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Erinnerung an konkreten Orten

3. Formen des Gedenkens und Erinnerns

3.1. Erinnerung an konkreten Orten

Erinnern geschieht nicht grundlos, sondern erfordert einen Anstoß . Sehr häufig ist Erinnerung mit konkreten Orten verknüpft, also mit Gedenkstätten, Museen, Mahn- oder Denkmalen . Teilweise greifen diese Formen in-einander über . Der Gedenkstättenbesuch sei an dieser Stelle besonders hervorgehoben .

Der GeDenkstättenbesuch

Über zehn Millionen Menschen wurden während des Nationalsozialismus in den Konzentrations- und Ver-nichtungslagern des Dritten Reichs ermordet . Viele dieser ehemaligen Lager sind heute Gedenkstätten und Museen und damit zentrale Orte des Gedenkens und Erinnerns an Nationalsozialismus und Holocaust . Gedenkstätten sind ein wichtiger Ort der Erinnerung, der vor allem an Jahrestagen besonders wahrgenommen wird . Befreiungsfeier auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen . Quelle: MKÖ

Historischer Hintergrund

Das größte und bedeutendste Lager in Österreich war das Konzentrationslager Mauthausen, in dem mehr als 100.000 Menschen ermordet wurden. Nach der Befreiung 1945 befand sich das ehemalige Lagergelände unter Verwaltung der Sowjetunion und wurde 1947 der Republik Österreich übergeben, die sich verpflichtete, das Lagergelände zu erhalten. 1949 wurde die Gedenkstätte eröffnet, wobei wesentliche Teile des ehemaligen Lagers entfernt und von zahlreichen Nationen Denkmäler für ihre Opfer errichtet wurden. Mauthausen ist heute für Österreich der zentrale und national repräsentative Gedächtnisort geworden. Im Gegensatz dazu stehen 40 ehemalige Außenlager von Mauthausen, die großteils dem Verfall preisgegeben sind. Durch die starke Konzentration auf Mauthausen in der Erin-nerungspolitik Österreichs scheinen diese ehemaligen Außenlager eine eingeschränkte Bedeutung zu haben, auch wenn sie historisch gesehen eine wichtige Rolle spielten.

Webtipp: <www.mauthausen-memorial.at>

Der Besuch von Gedenkstätten erfordert sorgfältige Vorbereitung und kritisches Bewusstsein. Denn wer eine Gedenkstätte besucht, muss sich darüber im Klaren sein, hier auf einen sogenannten authentischen histori-schen Ort zu treffen, weil man den Originalschauplatz nationalsozialistihistori-schen Mordens betritt. Problematisch erweist sich in diesem Zusammenhang, dass dieser verschiedene Bedeutungen trägt. Eine KZ-Gedenkstätte ist einerseits ein Denkmal und somit emotional besetzt, andererseits ein Museum, dem man rational und nüch-tern gegenübersteht.

Vor allem die Fahrt an den „Ort des Verbrechens“ schraubt die Erwartungshaltung von jungen BesucherIn-nen in die Höhe. Sie erwarten sich eiBesucherIn-nen Ort des Schauderns, der Dramatik erzeugt und ihBesucherIn-nen den Schauer über den Rücken jagt. Die Erwartungen an ein „Disneyland des Schreckens“ werden in der Regel enttäuscht, insbesondere wenn die Jugendlichen die „Normalität“ des Ortes kennen lernen und nicht den „authentischen Schock“ erfahren, den sie erwarten. Meist besteht der Gedenkort aus Steinresten inmitten einer idyllischen Landschaft. Die Bilder und Vorstellungen von Konzentrationslagern, welche die Jugendlichen in ihren Köpfen tragen, sind nicht mehr existent, den Ort des Grauens aus Spielfilmen, aus Fotos und aus Erzählungen gibt es nicht mehr. Gerade die Normalität des Ortes knapp 65 Jahre nach dem Ende des Mordens ist aber maßgeblich dafür verantwortlich, dass Jugendliche Abwehrhaltungen gegenüber Ort und Thema entwickeln. Das Faktum, dass der Ort der Massenvernichtung an sich nicht unbedingt betroffen macht und eine erschütternde Wirkung per se auslöst, dass dieser Ort auch malerisch und ruhig sein kann, ist für viele ein unauflösbarer Widerspruch, der dann entsteht, wenn Gedenkstättenbesuche ungenügend vorbereitet sind.

Umso wichtiger ist es, den Gedenkstättenbesuch gemeinsam mit den TeilnehmerInnen zu planen und dazu auch ExpertInnen der jeweiligen Gedenkstätte beizuziehen. Die Authentizität des Ortes soll kein Fetisch, sondern ein Ausgangspunkt für didaktische Auseinandersetzungen sein und in seiner Historischer Hintergrund

Das größte und bedeutendste Lager in Österreich war das Konzentrationslager Mauthausen, in dem mehr als 100.000 Menschen ermordet wurden. Nach der Befreiung 1945 befand sich das ehemalige Lagergelände unter Verwaltung der Sowjetunion und wurde 1947 der Republik Österreich übergeben, die sich verpflichtete, das Lagergelände zu erhalten. 1949 wurde die Gedenkstätte eröffnet, wobei wesentliche Teile des ehemaligen Lagers entfernt und von zahlreichen Nationen Denkmäler für ihre Opfer errichtet wurden. Mauthausen ist heute für Österreich der zentrale und national repräsentative Gedächtnisort geworden. Im Gegensatz dazu stehen 40 ehemalige Außenlager von Mauthausen, die großteils dem Verfall preisgegeben sind. Durch die starke Konzentration auf Mauthausen in der Erin-nerungspolitik Österreichs scheinen diese ehemaligen Außenlager eine eingeschränkte Bedeutung zu haben, auch wenn sie historisch gesehen eine wichtige Rolle spielten.

Webtipp: <www.mauthausen-memorial.at>

Umso wichtiger ist es, den Gedenkstättenbesuch gemeinsam mit den TeilnehmerInnen zu planen und dazu auch ExpertInnen der jeweiligen Gedenkstätte beizuziehen. Die Authentizität des Ortes soll kein Fetisch, sondern ein Ausgangspunkt für didaktische Auseinandersetzungen sein und in seiner

Problematik auch thematisiert werden. Eine Gedenkstätte am authentischen Ort kann im besten Fall als Arena des Lernens und des kritischen historischen Denkens genutzt werden, an sich ist sie keine

„moralische Besserungsanstalt“. Zur Vorbereitung gehört deshalb, bereits im Vorhinein gemeinsam mit den TeilnehmerInnen des Gedenkstättenbesuchs einige Fragen abzuklären:

- Welche Erwartungshaltungen bestehen?

- Was erwarten sich die Jugendlichen vom Besuch?

- Welches Vorwissen haben die Jugendlichen?

- Wie viel Zeit steht zur Verfügung?

Außerdem müssen bestimmte inhaltliche und formale Voraussetzungen für den Besuch erläutert werden:

- Nur eine freiwillige Teilnahme ist sinnvoll.

- Eine Gedenkstätte an sich ist keine moralische Besserungsanstalt. Um Schlussfolgerungen aus der Geschichte muss gerungen werden.

- Die Teilnehmenden müssen nicht zur selben Schlussfolgerung gelangen.

- Das Grauen von Verfolgung und Vernichtung wird am Schauplatz selbst nicht mehr sichtbar.

Die Geschichte wird nur indirekt, z. B. über historische Quellen vermittelt.

- Fragen sind nicht lästig, sondern erwünscht. Aber nicht auf jede Frage muss auch eine Antwort möglich sein.

- Der Gedenkstättenbesuch besteht nicht darin, Jugendliche durch Bilder von Leichenbergen zu schockieren, sondern ihnen Anknüpfungspunkte zu eröffnen, um sich die Geschichte in einem Erarbeitungsprozess erschließen zu können. Schockpädagogik schadet mehr als sie nutzt.

- Gedenkstättenbesuche dürfen nicht nur auf die Opfer ausgerichtet sein, sondern müssen auch die TäterInnen thematisieren.

- Verhaltensregeln in der Gedenkstätte werden sinnvollerweise gemeinsam festgelegt.

VORBEREITUNG

Eine Gedenkstätte kann in einer Zeit, in der es kaum mehr Überlebende gibt, welche den Terror der Kon-zentrationslager noch am eigenen Leib erlebten, nur als Gedenkort funktionieren, der gleichzeitig ein Lernort ist. Am besten können Gedenkstättenbesuche gestaltet werden, wenn sie mit konkreten Aufgaben verknüpft werden und den TeilnehmerInnen Raum für Erkundungen und Entdeckungen lassen. Um dies zu ermöglichen, sind Vorbereitungsleistungen der GruppenleiterInnen sinnvoll:

Vermittlung der historischen Fakten

Ein Gedenkstättenbesuch erfordert bereits im Vorhinein eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Lagers. Zumeist ist entsprechendes Informationsmaterial auf den Websites der Gedenkstätten und Problematik auch thematisiert werden. Eine Gedenkstätte am authentischen Ort kann im besten Fall als Arena des Lernens und des kritischen historischen Denkens genutzt werden, an sich ist sie keine

„moralische Besserungsanstalt“.

„moralische Besserungsanstalt“.

„moralische Besserungsanstalt“ Zur Vorbereitung gehört deshalb, bereits im Vorhinein gemeinsam mit den TeilnehmerInnen des Gedenkstättenbesuchs einige Fragen abzuklären:

- Welche Erwartungshaltungen bestehen?

- Was erwarten sich die Jugendlichen vom Besuch?

- Welches Vorwissen haben die Jugendlichen?

- Wie viel Zeit steht zur Verfügung?

Außerdem müssen bestimmte inhaltliche und formale Voraussetzungen für den Besuch erläutert werden:

- Nur eine freiwillige Teilnahme ist sinnvoll.

- Eine Gedenkstätte an sich ist keine moralische Besserungsanstalt. Um Schlussfolgerungen aus der Geschichte muss gerungen werden.

- Die Teilnehmenden müssen nicht zur selben Schlussfolgerung gelangen.

- Das Grauen von Verfolgung und Vernichtung wird am Schauplatz selbst nicht mehr sichtbar.

Die Geschichte wird nur indirekt, z. B. über historische Quellen vermittelt.

- Fragen sind nicht lästig, sondern erwünscht. Aber nicht auf jede Frage muss auch eine Antwort möglich sein.

- Der Gedenkstättenbesuch besteht nicht darin, Jugendliche durch Bilder von Leichenbergen zu schockieren, sondern ihnen Anknüpfungspunkte zu eröffnen, um sich die Geschichte in einem Erarbeitungsprozess erschließen zu können. Schockpädagogik schadet mehr als sie nutzt.

- Gedenkstättenbesuche dürfen nicht nur auf die Opfer ausgerichtet sein, sondern müssen auch die TäterInnen thematisieren.

- Verhaltensregeln in der Gedenkstätte werden sinnvollerweise gemeinsam festgelegt.

Vermittlung der historischen Fakten

Ein Gedenkstättenbesuch erfordert bereits im Vorhinein eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Lagers. Zumeist ist entsprechendes Informationsmaterial auf den Websites der Gedenkstätten und

Museen verfügbar. Außerdem ist zu den meisten Lagern Literatur vorhanden bzw. werden Sie ger-ne von PädagogInger-nen der jeweiligen Institution bzw. von Vermittlungsinstitutioger-nen wie dem Verein GEDENKDIENST, dem DÖW oder dem Mauthausen Komitee kompetent beraten.

Anknüpfungspunkte suchen

Jugendliche brauchen lebensweltliche Bezüge, um die Vergangenheit begreifen zu können. Diese müssen in der Vorbereitung ausgewählt und erarbeitet werden. Besonders gut eignen sich Biografi-en, an deren Verlauf sich die historischen Ereignisse festmachen lassen. Ähnlich gut sind Geschichten des Lageralltags bzw. der unmittelbaren örtlichen Umgebung verwendbar. Texte und Fotografien können auf den entsprechenden Websites abgerufen werden. Speziell Fotografien sind gut geeignet, bestimmte Sachverhalte zu visualisieren und dementsprechend starke Mittel der Vorbereitung, die aber gut geprüft und nur nach entsprechender Vorrecherche eingesetzt werden sollten. Materialien können in der Regel auch die MitarbeiterInnen der jeweiligen Gedenkstätten zur Verfügung stellen.

UMSETZUNG

Zur Umsetzung des Gedenkstättenbesuchs sind mehrere sehr einfache Ansätze zielführend und effektiv.

Fünf seien besonders hervorgehoben.

Entdecken und Erforschen

Konkrete Arbeitsaufträge erleichtern es den Jugendlichen, sich auf bestimmte Aspekte zu konzent-rieren und diese intensiver zu bearbeiten. Dabei erhalten die Jugendlichen Zeit, in unterschiedlichen Gruppen einen konkreten Themenbereich in der Gedenkstätte oder im Museum inhaltlich zu erfor-schen. Anschließend werden die Ergebnisse den anderen Gruppen präsentiert und können Anstöße für thematisch orientierte Gesprächs- und Diskussionsrunden sein. Insbesondere gut abgegrenzte The-menbereiche eignen sich zur Bearbeitung wie z. B. der Lageralltag, die Situation der Frauen im Lager oder z. B. die Lagerhierarchie. Es hat sich bewährt, zu den einzelnen Arbeitsaufträgen Aufgabenblätter mit vier bis fünf weiterleitenden und konkretisierenden Fragen zu gestalten. Alternativ können die Ar-beitsaufträge auch nach einzelnen Häftlingsbiografien fragen.

Führung und Selbstführung

Ein innovatives Konzept der Vermittlungsarbeit ist jenes der Führung und Selbstführung. Ähnlich der zuvor vorgestellten Methode erarbeiten die Jugendliche Teile der Ausstellung bzw. der Gedenkstätte durch eine intensive individuelle Auseinandersetzung. Anschließend wechseln sie die Perspektive und führen die anderen Jugendlichen durch „ihren“ Ausstellungsteil. Die Jugendlichen profitieren davon in besonderem Maße, weil ihre FreundInnen andere Aspekte behandeln und andere Schwerpunkte setzen als Erwachsene.

Museen verfügbar. Außerdem ist zu den meisten Lagern Literatur vorhanden bzw. werden Sie ger-ne von PädagogInger-nen der jeweiligen Institution bzw. von Vermittlungsinstitutioger-nen wie dem Verein GEDENKDIENST, dem DÖW oder dem Mauthausen Komitee kompetent beraten.

Anknüpfungspunkte suchen

Jugendliche brauchen lebensweltliche Bezüge, um die Vergangenheit begreifen zu können. Diese müssen in der Vorbereitung ausgewählt und erarbeitet werden. Besonders gut eignen sich Biografi-en, an deren Verlauf sich die historischen Ereignisse festmachen lassen. Ähnlich gut sind Geschichten des Lageralltags bzw. der unmittelbaren örtlichen Umgebung verwendbar. Texte und Fotografien können auf den entsprechenden Websites abgerufen werden. Speziell Fotografien sind gut geeignet, bestimmte Sachverhalte zu visualisieren und dementsprechend starke Mittel der Vorbereitung, die aber gut geprüft und nur nach entsprechender Vorrecherche eingesetzt werden sollten. Materialien können in der Regel auch die MitarbeiterInnen der jeweiligen Gedenkstätten zur Verfügung stellen.

Entdecken und Erforschen

Konkrete Arbeitsaufträge erleichtern es den Jugendlichen, sich auf bestimmte Aspekte zu konzent-rieren und diese intensiver zu bearbeiten. Dabei erhalten die Jugendlichen Zeit, in unterschiedlichen Gruppen einen konkreten Themenbereich in der Gedenkstätte oder im Museum inhaltlich zu erfor-schen. Anschließend werden die Ergebnisse den anderen Gruppen präsentiert und können Anstöße für thematisch orientierte Gesprächs- und Diskussionsrunden sein. Insbesondere gut abgegrenzte The-menbereiche eignen sich zur Bearbeitung wie z. B. der Lageralltag, die Situation der Frauen im Lager oder z. B. die Lagerhierarchie. Es hat sich bewährt, zu den einzelnen Arbeitsaufträgen Aufgabenblätter mit vier bis fünf weiterleitenden und konkretisierenden Fragen zu gestalten. Alternativ können die Ar-beitsaufträge auch nach einzelnen Häftlingsbiografien fragen.

Führung und Selbstführung

Ein innovatives Konzept der Vermittlungsarbeit ist jenes der Führung und Selbstführung. Ähnlich der zuvor vorgestellten Methode erarbeiten die Jugendliche Teile der Ausstellung bzw. der Gedenkstätte durch eine intensive individuelle Auseinandersetzung. Anschließend wechseln sie die Perspektive und führen die anderen Jugendlichen durch „ihren“ Ausstellungsteil. Die Jugendlichen profitieren davon in besonderem Maße, weil ihre FreundInnen andere Aspekte behandeln und andere Schwerpunkte setzen als Erwachsene.

Workshops

Workshops sind ein gutes Mittel, sich intensiv mit bestimmten Teilaspekten einer Materie auseinander-zusetzen und erlauben eine entsprechende Vertiefung. Zahlreiche Gedenkstätten bieten die Möglich-keit, Workshops vor Ort abzuhalten. Diese lassen eine individuelle Abstimmung zu, so dass Gruppen-diskussionen mit Methoden abgewechselt und ExpertInnen miteinbezogen werden können.

Biografiearbeit

Sehr lohnenswert ist die Beschäftigung mit Biografien: Dem Schicksal einzelner Menschen nachzu-spüren ist vor allem dann besonders vielversprechend, wenn die Jugendlichen Gemeinsamkeiten und Verbindungen zur eigenen Lebenswelt erkennen und sie sich diesen nahe fühlen können: Wenn die Menschen gleich alt sind, im selben Ort wohnen oder die gleichen Freizeitbeschäftigungen ausüben wie die Jugendlichen selbst, sind die Lebensumstände oder die gesellschaftliche Situation rundherum besser verständlich und zugänglich. Biografien lassen sich z. B. über Interviews mit ZeitzeugInnen oder über Akten aus dem Schul- oder Pfarrarchiv eruieren.

Der Alltag im Fokus

Erinnerungsarbeit ist heute eng mit der Geschichte des Alltags verknüpft: Wurde Geschichte früher vor allem über herausragende Persönlichkeiten, über Staatenlenker und Kriegsherren geschrieben, hat sich die Geschichtsforschung dem Schicksal der „einfachen Leute“ zugewendet und begonnen, deren Geschichte zu ergründen. Themen des Alltags für die Gedenk- und Erinnerungsarbeit heranzuziehen, liegt somit auf der Hand – auch wenn dieser Alltag oft einer im Ausnahmezustand war: So bietet z. B.

der Tagesablauf in Konzentrationslagern tiefe Einsichten, welche Dinge des alltäglichen Lebens den Häftlingen zur Verfügung standen und welche Entbehrungen sie durchleiden mussten.

GEDENKSTÄTTEN ALS SYMBOLE

Eine Gedenkstätte ist nicht nur ein historischer, sondern vor allem auch ein symbolischer Ort, an dem man viel über die so genannte Erinnerungspolitik des jeweiligen Landes und Ortes ablesen kann. Sie erzählt also auch die Geschichte des Erinnerns und Gedenkens in verschiedenen zeitgeschichtlichen Phasen. Gedenkstätten sind demnach keine neutralen Orte. Deren Gestaltung als Erinnerungsort zeigt uns Interpretationen der Vergangen-heit, die durch bestimmte gesellschaftliche Gruppen mit unterschiedlichen Interessen umgesetzt wurde.

Dies muss gegenüber den Teilnehmenden erläutert werden, indem der Entstehungsprozess, der hinter der Gestaltung steht, erarbeitet bzw. diskutiert wird. Denn es ist für den Gedenkstättenbesuch wichtig zu erklä-ren, warum welche Teile des ehemaligen Lagers erhalten blieben, von wem sie als erhaltenswert eingestuft wurden und warum bestimmte Teile dem Verfall preisgegeben wurden. Auf diese Art und Weise kann die ge-nerationsübergreifende Bedeutung des Orts für die Jugendlichen verständlicher gemacht und Gedenkkultur begreifbar werden. Für die Vorbereitung bedeutet das, auch die Geschichte der Gedenkstätte sorgfältig zu recherchieren.

Workshops

Workshops sind ein gutes Mittel, sich intensiv mit bestimmten Teilaspekten einer Materie auseinander-zusetzen und erlauben eine entsprechende Vertiefung. Zahlreiche Gedenkstätten bieten die Möglich-keit, Workshops vor Ort abzuhalten. Diese lassen eine individuelle Abstimmung zu, so dass Gruppen-diskussionen mit Methoden abgewechselt und ExpertInnen miteinbezogen werden können.

Biografiearbeit

Sehr lohnenswert ist die Beschäftigung mit Biografien: Dem Schicksal einzelner Menschen nachzu-spüren ist vor allem dann besonders vielversprechend, wenn die Jugendlichen Gemeinsamkeiten und Verbindungen zur eigenen Lebenswelt erkennen und sie sich diesen nahe fühlen können: Wenn die Menschen gleich alt sind, im selben Ort wohnen oder die gleichen Freizeitbeschäftigungen ausüben wie die Jugendlichen selbst, sind die Lebensumstände oder die gesellschaftliche Situation rundherum besser verständlich und zugänglich. Biografien lassen sich z. B. über Interviews mit ZeitzeugInnen oder über Akten aus dem Schul- oder Pfarrarchiv eruieren.

Der Alltag im Fokus

Erinnerungsarbeit ist heute eng mit der Geschichte des Alltags verknüpft: Wurde Geschichte früher vor allem über herausragende Persönlichkeiten, über Staatenlenker und Kriegsherren geschrieben, hat sich die Geschichtsforschung dem Schicksal der „einfachen Leute“ zugewendet und begonnen, deren Geschichte zu ergründen. Themen des Alltags für die Gedenk- und Erinnerungsarbeit heranzuziehen, liegt somit auf der Hand – auch wenn dieser Alltag oft einer im Ausnahmezustand war: So bietet z. B.

der Tagesablauf in Konzentrationslagern tiefe Einsichten, welche Dinge des alltäglichen Lebens den Häftlingen zur Verfügung standen und welche Entbehrungen sie durchleiden mussten.

Da Gedenkstätten jedoch auch Ziele für Revisionisten und Rechtsextreme sind, muss in der Auseinander-setzung beachtet werden, wie die Existenz der originalen Orte in Zweifel gezogen wird. So bedeutet z. B. über Auschwitz zu diskutieren auch, die Auschwitzlüge zu diskutieren. Die Leugner müssen thematisiert und dürfen nicht totgeschwiegen werden.