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ZU EINIGEN KONSTRUKTIONEN MIT DER KONJUNKTION ЧТОБЫ IM RUSSISCHEN

Im Dokument Studia phraseologica et alia (Seite 180-190)

K u rt Gabka Greifswald

Die Frage der Klassifizierung des zusammengesetzten Satzes im Russischen hat auch in der Zeit der Herausarbeitung einer linguisti—

sehen Texttheorie nicht an Bedeutung verloren. (1) Sie erhält vor allem durch den für den Fremdsprachenunterricht notwendigen konfrontati—

ven Sprachvergleich (2), aber auch durch sprachtypologische Untersu—

chungen neue Anregungen. Nicht nur, daß bei einem Vergleich gene—

tisch nicht miteinander verwandter Sprachen bestimmte grammatische (speziell syntaktische) Kategorien der einen Sprache in der anderen lexikalisch oder wortbildungsmäßig wiedergegeben werden müssen oder aber in ih r sogar völlig fehlen Í3), sondern auch zwischen Sprachen einer Sprachfamilie (z.B. der indoeuropäischen) und wohl noch mehr zwischen eng verwandten Sprachen (z.B. den slawischen! gibt es eine Reihe recht unterschiedlicher Äquivalenzbeziehungen. (4) Bekanntlich bildet die partielle Unterschiedlichkeit sprachlicher Erscheinungen, wie sie für eng verwandte Sprachen charakteristisch ist, einen Schwerpunkt bei der Überwindung der negativen Interferenz. (5) Hinzu kommt, daß innerhalb jeder Sprache ein bestimmtes System die Grenzen der Sprachebenen überschreitender synonymer Beziehungen existiert, die zur sprachlichen Differenzierung (Funktionalstile) genutzt werden kön—

nen, insgesamt aber zur Bereicherung der Ausdrucksfähigkeit der Spra—

che beitragen. Dieses System ist in jeder Sprache parallel m it der histo—

rischen Entwicklung der verschiedenen Sprachebenen gewachsen und beruht u.a. darauf, daß die Weiterentwicklung dieser Ebenen nicht gleichzeitig erfolgte und auch gegenwärtig nicht erfolgt. So haben sich im syntaktischen Bau einer Sprache alte Erscheinungen viel besser er—

halten als in anderen sprachlichen Ebenen. Das Nebeneinander ganz einfacher und außerordentlich komplizierter Konstruktionen in der Ge—

genwartssprache erlaubt die Variation der sprachlichen M itte l zum Ausdruck bestimmter Sachverhalte und auch zum Ausdruck der gram—

matisch—semantischen und semantisch—logischen Beziehungen zwischen den dargestellten Sachverhalten. Für das Gebiet des zusammengesetz—

ten Satzes bedeutet das, daß die Entstehung und die Weiterentwicklung der verschiedenen Bindem ittel — Relativa, Korrelativa und Konjunk—

tionen — zwar immer mehr auf eine genauere Differenzierung der ver—

schiedenen Bedeutungstypen hindrängten, zugleich aber auch die Zahl der möglichen Übergangserscheinungen vergrößerten. Die Anerkennung der W ertigkeit solcher Übergangserscheinungen erscheint in der Dis—

kussion um die Problematik des zusammengesetzten Satzes besonders wichtig, um wesentliche Erkenntnisse der Grammatiktheorie für Belan—

ge des Sprachunterrichts nutzbar zu machen. So halten Kolosova/Čere—

misiņa die Gliederung in Koordination und Subordination in der ober—

sten Klassifizierungsstufe für ein Hemmnis bei der Erforschung des zu—

sammengesetzten Satzes (m it Blick auf die altaischen Sprachen) (6), während die Akademie—Grammatiken 1970 und 1980 wie die meisten Grammatik werke traditionell Koordination und Subordination auch im zusammengesetzten Satz als wichtiges Unterscheidungsmerkmal anse—

hen. (7)

S. G. I l ’enko unterscheidet drei Typen von Übergangserscheinun—

gen im System des zusammengesetzten Satzes. Der erste Typ weist Merkmale des zusammengesetzten und des einfachen Satzes auf. Der zweite Typ enthält Merkmale der Koordination und der Subordination.

Der d ritte Typ vereinigt in sich Merkmale verschiedener Typen des zusammengesetzten Satzes. Die Autorin weist darauf hin, daß die einen Übergangserscheinungen mehr einer analytisch—grammatischen Inter—

pretation, andere dagegen mehr der Erläuterung ihres stilistischen Ge—

brauchs bedürfen. Dabei benötige vor allem der d ritte Übergangstyp eine zielgerichtete Analyse seines Gebrauchs unter bestimmten s tili—

stischen Bedingungen. (8)

In diesem Beitrag sollen unter diesem Aspekt einige Konstruktio—

nen des Russischen m it der Konjunktion чтобы betrachtet werden, die in der einschlägigen Literatur entweder verschieden interpretiert oder aber überhaupt nicht erwähnt werden.

Es ist wohl das Verdienst von V.A. Belošapkova, in der Akademie—

Grammatik 1970 zum ersten Male den beiden Grundtypen des echten Finalsatzes m it чтобы auch zwei entsprechende Typen des unechten (pseudofinalen) Finalsatzes m it der Bedeutung des "A ntizie l" gegen—

übergestellt zu haben (9), vgl. die Beispiele für den jeweils ersten Typ m it In fin itiv im Nebensatz, wenn die Subjekte in Haupt— und Neben—

satz gleich sind:

< 1> Мы зашли к соседке, чтобы отдать ей ключи от квартиры.

< 2 > Он уезжает на чужбину, чтобы через год вернуться оттуда больным.

Für den jeweils zweiten Typ m it Konjunktiv im Nebensatz, wenn die

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Subjekte in Haupt— und Nebensatz verschieden sind, werden folgende Beispiele angeführt:

< 3> Мы зашли к соседке, чтобы она не обиделась.

< 4 > Садовод любовно ухаживает за яблонькой, чтобы ее сломал хулиган.

Wie die Beispiele zeigen, wird in den Nebensätzen des echten Finalsat—

zes, < 1 > und < 3 > , der Zweck, das Ziel der durch das Subjekt des Hauptsatzes bewußt ausgeführten Handlung, Tätigkeit u.ä. angegeben, d.h., vom Standpunkt des Subjekts des Hauptsatzes soll das Ziel un—

m ittelbar (in relativer Zukunft) nach Abschluß der Handlung des Hauptsatzes erreicht werden.

In den Nebensätzen des "A n tizie l", <2> und < 4> , dagegen wird ein der Tätigkeit des Hauptsatzes entgegengesetztes, nicht erwartetes oder nicht erwünschtes Ergebnis ausgedrückt. In der Tat kann es nicht das Ziel einer Reise in die Fremde sein, von dort krank zurückzukehren.

Ebenso pflegt der Gärtner das Apfelbäumchen nicht zu dem Zweck, daß ein Stromer es abbricht. Damit wird die durch die formale S truktur m it der Konjunktion чтобы "vorgetäuschte" finale Beziehung des Neben—

satzes zum Hauptsatz nicht realisiert. Entscheidend dafür ist die Ge- samtsemantik des Satzgefüges, die in erster Linie durch die Unver—

träglichkeit der in den Aussagen beider Teile enthaltenen lexikalischen Elemente bestimmt wird. Der Nebensatz erhält damit eine expressiv—

modale Bedeutung der Unerwünschtheit seiner Aussage für das Subjekt des Hauptsatzes. Damit verbunden ist eine andere grammatisch—

semantische Beziehung zwischen den Bestandteilen als sie zwischen den Teilen des Satzgefüges m it Finalsatz besteht: Es gibt keine unm ittel—

bare Beziehung, etwa im Sinne von Absicht — Ziel, Grund — Folge, Bedingung — Folge o.a., sondern die Aussage des Nebensatzes w ird in eine andere Mitteilungsebene verlegt. Dadurch rücken die Nebensätze des "A ntizie l" in die Nähe der weiter führenden (progredienten) Neben—

sätze, m it deren zweitem Typ sie auch das obligatorische Merkmal der Postposition verbindet. (10) Zugleich sind die Konstruktionen m it

"A n tizie l" Beispiele für Übergangserscheinungen m it Koordination und Subordination: An die Stelle der Konjunktion чтобы kann eine adver—

sative Konjunktion gesetzt werden.

In dem angegebenen Abschnitt der Akademie—Grammatik 1970 führt die Verfasserin als weiteres Beispiel für den Nebensatz des "A n tiz ie l"

an:

< 5 > ... он приехал сюда, чтобы через полгода умереть здесь от малярии.

Zugleich werden hier aber auch Belege beigebracht, die u.E. nicht zu den Sätzen m it "A n tizie l" gehören, auf deren Interpretation daher wei—

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ter unten eingegangen werden soll:

<6> Ветер утихает, чтобы через мгновение задуть с новой силой.

< 7 > Раскрывалась дверь, стриженая служебная голова, проснув—

шись в комнату, растерянно поводила очами и исчезала, что—

бы тотчас же дать место другой голове...

Zu den unechten Finalsätzen zählt die Verfasserin an gleicher Stelle auch die Nebensätze m it чтобы, die sich auf ein lexikalisches Element m it der Bedeutung der Notwendigkeit im Hauptsatz (надо, нужно ...ו beziehen, weil in ihnen, ebenso wie in den Nebensätzen des ” Antiziel ' die finale Bedeutung deformiert sei, z.B.:

<8> Чтобы всегда говорить правду, нужно много мужества.

< 9 > Надо быть сумасшедшим, чтобы идти в горы в такую погоду.

Zumeist werden diese Typen jedoch — so auch in der Akademie—Gram—

m atik 1980 (11) — als durch ihre Lexik bedingte Varianten der Final—

sätze interpretiert. Hinter der Aussage des Hauptsatzes steht doch zweifellos ein (verallgemeinertes) Agens, für das im Nebensatz ein Ziel, eine Absicht o.a. angegeben wira.

V .A. Belošapkova hat die m. E. überzeugende Gegenüberstellung der zwei Typen des "A n tizie l"—Satzes, vgl. < 2 > und < 4 > , in einigen Bei—

trägen vorbereitet, sie aber offenbar später wieder aufgegeben. So be—

schreibt sie in ihrer Arbeit von 1967 ( 1 2) eine Variante des ersten Typs als homonym m it der Strukturvariante aes Finalsatzes, die durch Post—

position des Nebensatzes (Nebenteils) charakterisiert wird, vgl.:

< 1 0> Наконец, он попадал в этот городишко, чтобы через полгода умереть здесь от малярии.

< 1 1> Я шел медленно, чтобы мой спутник не устал.

Gleichfalls als homonyme Erscheinung hierzu faßt die Verfasserin an dieser Stelle aber auch einen Satz auf, der wie die Beispiele <6> und

< 7 > u. E. jedoch nicht die Bedeutung des "A n tiz ie l" beinhaltet:

< 1 2> Лодку волной выносило на берег, а потом снова мчало на—

зад, чтобы снова сбросить на берег.

In ihrer Doktordissertation von 1970 führt sie offenbar als einziges Bei—

spiel für den Nebensatz des "A ntizie l" den oben unter <5> gegebenen Beleg (leicht variiert) an. (13) In ihrem Syntax—Lehrbuch von 1977 stellt sie als Beispiel für den zusammengesetzten Satz m it "A n tizie l"

wiederum eine Konstruktion vor, in der wie in den Beispielen <6> ,

< 7 > und <1 2> kein für das Subjekt des Hauptsatzes unerwartetes oder unerwünschtes Ergebnis e in tritt:

<13> Его легкие постройки возникали по утрам, чтобы с заходом солнца исчезнуть, оставив на песке городские отходы...

In den Beispielen dieser A rt besteht zwar ebenso wie in den Sätzen m it

"A n tiz ie l" keine finale Beziehung zwischen den Bestandteilen, weshalb

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man sie auch als eine A rt der pseudofinalen Konstruktionen bezeichnen kann, aber die inhaltlichen Beziehungen zwischen den Bestandteilen sind anders als in den Konstruktionen m it "A ntiziel". Es handelt sich hier um eine Aufeinanderfolge von Handlungen bzw. um eine mehrma—

lige Wiederholung der Handlungen in gleicher Aufeinanderfolge. Dam it sind diese Konstruktionen geradezu klassische Übergangserscheinungen zwischen Koordination und Subordination im zusammengesetzten Satz:

Die zugrundeliegende kopulative Satzverbindung wird durch subordi—

merende Elemente überlagert. Anstelle der Konjunktion чтобы könnte ebenso die kopulative Konjunktion и gesetzt werden.

Die diesen Konstruktionen in der deutschen Sprache vergleichbaren Konstruktionen sind ebenfalls relativ selten untersucht worden. Die Infinitivgruppe m it "um zu", die einen finalen Konjunktionalsatz er—

setzen kann, wenn das Subjekt des Infinitivs Subjekt des Hauptsatzes ist, z.B. Ich kam nach B erlin, um Medizin zu studieren (dam it ich Me—

dizin studiere) (14), kann ebenso wie die russische Konstruktion чтобы m it In fin itiv eine kopulative Bedeutung haben und damit das bloße zeitliche Nacheinander ausdrücken, vgl.:

<14> Er betrat das Lokal, um es nach einer Stunde wieder zu verlas—

sen.

<15> Er betrat das Lokal und verließ es nach einer Stunde wieder.

Allerdings wird diese Konstruktion <14> aus stilistischen Gründen oft als nicht wünschenswert empfunden. (15) So weist Jung anhand des folgenden Beispiels darauf hin, daß man dieses S tilm ittel m it Vorsicht gebrauchen sollte (16):

<16> Er verschwand, um nicht wieder gesehen zu werden.

Allerdings ist der Verfasser der Meinung, daß "um zu" in diesem Bei—

spiel die unbeabsichtigte Folge anzeigt. Doch auch hier ist die kopula—

tive Bedeutung nicht zu übersehen:

<17> Er verschwand und wurde nicht wieder gesehen.

In der Grammatik von Grebe wird an folgendem Beispiel auf einen

"weiterführenden" Gebrauch von "um zu" hingewiesen:

<18> Der Rhein war bis zur M itte des Monats stark gestiegen, um dann rasch zu fallen.

Aber auch hier ist die bloße Aufeinanderfolge der Handlungen, d.h.

ohne Verlagerung in eine weiterführende Ebene, zweifellos festzustellen.

(17) Es scheint, daß bei diesen Infinitivkonstruktionen m it "um zu" im Deutschen der Aufmerksamkeit der Forscher die Tatsache entgangen ist, daß der erste Typ der russischen "A n tizie l"—Sätze <2> im Deut—

sehen gleichfalls m it "um zu" wiedergegeben werden kann:

<19> Er fahrt in die Fremde, um nach einem Jahr von dort krank zurückzukehren.

Während V.A. Belošapkova auch im Lehrbuch von 1981 (18) als einziges Beispiel für den "A n tizie l"—Satz die oben <13> wiedergegebe—

ne Konstruktion anführt, geht die Akademie—Grammatik 1980 wieder ausführlicher auf die hier behandelte Problematik ein. (19) Der Autor stellt den Typen der echten Finalsätze zwei Gruppen von Konstruktio—

nen gegenüber, in den die Finalbedeutung durch den Kontext neutrali—

siert oder elim iniert wird. Davon haben die Konstruktionen der ersten Gruppe kopulativen Charakter und können durch eine kopulative Satz—

Verbindung m it der Konjunktion и wiedergegeben werden, vgl.:

<20> В таких случаях он старался найти "козла отпущения", чтобы сорвав на нем раздражение, вновь обрести внутреннее равно—

весие.

<21 > Он старался найти "козла отпущения" и, сорвав на нем раз—

дражение, вновь обретал внутреннее равновесие.

Für die zweite Gruppe wird festgestellt, daß die Sinnlosigkeit, Uner—

wünschtheit oder Unvorhersehbarkeit der im Nebenteil ausgedrückten Situation akzentuiert und damit dem ersten Teil als alogisch gegen—

übergestellt wird. Die hier angeführten Typen stimmen m it den oben beschriebenen Typen des "A ntizie l" überein. Der Begriff "A n tizie l"

wird jedoch hier nicht gebraucht. Für den ersten Typ m it In fin itiv steht folgendes Beispiel, dessen Variante als adversative Satzverbin—

dung m it vorgestellt wird:

<22> Шестьдесят лет назад в такие же весенние дни по этим набе—

режным бродил поручик Лермонтов, чтоб, простившись с ними, сложить голову в грозовой кавказский полдень.

<23> Шестьдесят лет назад в такие же весенние дни по этим набе—

режным бродил поручик Лермонтов, а простившись с ними, сложил голову в грозовой кавказский полдень.

Für den zweiten Typ wird das Beispiel aus der Akademie-Grammatik 1970 < 4 > wiederholt.

Offensichtlich werden beide Gruppen der pseudofinalen Satztypen im Russischen relativ selten gebraucht, denn in einschlägigen Gramma—

tiken werden sie nur sporadisch erwähnt. So führt Mustejkene lediglich ein Beispiel für Sätze an, die wie Sätze m it Finalnebensatz geformt sind, in denen aber die Finalbedeutung "geschwächt oder überhaupt elim iniert" ist (2 0):

<24> Встреча окончилась, чтобы возобновиться завтра в четыре часа дня.

Dieser Konstruktion liegt wie in den Beispielen <6>, <7> eine кори—

lative Satzverbindung zugrunde.

Die Prager Akademie—Grammatik interpretiert entsprechend dem Prinzip der Asymmetrie zwischen semantisch-syntaktischer S truktur

und inhaltlicher Beziehung zwischen den Teilen der Konstruktionen des zusammengesetzten Satzes (21) u.a. folgende Konstruktion als Varia—

tion der kopulativen Satzverbindung in der Form des Satzgefüges m it der Konjunktion чтобы:

<25> Дядя Юза всегда появлялся у нас в Киеве или у бабушки и так же внезапно исчезал, чтобы через год полтора снова оглушительно позвонить у дверей и наполнить квартиру хри—

пучим голосом.

Ein anderes Beispiel, das и. E. ebenso als Variante einer kopulativen Satzverbindung qualifiziert werden kann, wird hier aber als verglei—

chend—adversative Konstruktion angesehen:

<26> Она заплакала и ушла, чтобы больше не вернуться.

/ ..., но больше не вернулась.

Von einer adversativen Bedeutung könnte hier nur die Rede sein, wenn die Bedeutung des ,,A ntiziel" vorliegen würde, die kopulative Bedeu—

tung ist hier aber vordergründig.

Was die Behandlung dieser Problematik in der Literatur b e trifft, so muß der Gerechtigkeit halber darauf verwiesen werden, daß S.G. I I ’—

enko bereits vor mehr als zweieinhalb Jahrzehnten diese Thematik in ihrem Beitrag über die Satzgefüge m it Finalsatz im Russischen in eini—

gen wesentlichen Punkten vorgezeichnet hat. (22) So hebt sie hervor, daß der lexikalische Bestand im Zusammenwirken m it der Satzstruktur betrachtet werden muß, und führt ein Beispiel m it antonymen Prädi—

katen an, das dem ersten Typ der Konstruktion m it "A n tizie l" ent—

spricht:

<27> Я пришел на эту землю, Чтоб скорей ее покинуть.

Hinsichtlich der anderen Gruppe der hier behandelten pseudofinalen Konstruktionen hebt sie als deren Besonderheit hervor, daß im Neben—

satz eine Handlung enthalten ist, die nach der Handlung des Haupt—

satzes erfolgt, wobei die finale Bedeutung elim iniert wird und der Be—

deutung der Aufzählung Platz macht:

<28> С самого утра юноша, наскоро позавтракав, убегал на левый берег Сены, в Латинский квартал, чтобы возвратиться лишь поздно вечером.

<29> Знаменные снова склоняются крылья, чтоб завтра опять подняться в бой.

Auch hier wird der Charakter dieser Konstruktionen als Übergangser—

scheinung zwischen Koordination und Subordination deutlich. Eine ge—

nauere Klassifizierung wird durch eine differenzierte Untersuchung der durch Aspekt—Tempus—Formen ausgedrückten zeitlichen Beziehungen zwischen den Prädikaten der Bestandteile des zusammengesetzten Sat—

zes zu erreichen sein.

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Aber auch die Typen des Nebensatzes m it "A ntizie l" sind einer weiteren Betrachtung wert, vor allem sind sie auch in stilistischer Hin—

sicht interessant. Da die Bedeutung der Konjunktion чтобы m it dem gedanklichen Inhalt in Widerspruch steht, sieht N.N. Cholodov in die—

ser Konstruktion ein Oxymoron (23):

<30> Я пришел сюда, чтобы меня прогнали.

Somit liegt hier auch für die syntaktische S tilistik ein neues B etäti—

gungsfeld vor, das unter Berücksichtigung lexikologischer und wohl auch phraseologischer Erkenntnisse zu erforschen ist.

Anmerkungen

(1) D .T . Tadžiev äußerte 1977 die Besorgnis, daß der Erforschung des Satz—

gefuges nicht die Aufm erksamkeit gewidmet wird wie der Analyse der Struktur des Textes [16, 43].

(2) Vgl. den Beitrag des Verf. zum III. Internationalen Kongreß der M A P R Ja L in W arschau [3].

(3) Zu diesem Aspekt vgl. u.a. die Beiträge von S. Galsan (zum M ongoli—

sehen) [4] und von Nguen Ngok Chung (zum Vietnam esichen) [11].

(4) A u f diese Problem atik hinsichtlich der Phraseologie macht der Ju b ila r u.a. aufmerksam in seinem Beitrag zum Symposium der M A P R Ja L 1985 in Finnland [9].

(5) Hierzu vgl. den Beitrag von S. Siatkowski zum Moskauer Sam m elband über Sprachvergleich [15].

(6) Aufgrund der Untersuchung der Rolle der verschiedenen Bindem ittel im zusammengesetzten Satz konstatieren sie eine Reihe von Beziehungen, die nicht in die Opposition Koordination/Subordination eingegliedert werden könnten [8, 71 ff.].

(7) Im Hochschullehrbuch von 1981 bezeichnet V .A . Belošapkova die G e—

genüberstellung von Koordination und Subordination als Grundlage des syntaktischen Systems [14, 375].

(8) Die Verf. hebt hervor, daß diese Problem atik vor allem im Russisch—

unterricht für Ausländer zu wenig Beachtung gefunden habe [7, 392].

(9) Vgl. Akadem ie—Gram m atik 1970 [5, 727].

(10) Vgl. Russische Sprache der Gegenwart [22, 179 ff.].

(11) Vgl. Akadem ie—Gram m atik 1980 [12, II, 595].

(12) Vgl. [1, 121].

(13) Vgl. die Thesen in der Publikation der Moskauer Universität, PhiloLog.

Fakultät, 1970, 20.

(14) Vgl. [21, 38].

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(15) G . Helbig verweist jedoch auf den Fakt, daß eine fehlerhafte Interpreta—

tion durch den Kontext verhindert wird [20, 289].

(16) [21, 197].

(17) W eitere Beispiele führt A . Bader an [18].

(18) V gl. [14, 539].

(19) V gl. [12, II, 596].

(20) V gl. [10, 193].

(21) V gl. [13, 918].

(22) V gl. [6, 139, 144].

(23) Vgl. [17, 445].

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