die Konzentration universitärer Spitzenforschung in bestimm-ten Regionen Deutschlands. Vor allem nach der ersbestimm-ten Runde der Förderentscheidungen zur ersten Programmphase der Exzellenzinitiative war dieses Thema vor dem Hintergrund der Erfolge baden-württembergischer und bayerischer Universitäten diskutiert worden. Dagegen stieÿ die Dierenzierungstypologie des Wissenschaftsrats in den Medien auf vergleichsweise geringe Resonanz: Die funktionale Dierenzierung des deutschen Universitätssystems wurde in knapp einem Fünftel der Konkretisierungen dieses Themas diskutiert (17,9 Prozent). Es folgen die vertikale Dierenzierung (11,9 Prozent) sowie die horizontale Dierenzierung (1,2 Prozent). In knapp einem Zehntel der Fälle wurde keine Konkretisierung des Themas vorgenommen (8,3 Prozent).

Das vierte Thema ist die Leistungsperformanz des deutschen Universitätssystems im in-ternationalen Vergleich mit einem Anteil von 11,6 Prozent. In etwas mehr als zwei Drittel der Fälle wurde die Forschungsbedingungen an deutschen Universitäten diskutiert (davon 65,9 Prozent). Es folgen das wissenschaftspolitische Setting (14,6 Prozent), welches die Po-sition der Universitäten innerhalb der Strukturen des deutschen Wissenschaftssystems - etwa in Bezug auf das Verhältnis zur auÿeruniversitären Forschung - diskutiert. Auÿerdem wurde die Forschungsperformanz der Universitäten (14,6 Prozent) sowie die Reputation deutscher Universitäten (2,4 Prozent) genannt. Der Anteil nicht weiter konkretisierter Thematisieurn-gen beträgt 2,4 Prozent.

Mit diesen Themen ist als Nutzen eine Stärkung geförderter Universitäten assoziiert (15 Prozent). Anders als in Frame 1 ist die zugehörige Nutzen-Konkretisierung Reputation in diesem Frame am häugsten: Mehr als die Hälfte aller in diesem Frame gerahmten Artikel nennen als Konkretisierung diesen speziellen Nutzen (52,8 Prozent). Das ist insofern passend, als die erfolgreichen Antragsteller im Exzellenzwettbewerb neben Fördergeldern eben auch Reputation gewinnen. Es folgen als weitere Nutzen-Konkretisierungen zusätzliche Drittmit-tel (22,6 Prozent) sowie die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit im weltweiten Wettbewerb um Spitzenforscher (13,2 Prozent). Kaum erwähnt wurden Wirtschaftssponsoring und Ko-operationen mit auÿeruniversitären Partnern (je 1,9 Prozent). Keine Konkretisierung des Nutzens wurde in 7,5 Prozent aller in diesem Frame gerahmten Artikel vorgenommen.

Als zweite Nutzen-Assoziation wurde - etwas weniger prominent - die Stärkung des deut-schen Universitätssystems genannt (11,5 Prozent). Die Struktur der Konkretisierungen ähnelt der Struktur in Frame I.

Neben dem beschriebenen Nutzen werden mit den oben genannten Themen aber auch Schäden assoziiert, im einzelnen: strukturelle Schäden für das deutsche Wissenschaftssystem

(43,1 Prozent), Fragilität der Förderentscheidungen (39,3 Prozent), Projektförmigkeit der Exzellenzförderung (21,2 Prozent) sowie Leere (18,1 Prozent). Attribution des Schadens ist bei mehr als zwei Drittel der Schaden-Beschreibungen dieses Frames das Förderinstrument Exzellenzinitiative (73,6 Prozent). Es folgen noch prominent DFG und Wissenschaftsrat als Organisatoren der Exzellenzinitiative (12,9 Prozent) sowie die Vertreter von Bund und Ländern als Wissenschaftspolitik dius (3,5 Prozent) und mit einem sehr geringen Anteil die Landespolitiker (1,2 Prozent). Dieses Ergebnis erklärt die Notwendigkeit der Bemühungen der boundary organizations DFG und Wissenschaftsrat, das Verfahren in der Öentlichkeit möglichst reliabel erscheinen zu lassen (vgl. dazu ausführlich Kapitel 3).

Häugster assoziierter Schaden sind die strukturellen Schäden für das deutsche Wissen-schaftssystem (43,1 Prozent) und dabei vor allem die Konkretisierung der Herausbildung einer Zweiklassengesellschaft im deutschen Universitätenssystem (davon 40,8 Prozent). Et-wa ein Viertel der Konkretisierungen dieses Schadens handelt von der Herausbildung regio-naler Disparitäten bei der Forschungsförderung (25,6 Prozent). Denn in der ersten Runde zur ersten Programmphase konzentrierten sich die Bewilligungen vor allem auf die südlichen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern. Auch in der zweiten Programmphase der Ex-zellenzinitiative gibt es Bundesländer, welche gar nicht von der Exzellenzförderung protieren.

Es folgen als weitere Schaden-Konkretisierungen: ein Verlust der Qualität in der Breite (9,9 Prozent), eine Schwächung der Geistes- und Sozialwissenschaften (7,9 Prozent), ein Fä-chersterben (7,2 Prozent) sowie negative Folgen des Matthäus-Eekts für Nicht-Geförderte (6,6 Prozent). Der Anteil nicht weiter spezizierter Schaden-Beschreibungen beträgt dazu zwei Prozent.

Die zweithäugste Schadensbeschreibung beinhaltet die als solche wahrgenommene Fragi-lität der Förderentscheidungen im Entscheidungsverfahren der Exzellenzinitiative (39,3 Pro-zent). Konkret wird in etwa einem Drittel der Fälle über eine Benachteiligung der Geistes-und Sozialwissenschaften im Begutachtungs- Geistes-und Auswahlverfahren der Exzellenzinitiative berichtet (davon 32,4 Prozent). Beklagt wird zudem die Intransparenz des Begutachtungs-und Auswahlverfahrens der Exzellenzinitiative (18 Prozent). Dieser Aspekt adressiert den in Kapitel 3 beschriebenen blackbox-Charakter des Entscheidungsverfahrens. Weitere Konkre-tisierungen waren Benachteiligung der Universitäten armer Bundesländer (11,5 Prozent), ein politischer Einuss auf Förderentscheidungen (7,2 Prozent), die Benachteiligung klei-ner Universitäten sowie die Benachteiligung forschungsschwacher Universitäten im Exzel-lenzwettbewerb, Abweichungen bei der Entscheidungsndung vom Gutachtervotum (alle jeweils 5,8 Prozent), mangelnde Eignung der Gutachtenden (4,3 Prozent), die vor allem von Richard Münch kritisitierte Monopolstruktur in der Forschungsförderung (2,2 Prozent) so-wie die Benachteiligung kleiner Fächer bei der Exzellenzinitiative (0,5 Prozent). Der Anteil nicht weiter spezizierter Schaden-Beschreibungen beträgt dazu 6,5 Prozent.

Dritthäugster Schaden ist die Projektförmigkeit der Exzellenzförderung, welche nicht zuletzt daraus resultiert, dass sich der Bund während des Untersuchungszeitraums nicht dau-erhaft an den Universitäten engagieren durfte (davon 21,2 Prozent). Als konkreter Schaden wird die Antragsexzellenz genannt (45,3 Prozent). Es folgen die Bindung von Spitzenwis-senschaftlern an das Antragschreiben (28 Prozent) sowie die Veränderungen im Berufsbild vom Professor zum Projektmanager (vier Prozent). Der Anteil nicht weiter konkretisierter

7.2. Mediales Framing der Exzellenz-Debatte Schadensbeschreibungen beträgt etwa ein Fünftel (22,7 Prozent).

Vierthäugster Schaden ist die Leere bei der Exzellenzinitiative, welche in knapp in einem Fünftel aller in diesem Frame gerahmten Artikel angesprochen wird (18,1 Prozent). Konkret bedeutet Leere vielfach die Aussparung der Lehre bei der Exzellenzinitiative (davon 34,4 Prozent). Eine weitere Schaden-Konkretisierung meint, dass die Förderung von Spitzenfor-schung zu Lasten der Lehre geht (34,4 Prozent). Die Einheit von ForSpitzenfor-schung und Lehre wurde als zur Disposition stehend wahrgenommen (27,9 Prozent). Der Anteil nicht weiter spezizierter Schaden-Beschreibungen beträgt in diesem Fall 3,3 Prozent.

Die Forderungen sind innerhalb dieses Frames nur sehr schwach ausgeprägt. Insgesamt be-tont der Frame also die negativen Aspekte der Wettbewerbseekte: Zwar beinhaltet der Fra-me Nutzen- und Schaden-Assoziationen der genannten TheFra-men. Aber die Schaden-Assoziationen haben mehr Gewicht. Entsprechend fällt die Bewertung der Exzellenzinitiative sehr unter-schiedlich aus: Knapp die Hälfte aller in diesem Frame gerahmten Artikel bewerten die Exzel-lenzinitiative negativ (47 Prozent). Der Anteil positiver Bewertungen beträgt dagegen nur 3,7 Prozent.

Frame III: Wissenschaftspolitik Der dritte Frame hat einen Anteil von 21,1 Prozent (217 Artikel) an der in der Analyse berücksichtigten medialen Berichterstattung zur Exzellenzini-tiative (vgl. Tabelle 7.9). Der Frame beinhaltet die wissenschaftspolitischen Aushandlungs-prozesse, welche die Forschungsförderung in Deutschland im Allgemeinen und die Exzellen-zinitiative im Speziellen prägen. Die meisten Artikel dieses Frames erschienen zu Beginn (wissenschaftspolitische Aushandlung der Exzellenzinitiative) und gegen Ende (Diskurs über Nachhaltigkeit der Exzellenzinitiative) der medialen Exzellenz-Debatte.

Wichtigstes Thema dieses Frames ist der Bund-Länder-Dualismus in der Forschungsför-derung mit einem Anteil von 72,4 Prozent. Bei der Konkretisieurng dieses Themas sind zeitliche Dynamiken zu berücksichtigen: Zu Beginn des Untersuchungszeitraums wird dieses Thema über die Hoheit der Länder über die Universitäten konkretisiert (davon 58,6 Pro-zent). Die Länder waren zu Beginn der Exzellenz-Debatte mehrheitlich von der CDU regiert worden. Die unterschiedlichen Interessen von Bund und Ländern führten zu einem kompli-zierten wissenschaftspolitischen Aushandlungsprozess der Exzellenzinitiative. Gegen Ende der Exzellenz-Debatte stand dieses Thema dann unter der Bezeichnung des zwischenzeitlich ein-geführten Kooperationsverbots von Bund und Ländern in der Wissenschaftspolitik (41,4 Prozent). Die in 7.2.2.3 dargestellten Dynamiken im medialen Framing der Exzellenz-Debatte zeichnen diese Entwicklung im Detail nach. Hier wurde eine gemeinsame Darstellung vorge-nommen.

Zweithäugstes Thema ist die Leistungsperformanz des deutschen Universitätssystems im internationalen Vergleich mit einem Häugkeitsanteil von 38,2 Prozent an allen in diesem Frame gerahmten Artikeln.

Tabelle 7.9.: Frame Wissenschaftspolitik in der medialen Exzellenz-Debatte

Anzahl der Artikel im Cluster 217

prozentualer Anteil 21,1 %

7.2. Mediales Framing der Exzellenz-Debatte Dieses Thema meint konkret die Bedingungen für Spitzenforschung an deutschen Univer-sitäten (davon 53 Prozent), das wissenschaftspolitische Setting (39,8 Prozent), die For-schungsperformanz der deutschen Universitäten (7,2 Prozent) sowie die Governance der Universitäten (2,4 Prozent). Auällig ist bei diesen Werten, dass das durch die Zukunftskon-zepte adressierte Ziel - nämlich die institutionelle Stärkung der Universitäten - in Form ihrer Governance vergleichsweise wenig diskutiert wurde.

Beim dritthäugsten Thema Exzellenzinitiative von Bund und Ländern (26,7 Prozent) geht es vor allem um die Ausgestaltung der Exzellenzinitiative (davon 56,9 Prozent). Ent-sprechend sind die zugehörigen Artikel zu Beginn der Exzellenz-Debatte erschienen. Es folgen die systemischen Eekte der Exzellenzinitiative (15,5 Prozent). Kaum ein Thema war die Finanzierung der Exzellenzinitiative (6,9 Prozent). Der Anteil nicht weiter konkretisierter Nutzen-Beschreibungen beträgt 20,7 Prozent.

Gegen Ende des Untersuchungszeitraums kam zudem als viertes Thema die Nachhaltig-keit der Förderung von Spitzenforschung auf (24,4 Prozent)11. Die mit diesen Themen as-soziierten Nutzen sind eher schwach ausgeprägt: Genannt werden die Stärkung geförderter Universitäten (4,6 Prozent) sowie der Nutzen des Wettbewerbprinzips zur Identikation wissenschaftlicher Exzellenz (8,3 Prozent).

Stärker ausgeprägt sind dagegen die Beschreibungen möglicher Schäden, welche mit den genannten Themen assoziiert sind. Häugster Schaden ist Behinderung der Entwicklung des deutschen Wissenschaftsstandorts mit einem Anteil von 47 Prozent. Diese Schaden-Nennung wurde zum Beispiel zu Beginn der Exzellenz-Debatte während der kontroversen Aushand-lungsprozesse der Exzellenzinitiative zwischen Bund und Ländern genannt. Konkret wurde eine politische Blockade zu Lasten des Wissenschaftsstandorts Deutschland beklagt (davon 92,2 Prozent). Aber auch im Kontext der Nachhaltigkeitsdebatte nach Bekanntgabe der Förde-rentscheidungen zur zweiten Programmphase wurde dieser Schaden genannt. Darüber hinaus wurde ein Vertrauensverlust in die deutsche Wissenschaftspolitik beklagt (7,8 Prozent).

Zweithäugster kodierter Schaden dieses Frames ist die Variable Dezite des deutschen Wissenschaftssystems im internationalen Vergleich mit einem Anteil von 39,6 Prozent an allen derart gerahmten Artikeln. Davon entfallen wiederum 65,1 Prozent auf die Schaden-Konkretisierung Unternanzierung der Universitäten. Es folgen die vielfach als solche wahr-genommene mangelnde Wettbewerbsfähigkeit deutscher Universitäten im Vergleich zu den auÿeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland (10,5 Prozent), das Fehlen in-ternational sichtbarer Spitzen im deutschen Universitätssystem (sieben Prozent), eine zu geringe Attraktivität deutscher Universitäten für Spitzenforscher (2,3 Prozent), wenig Au-tonomie deutscher Universitäten (4,7 Prozent), eine geringe Forschungsperformanz (1,1 Prozent) sowie eine zu geringe organisationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Universitä-ten (5,8 Prozent). Der letzte Aspekt weist erneut auf den Widerspruch hin, dass ausgerechnet das an die Zielsetzung der durch die medial besonders prominent behandelten Zukunftskon-zepte ansetzende Dezit im medialen Diskurs eher wenig Beachtung ndet. Der Anteil nicht weiter konkretisierter Beschreibungen des Schadens liegt in diesem Fall bei 3,5 Prozent.

Gegen Ende des Untersuchungszeitraums wurde ein dritter Schaden prominent diskutiert:

die zeitliche Befristung der Förderung von Spitzenforschung in der Exzellenzinitiative (zwölf

11vgl. dazu ausfühlrich 7.2.2.3

Prozent). Konkret wurde diskutiert, ob die Exzellenzinitative aus systemischer Perspektive nur ein Strohfeuer gewesen sei (davon 50 Prozent) und ob - aus Perspektive der Antragstel-ler - nach Auslaufen der Förderung Förderruinen (34,6 Prozent) drohten. Diskutiert wurden in der Folge mögliche Verteilungskämpfe an den Universitäten nach Auslaufen der Exzel-lenzförderung (7,7 Prozent). Der Anteil nicht weiter konkretisierter Beschreibungen dieses Schadens liegt in diesem Fall bei 7,7 Prozent.

Die Attribution des Schadens erfolgte über die Landespolitik (44,8 Prozent) und die Wis-senschaftspolitik im Allgemeinen (24 Prozent). Wichtigste Forderung ist die Auösung des Bund-Länder-Dualismus in der Wissenschaftspolitik mit einem Anteil von 51,2 Prozent an allen in diesem Frame gerahmten Artikeln. Zweithäugste Forderung war der Beschluss der Exzellenzinitiative (26,7 Prozent), welche vor Unterzeichnung der Exzellenzvereinbarung vor-gebracht wurde. Darüber hinaus wurde im Vorfeld der Exzellenzinitiative die Etablierung von Bundesuniversitäten gefordert. 29,5 Prozent der in diesem Frame gerahmten Artikel bein-halten diese Forderung.

Frames in der internationalen Berichterstattung Wegen ihres geringen Berichterstattungs-umfangs wurden die New York Times, Nature und Science nicht bei der Clusteranalyse be-rücksichtigt. Stattdessen wurde geprüft, ob die in der deutschen Exzellenz-Debatte identi-zierten Frames auch in der internationalen Berichterstattung vorkamen. Dazu wurde für jeden Artikel das Vorhandensein der jeweiligen Frame-Elemente geprüft.

Insgesamt wurden acht Artikel identiziert: zwei in der New York Times und jeweils drei in Nature und Science. Zeitlich verteilen sich die Artikel über den gesamten Untersuchungs-zeitraum. Der Vergleich mit der deutschen Berichterstattung dokumentiert, dass zwei der drei identizierten Frames auch in der internationalen Berichterstattung vorhanden sind. Jeder Ar-tikel beinhaltet den Frame Fördereekte und zu Beginn und gegen Ende des Untersuchungs-zeitraums zudem den Frame Wissenschaftspolitik. Dieses Diskursmuster stimmt mit der im Folgenden Abschnitt noch darzustellenden Dynamik des medialen Framings in Deutschland überein. Damit verschaen die drei Medien zwei Elementen der deutschen Exzellenz-Debatte transnationale Öentlichkeit. Dagegen fand der Frame Wettbewerbseekte in der internatio-nalen Berichterstattung keine Berücksichtigung. Als Erklärung dafür kommt in Frage, dass die zumindest in Nature und Science adressierten Eliten aus Wissenschaft und Wissenschaftspo-litik weniger an den Details der Fragilität von Förderentscheidungen oder der Diskussion über zunehmende Ungleichheit im deutschen Universitätssystem interessiert sind. Ein Redakteur bringt diese Unterschiede auf den Punkt:

As an international journalist I have to look at a much bigger picture, because readers around the world do not care about what happens to three universities.

They want to know: What happens to the German system as a whole.

Durch Fokussierung auf die Fördereekte der Exzellenzinitiative entsteht in den internatio-nalen Medien ein fortschrittliches Bild des Wissenschaftsstandorts Deutschland.

7.2. Mediales Framing der Exzellenz-Debatte 7.2.2.3. Dynamik des medialen Framings in der Exzellenz-Debatte

Die gewählte Methodik zur Analyse des medialen Framings erlaubt die Abbildung inhaltli-cher Dynamiken während der medialen Exzellenz-Debatte. Dazu wurde der Untersuchungs-zeitraum in fünf Phasen untergliedert (vgl. Kapitel 7.1.2.1). Die Ergebnisse dokumentieren zwei stabile Frames (Eekte für Geförderte und Wettbewerbseekte) sowie zwei weitere Frames, welche wissenschaftspolitische Unsicherheiten hinsichtlich der Förderung von Spit-zenforschung an deutschen Universitäten adressieren (vgl. Abbildung 7.10 im Fazit dieses Unterabschnitts). Die folgende Darstellung skizziert das mediale Framing von vier dieser fünf Phasen (Phase 1 umfasst den Elite-Diskurs und war als Prolog zur Exzellenz-Debatte

Die gewählte Methodik zur Analyse des medialen Framings erlaubt die Abbildung inhaltli-cher Dynamiken während der medialen Exzellenz-Debatte. Dazu wurde der Untersuchungs-zeitraum in fünf Phasen untergliedert (vgl. Kapitel 7.1.2.1). Die Ergebnisse dokumentieren zwei stabile Frames (Eekte für Geförderte und Wettbewerbseekte) sowie zwei weitere Frames, welche wissenschaftspolitische Unsicherheiten hinsichtlich der Förderung von Spit-zenforschung an deutschen Universitäten adressieren (vgl. Abbildung 7.10 im Fazit dieses Unterabschnitts). Die folgende Darstellung skizziert das mediale Framing von vier dieser fünf Phasen (Phase 1 umfasst den Elite-Diskurs und war als Prolog zur Exzellenz-Debatte