• Keine Ergebnisse gefunden

Der Phytosanitäre Beobachtungs- und Melde-dienst PBMD an der WSL registriert seit 1985 systematisch die Verbreitung und die

Befalls-intensität forstlicher Schädlinge und Krankhei-ten in der Schweiz. Es lassen sich für diesen Zeitraum einige Hauptgruppen von Schädlingen und Krankheiten hervorheben.

Borkenkäfer

Verschiedene Borkenkäferarten an Fichten, Weisstannen und Waldföhren

Diese Insekten unterbrechen mit ihren,Brut-gängen den Saftstrom unter der Rinde und brin-gen die Wirtsbäume damit zum Absterben. Sie können sich bei günstigen Bedingungen äusserst rasch vermehren und grosse Zwangsnutzungen verursachen. Damit kann örtlich die Schutz-funktion betroffener Bergwälder herabgesetzt werden. Zudem fallen die forstlichen Aufwen-dungen für vermehrte Beobachtungsgänge, für die bei der Bekämpfung dezentral anfallenden Holzereiarbeiten sowie die Wertverluste beim Holzverkauf ins Gewicht. Borkenkäferbefall tritt periodisch nach einer Häufung trockener und warmer Sommer auf. Der Befall kann ver-stärkt werden, wenn kurze Zeit vorher Scha-denereignisse wie__ Stürme, Schneeschäden, Waldbrände oder Anderungen in der Wasser-versorgung der Bäume zu einer Vergrösserung der Menge an Brutmaterial geführt haben. Bor-kenkäferschäden kommen periodisch in der ganzen Schweiz vor. Als vorbeugende Mass-nahmen wirkt langfristig weiterhin die Schaf-fung stufig aufgebauter Waldbestände `mit standortsgemässen Baumarten. Die Bekämpfung geschieht nach Möglichkeit mit der Verminde-rung des Angebots an Brutmaterial und mit der direkten Verminderung der Borkenkäferpopu-lationen durch Aufrüsten oder Abtransportie-ren der befallenen Bäume sowie mit dem Legen von Fangbäumen und mit dem Stellen von Lockstoffallen.

Die Weisstannen-Trieblaus (Dreyfusia nord-mannianae syn. Dreyfusia nüsslini)

Diese Laus stammt aus Vorderasien. Sie saugt in Dickungen und Stangenhölzern bei . Weiss-tannen an Maitrieben und deren Nadeln. Dies

FORUM für Wissen Enıvin Jansen i › 145 führt zu vorzeitigem Nadelfall, zu

Wachstums-störungen und zum Absterben der Triebe. Bei starkem Befall können die Bäume eingehen. Die Verjüngung der durch viele andere Einflüsse ohnehin gefährdeten Tanne (siehe auch nach-folgende Kapitel <<Wild›› und «Tannensterben››) ist damit zu einem Zeitpunkt gefährdet, wo die Bäume dem Wildschaden-Bereich entwachsen sind. Daher erhält diese Laus eine verstärkte Bedeutung.

Vorbeugende Massnahmen bestehen neben der Vermeidung von Tannenverjüngungen aus-serhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes erfahrungsgemäss in einer Verjüngung unter dem Kronen-Schirm älterer Bäume. Eine direk-te Bekämpfung ist nur mit dem Aushieb befal-lener Bäume möglich.

Insekten an gelagertem Holz A

Es handelt sich dabei um eine Reihe von Käfer-arten, die mit dem Anlegen von Brutgängen und mit dem Verschleppen von Pilzen deniWert des zur weiteren Verarbeitung bereitgestellten Holzes vermindern. Um einem Befall vorzubeu-gen, muss das Holz möglichst noch im°Winter aus dem Wald abgeführt werden. Das lagernde Holz wird im Auftrag der Holzkäufer während der Vegetationszeit oft mit Insektiziden

behan-delt. `

Nadel- und blattfressende Insekten

Im östlichen und.Mitteleuropa, in Nord-asien und in Amerika gibt es eine wichtige Ka-tegorie von Waldinsekten, die dort periodisch grosse Flächenschäden verursacht. Es handelt sich dabei um nadel- oder blattfressende Schmetterlingsraupen und Blattwespenlarven, die auch nach Nordamerika verschleppt wur-den. Sie fressen auf grossen Flächen die häufig aus wenigen Baumarten bestehenden Waldbe-stände kahl. Vitale Bäume könnten dies even-tuell verkraften, doch werden sie häufig danach von Borkenkäfern und anderen. Sekundär-schädlingen und parasitischen Pilzen abgetötet.

Die Schädlingskategorie dernadel- und blatt-fressenden Insekten hat in der Schweiz vermut-lich aus klimatischen und aus den anderen ein-gangs beschriebenen Gründen nie zum Abster-ben ganzer Waldbestände geführt. So verursacht der bekannte Lärchenwickler im Engadin mit seinem meist neunjährigen Schadenzyklus wohl auffällige Verbräunungen ganzer Lärchenwäl-der; dieser Befall ist jedoch dort nicht Waldbe-drohend, weil die Lärchenwickler-Massenver-mehrungen in einem komplexen natürlichen System auf eine faszinierende Weise reguliert

werden. .

Damit ist es nicht notwendig, den Lärchen-wickler im Engadin zu bekämpfen.

Der Phytosanitäre Beobachtungs- und Meldedienst PBMD der Eidg. Forschungs-anstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL, Birmensdorf

Als Anlauf- und Beratungsstelle für Forst-schutzfragen informiert der Phytosanitäre Be-obachtungs- und Meldedienst (PBMD) über Auftreten, Verbreitung und Bedeutung von forstlichen Schädlingen, Krankheiten und zum Teil auch abiotischen Schäden.

Die Informationsbeschaffung beim PBMD ist geprägt durch die Form, in welcher in der Schweiz* forstliche Schadorganismen meistens auftreten- Charakteristisch ist das auf kleinen Flächen von einigen Aren bis wenigen Hektaren gehäufte Verbreitungsmuster vieler solcher Organismen.

Infolge dieses kleinräumlichen Auftretens der Zielorganismenrsind Erhebungen, denen ein regelmässiger Raster der Stichprobennahme zugrunde liegt, für das Auffinden von wichti-gen forstlichen Schadorganismen in der Schweiz meist ungeeignet.

Der PBMD beschafft sich aus diesen Gründen seine Informationen in der Regel vom kanto-nalen Forstdienst. Dieser deckt mit seinen Forstkreisen und -revieren die Waldfläche unseres Landes ab. Die “Intensität der Waldbe-wirtschaftung und damit auch der -beobach-tung ist jedoch sehr unterschiedlich. Die Forstreviergrösse variiert in-der Schweiz von wenigen hundert Hektaren im intensiv, genutzten Mittelland bis zu über fünftausend Hektaren im Alpenraum. `

Mit jährlichen Umfragen beim Forstdienst, mit der Registrierung von Beratungsfällen, eigenen Beobachtungen sowieomit persön-lichen Kontakten zu den kantonalen, Forst-schutzbeauftragten bildet der PBMD ein Standardnetz. Die eingegangenen Meldungen werden so ausgewertet, dass die jährliche Verbreitung von wichtigen und mit genü-gender Wahrscheinlichkeit bestimmbaren Schadorganismen mit Angabe ihrer Schad-intensität kartiert werden können.

Ein Ergänzungsnetz wird aufgrund spezieller Ereignisse gebildet, wenn genauere oder eine grössere Zahl von Angaben über einen stimmten Schadorganismus oder eine be-stimmte Schadursache beschafft werden sollen. Hier werden in Zusammenarbeit mit den Forstdiensten eigene PBMD-Untersu-chungen oder Beobachtungen durchgeführt, deren Umfang und Intensität sich nach der potentiellen Bedeutung des Schadorganismus und nach .den vorhandenen Arbeitskapa-zitäten richten. V

146 ' FORUM für Wissen Erwin Jansen Gegen nadel- und blattfressende Insekten

kann der Forstdienst in der Regel ausser mit der Baumartenwahl keine vorbeugenden

Massnah-*men treffen, weil auch vitale Bäume von diesen Primärschädlingen befallen werden. .

Pııze A 7 ›

Stamm- und Wurzelfáulen

Diese werden durch viele Pilzarten ausgelöst, wobei sicher der die «Rotfäule›› in Nadelbäu-men verursachende Wurzelschwamm (Hetero-basidion annosum syn. Fomes annosus) unddie verschiedenen Hallimascharten (Armillaria sp.) stark beteiligt sind. Exakte, grössere Regionen umfassende Erhebungen über die Verbreitung und die Befallsintenität der Stamm- und Wurzelfäulen fehlen, weil die Fäulen am ste-henden Baum von aussen selten klar erkennbar sind; Werden hingegen die Erfahrungen der Forstdienste und Säger berücksichtigt, so zeigt sich, dass Fäulen an den meisten Nadelhölzern und an der Buche weit verbreitet sind und die Schäden einen grossen Umfang aufweisen. .

„ Stamm- und Wurzelfäulen sind mit ihrem Abbau der Holzsubstanz das Ergebniseines 'oft langjährigen Prozesses. Sie bewirken neben einer starken Wertverminderung auch eine Re-duktion der Standfestigkeit der betroffenen

Bäume. l 7

Eine direkte Bekämpfung der Fäulepilze ist nicht möglich. Die vorbeugenden Massnahmen der Forstdienste bestehen in einer möglichst schonenden Holzernte mit möglichst wenig Rinden- und. Wurzelverletzungen. Bei der Waldverjüngung ist auf die Wahl standortsge-rechter Baumarten zu achten, und wo »gepflanzt wird, sind Wurzeldeformationen durch ge-eignete Pflanzverfahren zu vermeiden. .

Krankheiten der Hochlagen .

Verschiedene Nadelpilze, Trieb- und Keim-lingskrankheiten hemmen insbesondere in Hochlagenaufforstungen bei den Nadelbäumen das Wachstum oft stark. Dadurch verbleiben diese Bäume länger in einem Entwicklungs-stadium, in welchem sie zusätzlich vom Wild, durch Witterungseinflüsse oder durch Schnee-bewegungen geschädigt werden können. Der Anwuchserfolg mit den gewünschten Baum-arten ist bei solchen Aufforstungen auch nach über dreissig Jahren nicht gegeben. o .

Bei diesen Krankheiten handelt es sich um den Schwarzen Schneeschimmel (Herpotrichia sp.).an Fichte, Bergföhre, Tanne und Wachol-der, um den Weissen Schneeschimmel (Phaci~

dium infestans) an Arve sowie um ein Triebsterben an Arve, Bergföhre und Fichte

Triebsterben an Bergföhre durch den Pilz Ascocalyx abietina syn. Gremmeniella abietína.

(Ascocalyx abietina syn. Gremmeniella abietina) sowie an_ Lärche (Ascocalyx laricina). Die Pilze entwickeln sich bei feuchtkühler Sommerwitte-rung oder sogar unter der Schneedecke.

Zur Vorbeugung sind geeignete Pflanzen-herkünfte zu wählen, Standorte, die lange nicht ausapern, zu meiden und Pflanzungen in der Nähe bereits befallener Altbäume zu unterlas-sen. Befallenes Pflanzenmaterial ist nach Mög-lichkeit zu entfernen und zu vernichten.

Wild z

In der Schweiz wurden in den letzten drei Jahr-zehnten zunehmend gravierende Auswirkungen von Wildschäden durch den Hirsch, die Gemse und das.Reh mit teilweise langfristigen Folgen festgestellt. Gegenwärtig ist dies das akuteste und bedeutendste Forstschutzproblem in der Schweiz. Es kann nicht vom Forstdienst und den Waldbesitzern allein bewältigt werden, weil Jäger und Jagdbehörden, Landwirtschaft, Natur-schutz, Tourismus usw. mitbeteiligt sind. Auf die Wildproblematik wird mit dem Fallbeispiel im Kapitel «Die Wildproblematik›› näher einge-gangen.

FORUM für Wissen Erwin Jansen 147