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Markerprofil bei neoadjuvanter systemischer Chemotherapie (NSC)

4 Material und Methode

6.1 Markerprofil bei neoadjuvanter systemischer Chemotherapie (NSC)

Die wenigen Studien zu Markerprofilen bei Kopf-Hals-Tumoren unter Anwendung ei-ner neoadjuvanten systemischen Chemotherapie, die in Datenbanken wie PubMed oder MEDLINE® zu finden sind, richten ihr Augenmerk vorzugsweise auf einen oder zwei Biomarker und untersuchen diesbezüglich die Expressionsraten von diesen und den möglichen Zusammenhang zur Responserate auf die Chemotherapie (Akervall et al.

2001; Cabelguenne et al. 2000; Fouret et al. 2002; Johnston et al. 1997). Shiga et al. und Moreno-Galindo et al. hingegen richten Ihr Augenmerk auf ein ausgewähltes kerkollektiv, um mögliche Zusammenhänge in der Kombination aus mehreren Biomar-kern und dem Ansprechen auf eine Chemotherapie zu finden. Nachfolgend werden bei-de Studien bei-detaillierter beschrieben.

Shiga et al. untersuchten bei 68 Patienten, welche am Plattenepithelkarzinom des Kopf-Hals-Bereichs (Nasopharynx, Oropharynx, Hypopharynx, Kehlkopf, Mund) erkrankt waren, die Assoziation von einem Biomarker-Kollektiv (p53, GSTπ, Thymidylat Syn-thase (TS), c-erB2, Multidrug-Resistenz-Protein (MRP)) mit der Responserate auf eine neoadjuvante systemische Chemotherapie (5-Fluorouracil oder Cisplatin-Paclitaxel basierend). Die Responserate (CR+PR) lag bei 79%. Die Analyse konnte ei-nen ‚Trend‘ zwischen der Expression der einzelei-nen Biomarker und einer Chemothera-pie-Resistenz feststellen, jedoch gab es keine signifikanten Korrelationen zu verzeich-nen. Die Responserate auf die Chemotherapie war am besten, wenn im Tumorgewebe keine Expression der Biomarker nachweisbar war. In dieser Studie wurde nur die Pri-märtumorbiopsie ausgewertet und zwei Vergleichsgruppen gebildet (Gruppe 1: Expres-sion nachweisbar, unabhängig wie hoch, Gruppe 2: keine ExpresExpres-sion). Zusätzlich muss gesagt werden, dass zum Beispiel für p53, c-erB2 und MRP eine Färbung von >5% der Tumorzellen als positive Expression definiert wurde. Für p53 wurden jeweils die Zell-kerne angefärbt, für c-erB2 und MRP wurden die Membran-Färbungen nicht jedoch die Zytoplasma-Färbungen gewertet. (Shiga et al. 1999).

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Moreno-Galindo et al. untersuchten mit gleichem Studiendesign die Expression von 10 verschiedenen Biomarkern (u.a. p53, p27, BCL2, EGFR) bei 41 Patienten, welche an Plattenepithelkarzinomen des Hypopharynx und/oder Larynx erkrankt waren und eine neoadjuvante systemische Chemotherapie erhielten (Cisplatin-5-Fluorouracil basie-rend). Die Responserate lag bei 49%. In der univariaten Analyse haben p27 und BCL2 als Prädiktoren für das Ansprechen auf die Chemotherapie statistische Signifikanz er-reicht: Responder waren vor allem diejenigen, welche eine positive Expression (>10%) von p27 (p=0,025) oder BCL2 (p=0,020) zeigten. Eine positive Expressionsrate für den Biomarker p53 definierte diese Forschergruppe anders als die Forschergruppe von Shi-ga: die Expression galt als positiv, wenn >10% der Tumorzellen eine Kernfärbung zeig-ten. Für BCL2 galt die Expression als positiv, wenn >10% der Tumorzellen eine zytop-lasmatische Färbung zeigten. (Moreno-Galindo et al. 2014).

Im Gegensatz zu Kopf-Hals-Tumoren zeigt sich die Studienlage in Bezug auf andere Tumorentitäten breitgefächerter. Vor allem die Forschung auf dem Gebiet des Mama-karzinoms ist in Bezug auf Studiendesigns, wie jenem der vorliegenden Arbeit, Vorrei-ter. Vor allem der mögliche Zusammenhang von Her2/neu, Östrogen-Rezeptor (ER), Progesteron-Rezeptor (PR) und Ki-67 in Bezug auf die Responserate auf eine neoadju-vante systemische Chemotherapie wurde in zahlreichen Studien beforscht (Burcombe et al. 2005; Dede et al. 2013; Li et al. 2011). In diesen Studien wurden jeweils die Expres-sionsraten vor und nach Induktion bestimmt.

Dede et al. untersuchten bei 63 Mamakarzinom-Patientinnen die Expressionsraten von ER, PR, Her2/neu und Ki-67 vor und nach Induktion (Cyclophosphamide-Doxorubicin-Paclitaxel basierend). Die klinische Responserate (cPR+cCR) lag bei 88,8%. Dede et al.

konnten für ER, PR und Her2/neu keine signifikanten Unterschiede vor und nach Induk-tion nachweisen und somit keinen Zusammenhang zur Responserate bilden. Vor allem bei Her2/neu war die Expressionsrate bei 83% der Patienten vor und nach Therapie un-verändert. Nur der Ki-67-Wert verringerte sich deutlich von 10% auf 1% unter Indukti-on (p <0,001).

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Für ER und PR wurde die Expression als positiv gesehen, wenn >5% der Tumorzellker-ne angefärbt waren. Der Her2/Tumorzellker-neu Status wurde nach den ASCO/CAP-Richtlinien an-hand eines 4-Punkte-Score-Systems (0-3+) ermittelt (siehe dazu Wolff et al. 2013). Ein Score ab 2+ wurde als Überexpression gewertet, wobei bei einem Score 2+ ergänzend eine FISH-Analyse zur weiteren Beurteilung durchgeführt wurde. Für Ki-67 wurde der Prozentsatz der Zellen mit definitiver nuklearer Immunreaktion in Bezug auf 1.000 in-vasiven Tumorzellen erhoben (Ki-67 Index).

Li et al. untersuchten bei 220 Mammakarzinom-Patienten die Expressionsraten von ER, PR, Her2/neu, Cyclin D1, mm23-H1 und Ki-67 vor und nach Induktion (Docetaxel-Epirubicin basierend), um diese als mögliche Prädiktoren für eine pathologische Kom-plettremission (pCR) zu identifizieren. Die Responserate (CR + PR) lag bei 52,7%. In ihrer Studie konnten sie, im Gegensatz zu Dede, in der multivariaten Analyse bei ER und PR eine Signifikanz bezüglich pCR nachweisen. Patienten, mit sowohl ER als auch PR negativ Tumoren, hatten eine 2,96-fach höhere Wahrscheinlichkeit (p=0,003) eine pCR zu erreichen, als Patienten mit einem anderen ER/PR Status (z. Bsp. ER-positiv/PR negativ; ER-negativ/PR-positiv). Die Veränderung der Expressionsrate von ER und PR war unter Induktion jedoch nicht signifikant. Cyclin D1 ist nach Therapie signifikant gestiegen (p=0,016). Die Her2/neu Expression war, wie bei Dede et al. vor und nach Therapie unverändert und auch der Ki-67 Index ist signifikant nach Induktion gesunken (von 35% auf 15%; p=0,036), jedoch hatte die Veränderung des Ki-67 Index nach In-duktion keinen signifikanten Einfluss auf eine pCR. In der multivariaten Analyse konnte nur der ER/PR Status als unabhängiger vorhersagbarer Faktor für eine pathologische Komplettremission Signifikanz erreichen.

Im Gegensatz zu Dede definierte die Forschergruppe von Li die Expression für ER und PR erst ab einer Färbung von >10% der Tumorzellkerne als positiv. Für die Her2/neu-Expression wurde das Scoring nach dem HercepTest verwendet (siehe dazu Kapitel 4.3.3.3.). Die Ki-67-Expression wurde bei einem ‚cut-off‘-Wert von 20% festgelegt, das

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heißt, Tumore mit einem Wert von <20% wurden als niedrige proliferierend und Tumore mit einem Wert von ≥20% wurden als hoch proliferierend eingestuft. (Li et al. 2011).

Weitere Studien in den Forschungsgebieten Lungenkarzinom (Li et al. 2010), Magen-karzinom (Fukuda et al. 2006), ZervixMagen-karzinom (Sultana et al. 2003) und Ösophagus-karzinom (Langer et al. 2007; Schneider et al. 2005) zeigen ähnliche Studiendesigns.

Auch hier wurden unterschiedliche Biomarker-Konstellationen und Responseraten auf eine neoadjuvante systemische Chemotherapie untersucht. Ein Beispiel wird nachfol-gend kurz erläutert.

Sultane et al. untersuchten bei 30 Zervixkarzinom-Patientinnen (Bleomycin-Vincristin-Mitomycin i.v. und Cisplatin i.a. basierend) in einem Kollektiv von 4 Biomarkern die Expression von p53, Bax, Bcl-2 Protein und die Proliferationsrate von Ki-67 (cut-off Wert 33%). Die Responserate lag bei 60% (PR, 18 Patienten). Sie stellten keine signifi-kanten Unterschiede in der Expressionsrate von p53, Bax und Bcl-2 Protein zwischen Respondern und Non-Respondern fest, der Ki-67 Index unterschied sich jedoch deut-lich: der Ki-67 Index war bei den Respondern vor Therapie deutlich höher im Vergleich zu den Non-Respondern (41,7% versus 29,0% p<0,001). Zusätzlich ist der Ki-67 Index bei den Respondern nach Therapie signifikant gesunken (von 41,7% auf 34,3%;

p=0,01), wohingegen in der Non-Responder-Gruppe kein Unterschied vor und nach Therapie zu verzeichnen war (29,0% versus 29,1%). Patienten mit einen Ki-67 Index von >33% hatten eine signifikant höhere Responserate als Patienten mit einem Ki-67 Index von <33% (94,1% vs. 15,4%; p=0,0013) ( (Sultana et al. 2003)

Diese ausgewählten Studien zeigen, dass das Interesse an der Erforschung von Zusam-menhängen zwischen Tumormarker-Konstellationen und Responseraten auf ausgewähl-te neoadjuvanausgewähl-te sysausgewähl-temische Chemotherapien auf anderen Forschungsgebieausgewähl-ten bisher größer zu sein scheint, als bei Kopf-Hals-Tumoren, was möglicherweise am traditionell chirurgisch geprägtem Therapieansatz bei dieser Entität (Kopf-Hals-Tumoren) liegt.

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6.2 Markerprofil bei neoadjuvanter intraarterieller Chemotherapie