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Konstrukte und Instrumente

6. Evaluation arbeitsintegrierter Lernumgebungen

6.1 M ETHODE

6.1.3 Konstrukte und Instrumente

6.1.3.1 Selbstkonzept beruflicher Kompetenzen

Zur Erfassung des Selbstkonzepts beruflicher Kompetenzen wurde der Fragebogen zum Selbstkonzept beruflicher Kompetenzen -SBK- von Sonntag und Schäfer-Rauser (1993) eingesetzt. Dem Instrument liegt eine pragmatische Einteilung in die Bereiche Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz zugrunde.

„Für die inhaltliche Struktur und Einteilung des zu entwickelnden Fragebogens erschien es aus pragmatischen Gründen sinnvoll, zunächst die drei Bereiche Fachkompetenz, Methodenkompetenz und Sozialkompetenz zu verwenden, da in der Berufsbildungsforschung bisher keine empirische Klassifikation dieses Bereiches ausgearbeitet worden ist, diese Einteilung aber in etwa den Grundkonsens bestehender Konzeptionen zur betrieblichen Qualifizierung […] und normative Setzungen der Bildungspolitik widerspiegelt“ (Sonntag & Schäfer-Rauser, 1993).

Erste Erfahrungen mit dem Einsatz des Instruments in der Praxis zeigen, „daß der Fragebogen zur Erfassung der subjektiven Komponente bei der Analyse, Bewertung und Gestaltung beruflicher Lernprozesse eingesetzt werden kann“ (Sonntag &

Schäfer-Rauser, 1993, S. 168). Schuler (1996) folgend sollte beim Einsatz von Selbstbeurteilungen darauf geachtet werden, daß die Betroffenen keine negativen Konsequenzen (wie bspw. geringere Aufstiegschancen, schlechtere Gehaltsentwicklung oder drohende Entlassung) von einer unverfälschten Selbstbeurteilung befürchten. Daher wurden die Auszubildenden über die Sicherung der Anonymität bei der Befragung sowie den Charakter der Auswertungen (lediglich aggregatbezogene Auswertungen) informiert.

Der SBK besteht aus 57 Items mit einer sechsstufigen Ratingskala (von 1=„trifft sehr zu“ bis 6 = „trifft überhaupt nicht zu“), die sich auf 7 Skalen verteilen (vgl.

Tabelle 4). Die Skalen ‘Fertigkeiten‘ und ‘Kenntnisse‘ dienen der Erfassung des

Bereichs Fachkompetenz, mit den Skalen ‘Denken und Problemlösen‘, ‘Kreativität‘

und ‘Lernfähigkeit‘ wird die Methodenkompetenz gemessen und die Sozialkompetenz schließlich durch die Skalen ‘Kommunikation‘ und ‘Kooperation‘.

Die psychometrischen Gütekriterien des SBK können den Autoren zufolge als zufriedenstellend gelten (vgl. Sonntag & Schäfer-Rauser, 1993). Cronbach`s Alpha der Skalen liegt zwischen .67 (Kommunikation) und .85 (Kreativität)

Fachkompetenz Methodenkompetenz Sozialkompetenz

Fertigkeiten (.75)*

• Berufspraktische Fertigkeiten

Handhabung von Arbeitsgeräten

Genauigkeit, Sorgfalt und Geschicklichkeit bei der Arbeitsausführung

Denken und Problemlösen (.80)

• Abstraktes Denken

Vertreten des eigenen Standpunktes

Informationsweitergabe

Kenntnisse (.69)

Berufsspezifische Kenntnisse

• Wissen über Arbeitsabläufe, Geräte und Maschinen, Arbeitsmittel

• Fachtermina

Kenntnisse der

Arbeitsschutzmaßnahmen

Kreativität (.85)

Kreativität, Einfallsreichtum

• Flexibilität

• Interesse, Neues auszuprobieren

Kooperation (.80)

Fähigkeit zur Zusammen-und Gruppenarbeit

• Aktive Mitarbeit und Durchsetzungsfähigkeit in

Arbeits- und Lerntechniken

Auffassungsgabe Anmerkung: * Cronbach's Alpha

TABELLE 4. SKALEN DES FRAGEBOGENS ZUM SELBSTKONZEPT BERUFLICHER KOMPETENZEN (SBK) VON SONNTAG UND

SCHÄFER-RAUSER (1993).

6.1.3.2 Arbeitsstrukturale Merkmale arbeitsintegrierter Lernumgebungen

Zur Messung der arbeitsstrukturalen Merkmale wurde der Fragebogen zur subjektiven Arbeitsanalyse –SAA- eingesetzt (Udris & Alioth, 1980). Der SAA dient der Erfassung der subjektiven Wahrnehmung einer Arbeitssituation anhand von Items zu anforderungs- und beanspruchungsrelevanten Dimensionen der Arbeit und kann zur Diagnose und Bewertung persönlichkeits- und gesundheitsförderlicher Merkmale der Arbeitsbedingungen herangezogen werden (vgl. Udris & Rimann, 1999). Der Fragebogen besteht aus 50 Items, die zu 14 Subindices und 6 Hauptindices zusammengefaßt werden.

„Die Indices sind als a priori-Dimensionen zu verstehen. […] Die Indices sind psychologisch nicht unabhängig, sondern (teilweise) interdependent zu verstehen: Wechselbeziehungen zwischen den Dimensionen sind abhängig von der technologischen, organisatorischen und sozialen Struktur der jeweiligen Arbeitssituation sowie von individuellen und kollektiven Merkmalen der Arbeitspersonen“ (Udris & Alioth, 1980, S. 62).

Tabelle 5 zeigt die Haupt- und Subskalen sowie Beispiele für Inhalte, die durch die Items abgedeckt werden. Konsistenz und Homogenität der Indices und Subindices werden von den Autoren als befriedigend beurteilt (Udris & Alioth, 1980, S. 64-65).

Die Items sind als „Behauptungen formuliert und als Likert-Skalen mit fünf vorgegebenen Antwortkategorien zusammengestellt“ (Udris & Alioth, 1980, S. 63).

Die Antwortmöglichkeiten reichen von „stimmt überhaupt nicht“ bis „stimmt auf jeden Fall“.

1. Handlungsspielraum (.64)*

1.1 Autonomie (.55)

• Arbeitstempo selbst bestimmen

• Bewegungsfreiheit am Arbeitsplatz

• Selbständige Arbeitseinteilung 1.2 Variabilität (.72)

Abwechslungsreiche Arbeit

Verwendung verschiedener Hilfsmittel

Langeweile bei der Arbeit

2. Transparenz (.61)

2.1 Transparenz der Aufgabe (.74)

• Wissen um Ergebnisverwendung

• Rückmeldung im Arbeitsprozeß

• Zweck und Nutzen der Arbeit bekannt 2.2 Soziale Transparenz (.44)

Wissen um Tätigkeiten von Kollegen

Wissen um Tätigkeiten in anderen Abteilungen

3. Verantwortung (.60)

3.1 Verantwortung für gemeinsame Aufgabe (.43)

Auswirkungen von eigener Arbeit auf Kollegen

Verantwortung für eigene Arbeit übernehmen

3.2 Verantwortung für Ereignisse (.65)

• Verantwortung für Arbeitsgeräte

• Verantwortung für Sicherheit und Gesundheit von Kollegen

4. Qualifikation (.68)

4.1 Qualitative Unterforderung (.75)

• Gründliche Ausbildung erforderlich

Selbständig Entscheidungen treffen

Anspruchsvolle Aufgaben 4.2 Einsatz von Qualifikationen (.65)

Kenntnisse und Fähigkeiten einsetzen

• Tun was man am besten kann 4.3 Chancen für Zukunft (.64)

• Arbeit schafft Möglichkeiten für Weiterkommen

Anforderung immer wieder Neues dazuzulernen

5. Soziale Struktur (.75)

5.1 Soziale Unterstützung durch Kollegen (.69)

• Zusammenhalt in Abteilung

• Gegenseitige Hilfe von Kollegen 5.2 Kooperationserfordernisse (.78)

Enge Zusammenarbeit erforderlich

Absprachen mit Kollegen

5.3 Respektierung durch den Vorgesetzten (.77)

• Anerkennung von Arbeitsleistung

• Interesse an der Arbeit der Mitarbeiter

6. Arbeitsbelastung (.69)

6.1Quantitative Überforderung (.75)

• Hoher Zeitdruck

• Zu viele Dinge auf einmal erledigen 6.2 Qualitative Überforderung (.62)

Schwierigkeit der Arbeit

Fehlende Ausbildung für Aufgaben

Anmerkung: * Cronbach's Alpha

TABELLE 5. SKALEN DES FRAGEBOGENS ZUR SUBJEKTIVEN ARBEITSANALYSE (SAA) VON UDRIS & ALIOTH (1980).

6.1.3.3 Instruktionale Merkmale arbeitsintegrierter Lernumgebungen

Der rational konstruierte Fragebogen zur Lernumgebung (FLEM) wurde zur Messung der Realisierung der Gestaltungsprinzipien des Cognitive Apprenticeship Ansatzes verwendet. Der Fragebogen besteht aus 24 Items, die zu 6 Skalen zusammengefaßt werden. Die Skalen beziehen sich auf die Cognitive Apprenticeship Methoden Modeling, Coaching, Scaffolding, Reflexion, Artikulation und Exploration. Mit Ausnahme der Skala Exploration können die internen Konsistenzen als zufriedenstellend gewertet werden (vgl. Tabelle 6). Die einzelnen Items sind als Behauptungen formuliert und beschreiben Verhaltensweisen des Ausbildungsbeauftragten bzw. Merkmale der Lernumgebung. Anhand einer sechsstufigen Antwortskala (von „trifft überhaupt nicht zu“ bis „trifft genau zu“) können die Auszubildenden ihr Rating abgeben.

Skalen (Anzahl von Items / Cronbach's Alpha)

Inhalte der Items

Modeling (3 / .74)

• Vormachen

Erklären

Denkprozesse erläutern

Coaching (7 / .87)

Probleme bemerken und helfen

• Als Ansprechpartner bei Fragen zur Verfügung stehen

• Unterstützen, um Überforderung zu vermeiden

• Über Probleme bei der Arbeit sprechen Scaffolding (4 / .67)

Freiräume gewähren

Selbständiges Arbeiten in Abhängigkeit von Kompetenz

Gestufte Hilfe

Artikulation (3 / .72)

• Sprechen über Arbeitserfahrungen

Begründen von Arbeitsverhalten

Austausch in der Gruppe

Reflexion (4 / .84)

Nachdenken über Arbeitserfahrungen anregen

• Möglichkeiten zur Arbeitsverbesserung erkennen Exploration (3 / .58)

Anregung, neue Aufgaben zu übernehmen

Freiraum zum Ausprobieren neuer Vorgehensweisen

TABELLE 6. SKALEN DES FRAGEBOGENS ZUR LERNUMGEBUNG (FLEM)