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2.2 Brucellose

2.2.4 Brucellose beim Feldhasen

Während die Brucellose bei landwirtschaftlichen Nutztieren zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen (Tierseuchengesetz, Verordnung über anzeigepflichtige Tierseuchen

§ 1) zählt (ANONYMUS 2007a), ist die Brucellose beim Feldhasen nicht im Tierseuchengesetz aufgeführt. Diese Erkrankung beim Wild wird im Bundesjagdgesetz geregelt (Bundesjagdgesetz, 6.Abschnitt, Jagdschutz, § 24 Wildseuchen, zuletzt geändert am 31.10.2006). Die Seuche ist vom Jagdausübungsberechtigten unverzüglich der zuständigen Behörde anzuzeigen (BOCH & SCHNEIDAWIND 1988).

2.2.4.1 Übertragungswege beim Feldhasen

Hauptsächlicher Übertragungsweg unter den Hasen ist die genitale Ansteckung.

Sowohl erkrankte Rammler als auch Häsinnen beherbergen im Genitaltrakt Brucellen, die wechselseitig übertragen werden (KONRAD 1986, KÖTSCHE &

GOTTSCHALK 1990, V. SECK-LANZENDORF 1997). Die Ansteckung kann außerdem über Abortmaterialien, oral durch kontaminierte Nahrung oder über den Saugakt erfolgen (V. SECK-LANZENDORF 1997). Die konjunktivale und perkutane Übertragung hält DEDEK (1994) eher für nachrangig. BOCH & SCHNEIDAWIND (1988) messen der Nahrungsaufnahme und dem Saugakt bei der Übertragung eine große Bedeutung zu. KWAPIL (1993) gibt als wichtigste Infektionsquelle die abortierten Feten an. Wie BENDTSEN et al. (1956) gezeigt haben, ist eine orale und konjunktivale Infektion von Hasen mit B. suis leicht möglich. Offenbar besitzen aber einzelne Tiere eine Resistenz, so dass eine Infektion nicht in allen Fällen erfolgt. WEIDENMÜLLER & BECK

(1970) hingegen diskutieren neben dem Deckakt eine subkutane Infektion über Verletzungen oder Ektoparasiten (z.B. Bremsen, Flohstiche). Die Autoren halten immunologische Defizite für die Ausbildung der Brucellose für erforderlich. Die infizierten Hasen scheiden den Erreger mit Harn, Kot und Genitalsekret aus, wodurch

im Wesentlichen die Äsung kontaminiert wird (KONRAD 1986, KÖTSCHE &

GOTTSCHALK 1990). Der Erreger dringt, nachdem er mit der Äsung aufgenommen wurde, vom Darmtrakt in den Körper ein und siedelt sich vorwiegend in den Geschlechtsorganen an (KERSCHAGL 1965).

2.2.4.2 Klinik der Brucellose beim Feldhasen

SELBITZ (2007) geht von einer Resistenz adoleszenter Tiere gegenüber der Brucellose aus, die in vielen Fällen eine klinische Manifestation bis zum Eintritt der Geschlechtsreife verhindert. Aufgrund experimenteller Untersuchungen beschreiben KÖTSCHE & GOTTSCHALK (1990) zwei Formen des Infektionsgeschehens, die sie so auch in der freien Wildbahn erkennen. Demnach spielt die akute septische Infektion neben der chronischen Erkrankung eine eher untergeordnete Rolle.

Das individuelle Krankheitsgeschehen kann sich über mehr als ein Jahr erstrecken (V. BRAUNSCHWEIG 1956). Das Allgemeinbefinden erkrankter Tiere scheint in der Regel wenig gestört, und der Ernährungszustand ist gut (CHRISTIANSEN & THOMSEN

1956). Bei chronischem Verlauf zeigen sich erst kurz vor dem Verenden die üblichen Erscheinungen kranker Hasen wie Abmagerung und Mattigkeit. In diesem Zustand sind die Tiere von Mensch und Hund leicht zu greifen (KERSCHAGL 1965, KÖTSCHE &

GOTTSCHALK 1990). VALENTINCIC (1964) und ANONYMUS (2007a) führen unter anderem Bewegungsstörungen und Lahmheiten als klinisches Symptom aufgrund Brucellen-bedingter Veränderungen der Gelenke an. Erst bei genauerer Betrachtung der erlegten Hasen können sichtbare, auf das Vorliegen einer Brucellose hinweisende Veränderungen festgestellt werden. Die Veränderungen betreffen vornehmlich die Geschlechtorgane. Bei Rammlern manifestiert sich die Infektion nicht selten nur in den Hoden (BENDTSEN et al. 1954, HELLMANN 1982). Diese können einseitig oder beidseitig stark anschwellen und später vereitern. An der Außenseite des Skrotums werden gelegentlich Geschwüre gefunden. Der Penis kann geschwollen und gerötet sein. Bei den Häsinnen sind ebenfalls die Geschlechtsorgane entzündet. Aus der Vagina entleert sich über die Vulva rötlicher Schleim (KERSCHAGL 1965, KÖTSCHE & GOTTSCHALK 1990) oder eitriger Ausfluss

(KÖTSCHE & GOTTSCHALK 1990). Auch bei Hasen kann die Brucellose Aborte verursachen (KONRAD 1986).

2.2.4.3 Pathologisch-anatomische Befunde

Das pathologisch-anatomische Bild der Hasenbrucellose wird bestimmt durch das Vorhandensein teilweise konfluierender hirsekorn- bis kirschgroßer Knoten, die ausnahmsweise bis hühnereigroß werden können und zu zentraler Erweichung neigen. Die Prozesse sind durch eine Bindegewebskapsel von der Umgebung abgegrenzt und zeigen gelegentlich Kalkeinlagerungen (BENDTSEN et al. 1956, FENSKE 1963, HELLMANN 1982, KÖTSCHE & GOTTSCHALK 1990, SELBITZ 2007). Sie sind in einer Vielzahl von Organen zu finden, wie z.B. in der Uterusschleimhaut, der Uteruswand, in Leber, Lunge, Lymphknoten, im Zaekum sowie im entwickelten Milchdrüsenparenchym (HELLMANN 1982, KÖTSCHE & GOTTSCHALK 1990, DAMOSER &

HOFER 1995). Häufig ist die Milz vergrößert und mit Knoten durchsetzt. Die Nieren bleiben in der Regel unverändert. Zu den auffälligsten Manifestationen zählt die Knotenbildung in der Subkutis und der Muskulatur (HELLMANN 1982). WITTE (1941) fand multiple bis haselnussgroße, leicht verschiebliche Knötchen am Sternum und beidseitig an der äußeren Brustwand, die mit gelbem, geruchslosem Eiter angefüllt waren. Veränderungen durch eitrig-nekrotisierende Entzündungen konnten DAMOSER

& HOFER (1995) in Darmbein-, Kniekehl- und Mandibularlymphknoten feststellen.

Da sich die Brucellose vorrangig in den Geschlechtsorganen manifestiert, ist bei den Rammlern ein besonderes Augenmerk auf die Hoden zu richten. Sie können, einseitig oder beidseitig, bis zu Längen von 14 cm (KERSCHAGL 1965), bzw. bis 28 cm (FENSKE & PULST 1973)vergrößert sein. Das Parenchym ist häufig nahezu vollständig durch nekrotisches Gewebe ersetzt (HELLMANN 1982, KÖTSCHE & GOTTSCHALK 1990, DAMOSER & HOFER 1995). Bei weiblichen Tieren wird mit wechselnder Häufigkeit ein verdickter Uterus, der häufig ein eitriges Sekret enthält (HELLMANN 1982, KÖTSCHE &

GOTTSCHALK 1990) sowie eine Vaginitis (KERSCHAGL 1965) diagnostiziert. Häufig ist die Schleimhaut des Uterus ebenfalls eitrig-entzündlich verändert (KÖTSCHE &

GOTTSCHALK 1990), Uterusschleimhaut und -wand sind von Abszeßbildungen

darüberhinaus Nekroseherde im Darm, VALENTINCIC (1964) beobachtete hier Schleimhautverdickungen. VALENTINCIC (1964) konnte in einem Fall eine Arthritis und Periarthritis mit Abszessbildung diagnostizieren. Eine Schwellung der Hinterläufe beobachteten DAMOSER & HOFER (1995), die durch eine flächenhafte, eitrig-verkäsende Entzündung der Subkutis hervorgerufen war. Differentialdiagnostisch muss die Brucellose von der Pseudotuberkulose, der Staphylokokkose und der Spirochätose abgegrenzt werden (KERSCHAGL 1965, HELLMANN 1982).

2.2.4.4 Bekämpfung, Impfungen

KERSCHAGL (1965) sieht bei der Seltenheit der Erkrankung der Hasen an Brucellose keine Notwendigkeit besonderer Bekämpfungsmaßnahmen. KÖTSCHE & GOTTSCHALK

(1990) halten es dennoch für sinnvoll, in Revieren, in denen Hasenbrucellose festgestellt wurde, einen verstärkten Hasenabschuss und das Absuchen mit Hunden durchzuführen, um den Hasenbestand und damit das Infektionsrisiko in der Population, zu minimieren. Alle geschossenen Tiere sind auf ihren Allgemeinzustand, starke Abmagerung sowie auf sichtbare Veränderungen wie Hodenabszesse und Vaginalausfluss zu untersuchen (KÖTSCHE & GOTTSCHALK 1990). Tiere mit Veränderungen, die nicht zur Untersuchung gelangen, sind unschädlich zu beseitigen (KÖTSCHE & GOTTSCHALK 1990). Mögliche Impfungen sind beim Hasen unnötig und nicht durchführbar (SELBITZ 2007).