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62 FORUM für Wissen Nino Kuhn

Übersicht der Artenzusammensetzung von Waldgesellschaften des schweizerischen Mittellandes_(nach ETTER 1943 und ETTER

& MORIER~GENOUD 1963, stark vereinfacht) i

`waıage_seııschaft . ~ 1 2 `w.-aıdgeseııschaft

l 2

' Kennarten der Klasse Querco-Fagetea '

Anemone nemorosa .

Corylus avellana Convallaria majalis Crataegus oxyacantha 7 Lonicera xylosteum Brachypodiumgsilvaticum

Poa nemoralis 1

Kennarten der Ordnung Prunetalia

Crataegus monogyna F

Prunus spinosa J

Cornus sanguinea

Kennarten der Ordnung

_ 1 Fagetalia '

' (Edellaub-Mischwälder)....

Viola silvestris Rosa arvensis, '

Polygonatum multiflorum

Primula vulgaris .

Phyteuma spicatum g .

Acer pseudoplatanus

+

+

Kennarten des Verbandes

Fagion (Rotbuchenwälder)...

Rubus spec.

Fagus silvatica Luzula luzuloides

Prenanthes purpurea OOOO

(Reichere Laubwälder)...

Kennarten des Verbandes r Carpinion (Hageb11

fMischwälder Kennarten der Kl Quercetea robori 1 (Saure Eichenmis Melampyrum pratense Kennarten der Kl ÜNardo-Callunetea Hedera helix . Pinus silvestris

l Querco-Betuletum helveticum ETTER (1943) 2 Galio-Carpinetum molinietosum ETTER &

MORIER-GENOUD 1963) 4

*) wichtige Begleitarten (Präsenz 100%

in mindestens einer Einheit.) + Präsenz höher als 50%

o Präsenz 100%, nicht dominant O Präsent 100%, dominierend 7

(Deckungswert grösser als 50%)

FORUM für Wissen Nino Kuhn

› i es

STÄDLER (1990) in einer Diplomarbeit nicht mehr in direktem Vergleicht gleicher Aufnah-mestellen arbeiten, weil fast alle ursprünglichen Bestände verjüngt waren. Er ist jedoch auf methodisch abweichenden Wegen zu ähnlichen Ergebnissen gelangt. Aufnahmewiederholungen wurden sonst von N. Hufschmid und R. Amiet durchgeführt. Zur ökologischen Charakterisie-rung' der Bestände sowie der Veränderungen wurden die Zeigerwerte nach ELLBNBERG verwendet. Auswertungen erfolgten zunächst an zehn Beständen des schweizerischen7Ei`chen-Birkenwaldes (Querco-Betulpetum helveticum) (ETTER 1943) auf Deckenschottern zwischen.

Zürich und Schaffhausen sowie an neun etwa vergleichbaren Beständen des pfeifengrasrei-chen Eipfeifengrasrei-chen-I-Iainbupfeifengrasrei-chenwaldes (Galio-Carpıl netum molinietosumg ETTER und MORIER-9 GENOUD 1963) des Genfer Beckens. 7

Für den Uberblick der floristischen Zusam-mensetzung dieser Bestände vergleiche man die 7

gegenüberstehende Tabelle. '

7 "Querco-Betu/etum" Ernie 43 ' Nord-Schweiz S 7 .

so 7- i 4 7

7 25 - 1935-ss

V20» .

zah Arten

- is - . iss4«

An

Zur Darstellung der gesamten floristischen Zusammensetzung. wäre die ,Tabelle viel um-fangreicher und vor allem für den Laien un-übersichtlich. Deshalb sind nur diejenigen Arten aufgeführt, die in mindestens der Hälfte aller Bestände der einen oder anderen Einheit auftreten; Bei den Begleitern wurden sogarnur jene Arten erwähnt, die in allen Beständen bei der einen oder anderenEinheit gefunden

wor-den waren. .- '

-Bei den Veränderungen können am gleichen Datenmaterial floristische und ökologische Verschiebungen festgestellt werden. Die flori-stischen Veränderungen schlagen vor allem in den Beständen der Nordschweiz in Verminde-rungen der Artenzahlen zu Buche, und zwar in allen Bestandesschichten und in der Mehrheit der Bestände. Nur in der Baumschicht der Genfer Bestände resultiertim Mittel eine leichte Zunahme der Artenzahl basierend auf einer gleichbleibenden Zahl oder einer

mini-. Ouerco-Carpinetum molinietosum Erren und Monıen-Gsuoun 63 Genferbecken

1935-39

__" 1984 1 9 t

Mittelwerte

. O 4 K

' Baum- Strauch- Arten der Moos- und arten - arten Kraut-

Flechten-schicht arten ` arten arten “.

Baum- ~ Strauch- Alten der Moos- und Kraut-

Flechten-schicht arten Frequenzen ' Einzelbestände

--- mit abnehmender Artenzahl

-_ mit gleichbleibender oder zunehmender Artenzahl

Veränderungen der Artenzahlen in Baum-, Strauch-, Kraut- und Moos-Schichten von Nährstoffarmen Beständen ehemaliger Mittelwälcler der Nordschweiz (Querco.-Betuletum helveticum ETTER 1943) sowie von ehemaligen Niederwäldern des Genfer Beckens (Querco-Carpínetum molinietosum ETTER und MORIER-GENOUD 1963). Mit einer Ausnahme ist die Artenzahl in allen Straten beider Gesellschaften und in der

Mehrheit der Bestände rückläufig. 9 ' ` `

64 ' FORUM für Wissen Nino Kuhn men Zunahme in einer schwachen Mehrheit der

Bestände. In der Moosschicht resultiert trotz gleichbleibender oder zunehmender Artenzah-len in einer schwachen Mehrheit der Bestände im Mittel eine Verminderung. 4

Die ökologischen Veränderungen - anhand der Zeigerwerte der Pflanzenarten ermittelt ~ spielen sich vor allem im Beziehungsfeld von Licht- und Stickstoffwert ab. Wir stellen eine eindeutige Abnahme der Lichtwerte (L) bei gleichzeitiger ebenso deutlicher Zunahme der Stickstoffwerte (N) fest. Dies ist umso merk-würdiger, als die eigentlichenStickstoffzeiger unserer Flora zu den lichtbedürftigen Pflanzen gehören. Die Abnahme der Lichtwerte zeigt nun aber, dass mit Entschiedenheit keine allge-meine Verlichtung in den Untersuchungs-beständen stattfand, wie dies etwa bei Verjün-gungen der Fall wäre. Dies wird ja auch durch die Verminderung der Artenzahlen bestätigt, die im Baumbestand auf Konkurrenz, im Unterwuchs aber zusätzlich auf Lichtmangel zurückzuführen ist. Hingegen ist bekannt, dass bei Verjüngungen von Waldbeständen durch höheren Licht-, aber auch Strahlungs- bzw.

Wärmegenuss des Bodens eine erhöhte Stick-stoffmineralisationt aus angereicherter organi-scher Substanz stattfindet. Dies bewirkt die typische, als S.chlagflur bekannte

Vegetations-form. , '

' In den untersuchten Beständen hat aber im Gegenteil bei verstärkter Beschattung eine Stickstoffzunahme (genauerfeine Zunahme des Stickstoffwertes der Zeigerpflanzenl) stattge-funden-. Soll diese Erscheinung etwa durch

N-Wen J .

6-.

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4', 1/

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3 ¬ I

Stickstoffeinträge aus der Atmosphäre bedingt sein? Diese Stickstoffeinträge sind ohne Zweifel ein Tatbestand. -Denn sie wurden an vielen Orten gemessen (STADELMANN 1988, FLÜCKIGER 1988). Aus diesem Grunde wurde der Stickstoffeintrag als durch die Veränderun-gen der floristischen Zusammensetzung nach-gewiesen erachtet. _ .

Die späteren Ergebnisse aus montanen und subalpinen Waldbeständen der Alpen zwangen jedoch, sich erneut mit den Erklärungen der Befunde im lMittelland zu befassen. Und da muss man sich an den Ursprung der Bestände erinnern, die Gegenstand der Vergleiche waren.

Es handelt sich fast samt und sonders« um ehe-malige Niederwälder (Genfer Becken) bzw.

ehemalige Mittelwälder (Nordschweiz), die schon bei der Erstaufnahme von ETTER so bezeichnet worden sind, also vermutlich vor der oder um die.Jahrhundertwende die letzten Schläge der Hauschicht über sich ergehen

las-sen mussten. ,

_ Man ist sich heute - bald ein Jahrhundert nach den letzten Nieder- bzw._Mittelwald-schlägen - kaum mehr bewusst, auf welche Art und Weise diese Bestände früher genutzt wor-den waren. Darüber wurde jedoch in wor-den letzten Jahren forstgeschichtlicherForschung wieder einigesvbekannt. Diese Bestände wurden ja nicht nur für Brennholz (Hauschicht, Kahl-schlag alle 15_ bis 25 Jahre) und Bauholz (Oberständer) gebraucht. Sie gehörten zur All-mend und wurden beweidet, besonders nach den Schlägen, als viele Stockausschläge ein enormes, eiweissreiches Futterangebot

darstell-N-Wert _

6-a) . D)

.15 17

s - WI . lyøiggy .

qgjøx 1 2/

Ø?/Q 1/ /1/17 16

Øyiffl//'V 3 41947-“'19 16 I

ı 3 "1 I ı l

3 4 5 6 3 ~ 4 5 6

L~Wert _ 7 L-Wert

Veränderungen der Licht-und Stickstoffwerte (ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG 197.9) für 7 a) zehn ehemalige Mittelwaldbestände des Querco-Betuletum helvetícum ETTER 1943 (Nordschweiz)

9 zwischen 1935/39 und 1984 sowie I

b) neun ehemalige Niederwaldbeständedes Querco-Carpinetum,molinietosum ETTER und MORIBR-GENOUD 1963 (Genfer Becken) zwischen 1942/47 und 1985. .

FORUM für Wissen Nino Kuhn m 65_

ten. Zudem wurden Stockloden für die Winter-fütterung geschneitelt. Herbstliche Laubstreu wurde” als Matratzenfüllung und Stallstreu zusammengerecht oder als Düngung direkt auf den Acker gebracht. Schliesslich muss auf die Eichel- 'und Bucheckernmast der 'Schweine hin-gewiesen werden (KÜCHLI 1987: Auf den Eichen wachsen die besten Schinken). Alle diese Nutzungen fanden. während Jahrhunder-ten statt und beeinträchtigJahrhunder-ten das Nährstoff-potential der Nieder- und Mittelwälder erheb-lich. Dies hat sich ganz besonders auf von Natur aus nährstoffarmen Standorten bemerkbar gemacht, wozu ohne Zweifel die untersuchten Gesellschaften gehören. Als die verschiedenen 'Nebennutzungen aufgegebenwaren und die Überführung in Hochwälder« eingeleitet war, konnte sich in diesen Beständen sukzessiveein Nährstoffpotential aufbauen, wie es ihrer Natur entspricht. Dieses Nährstoffpotential ist in der lebenden und toten organischen Substanz gebunden, aus der laufend genügendiNährstoffe, vor allem Stickstoff, in pflanzenverfügbarer Form mineralisiert werden. Den Prozess des Nährstoffaufbaues haben wir mit zwei weit auseinanderliegenden floristischen Zustands-erhebungen notdürftig erfasst. Die Anrei-cherung an Stickstoffzeigern, .die wir heute feststellen, ist deshalb sehr wahrscheinlich zu einemguten Teil auf Bewirtschaftungs- bzw.

Nutzungsänderungen zurückzuführen. ' Ein Einfluss von Einträgen aus der A7tmo-sphäre kann zwar nicht ausgeschlossen werden, doch sind wir aufgrund der floristisch-ökologi-schen Auswertungen nicht in der Lage, die Anteile der verschiedenen Herkünfte zu be-stimmen. Auf den Stickstoffkreislauf kann hier nur hingewiesen werden. Aus ihmgehthervor, dass es sich beim Stickstoff um ein sehr mobiles Element handelt, das in Riesenmengen in der obersten Erdschicht und vor allem in der Luft der Atmosphäre vorhanden ist, von dem aber nur zwei Formen - Nitrat und Ammonium - für die Pflanzenernährung in_Frage kommen. Ge-nau diese Formen sind jedoch Minimumfakto-ren des Pflanzenwachstums. Auch Mikroorga-nismen des Bodens haben einen Stickstoffbe-darf, doch ist ihre Verwertungspalette - obwohl bei jederArt spezifischer -, im Gesamten gese-hen viel breiter. Manche Bakterienarten sind z.B. gar nicht so sehr am ,Stickstoff des Nitrats, als vielmehr am Sauerstoff interessiert., so dass der Stickstoff als Stickstoffmolekül an die Atmosphäre abgegeben wird. Andere Mikro-organismen, wie etwa Blaualgen, Strahlenpilze (bei Erlenarten) oder die Knöllchenbakterien der Leguminosen sind in der Lage,

Luftstick-stoff zu assimilierenj 9

Mittelalterliche Nutzungen der Nieder-und Mittelwälder 7 7

0 Brennholz (Hauschicht) 0 Bauholz (Oberständer) . 0 Rebstickel

° Weide, insbesondere nach Schlägen (Stockanschläge mit reichhaltigem

Futterangebot) ` V , 7 _

0 iSchneitelbetrieb nach Schlägen für die

Winterfütterung 7 '

0 Laubstreu für Laubsäcke (Matratzen)

° Stallstreu 7 ' „

° Laubstreu als Ackerdünger

0 Eichel- und Bucheckernmast der

Schweine _ 3

0 Waldheu ~ .

Was mit Ammonium- und Nitratstickstoff-einträgen aus der Atmosphäre in Waldbestände geschieht - 7 ob sie in den Nährstoff- und Lebenskreislauf eingebaut oder als Luftstick-stoff wieder an die Atmosphäre zurückgegeben werden - wirdiin allererster Linie vonder Mikroorganismenwelt des Bodens bestimmt.

Erst in zweiter Linie - mittelbar - kommen die höheren Pflanzendamit in Kontakt.

Entwicklungen und Voraussetzungen in den

Voralpen und Alpen . ` _

Aus den Voralpen und Alpen hat KUOCH (1954) hervorragend dokumentiertes vegeta-tionskundliches Datenmaterial hinterlassen.

Mit den Aufnahmewiederholungen hat sich P.

Kissling befasst. Nach den ersten Aufnahme-Wiederholungen hatte er erkannt, dass die Waldbestände zufolge waldbaulicher und ande-rer Änderungen sehr viel heterogener waren, als er sich bei freier Wahl in der üblichen pflanzen-soziologischen Arbeit gewohnt war. Ein soge-nanntes «merocoenotisches Aufnahmeverfah-ren» (Merocoenose = Teilgemeinschaft) sollte die Vergleichbarkeit mit den ursprünglichen Beständen gewährleisten (Vgl. KISSLING et al.

1988). ` ' . '

Nach diesem Verfahren, auf welches auch die Auswertung ausgerichtet werden musste, wur-denin neun verbreiteten' Waldgesellschaften der Alpen 257 Bestände bearbeitet. Für die ökolo-gischen Auswertungen wurden in diesem Falle die Zeigerwerte nach LANDOLT (1977)

ver-wendet. 7 `

ee I.

FORUM für Wissen Nino“Kuhn Einen .Überblick der floristischen

Zusam-mensetzung der ursprünglichen, von KUOCH beschriebenen G.esellschaften gibt die entspre-chend bezeichnete Tabelle. Zur ökologischen Charakterisierung können Reaktionswerte und Nährstoffversorgung herangezogen werden. Die Assoziation mit den sauersten und zugleich nährstoffärmsten Bedingungen ist das Sphagno-Pinetum, eine auf Hochmooren verbreitete Bergföhrengesellschaft. Am -andern Ende der Darstellung findet sich das «Fagetum silvaticae»

mit den im Buchenwald der .Voralpen am wenigsten sauren, mitunter neutralen Standorts-gegebenheiten und der höchsten Nährstoffzahl.

Alle andern untersuchten Waldgesellschaften .nehmen Plätze zwischen diesen beiden Extre-men ein. Mit einer›Ausnahme befinden sich alle auf einer nahezu ausgeglichenen Kurve., Die Ausnahme macht das Carici-Abietetum, also

«die zentralalpine Parallele zu dem im Jura und in .den nördlichen Randalpen vorkommenden Carici albae-Fagetum››, wie sich ELLENBERG und'KLÖTZLI (1972) ausdrückten. KUOCH (1954) nannte diese Gesellschaft allerdings Abietetum melampyretosum undwies darauf hin, dass keine engen Beziehungenzu anderen Gesellschaften bestehen. Die Position im Reaktions-Nährstoff-Ökogramm bestätigt diese Aussage. Das ; dürfte damit' zusammenhängen, dass neben vielen'Säurezeigern einige Basen-Zeiger (z.B. Carex alba, Carex digitata) vor-kommen, die nicht zugleich Nährstoffzeiger

sind. ~

N-Weit

3_ . __ _=_«_F_agetum

. `Abieti - Fagetum lAbietum lsilvflticae»

festucetosum -:H festucetosum Abieti Fagetum i__ Aggnostylo -luzuletosum l Abietetum

2.5- Ba?2a"“;)_ _-_`l__

Abıeteiuırn p |Carici - Abietetum I

líphagno - t

Mittelwerte und Standardabweichungen der Reak-tions- und Nährstoffzahlen (nach LANDOLT 1977) von» neun verbreiteten Waldgesellschaften der Schweizer Alpen (Vegetationsaufnahmen von KUO'CI-171954; nuriBestände berücksichtigt, in denen eine Zweitaufnahme stattgefunden hat).

In der floristischen Tabelle der Voralpen und Alpentreten diese Arten nicht auf, weil sie die hohen Stetigkeitsgrenzen zur Verminderung der Artenzahl zugunsten der Ubersicht nicht

erreichen. « f '

Zur Darstellung der in den Waldgesellschaf-ten der Voralpen und Alpen festgestellWaldgesellschaf-ten Ver-änderungen dienen die Differenzen der mittle-ren Zeigerwerte von Aufnahmepaamittle-ren. Aus ihnen geht hervor, dass sowohl die Reaktions-alsf auch die Nährstoffzahlen zurückgegangen sind. Die Frage stellt sich nun, ob es zulässig sei, die Reaktionszahlabnahme (R) auf einen Säureeintrag zurückzuführen. Bei der Nähr-stoffzahl (N) stellt sich die Frage, ob aufgrund der Abnahme darauf geschlossen werden darf, dass kein Stickstoffeintrag stattgefunden habe.

Man kann aber auch einen Blick. auf das Ver-halten _ anderer Zeigerwerte werfen, z.B.

Humuszahl (I-I), Feuchtezahl (F) undtlsichtzahl (L) und stellt fest, dass mit den Reaktions-"und den Nährstoffzahlen auch die Lichtzahlen abgenommen, die Humus- und Feuchtezahlen jedoch in der Regel zugenommen« haben.

Sofern aus den floristischen Veränderungen auf ökologische Veränderungen geschlossen werden darf, scheint die folgende Interpretation

plausibel: . „ _

. Die Lichtzahlen haben in fast allen Gesell-schaften abgenommen; in den untersuchten Altbeständen' ist es .dunkler geworden. „Durch diestärkere Beschattung ist auch die Bestandes-feuchtigkeit angestiegen. Dadurch hat eine An-reicherung von Rohhumus stattgefunden, wel-cher naturgemäss sauer reagiert und die Ansie-delung von Säurezeigern, sogar extremen Säure-zeigern, begünstigt. Die,Nährstoffe, vor allem Stickstoff, werden in diesem Rohhumus-fixiert und mangels genügend hoher' Temperaturen in reduziertem Ausmass mineralisiert. Sie stehen damit den Pflanzen zur Ernährung“ nur sehr beschränkt zur Verfügung. Aus diesem Grund sind die Voraussetzungen zur Ansiedelung an-spruchsvoller Nährstoffzeiger nicht gegeben.

Somit sind die festgestellten Veränderungen weitgehend auf die natürliche ökologische und floristische Entwicklung von Waldbeständen unter den 'klimatischen Bedingungen der Vor-alpen und Alpen zurückzuführen. Ob die heuti-gen Säureeinträge - sie finden ausser' Zweifel statt - die natürliche «Versauerung›› beeinflus-sen, ist eher fraglich, denn die verschiedensten Ergebnisse der Forschung zeitigten ein be-trächtliches Pufferungspotential der Waldöko-systeme. Viel wahrscheinlicher scheinen -auch hier Einflüsse der ,früheren «Bewirtschaftung››

zu sein. Damit ist weniger die geregelte Forst-wirtschaft des 20. Jahrhunderts als vielmehr die Landnutzung früherer Jahrhunderte gemeint.

FOBUM für Wissen Ninoí Kuhn ,_ _ _í6_7_

Übersicht der Axtanzus

der Voralpen und Alpen

ammenıetzunq von Waldgasellıchaften (nach KUOCH 1954, stark vereinfacht)

Wafageselisëhaíc 1 2 3 4 5 6 7 B 9 Whldqaaellschaft 1 2 3 { 5 5 7 B 9

Kannartan dei Ordnung Vaccinio-Piceetalia

Kennarten das Verbandes Vaccinio-Piceion (Hochmoore und Mo

Eriophorum vaginqtum D

Sphagnum magellanicum 0

Polynrichum atrictum +

Kannarten der Klasse

O

Kennarten der Klasse

Nardo-Calıunetea (zwergsnrauchheiden)

Calluna vulgaris o

Nardus stricta ' +

Genciana purpurea +

Caréx pilulifarı

Beqıainarten torfmoosreicher Föhren und Fichtenwålder *)

O

OOO+

O

Vaccinium myrtillus Dicranum scuparium Pleurozium achrebqri _ Sphagnum namoreum Molinia caerulea Cladonia rangiferina

Kannarten der Klflßßfl Querco-Fagetaa

Kennarten der Ord Fagetalia (Edella Lamium galeobdolon s;

Paris quádrifolia Epipactís helleborina Naofitia nidus avis Epilobium montanum Axuncus dioecus

Actaea spicata .

Marcurialis perennis

Kennarten des Ver Faqion (Rütbuchen Abies alba

Faqus ailvatica Prenanthes purpurea Veronica latifolia Petaaites albus Festuca altissima Luzula nivea

Polyatichum lobatum Elymus europeens

Beqlàitartan der Tannen und Buchen Sorhus aucuparia

1 Sμhıqno-Plnıtuu Eil 1972 6 Ab1ot1-Fnııtuı festucıtosum KUOCHl954 2 Sphıqnn-P1caıtun ELK 1972 7 Aniaıaıuı fıstucetoıum KUOCH 1954 3 Bıızınlo-Abietetuı Elk 1972 8 Cır1c\-Ahiıtııun EiK 1972

4 Ahiıtf-Fıqııum luıuletosum EBK 9 Fnqıtun siıvıticıı KUOCH 1954

5 Adendıty1u-Abiıtıtuı EEK 1972

~›

+ Prlıenı höher ılı 50!

H¶éh¦1qı ßıq1ı1tırton (Pflsonz l00§ tn mind. einer Einhıit)

0 Prhıcnz 100* In mind. einer Unıırı1nhe1:. nicht floı\nınt 0 Prlıını 1001, dnıiniırınd (Dackunnıvert ırüııer a1: 50i)

68 . . FORUM für Wissen Nino Kuhn Und man erinnert sich, dass «viele, man darf

vielleicht sagen die meisten Waldungen aus dem 18. Jahrhundert und den Wirren der Helvetik und der napoleonischen Zeit inischlechter Verfassung in das 19. Jahrhundert übernom-men» wurden (WULLSCHLEGER 1985).

Der schlechte Zustand der Gebirgswälder war ja Anlass für den berühmten «Bericht an den hohen schweizerischen Bundesrath über die Untersuchung der schweiz. Hochgebirgs-waldungen ...›› von LANDOLT (1862) sowie Artikel 24 der Bundesverfassung seit 1874 und schliesslich das Bundesgesetz betreffend die Oberaufsicht des Bundes über die Forstpolizei im Hochgebirge 1876.

Die Ursachen des schlechten Zustandes des Gebirgswaldes können hier nicht alle genannt Die hoch- und spätmittelalterliche Übernutzung oder Zerstörung der Wälder in den Alpen hat zu standörtlichen Substanzverlusten geführt. Die gere-gelte Forstwirtschaft unseres Jahrhunderts bedeutete eine tiefgreifende Nutzungsänderung mit

ökologi-schen Folgen. 1

Sphagno~ Sphagno-Pinetum Picaøtum

Q“ V luzulıtosum

o.o2 AR

Baızanıo- Abieti- ` Adenostylo- _Carici- Äblfllilflm, ^b591l~ `l_:399lUm_

Abiaielum F-'agetum Abieıetum Abieteıum festucolosum P8991111“ Sllvflllfiafi

-Kausale Wertung der ökologisch-floristischen Veränderungen in Waldgemeinschaften der

Schweizer Alpen ,

1 Abnahme des Lichtwertes

Zunehmende Beschattung (Strahlungsentzug) B in reifen Waldbeständen

Zunahme des Bestandesfeuchtigkeit unter gleichzeitiger Reduktion erhöhter Temperaturen H Anreicherung an Rohhumus

Zunahme der Reaktion Fixierung von

Nähr-(Säuregracl) 1 * stoffen

« Besiedlung mit , (extrem-en)

Säurezeigern

Abnahme nährstoff-

I

bedürftiger

-l_l1l]` I tLın*i

L.L_.l_l_J

Anzahl Bestände ia total

í ru

Ü cn _ -1:›

I1

Veränderungen einiger Zeigerwerte durch Diffe-renzbildung der R-, N-, H-, F- undtL-Zahlen nach LANDOLT (1977) in neun verbreiteten Waldgesell-schaften der Schweizer Alpen (Vegetations-aufnahmen von Kuoch 1949/50 und Kissling 1986/87, nach Zahlen von KISSLING 1989).

Statistische Signifikanz nach dem WILCOXON-Rangtest für Paardifferenzen B

lmit 1-5% Irrtumswahrscheinlichkeit 2 mit 10% Irrtuınswahrscheinlichkeit 3 mit >10% Irrtumswahrscheinlichkeit ~ 4 Gesamtheit der Aufnahmen je Gesellschaft («Total››, gilt für alle Balken der gleichen'Kolonne);

die anderen Balken betreffen floristisch homogenere Untereinheiten der Gesellschaft. i

FORUM für Wissen Nino Kuhn 1 69 werden. In der Regel waren es jedoch

Jahrhun-derte dauernder extensiver Weidebetrieb mit unterschiedlichen Vieharten oder grossflächige Abholzungen. Die Zwecke dieser Waldver-wüstungen waren ganz' verschieden. In vielen Gebieten - Orts- und Flurnamen zeugen davon - wurden Glasschmelzen betrieben. Ebenso verbreitet waren Eisen- und Metallschmelzen.

Solche wurden in 'beträchtlicher Zahl in den Alpentälern betrieben, und zwar bis zum An-bruch des technischen und industriellen Zeit-alters, als die Metalle mit der Eisenbahn aus dem Ausland beschafft werden konnten. '

DieiExistenz vieler Hochöfen, Edel- und Buntmetallschmelzen war noch anfangs unseres Jahrhunderts wohlbekannt (Geographisches Lexikon der Schweiz 1908, Bd. V, S. 273).

Einige davon waren seither Gegenstand einge-hender historischer Untersuchungen. Auch in der forsthistorischen Forschung fehlen sie nicht. Im Bewusstsein der Forstleute haben sie aber nie eine grosse Rolle gespielt. Denn man nahm wohl an, dass so weit zurückliegende

Ereignisse auf den Wald unseres Jahrhunderts keinen Einfluss mehr haben können. Ihr Ein-fluss wurde indessen gewaltig unterschätzt: Im 17. Jahrhundert wurde allgemein zur Herstel-lung einer Tonne Roheisensmit einem Bedarf von 7 bis 8 Tonnen Holzkohle gerechnet, wozu 30 Tonnen, das sind 50 bis 80 m3, Holz benötigt worden sind (GROSSMANN 1972). Selbstver-ständlich wurden die I-Iochöfen dort aufgebaut, wo Eisenerz gewonnen werden konnte, doch wurde auch auf zu erwartende Holzvorräte ge-achtet. Unter Umständen wurden längere Transportwege für das Erz in Kauf genommen.

Holz abgelegener Gebiete wurde an Ort und Stelle verkohlt und als Holzkohle zu den Eisenhütten transportiert, so dass der Einzugs-bereich der Schmelzöfen weit über die unmit-telbare Umgebung hinausging. Der Schmelzofen von Zweilütschinen beschäftigte 54 Arbeits-kräfte, darunter 32 Holzhacker und Köhler, so dass 1691 die Wälder im ganzen Lauterbrunnen-tal fast vernichtet waren. ,

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Zahlreich waren die Bergwerke der Alpentäler im ausgehenden Mittelalter. Zur Verhüttung der Erze wurden holzreiche Alpentäler ausgewählt. In weiterer Entfernung von den Metallschmelzen wurde Holz vor dem Transport geköhlert, so dass der Einzugsbereich der Hochöfen heute gewaltig unterschätzt wird. Die Karte übernimmt die Angaben des geographischen Lexikons der Schweiz. Jene Karte ist aber unvollständig.

So fehlt zum Beispiel das bekannte Gonzenbergwerk, wo seit 2000 Jahren Eisenerz gefördert wurde.

70 FORUM für Wissen Nino Kuhn

› . Umwelt - Faktoren 4+ Lebewesen

(Immissionen) Temperatur Orographie Konsumenten

Dosierung

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frühere Bewirtschaftung und Iandschaft- i K t H t_ M°'Ph°I°í-lle I PhYSI°I°9Ie I Bmchemle

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