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Rund um den Gedenkstättenbesuch

8. Methodensammlung

8.2. Rund um den Gedenkstättenbesuch

ÜbunG 1: Was erWarte ich mir Von einem GeDenkstättenbesuch?

Hintergrund: Wie in Kapitel 2 .1 . erläutert, sind Gedenkstätten schwierige, weil mehrdeutige Orte . Um dieser Charakteristik gerecht zu werden, sollte eine intensive Befassung mit Gedenkstätten als Orte erfolgen .

Ziel: Die Jugendlichen werden sich über ihre Erwartungshaltungen klar, die sie mit einem Gedenkstättenbesuch verbinden . Sie erkennen den Einfluss von medialen Darstellungen, den Einfluss der Erzählungen in ihrem Umfeld über Konzentrationslager . Sie können später bewusster und reflektierter mit dem Ort der Gedenkstätte umgehen .

Dauer: 2 Stunden

Materialien: Kärtchen, Flipchartpapier und Bilder . Auf den Websites der verschiedenen KZ-Gedenkstätten findet man Bilder aus der Zeit des Lagers und auch Bilder der Gedenkstätte (z . B . unter <www .mauthausen-memorial .at> . Drucken Sie möglichst viele verschiede Darstellungen aus und beachten Sie dabei auch, von wem die Bilder gemacht wurden . Eine Linkliste finden Sie im Anhang dieser Broschüre .

Anleitung: JedeR Jugendliche bekommt zwei Karten zugeteilt und soll sich überlegen, was ihm/ihr durch den Kopf geht, wenn er/sie an den Ort (z . B . ehemaliges Lager), an den die Gruppe fahren wird, denkt . Dies soll auf einer Karte notiert werden . Auf die andere Karte soll er/sie schreiben, was er/sie sich von dem Besuch erwartet . JedeR kann seine/ihre Karte an die Pinnwand hängen und seine/ihre Gedanken präsentieren . Danach teilen sich die Jugendlichen in Kleingruppen zu je vier Personen auf . In der Gruppe sollen folgende Fragen diskutiert werden:

- Welcher Film/welches Bild oder sonstiger Gegenstand fällt euch ein, wenn ihr an ein Konzentrationslager denkt?

- Von wem oder wovon habt ihr die meisten Informationen über den Nationalsozialismus und besonders über Konzentrationslager bekommen?

- Welche Information ist euch noch am besten in Erinnerung?

Ihre Antworten kann die Gruppe auf einer Flipchart sammeln . Legen Sie nun die Bilder auf und bitten Sie die Jugendlichen, sich jeweils eins auszusuchen . Zwei aus der Gruppe sollen sich eines suchen, das ihrer Meinung am besten zum Thema Konzentrationslager passt und zwei sollen sich eines aussuchen, das ihrer Meinung nach gar nicht dazu passt . Lassen Sie nun die Jugendlichen die Bilder in ihrer Kleingruppe anhand folgender Leitfragen analysieren:

- Was ist auf den Bildern zu sehen?

- Wo könnten sie aufgenommen worden sein? Zu welcher Zeit?

- Welche Assoziationen entwickelst du bei dem Bild? Warum hast du es ausgesucht?

Diese Überlegungen sollen die Jugendlichen sammeln und gemeinsam mit den Bildern der Gruppe präsen-tieren . Kommen Sie nun noch mal auf die Kärtchen zurück und reflekpräsen-tieren Sie die Erwartungen und Bilder, welche die Jugendlichen bis jetzt erarbeitet haben .

ÜbunG 2: Genius loci – orte erzählen uns ihre Geschichte

Ziele: Die Jugendlichen setzen sich intensiv mit dem Ort der Gedenkstätte auseinander . Sie lernen die histori-sche Vergangenheit des Ortes, aber auch seine Bedeutung in der heutigen Gesellschaft kennen . Sie sind fähig, die Bilder und Erwartungen, die sie vor dem Gedenkstättenbesuch hatten, zu reflektieren und mit dem Ort in Verbindung zu setzen . Die Methode ist nicht nur für die Anwendung an Gedenkstätten geeignet, sondern auch für andere authentische Orte .

Dauer: 2 Stunden

Materialien: Input-Zitate, Zettel, Stifte

Anleitung: Diese Methode kann für eine nachhaltige Auseinandersetzung unmittelbar nach einer Führung bzw . der Besichtigung einer Gedenkstätte angewendet werden . Die Jugendlichen finden sich in Kleingruppen von ca . vier Leuten zusammen . Bitten Sie sie, folgende Fragen zu diskutieren und ihre Gedanken anschließend auf einem Flipchart festzuhalten:

- Wie ist euer Gesamteindruck von der Gedenkstätte? Welche Assoziationen verbindet ihr damit?

- Welche Gebäude/Objekte sind noch vorhanden?

- Was ist nicht mehr da? Warum?

Die Ergebnisse werden anschließend im Plenum präsentiert und diskutiert .

Das ehemalige Konzentrationslager Loibl Nord . Hier werden durch das Bundesdenkmalamt Überreste des Konzentrati-onslagers freigelegt . Foto: Peter Gstettner

Bitten Sie die TeilnehmerInnen nun, an einen Ort (dies kann z . B . ein Gebäude, eine Gedenktafel, ein Bild in der Ausstellung, etc . sein ) zurück zu gehen, welcher ihm/ihr am besten in Erinnerung geblieben ist, welcher sie am meisten interessiert hat . Geben Sie ihnen folgende Leitfragen mit, die sie bei der genaueren Erfor-schung des Ortes behandeln sollen:

- Was ist das für ein Ort/Objekt/Bild/Gebäude?

- Was genau sieht man? Was könnte noch da gewesen sein?

- Wie wird dieser Ort/dieses Objekt/Bild/Gebäude präsentiert (sind z . B . Erklärungen u . Erläuterungen dabei?) - Was erzählt euch dieser Ort über das Leben der Häftlinge bzw . BewacherInnen im ehemaligen

Konzent-rationslager?

- Was verbindet ihr damit?

JedeR soll versuchen, möglicht viele Informationen zu seinem/ihrem Ort herauszufinden (z . B . in der Aus-stellung oder einen Mitarbeiter der Gedenkstätte fragen) . Diese Informationen und ihre anderen Eindrücke sollen die Jugendlichen schriftlich festhalten . Nach einer halben Stunde treffen sich alle wieder im großen Plenum . JedeR soll nun seinen/ihren Ort präsentieren .

Zur abschließenden Auswertung dieser Übung lesen Sie folgende Sätze als Input vor:

- Historische Objekte sprechen nicht selbst .

- Historische Objekte erlangen für Menschen erst durch das Wissen der Betrachter, durch ihre Gefühle Bedeutung .

- Alltägliche Gegenstände wie Essgeschirr oder Kopfbedeckungen werden erst durch das Wissen der Be-trachterInnen zu Gegenständen der Erinnerung .

Diskutieren Sie mit den TeilnehmerInnen, inwieweit sie diese Feststellungen für richtig halten und wie das auf den von ihnen ausgesuchten „Ort“ zutrifft . Die Jugendliche können die Ergebnisse dieser Übung im Blog festhalten, in dem sie dort ihren „Ort“ mit ihren gesammelten Gedanken und gegebenenfalls auch Fotografien präsentieren . Regen Sie die Jugendlichen auch dazu an, nach dem Gedenkstättenbesuch noch zusätzliche Recherchen anzustellen, um so den Blogeintrag noch interessanter zu gestalten .