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Bewertung der Exzellenzinitiative

III. Vom Beobachten des Beobachters der Beobachter 109

7.2. Mediales Framing der Exzellenz-Debatte

7.2.2. Die Exzellenz-Debatte

7.2.2.5. Bewertung der Exzellenzinitiative

Die Framing-Analyse der Exzellenz-Debatte hat drei Frames sichtbar gemacht, welche die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern inhaltlich zum Teil sehr abwägend und dieren-ziert bewerten. Wie aber positionieren sich die Analysemedien selbst innerhalb der Exzellenz-Debatte gegenüber dem Förderinstrument Exzellenzinitiative? Hinweise darauf liefern der di-rekte und der indidi-rekte Neutralitätsindex, deren Werte - dierenziert nach den Analysemedien - in Tabelle 7.17 abgebildet sind.

Tabelle 7.17.: Direkter und indirekter Neutralitätsindex pro Analysemedium Titel direkter Neutralitätsindex indirekter Neutralitätsindex

FAZ -0,59 0,32

Süddeutsche Zeitung 0,09 0,44

DIE ZEIT 0,68 0,34

Die Welt 0,6 0,375

taz -0,33 -0,14

Der Tagesspiegel 0,11 0,03

Der direkte Neutralitätsindex liefert ein dierenziertes Bild hinsichtlich der Bewertung der Exzellenzinitiative durch die Journalisten: Auf der einen Seite sind die Werte für die Frank-furter Allgemeine Zeitung sowie die taz negativ, d.h. die Exzellenzinitiative wird in der Be-richterstattung dieser beiden Analysemedien als wissenschaftspolitisches Förderinstrument überwiegend negativ dargestellt. Auf der anderen Seite wird das Einstellungsobjekt in der ZEIT und in der Welt überwiegend positiv dargestellt. Im Tagesspiegel und der Süddeut-schen Zeitung ist die Berichterstattung dagegen relativ neutral.

Die Werte des indirekten Neutralitätsindex, welcher als Indikator für die Bewertung des Einstellungsobjekts durch die im jeweiligen Analysemedium zu Wort kommenden Akteure gilt, sind dagegen mehrheitlich positiv. Das gilt für die Berichterstattung in der Süddeutschen Zeitung, der Welt, der ZEIT sowie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Tagesspiegel berichtet erneut weitestgehend neutral. Einzig die taz weist eine leicht negative Tendenz auf, welche aber noch relativ gering ausfällt.

Auällig ist vor allem die groÿe Diskrepanz zwischen dem direkten und indirekten Neu-tralitätsindex bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Eine Erklärung dafür ist, dass im medialen Diskurs mehrheitlich Vertreter der Politik, der Verfahrensorganisatoren sowie der

Universitätsleitungen zu Wort kommen, welche mehr oder weniger von diesem Forschungs-förderprogramm protieren. Dagegen wurde schon in Kapitel 7.1 beschrieben, dass es - trotz eines von den Journalisten wahrgenommenen Grummelns an der wissenschaftlichen Basis -schwer war, kritische Stimmen zur Exzellenzinitiative zu nden.

Die Ergebnisse zum direkten Neutralitätsindex dokumentieren, dass die Exzellenzinitiati-ve als wissenschaftspolitisches Forschungsförderprogramm durch die Journalisten sehr unter-schiedlich bewertet wird.

7.2.3. Zwischenfazit

Das von Gerhards u. Schäfer (2011, S. 36) vorgeschlagene Modell einer gesellschaftlich kon-textualisierten wissenschaftlichen Öentlichkeit fordert - wie in Kapitel 4 beschrieben - eine pluralistische Debatte mit unterschiedlichen Akteuren, auch kritischen Bewertungen und vie-len, unterschiedlichen Deutungen. Im Fall von Elite-Diskurs und Exzellenz-Debatte bewertete dagegen Richard Münch (2009, S. 487) die mediale Berichterstattung als bloÿe Begleitmusik einer unter der Bedingung der Mediengesellschaft durch Sprechblasen (ebd. 2009, S. 491) geprägten Wissenschaftspolitik (vgl. Kapitel 2). Die in diesem Kapitel vorgestellten Resultate legen nun aber ein dierenzierteres Bild über Funktion und Wirkung der Medien im Diskurs über die Förderung von Spitzenforschung an deutschen Universitäten nahe.

Die Ergebnisse der Analyse des medialen Framings dokumentieren mit Blick auf die zweite Forschungsfrage, dass die Medien sogar sehr kontrovers über den Analysegegenstand berichtet haben: Auf der einen Seite beschreibt der Frame Fördereekte positiv wahrgenommene Wir-kungen der Exzellenzinitiave für die geförderten Universitäten. Auf der anderen Seite wägt der Frame Wettbewerbseekte negativ wahrgenommene Wirkungen der Exzellenzinitiative auf das deutsche Universitätssystem mit positiven Wirkungen ab. Zudem dokumentiert der Frame Wissenschaftspolitik, dass der wissenschaftspolitische Journalismus wissenschaftspo-litische Aushandlungsprozesse bei gegebenem Anlass kritisch begleitet. Diese Einschätzung wird auch durch das mediale Framing während des Elite-Diskurses gestützt.

Zudem dokumentieren die zwischen den Analysemedien divergierenden Bewertungstenden-zen für die Idee einer oder mehrerer Elite-Universitäten nach US-amerikanischen Vorbild bzw.

für die Exzellenzinitiative die Pluralität von Elite-Diskurs und Exzellenz-Debatte. Ob positiv, neutral oder negativ: Das Bewertungsspektrum wird von den berücksichtigten Zeitungstiteln jeweils vollständig abgedeckt.

Selbst Münchs Kritik an der Struktur der in der medialen Exzellenz-Debatte zu Wort kommenden Akteure lässt sich empirisch nur zum Teil bestätigen: Zwar wurde tatsächlich eine sehr geringe Repräsentierung von Studierenden nachgewiesen. Dass aber die wissenschaftliche Basis nicht zu Wort kommt, kann so nicht stehen gelassen werden: Gerade Richard Münch übernimmt in der medialen Exzellenz-Debatte eine Ventil-Funktion, über welche die Bedenken der wissenschaftlichen Basis gegenüber der Exzellenzinitiative zum Ausdruck kommen.

Deshalb ist zu konstatieren, dass die Medien durchaus ein Master-Forum im Sinne des nor-mativen Modells einer gesellschaftlich kontextualisierten wissenschaftlichen Öentlichkeit zur Verfügung gestellt haben. Ob die dort in einem gesamtgesellschaftlichen Aushandlungsprozess entwickelten Positionen dann aber in den tatsächlichen wissenschaftspolitischen Entschei-dungsprozessen berücksichtigt wurden, ist noch zu prüfen. Die zugehörige Forschungsfrage

7.2. Mediales Framing der Exzellenz-Debatte kann an dieser Stelle deshalb noch nicht abschlieÿend diskutiert werden.

Dagegen dokumentieren die Ergebnisse der Analyse des visuellen Framings in der Exzellenz-Debatte, dass die mediale Berichterstattung - wie es in der ersten Forschungsfrage formuliert war - Argumentationsmuster entsprechend des von Foucault abgeleiteten Sichtbarkeitsmecha-nismus enthält. Der Frame Sichtbarkeit kombiniert Elemente der beiden Frames sowie Wettbewerbseekte und veranschaulicht die Wirkungen der Exzellenzinitiative in Form von Landkarten. Diese Landkarten sind hinsichtlich der universitären Leistungsdimen-sion Forschung vergleichend, hierarchisierend, differenzierend, homogenisierend und ausschlieÿend. Die Interviews mit den Rektoren der Universitäten lieferten Hinwei-se darauf, dass dieHinwei-se Form der Darstellung nicht zu unterschätzende Rückwirkungen auf die Wahrnehmung der deutschen Universitäten hat.