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2.2 Brucellose

2.2.5 Brucellose beim Menschen

2.2.5.2 Klinik der Brucellose beim Menschen

Die Inkubationszeit beim Menschen beträgt im Schnitt 10 - 14 Tage, sie kann aber auch mehrere Monate andauern. Die Krankheit beginnt schleichend (B. abortus, B.

suis, B. canis) oder abrupt (B. melitensis) mit Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Nachtschweiß und gelegentlich Diarrhoe. Das Fieber, bis zu 21 Tage andauernd, wird nicht selten von fieberfreien Intervallen unterbrochen.

Undulierendes Fieber ist typisch für eine Brucellose beim Menschen. Bei chronischen Krankheitsverläufen sind, nach vorausgehendem Unwohlsein, Muskel-,

Kopf-, und Nackenschmerzen sowie abendlichem Temperaturanstieg, das Auftreten von Gelenkbeschwerden und Veränderungen der inneren Organen möglich. Letztere stellen sich als Schwellungen und Entzündungen von z.B. Leber, Milz, Nieren, Hoden, Nebenhoden dar. Die Leisten- und Achsellymphknoten können ebenfalls anschwellen. Endokarditiden und Meningoencephalitiden sowie andere neurale Veränderungen sind möglich (KERSCHAGL 1965, DEDEK 1994, AL DAHOUK et al. 2005, ANONYMUS 2007a).

2.2.5.3 Prophylaxe, Therapie und Impfung Prophylaxe

Eine berufliche Exposition besteht für Tierärzte, Fleischer und Landwirte (WEBER

1994, ANONYMUS 2005) sowie für Laborpersonal und Wildhändler (KÖTSCHE &

GOTTSCHALK 1990). Das Verbot lebende Hasen aus Gebieten mit Hasenbrucellose zu importieren bzw. exportieren, ist einzuhalten und als prophylaktische Maßnahme zu werten (KÖTSCHE & GOTTSCHALK 1990). Vor dem Versorgen der Hasen sollten diese makroskopisch auf Abmagerung, Veränderung der Hoden bzw.

Vaginalausfluss untersucht werden. Lassen die Hasen Abweichungen von der Norm erkennen, sind sie mit entsprechender Vorsicht aufzubrechen (KÖTSCHE &

GOTTSCHALK 1990). Es sind allgemeingültige Hygienevorschriften einzuhalten, wie z.B. das Tragen von Einmalhandschuhen, vor allem dann, wenn Hautverletzungen vorliegen (DEDEK 1994). Durch Anwendung geeigneter Handsalben wird zusätzlich transdermalen Infektionen vorgebeugt (ANONYMUS 2005). Aufgrund der erläuterten Infektionswege erweist sich die Verwendung von Mund- und Augenschutz als sinnvoll. Des Weiteren sollte Wildfleisch generell nur gut durchgegart verzehrt werden. An Brucellose erkrankte Hasen sind ungenießbar (KERSCHAGL 1965).

Therapie und Impfung

Bei nicht erkannten oder nicht korrekt behandelten Infektionen sind längere Erkrankungsverläufe nicht ungewöhnlich (ANONYMUS 2005). Die Therapie der Brucellose beim Menschen ist langwierig, die Prognose aber günstig. Das Mittel der

Wochen) (ANONYMUS 2005) oder Tetracyclin und Streptomycin (DEDEK 1994). Für den Menschen ist aktuell keine Vakzination möglich (AL DAHOUK et al. 2003, SELBITZ

2007).

2.2.6 Epidemiologie/Epizootiologie

Bei Wildtieren existiert in weiten Teilen Ost- und Mitteleuropas ein Naturreservoir von B. suis Biovar 2. GODFOID & KÄSBOHRER (2002) geben hier in erster Linie den Hasen und das Wildschwein an. Das Vorkommen der Hasenbrucellose wurde in Deutschland, Dänemark, Österreich, der Schweiz, Frankreich und den osteuropäischen Ländern beschrieben (BENDTSEN et al. 1954, ENGLERT et al. 1964, VALENTINCIC 1964, DEDEK 1983, BOCH & SCHNEIDAWIND 1988, DEDEK 1994).

Durch das enzootische Vorkommen der Brucellose in Hasen- und Wildschweinpopulationen besteht eine ständige Infektionsgefährdung für Hausschweinbestände (BENDTSEN et al. 1954, ENGLERT et al. 1964, DEDEK 1983, 1994). Die Frage nach Verbreitung, Herkunft und Zusammenhängen der Haustierbrucellose und hier insbesondere die Infektionen der wirtschaftlich wichtigen Nutztiere ist zweifelsohne von Bedeutung für die gesamte Brucellosebekämpfung und -forschung. Von verschiedenen Autoren wird dieses Thema kontrovers diskutiert.

Erkrankungen können sowohl von Wild- als auch von Nutztierbeständen ausgehen und eine wechselseitige Infektion auslösen (KONRAD 1986), wobei der Übertragung von den Hasen auf das Hausschwein und umgekehrt eine besondere Bedeutung beigemessen wird (KÖTSCHE & GOTTSCHALK 1990).

Die in Dänemark in den Jahren zwischen 1929 und 1959 aufgetretenen Fälle von Schweinebrucellose sind offenbar ausschließlich von infizierten Hasen ausgegangen (BENDTSEN et al. 1954, THOMSEN 1959, BENDTSEN 1960). Auch in Deutschland ist bei einer Schweineherde ein solcher Fall mit der gleichen Pathogenese aufgetreten. In Frankreich wurden sieben Brucellose-Ausbrüche im Jahr 2000 bei Schweinen registriert, bei denen ebenfalls B. suis Biovar 2 isoliert werden konnte. Auch hier infizierten sich die Hauschweine bei der Weidehaltung durch die Aufnahme verendeter Feldhasen (GODFROID & KÄSBOHRER 2002). Daneben spielt nach

Weide kontaminiert wurde, eine Rolle. THOMSEN (1959) berichtet von Infektionsversuchen, in denen Schweine durch B. suis-Stämme, die vom Feldhasen isoliert wurden, infiziert wurden. BENDTSEN et al. (1956) erbrachten den Nachweis, dass die Verfütterung von Innereien mit an Brucellose infizierter Hasen ursächlich für den Ausbruch der Schweinebrucellose in Dänemark war. Im Gegenzug haben die Autoren Übertragungsversuche mit B. suis auf Feldhasen durchgeführt. Es waren relativ leicht Infektionen auszulösen, die serologisch und pathologisch-anatomisch verifiziert werden konnten. FENSKE (1963) sieht mögliche Infektionen des Feldhasen durch das Ausbringen erregerhaltigen Schweinemistes zu Düngezwecken. Hasen infizieren sich in erster Linie auf Schweineweiden, auf denen brucellosebedingte Aborte stattfanden, wobei dem oralen Infektionsweg die größte Bedeutung zukommt (KÖTSCHE & GOTTSCHALK 1990).

Von FRITZSCHE (1963), BENDTSEN et al. (1956) und WEIDENMÜLLER & BECK (1970) vorgenommene Infektionsversuche mit B. abortus in Hasen brachten keine Bestätigung der wiederholt geäußerten Auffassung, dass infizierte Rinder oder kleine Wiederkäuer die Infektionsquelle für die Hasen darstellen, vielmehr weist alles auf ein selbständiges Infektionsgeschehen bei der Hasenbrucellose hin. Auch KÖTSCHE

& GOTTSCHALK (1990) sehen keine Beziehung zwischen der Hasenbrucellose und der Rinderbrucellose. Für KLÄHN (1962) dagegen war die in Teilen Mecklenburgs stark verbreitete Rinderbrucellose Ursache für die Hasenbrucellose, da die Weiden infolge von Aborten kontaminiert sind. WILLINGER (1960) erklärte die vorangegangenen widersprüchlichen Ansichten über die Entstehung der Hasenbrucellose mit einer gewissen temporären Resistenz der Hasen gegenüber B. abortus. Der Nachweis tatsächlich in freier Wildbahn stattgefundener Erkrankungen des Feldhasen durch Brucellen des bovinen Typs belegt unzweifelhaft die Möglichkeit einer solchen Infektion, die unter Umständen erst nach resistenzmindernden Unwelteinflüssen manifest werden kann. In der Tat sind Brucellose-Enzootien unter den Hasen in manchen Gegenden über viele Jahre hinweg beobachtet worden, ohne dass sich Beziehungen zu Haustiererkrankungen erkennen ließen (THOMSEN 1959, ENGLERT et al. 1964).

Wildkarnivoren sind bei der Verbreitung von Brucellen epidemiologisch ebenfalls zu beachten (DEDEK 1994). PAVLOV et al. (1960) berichteten, dass in Bulgarien, wo die Weidehaltung der Schweine die vorwiegende Haltungsform darstellt, B. suis neben den schon erwähnten Hasen, Haus- und Wildschweinen unter anderem auch bei Zecken und Füchsen nachgewiesen wurde. Die Füchse infizierten sich vermutlich durch die Aufnahme abortierter Feten oder Nachgeburten von Schweinen. Des Weiteren sind Vögel an der Verbreitung des Bakteriums beteiligt (SELBITZ 2007).

STOLL & MANZ (1971) führten außerdem den Nachweis von B. suis Biovar 2 bei einer Wanderratte.

Auch in Deutschland wird das regionale enzootische Vorkommen der Schweinebrucellose auf die dort ebenfalls heimische Hasenbrucellose zurückgeführt (FRITZSCHE 1963, ENGLERT et al. 1964, SCHEIBNER 1974, KONRAD 1986). Im Umkehrschluss gehen die Autoren davon aus, dass Enzootien der Hasen von infizierten Schweineweiden ihren Ausgang nehmen können. In Rheinland-Pfalz und Rheinhessen wurden sieben Fälle von Hasenbrucellose ermittelt, bei denen von epidemiologischen Zusammenhängen zwischen Schaf- und Hasenbrucellose ausgegangen wird (FRITZSCHE 1956). FRITZSCHE (1959) berichtete weiter von 14 positiven Reaktionen bei 188 Hasenblutproben. In dem untersuchten Gebiet von Rheinland-Pfalz trat in den vergangenen vier Jahren keine Schweinebrucellose auf.

Der Autor sieht demnach in der Feldhasenpopulation das natürliche Brucellosereservoir. Von zwölf Brucellose-Fällen bei Hasen aus fünf Kreisen Mecklenburgs berichtet KLÄHN (1962). In vier Gebieten der Bezirke Frankfurt/Oder und Neubrandenburg wurden 15 Brucellose-Erkrankungen bei Hasen diagnostiziert, hervorgerufen durch B. suis Biovar 2 (FENSKE 1963). Bei Fallwilduntersuchungen in den Jahren 1950 - 1970 wurden von 1307 untersuchten Hasen 24 Fälle von Brucellose in Bayern ermittelt (WEIDENMÜLLER 1971). Bei Brucellose-Untersuchungen im Bezirk Potsdam reagierten 16,6 % der untersuchten Hasen positiv. Die isolierten Stämme wurden als B. suis Biovar 2 differenziert (FENSKE & PULST 1973). DEDEK

(1983) beschrieb Untersuchungen in sechs Kreisen des Bezirkes Rostocks, die zur Ermittlung eines zusammenhängenden Hasenbrucellosegebietes in den Kreisen Wolgast und Greifswald führten. In den 1980er Jahren wurden gelegentlich

brucellosekranke Hasen aufgefunden; somit ist z.B. im Bezirk Rostock (DEDEK et al.

1990a, DEDEK et al. 1990b) wie auch in Bayern (SCHELLNER 1982) von einem regionalen Fortbestehen der Hasenbrucellose auszugehen. KÖTSCHE & GOTTSCHALK

(1990) vermuten einen Zusammenhang zwischen der Hasenbrucellose und der im Gebiet der ehemaligen DDR in den 1980ern weit verbreiteten Brucellose des Schwarzwildes. PULST (1968) berichtete über den Nachweis von B. suis Biovar 2 in Deutschland beim Wildschwein. Systematische Untersuchungen in Ostdeutschland erbrachten dort den positiven Nachweis in allen Kreisen dieser Bundesländer beim Schwarzwild und, auf bestimmte Regionen begrenzt, auch beim Feldhasen.

Hinsichtlich der epidemiologischen Bedeutung hat das Schwarzwild dort den Feldhasen verdrängt. Es liegt die Vermutung nahe, dass Brucellose-Titer, die bei Rot-, Reh- und Damwild nachgewiesen wurden mit der Aufnahme kontaminierter Äsung in Zusammenhang stehen (DEDEK 1994). 1988 wurde B. suis Biovar 2 aus einem in Schleswig-Holstein verendeten Hasen isoliert (KWAPIL 1993). WAGATHA

(1989) konnte in der Umgebung Münchens bei 279 untersuchten Hasen dagegen keine Brucellose feststellen. Von anderen Teilen Westdeutschlands liegen bei Wildtieren keine Informationen über den Verbreitungsgrad der Brucellose vor (DEDEK

1994). In den Jahren 1990 - 1993 isolierten DAMOSER & HOFER (1995) in Österreich aus pathologisch veränderten Organen von fünf adulten Feldhasen B. suis Biovar 2.

Das Untersuchungsmaterial wurde von Jägern eingesandt, denen Veränderungen an den Hasen bzw. an deren Organen aufgefallen waren.

Mehrere Autoren vermuten, dass von der Hasenbrucellose immer nur relativ eng begrenzte Gebiete einer Region betroffen sind (FENSKE & PULST 1973, WAGATHA

1989). FENSKE (1963) fand in der ehemaligen DDR infizierte Gebiete mit einer Fläche von nicht mehr als 100 - 200 ha. ANDERSEN (1951) zitiert in (BENDTSEN et al. 1956) erklärt die geringe Flächenausdehnung der Brucellose mit der Territorialität der Hasen. Seine Ergebnisse belegen, dass Hasen sich nicht über einen Umkreis von 3 km hinaus bewegen. Auch BENDTSEN et al. (1956) bestätigen diese Aussagen zur Standorttreue.

Aufgrund erfolgreich durchgeführter staatlicher Bekämpfungsmaßnahmen ist Deutschland seit 1999 laut EU-Kommission amtlich frei von Rinderbrucellose

(ANONYMUS 2007a) bzw. frei von B. abortus und B. melitensis (WEBER 2004).

Auftretende Erkrankungsfälle bei Tieren müssten daher durch den Tierhandel importiert oder von Wildtieren auf Nutztiere übertragen sein (ANONYMUS 2005). In Südeuropa dagegen kommt B. melitensis nach wie vor bei Schafen und Ziegen vor.

Das Infektionsgeschehen mit diesem Erreger spiegelt sich hier beim Menschen wieder (GODFROID & KÄSBOHRER 2002).

Da die Brucellose beim Hasen häufig schleichend oder chronisch verläuft, übertragen infizierte Rammler beim Geschlechtsakt die Brucellose weiter (KERSCHAGL 1965). Die Ergebnisse eines Infektionsversuches, bei dem ein Kaninchenrammler mit Hasenbrucellose infiziert wurde, belegen diese Aussage augenfällig (BOUVIER et al. 1954). Das brucelloseinfizierte Tier blieb lange fruchtbar, belegte erfolgreich eine mit ihm gehaltene Häsin, die keine Geburtsstörungen zeigte.

Nach 18 Monaten erreichte der infizierte Hoden die Größe eines Gänseeies. Dies spricht für einen auffallend langsamen Krankheitsverlauf und damit für eine äußerst langfristig bestehende Infektionsquelle. Die Jungtiere stecken sich wahrscheinlich beim Saugakt am infiziertem Muttertier an und erkranken auch erst später manifest.