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Leben unter dem Hakenkreuz

8. Methodensammlung

8.4. Leben unter dem Hakenkreuz

ÜbunG 1: JuGenD im nationalsozialismus

Hintergrund: Der Nationalsozialismus hatte die Absicht, die gesamte Gesellschaft nach seinen Maßstäben zu formen und zu erfassen . Schon früh sollten die jungen Menschen in das nationalsozialistische Erziehungs-wesen eingegliedert und nach ebendiesen Prinzipien aufwachsen . Die Hitlerjugend und der Bund deutscher Mädels (BDM) waren zwei Organisationen, die die Aufgabe hatten, die Jugend bereits früh an die NSDAP zu binden . Auf der anderen Seite wurden bereits Kinder und Jugendliche ausgegrenzt, die nicht in das natio-nalsozialistische Weltbild passten: Jüdische Kinder wurden sukzessive aus der Schule und dem Bildungssys-tem gedrängt, wurden ihrer Rechte beraubt und schließlich in den Gaskammern von Auschwitz und anderen Vernichtungslagern getötet . Eben das geschah mit sogenannten Zigeunerkindern . Kinder mit Behinderungen fielen dem Euthanasieprogramm T4 zum Opfer und wurden für medizinische Versuche herangezogen und grausam ermordet .

Ziel: Die TeilnehmerInnen sollen erkennen, dass der nationalsozialistische Machtapparat versuchte, die ge-samte Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu durchdringen und auch nicht davor zurückschreckte, Kinder und Jugendliche im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie an die Partei heranzuführen bzw . Kinder gnadenlos zu ermorden und zu vernichten .

Dauer: 2,5 Stunden auf 2 Einheiten aufgeteilt

Materialien: Kinder und Jugendliche in nationalsozialistischen Organisationen

<www .tinyurl .com/doewausstellung1>

Kinder und Jugendliche als Opfer in Konzentrationslagern

<www .tinyurl .com/kinderjugendliche>

Umsetzung: Drucken Sie die beiden Fotos aus und hängen Sie sie nebeneinander auf . Die Jugendlichen sollen sich in Kleingruppen zusammenfinden . Die verschiedenen Gruppen bearbeiten jeweils eines der beiden Bilder . In der ersten Runde sollen sie folgende Fragen beantworten und daraus eine Geschichte für den Blog schreiben:

- Was ist auf dem Foto zu sehen?

- Beschreibt das Foto .

- Welche Gedanken fallen euch ein, wenn ihr das Foto betrachtet?

Wie alt sind die Kinder/Jugendlichen?

Wie sieht wohl der Alltag dieser Kinder/Jugendlichen aus?

Wie fühlen sie sich gerade?

Wie würdet ihr das Umfeld dieser Kinder/Jugendlichen einschätzen?

- Schreibt eine Geschichte über das bisherige Leben der Kinder/Jugendlichen .

Die Antworten und die Geschichte werden anschließend den anderen Gruppen präsentiert . Es besteht auch die Möglichkeit, die Geschichten zu den Fotos zu pinnen . Für die Zeit bis zur nächsten Einheit bekommen die TeilnehmerInnen den Auftrag, über Jugend im Nationalsozialismus zu recherchieren . Dabei sollen sie in Kleingruppen folgende Leitfragen beantworten:

- Was waren HJ und BDM?

- Was machten Kinder und Jugendliche in der HJ oder im BDM?

- Welche Absichten verfolgte die NSDAP mit Kindern und Jugendlichen?

- Welche Erziehungsmethoden wurden im Nationalsozialismus angewendet?

- Was geschah mit jüdischen Kindern im Nationalsozialismus, was mit Roma und Sinti?

- Was geschah mit Kindern mit Behinderung?

Die Jugendlichen sollen diese Leitfragen alleine oder in Kleingruppen bis zur nächsten Stunde ausarbeiten und wenn möglich Beispiele aus der näheren Umgebung sammeln . Beim folgenden Treffen werden die Ergeb-nisse den anderen präsentiert . Diese werden im Blog festgehalten . Gemeinsam werden die ErgebErgeb-nisse in einer moderierten Gruppendiskussion besprochen .

Fortführung: Es empfiehlt sich, dieses Projekt langfristiger fortzuführen . Besonders ertragreich wäre es, Ju-gendlichenschicksale aus der unmittelbaren Umgebung zu recherchieren und den Fragen nachzugehen:

- Was geschah mit Jugendlichen meiner Schule?

- Was geschah mit Jugendlichen meiner Gemeinde?

- Was geschah mit Jugendlichen meiner Jugendorganisation?

Das Projekt kann durch eine kleine Ausstellung oder durch die Produktion einer Broschüre präsentiert wer-den . Regionale Medien unterstützen diese Forschungen gern durch Berichte . Tipps und Tricks für die Durch-führung dieser Projekte kann man bei Institutionen wie dem DÖW, dem Mauthausen Komitee oder dem Verein GEDENKDIENST erfragen .

ÜbunG 2: Die katholische kirche unD Der nationalsozialismus

Hintergrund: Die katholische Kirche, die in der Zwischenkriegszeit den katholischen Ständestaat nach Kräften unterstützte, suchte nach dem „Anschluss“ nach einem Weg, um als Katholische Kirche im Nationalsozialismus weiterbestehen zu können . Daraus resultierte eine ambivalente Haltung gegenüber den Nationalsozialisten, die sich auf unterschiedliche Arten äußerte . In der Öffentlichkeit verhielten sich die Repräsentanten der ös-terreichischen Kirche, v . a . Kardinal Innitzer, verhalten zustimmend zu den neuen Machthabern und unter-zeichneten sogar eine heftig umstrittene Erklärung zur Befürwortung des Anschlusses an Deutschland . Hinter den Kirchenmauern jedoch gab es zahlreiche KatholikInnen und Geistliche, die den durch die Rassengesetze Entrechteten zur Seite zu standen . Die katholische Basis war eine wichtige Trägerin des Widerstands gegen den Nationalsozialismus: Geistliche und Gläubige an der Basis setzten sich gegen das Regime ein, während die offizielle Amtskirche auf Abwarten und Taktieren setzte . Vor allem Priester, Nonnen und Laien wandten sich gegen das Regime und riskierten ihr Leben .

Ziele: Ein Ziel dieser Übung ist es, den Jugendlichen zu erlauben, die verschiedenen Rollen der katholischen Kirche im Nationalsozialismus wahrzunehmen . Eine (selbst)kritische Perspektive wird dadurch ermöglicht und der Blick dafür geschärft, dass TäterInnen und MitläuferInnen ebenso zur katholischen Kirche gehörten wie WiderstandskämpferInnen . Es soll erkennbar werden, dass die offizielle Kirche wenige Anstrengungen unternahm, dem Nationalsozialismus aktiv entgegenzutreten, während vor allem die Basis den katholischen Widerstand wesentlich aufrechterhielt .

Literatur: Wolfgang Neugebauer: Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008; Stefan Moritz: Grüß Gott und Heil Hitler, Wien 2002

Kardinal Innitzer gibt seine Stimme bei der Volks-abstimmung über den „Anschluss“ Österreichs an Deutschland am 10 . April 1938 ab . Quelle: DÖW

Dauer: 2 Stunden

Materialien: Zettel, optional Flipchart

Input: „Nach eingehenden Beratungen haben wir Bischöfe von Österreich angesichts der großen geschichtlichen Stunden, die Österreichs Volk erlebt, und im Bewusstsein, dass in unseren Tagen die tausendjährige Sehnsucht un-seres Volkes nach Einigung in einem großen Reich der Deutschen ihre Erfüllung findet, uns entschlossen, nach-folgenden Aufruf an alle unsere Gläubigen zu richten (…). Am Tage der Volksabstimmung ist es für uns Bischöfe selbstverständliche nationale Pflicht, uns als Deutsche zum Deutschen Reich zu bekennen, und wir erwarten auch von allen gläubigen Christen, dass sie wissen, was sie ihrem Volke schuldig sind.“ Feierliche Erklärung der Österreichi-schen Bischofskonferenz zum „Anschluss“, Wiener Diözesanblatt, 76 . Jg, Nr . 3, 22 . März 1938, S . 25

„Ein Erlebnis ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Eines Tages hatte ich eine Besprechung mit dem Pfarrer aus Altaussee vereinbart, um den Widerstand der Bevölkerung ohne Unterschied ihrer Gesinnung im Kampf gegen die deutschen Faschisten zu verstärken. Der Pfarrer hat mich liebenswürdig empfangen und 600 Reichsmark für die ver-folgten Partisanen und Freiheitskämpfer gegeben.“ Interview mit dem kommunistischen Widerstandskämpfer Sepp Plieseis

Anleitung:

Zitate eventuell ausdrucken, vorlesen oder laminiert aushängen . Die TeilnehmerInnen lesen das Zitat der Bischofskonferenz in Zweiergruppen durch und bearbeiten folgende Schlüsselfragen:

- Wie lautet die Grundaussage des Textes - Wer spricht hier in welcher Position und Funktion - Wie wird der „Anschluss“ in diesem Text wahrgenommen?

- Welche Begriffe sind erklärungsbedürftig?

Die Ergebnisse werden auf einem Blatt festgehalten und in größeren Gruppen verglichen bzw . im Ple-num diskutiert . Optional kann die Aufgabe gestellt werden, den Text in Kleingruppen fortsetzen zu lassen . Anschließend lesen die TeilnehmerInnen das Zitat des Widerstandskämpfers, vergleichen diesen mit dem ersten Text und diskutieren die Unterschiede in den beiden Texten . Zur Fortführungen können die Jugendli-chen folgende Fragen recherchieren:

- Welche Haltung vertraten welche Teile der katholischen Kirche gegenüber dem Nationalsozialismus?

- Wer machte mit, wer trat gegen den Nationalsozialismus auf?

- Wie war die Rolle katholischer Frauen in dieser Zeit?

- Welche Konsequenzen und Probleme ergaben sich aus der zwiespältigen Haltung der katholischen Kirche?

- Mit welchen Konsequenzen hatten jene Menschen zu rechnen, welche die nationalsozialistischen Ver-brechen mitmachten?

Aus den Ergebnissen dieser Übung soll ein Flipchart entstehen, welche das Verhalten der katholischen Kirche im Nationalsozialismus kurz umreißt . Die Ergebnisse können im Blog festgehalten werden .