• Keine Ergebnisse gefunden

Land- und Forstwirtschaft in der Steiermark bis zum Beitrittsantrag

5.3 Der Steiermärkische Landtag vor dem Beitrittsantrag

5.3.3 Land- und Forstwirtschaft in der Steiermark bis zum Beitrittsantrag

Maschinen auch leichter zu bewerkstelligen. Traktoren, Erntemaschinen, Mäher, Melkmaschinen unterstützten die körperlich schwere Arbeit in der Landwirt-schaft.97 Seit den 1980er Jahren erlitt die Bauernschaft deutliche

92 Vgl. Karner, Stefan (2000), Die Steiermark im 20. Jahrhundert, S. 442.

93 Vgl. Karner, Stefan (2000), Die Steiermark im 20. Jahrhundert, S. 429.

94 Vgl. Karner, Stefan (2000), Die Steiermark im 20. Jahrhundert, S. 442.

95 Vgl. Karner, Stefan (2000), Die Steiermark im 20. Jahrhundert, S. 522-524. Anmerkung: Ab 1996 kam es zur Gründung verschiedener Clusterbildungen, z. B. eines Automobilclusters, eines Mobilitätsclusters, eines Clusters Holz & Papier und eines Clusters für Telekommunikation und EDV.

96 Interview LH Waltraud Klasnic (12.08.2015)

97 Vgl. Karner, Stefan (2000), Die Steiermark im 20. Jahrhundert, S. 450f.

Der Anteil der Steiermark am europäischen Integrationsprozess luste. Die Einkommensschere ging von Jahr zu Jahr weiter auf. Allein im Jahre 1985 betrug der reale Einkommensverlust 17 Prozent.98

Auf Umweltschutz wurde großer Wert gelegt. Josef Riegler (1983 -1987) wurde Landesrat für Land- und Forstwirtschaft, Umweltschutz, Veterinärwesen, Raum-ordnung und Wohnbauförderung.99 Sein Grundgedanke war die biosoziale Markt-wirtschaft. Der Biosektor war für die Agrarwirtschaft eine neue Möglichkeit, um einerseits bessere Preise zu erwirtschaften und anderseits die landwirtschaftlichen Flächen vor zu hohen Nitratbelastungen zu schützen. Bioenergie wurde durch die Holzproduktion in Form von Biomasse sowie durch die Verarbeitung von gesun-dem Holz in der Industrie gewonnen. In der Tierhaltung fand die biologische Rin-derhaltung großen Zuspruch. Das „Styriabeef“ auf Basis der Mutterkuhhaltung konnte angekurbelt und besser vermarktet werden. Der Ab-Hof-Verkauf wurde verstärkt, und die damit verbundene Direktvermarktung der Bauern fiel auf frucht-baren Boden. 100 Mit der Nationalratswahl am 23. November 1986 wurde der stei-rische Landesrat Josef Riegler Landwirtschaftsminister.

Dass ein Beitritt zur EG für die Landwirtschaft große Veränderungen und auch Nachteile mit sich bringen würde, war unbestritten, seit es dazu offizielle Überle-gungen von Seiten der Großen Koalition gab. In den 1980er Jahren hatte das Land Steiermark jährlich rund 30 Millionen Schilling an Ausgleichszahlungen an die Bauern ausbezahlt.101

Der steirische Landesrat für Agrar-, Umwelt und Wohnbaubereich, Hermann Schaller (1987-1991), unterstrich die positive Wirkung der Direktförderung am Ag-rarsektor. Die steirische Grenzlandförderung für 19 steirische Gemeinden entlang der Grenze sei zur Unterstützung und als Transferleistung zu verstehen. Dass die Erhöhung der Bergbauernförderung als wirksame Maßnahme zu sehen sei, um die klimatisch bedingten Nachteile der Bergbauern abzufedern. Diese Direktförde-rung wäre in Bezug auf die EG auch der richtige Weg.102 Eine weitere Möglichkeit zur Unterstützung sei neben der Direktförderung die Erschwerniszulage in

98 Vgl. Riegler, Josef (2005), Die Neue Steiermark, S. 167.

99 Vgl. Landtag Steiermark, MandatarInnen (01.05.2015) [Online]

100 Vgl. Karner, Stefan (2000), Die Steiermark im 20. Jahrhundert, S. 452.

101 Vgl. Riegler, Josef (2005), Die Neue Steiermark, S. 168.

102 Vgl. Stenographisches Protokoll, 25. Sitzung Steiermärkischer Landtag XI. GP, 5.,6. und 7.

Dezember 1988, 1849-1851, (28.08.2015) [Online]

bäuerlichen Regionen. Diese Maßnahmen würden in der EG angewandt. Erst kürzlich wurden dazu wertvolle Informationen aus Bayern und Südtirol vor Ort ein-geholt.103

In der Agrarpolitik konnten durch Förderungen neue Wege in der Landwirtschaft beschritten werden. In der Steiermark wurde der Anbau von Sonderkulturen mit Kürbis, Tabak, Hopfen, Feldgemüse mit Tomaten, Bohnen, Paprika und Essiggur-ken sowie Beerenobst finanziell unterstützt. 104 In der Steiermark gab es aufgrund der kleinstrukturierten Landwirtschaft viele Bauern im Nebenerwerb. Der Land-tagsabgeordnete und Vizepräsident des Österreichischen Bauernbundes, Rupert Buchberger, sprach von 60.000 kammerzugehörigen Bauern in der Steiermark, von denen 49.000 weniger als 20 Hektar land- und forstwirtschaftliche Nutzfläche ihr Eigentum nannten.105

Durch die Agrarkrise ging die Landwirtschaft neue Wege. Mit Projekten wie der

„Bioregion Murau“ konnten deutliche Verbesserungen erzielt werden. Die Ver-marktung wurde unter neuen Gesichtspunkten betrieben. Dazu gehörte auch die Verbesserung der Ausbildung, die durch das bäuerliche Berufsschulgesetz vom 4.

Februar 1961 abgesichert wurde. Dieses Gesetz wurde 1969 und 1983 novelliert.

Es kam zu einer Aufwertung der landwirtschaftlichen Fachschulen. Eine bessere Ausbildung ermöglichte, die Konkurrenzfähigkeit innerhalb der Landwirtschaft, aber auch gegenüber der Konkurrenz aus dem Ausland zu steigern. Die damit einhergehende Qualitätssteigerung war ein Vorteil für alle KonsumentInnen.106 Die Fernwärme durch Heizanlagen mit Biomasse konnte intensiviert werden. 1991 waren in der gesamten Steiermark bereits 50 Heizzentralen vorhanden, 19 wurden von landwirtschaftlichen Betrieben geführt. Fünf Jahre später konnte durch diese nachhaltige Energiegewinnung die Anzahl auf 90 erhöht werden. Mit Förderungen des Landwirtschaftsministeriums von 50 Prozent hatte sich die Steiermark an die europäische Spitze der durch Biomasse erzeugten Energie gestellt. Die vollstän-dige Autarkie im Energiebereich war und ist das Ziel.107

103 Vgl. Stenographisches Protokoll, 25. Sitzung Steiermärkischer Landtag XI. GP, 5.,6. und 7.

Dezember 1988, 1828, (28.08.2015) [Online]

104 Vgl. Riegler, Josef (2005), Die Neue Steiermark, S.182-185.

105 Vgl. Stenographisches Protokoll, 25. Sitzung Steiermärkischer Landtag XI. GP, 5.,6. und 7.

Dezember 1988, 1827, (28.08.2015) [Online]

106 Vgl. Riegler, Josef (2005), Die Neue Steiermark, S. 190.

107 Vgl. Riegler, Josef (2005), Die Neue Steiermark, S. 168.

Der Anteil der Steiermark am europäischen Integrationsprozess Die Atomreaktorkatastrophe in Tschernobyl 1986 erschwerte den Absatz von Rindfleisch im Inland. Italien verbot den Import von österreichischem Rindfleisch deshalb ganz. Der Region Teichalm/Sommeralm gelang es, mit der Marke „Almo“-Fleisch Qualität in konstanter Form zu liefern und sich so einen Markt zu sichern und auszubauen.108

Der „Steirische Junker“ wurde von Weinbaumeister Franz Hirschmugl 1987 einge-führt und mit einer limitierten Auflage von 1000 Flaschen auf den Markt gebracht.

In den 90er Jahren wurde der „Steirische Junker“ als Marke EU-weit geschützt. Zu Beginn wurden 9.000 Flaschen verkauft. Es kam 1998 zu einer Steigerung auf 620.000 Flaschen. Ein Ende dieses Erfolges ist noch nicht in Sicht, mittlerweile haben sich 300 steirische Betriebe zu dieser Gemeinschaft zusammengeschlos-sen.109 Landesrat Hermann Schaller meinte, […] „an der EG geht kein Weg vor-bei“, denn zwei Drittel des ganzen Exportes gingen in die EG, im Agrarbereich wären es bereits 50 Prozent, und 90 Prozent des Rinderexport würden bereits über die EG gehandelt. Die Steiermark müsse aufgrund der strukturellen Benach-teiligung Transferleistungen im landwirtschaftlichen Bereich erhalten.110

Rupert Buchberger sprach sich bei der Landtagssitzung im Dezember 1988 sowie der Landesrat Hermann Schaller eindeutig für den Beitrittsantrag, der in Überein-stimmung mit den Sozialpartner sei, aus.111