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Erinnern mit ZeitzeugInnen

3. Formen des Gedenkens und Erinnerns

3.2. Erinnern mit ZeitzeugInnen

Es ist für junge Menschen besonders beeindruckend, Menschen zu treffen, welche die Gräuel des National-sozialismus selbst miterlebt haben. ZeitzeugInnen sind wichtige, aber vergängliche Teile von Erinnerungs- und Gedenkarbeit. Doch abgesehen davon, dass die Uhr tickt und uns die ZeitzeugInnen wohl nur noch für einige wenige Jahre zur Verfügung stehen werden, ist das ZeitzeugInnengespräch ohne Vor- und Nachberei-tung wenig sinnvoll und nachhaltig. Denn oft werden hohe ErwarNachberei-tungen in ZeitzeugInnengespräche gesetzt, die nicht erfüllt werden können. Um dem vorzubeugen, sollte man um die Grenzen im Umgang mit Zeitzeu-gInnen Bescheid wissen.

Wenn ZeitzeugInnen erzählen, ist immer zu bedenken, dass mittlerweile sechs Jahrzehnte seit dem Ende des Nationalsozialismus vergangen und die Erzählungen darüber von verschiedenen Faktoren beeinflusst sind. Was erinnert und erzählt wird, hängt davon ab, wie gut das Gedächtnis der ZeitzeugInnen ist, ob sie eine mitteilsame Persönlichkeit besitzen, wie viel sie bereits vergessen haben und wie ihre psychische und physische Verfassung ist. Andererseits wird die Erinnerung durch die eigene Weltanschauung geprägt, durch die Religion, aber auch dadurch, welche Rolle die ZeitzeugInnen damals einnahmen, wie lange sie z. B. inhaftiert waren und wie sie später mit ihren Erfahrungen umzugehen lernten. Das bedeutet, dass es eine einheitliche, allgemeingültige Op-fererfahrung nicht gibt und ZeitzeugInnengespräche in erster Linie individuelle Erlebnisse widerspiegeln.

VORBEREITUNG

Für den Umgang mit ZeitzeugInnen sollten Gruppen einige Vor- und Nachbereitungen einplanen:

Für die GruppenleiterInnen empfiehlt sich in jedem Fall, bereits vorab mit dem/der ZeitzeugIn Kontakt aufzunehmen und den Inhalt des ZeitzeugInnengesprächs durchzusprechen. Außerdem soll der/die ZeitzeugIn etwas über den Hintergrund der Jugendgruppe und des Projekts erfahren, um auf die spe-zifischen Bedürfnisse eingehen zu können.

Folgende Fragen sollten im Vorhinein abgeklärt werden:

- Inhalte des Gesprächs

- Setting (ZuhörerInnenzahl, Ort, Umgebung, technische Ausstattung …) - Dokumentation und Verwertung des Gesprächs

- Rahmen der Öffentlichkeit – ist das Gespräch öffentlich zugänglich oder nur für eine bestimmte Gruppe geplant

Für die GruppenleiterInnen empfiehlt sich in jedem Fall, bereits vorab mit dem/der ZeitzeugIn Kontakt aufzunehmen und den Inhalt des ZeitzeugInnengesprächs durchzusprechen. Außerdem soll der/die ZeitzeugIn etwas über den Hintergrund der Jugendgruppe und des Projekts erfahren, um auf die spe-zifischen Bedürfnisse eingehen zu können.

Folgende Fragen sollten im Vorhinein abgeklärt werden:

- Inhalte des Gesprächs

- Setting (ZuhörerInnenzahl, Ort, Umgebung, technische Ausstattung …) - Dokumentation und Verwertung des Gesprächs

- Rahmen der Öffentlichkeit – ist das Gespräch öffentlich zugänglich oder nur für eine bestimmte Gruppe geplant

Es macht Sinn, mit den Jugendlichen bereits vor dem Gespräch eine Auseinandersetzung über die Lebens-geschichte des/der ZeitzeugIn zu führen – sie sollen die Lebensstationen und den damit verknüpften histo-rischen Kontext vermittelt bekommen. Wichtig ist auch, bereits im Vorhinein festzulegen, wie das Gespräch dokumentiert wird und wer es dokumentiert. Videoaufzeichnungen eignen sich ebenso wie Ton- und Fotoauf-nahmen. Allerdings ist es wichtig, den/die ZeitzeugIn um sein/ihr Einverständnis zu fragen.

Eine gute Vorbereitung auf das Gespräch besteht darin, den Lebenslauf des/der ZeitzeugIn jeweils dem Lebenslauf der SchülerInnen gegenüberzustellen. Die Jugendlichen können Stationen des eigenen Le-bens mit jenem der ZeitzeugInnen verknüpfen und somit dem Leben des Erzählenden über folgende Fragen näher kommen, die sie individuell oder in Kleingruppen vorbereiten:

- Was machte der/die ZeitzeugIn in meinem Alter?

- Wie war die damalige politische und gesellschaftliche Situation? Wie ist die heutige politische und gesellschaftliche Situation?

- Was hat der/die ZeitzeugIn damals erlebt? Was war für ihn/sie prägend? Was erlebe ich heute und was ist für mich prägend?

Diese Fragen können anschließend in Kleingruppen oder in der gesamten Runde diskutiert werden.

UMSETZUNG

Für die Durchführung des Gesprächs sollten ebenfalls einige Punkte beachtet werden.

- Es muss geklärt sein, wie die ZeitzeugInnen an den Ort des Gesprächs kommen.

- Die GastgeberInnenrolle soll definiert sein.

- Es sollte darauf geachtet werden, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen (Licht, Getränke, Mik-rofon).

- Eventuell vorhandenes Begleitprogramm muss vorbereitet sein.

Für die inhaltliche Durchführung empfiehlt sich folgender Leitfaden:

- Einstiegsrunde: Nach der Vorstellung ist ein anekdotischer Einstieg sinnvoll, um Barrieren zu über-winden.

- Fragenkatalog: Ein Fragenkatalog soll den roten Faden durch das Gespräch erzeugen und eine the-matische Gliederung zulassen, wobei es nicht nötig ist, sich sklavisch daran zu halten. Der Leitfaden hilft außerdem, das Gespräch nicht zu sehr ausschweifen zu lassen.

Eine gute Vorbereitung auf das Gespräch besteht darin, den Lebenslauf des/der ZeitzeugIn jeweils dem Lebenslauf der SchülerInnen gegenüberzustellen. Die Jugendlichen können Stationen des eigenen Le-bens mit jenem der ZeitzeugInnen verknüpfen und somit dem Leben des Erzählenden über folgende Fragen näher kommen, die sie individuell oder in Kleingruppen vorbereiten:

- Was machte der/die ZeitzeugIn in meinem Alter?

- Wie war die damalige politische und gesellschaftliche Situation? Wie ist die heutige politische und gesellschaftliche Situation?

- Was hat der/die ZeitzeugIn damals erlebt? Was war für ihn/sie prägend? Was erlebe ich heute und was ist für mich prägend?

Diese Fragen können anschließend in Kleingruppen oder in der gesamten Runde diskutiert werden.

- Es muss geklärt sein, wie die ZeitzeugInnen an den Ort des Gesprächs kommen.

- Die GastgeberInnenrolle soll definiert sein.

- Es sollte darauf geachtet werden, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen (Licht, Getränke, Mik-rofon).

- Eventuell vorhandenes Begleitprogramm muss vorbereitet sein.

- Einstiegsrunde: Nach der Vorstellung ist ein anekdotischer Einstieg sinnvoll, um Barrieren zu über-winden.

- Fragenkatalog: Ein Fragenkatalog soll den roten Faden durch das Gespräch erzeugen und eine the-matische Gliederung zulassen, wobei es nicht nötig ist, sich sklavisch daran zu halten. Der Leitfaden hilft außerdem, das Gespräch nicht zu sehr ausschweifen zu lassen.

- Nachfragen und Verständnisfragen sind nicht nur oft notwendig, sondern sehr sinnvoll, um eventu-elle Unklarheiten zu beseitigen. Es können durchaus auch persönliche Fragen angesprochen wer-den, allerdings sollte eine gewisse Distanz nicht überschritten werden. Wenn die ZeitzeugInnen auf Fragen nicht antworten wollen, muss das respektiert werden.

- Wichtig ist, im Gespräch immer wieder auf die persönlichen Erinnerungen der ZeitzeugInnen zu-rückzukommen: Das ist der Vorteil eines ZeitzeugInnengesprächs und dieser sollte auf jeden Fall genutzt werden. Allgemeine Geschichtsdarstellungen können auch in Büchern und Enzyklopädien nachgeschlagen werden.

NACHBEREITUNG

ZeitzeugInnengespräche erfordern Nachbereitung: Es ist wichtig zu thematisieren, was erzählt wurde – aber auch was nicht erzählt wurde. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir Menschen, die als ZeitzeugInnen ihre Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus berichten, dabei beobachten, wie sie Zeugnis ablegen. D. h.

wir beobachten sie, wie sie ihr Verständnis der Vergangenheit mitteilen. Die ZeitzeugInnen können nicht die Erfahrungen an sich vermitteln, sondern nur ihr Verständnis davon, ihre Erinnerung daran. Aber Menschen vergessen Elemente, legen sich eine bestimmte Interpretation ihrer Geschichte zurecht und sind mit Emoti-onen, mit der Erinnerung an Schmerz und Leid konfrontiert. Es ist wie mit jeder Geschichte, die erzählt wird:

Bestimmte Teile werden vergessen oder im Blick zurück kleiner – bestimmte Teile als wichtiger dargestellt, als sie tatsächlich waren.

Darum empfiehlt es sich, ZeitzeugInnenerzählungen nicht als einzige Quelle stehen zu lassen, sondern sie mit anderen Quellen zu ergänzen, z. B. indem man versucht, Dokumente dazu aufzutreiben (Chro-niken, Verhaftungsprotokolle, etc.) oder historische Werke zu lesen. Außerdem besteht die Möglichkeit, auch andere ZeitzeugInnen zum selben Thema zu befragen. Damit gewinnen die Jugendlichen die Möglichkeit zu vergleichen und lernen, verschieden Quellen zueinander abzuwägen und sie kritisch zu hinterfragen.

Die Erzählungen von ZeitzeugInnen emotionalisieren, ja schockieren. Um die Jugendlichen nicht mit ihren Eindrücken allein zu lassen, sollten diese aufbereitet werden. So hat es sich bewährt, die Eindrü-cke zu Papier zu bringen und ausgehend vom ZeitzeugInnenbesuch z. B. einen Blog-Eintrag zu verfas-sen. Auch ein Gespräch in Kleingruppen ist zielführend. Die Jugendlichen sollen die Möglichkeit haben, ihre Eindrücke zu schildern, aber auch Fragen aufzuwerfen. Am besten lässt sich dies über rekonstru-ierendes Arbeiten bewerkstelligen: Die Erstellung einer Wandzeitung oder einer kleinen Ausstellung eignet sich dafür, da eine intensive Auseinandersetzung erfolgt, die nicht nur die emotionale Ebene anspricht.

- Nachfragen und Verständnisfragen sind nicht nur oft notwendig, sondern sehr sinnvoll, um eventu-elle Unklarheiten zu beseitigen. Es können durchaus auch persönliche Fragen angesprochen wer-den, allerdings sollte eine gewisse Distanz nicht überschritten werden. Wenn die ZeitzeugInnen auf Fragen nicht antworten wollen, muss das respektiert werden.

- Wichtig ist, im Gespräch immer wieder auf die persönlichen Erinnerungen der ZeitzeugInnen zu-rückzukommen: Das ist der Vorteil eines ZeitzeugInnengesprächs und dieser sollte auf jeden Fall genutzt werden. Allgemeine Geschichtsdarstellungen können auch in Büchern und Enzyklopädien nachgeschlagen werden.

Darum empfiehlt es sich, ZeitzeugInnenerzählungen nicht als einzige Quelle stehen zu lassen, sondern sie mit anderen Quellen zu ergänzen, z. B. indem man versucht, Dokumente dazu aufzutreiben (Chro-niken, Verhaftungsprotokolle, etc.) oder historische Werke zu lesen. Außerdem besteht die Möglichkeit, auch andere ZeitzeugInnen zum selben Thema zu befragen. Damit gewinnen die Jugendlichen die Möglichkeit zu vergleichen und lernen, verschieden Quellen zueinander abzuwägen und sie kritisch zu hinterfragen.

Die Erzählungen von ZeitzeugInnen emotionalisieren, ja schockieren. Um die Jugendlichen nicht mit ihren Eindrücken allein zu lassen, sollten diese aufbereitet werden. So hat es sich bewährt, die Eindrü-cke zu Papier zu bringen und ausgehend vom ZeitzeugInnenbesuch z. B. einen Blog-Eintrag zu verfas-sen. Auch ein Gespräch in Kleingruppen ist zielführend. Die Jugendlichen sollen die Möglichkeit haben, ihre Eindrücke zu schildern, aber auch Fragen aufzuwerfen. Am besten lässt sich dies über rekonstru-ierendes Arbeiten bewerkstelligen: Die Erstellung einer Wandzeitung oder einer kleinen Ausstellung eignet sich dafür, da eine intensive Auseinandersetzung erfolgt, die nicht nur die emotionale Ebene anspricht.