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In der Auswertung und Diskussion der Ergebnisse werden vorausgehend Art und Umfang der Probennahme sowie die Eignung des Untersuchungsverfahrens bewertet. Ergebnisse der Untersuchung werden mit denen in der Literatur verglichen.

Daran schließt sich die epidemiologische Bewertung an. Hierbei werden endemische Herde anderer Bundesländer sowie serologische und bakteriologische Ergebnisse vorhergehender Untersuchungen in die Diskussion mit einbezogen.

Probenvolumen

Der Hase stellt für den Jäger ein beliebtes jagdbares Wild dar. Im Rahmen der Hege sowie der Jagd werden das Populationsgeschehen und die -dynamik des Hasen durch den Jäger intensiv beobachtet.

Die Hasenbesätze in Niedersachsen haben zwischen 1995 und 2005 deutlich zugenommen. In 2006 ist gegenüber dem Vorjahr ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Niedersachsen beteiligte sich im Jagdjahr 2005/2006 mit 122.907 Hasen zu 23,7 % an der Gesamtstrecke der Bundesrepublik von insgesamt 519.565 Hasen. Im Jagdjahr 2006/2007 wurden bundesweit 465.163 Hasen erlegt. In Niedersachsen kamen davon 111.754 Hasen zur Strecke. Dieses stellt einen Anteil von 24 % an der Gesamtstrecke dar (STRAUß 2007, DJV 2008).

Von den insgesamt 930 Hasenprobanden stammten die 680 auf Treibjagden erlegten Hasen aus Gebieten Niedersachsens mit vergleichsweise hohen Dichten (siehe Abb. 2). Die verbleibenden 250 tot oder moribund aufgefundenen Fallwildhasen wurden überwiegend ebenfalls aus hasenreichen Regionen eingesandt.

In Gebieten mit einer hohen Populationsdichte (> 25 Hasen/100 ha) verbreiten sich Erreger typischerweise sehr schnell. Aber auch in kleinen Hasenpopulationen mit einer geringeren Dichte (< 10 Hasen/100 ha) kommt es zur Ausbreitung der Erreger unter den Hasen.

Ein positiv auf F. tularensis getesteter Hase stammte aus dem hasenärmeren Landkreis Holzminden, die restlichen sechs positiv getesteten Hasen wurden aus

hasenreicheren Regionen eingesandt. Hierbei handelt es sich um die Landkreise Region Hannover, Vechta, Northeim und Wittmund.

Der Nachweis von Brucella sp. gelang bei einem Hasen aus dem Landkreis Wilhelmshaven. Diese Region ist durch eine mittlere Populationsdichte (10 - 25 Hasen/100 ha) gekennzeichnet.

Selektivität der Probennahme Erlegte Hasen contra Fallwild

Es ist zu hinterfragen, ob Organuntersuchungen von auf Treibjagden als äußerlich gesund erlegten Hasen Aussagen zum Krankheitsgeschehen der Tularämie und Brucellose vermitteln können. Diese Frage ist zu bejahen, da mit den hier angewandten molekularbiologischen Methoden die Infektion mit beiden Erregern auch in der klinisch symptomlosen Inkubationszeit oder bei subklinischem Verlauf nachweisbar ist. Dies gilt im Besonderen für den Nachweis der Brucellose, bei der über einen längeren Zeitraum die Erkrankung symptomlos verläuft (CHRISTIANSEN &

THOMSEN 1956, KERSCHAGL 1965, KÖTSCHE & GOTTSCHALK 1990). Da in dieser Zeit der Erreger vom infizierten Tier verbreitet wird (BOUVIER et al. 1954), kann eine Hasenpopulation verseucht sein, ohne dass die Erkrankung am Tier oder an seinem Verhalten erkannt wird. Bei den erlegten Hasen wurde dreimal ein positives Ergebnis im Rahmen der Tularämieuntersuchungen erzielt.

Auch bei älteren, schon autolytischen Fallwildproben kann mit dieser Untersuchungsmethode ein DNA-Nachweis erbracht werden. Dieses gelang viermal im Rahmen der Tularämieuntersuchungen und einmal bei den Brucelloseuntersuchungen. Demnach sind die Probanden aus beiden Gruppen für diese Untersuchungen von Bedeutung.

Sachgerechte Behandlung des Probenmaterials

Die gekühlte, sachgemäße Lagerung der frisch entnommenen Organproben nach der Jagd, auf dem Transport und im Veterinärinstitut bis zur weiteren Behandlung war gegeben. Insbesondere für die Kultivierung der Erreger ist die zeitnahe Verarbeitung der Proben wichtig. Im Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in

München konnte durch kulturelle Anzüchtung das Bakterium F. tularensis zweimal bestätigt werden. Bei den eigenen Untersuchungen war die Kultivierung der Brucellen nicht möglich. Die DNA von F. tularensis bzw. B. suis konnte dagegen in sieben bzw. einem Fall nachgewiesen werden. Da die Hasen in der kalten Jahreszeit zur Untersuchung gelangten, ist zu vermuten, dass es nicht zu einer Beeinträchtigung des Erregers bzw. der Denaturierung der DNA gekommen sein kann. Im Umkehrschluss liegt hier die Vermutung nahe, dass die Proben, die in der wärmeren Jahreszeit zur Untersuchung gelangten, evtl. Schaden genommen haben könnten.

Eignung der Untersuchungsmethode

Die hier verwendeten PCR-Methoden sind als adäquate und geeignete Untersuchungsverfahren anzusehen. Im Allgemeinen liegen die Vorteile gegenüber den bakteriologisch-kulturellen Untersuchungsmethoden in der hohen Sensitivität.

Ein weiterer Vorteil der PCR ist es, dass sowohl abgetötete Bakterien als auch lebende, aber nicht kultivierbare Bakterien nachgewiesen werden können. Letztere können zwar nicht kulturell isoliert werden, aber dennoch im Wirtsorganismus vermehrungsfähig sein. Zudem ermöglicht diese Untersuchungsmethode insbesondere bei hoch virulenten Zoonoseerregern einen Nachweis ohne eine künstliche Vermehrung des Pathogens und birgt so ein geringeres Risiko einer Laborinfektion.

Die Nachweisgrenze von F. tularensis in Bakterienzellsuspension und somit die analytische Sensitivität der konventionellen PCR lag bei 15 x 103 Bakterien/ml entsprechend rechnerisch 75 Bakterien pro PCR-Ansatz. In Gewebe (diagnostische Sensitivität) lag die Nachweisgrenze ebenfalls bei 15 x 103 Bakterien/ml (75 Bakterien/PCR-Ansatz). Dieses liegt annährend im Rahmen dessen, was auch von anderen Autoren als Nachweisgrenzen bei Untersuchungen mittels PCR auf F. tularensis angegeben wurde. LONG et al. (1993) erreichten eine Nachweisgrenze von 10³ Kolonie-bildenden Einheiten (KBE)/ml dotiertem Blut. Auch JUNHUI et al.

(1996) gaben als Nachweisgrenze ihres PCR-Systems 10³ KBE/ml verdünnter Reinkultur an. Mit einer Standard-PCR unter Verwendung von verdünnten

Reinkulturen wiesen FULOP et al. (1996) 5 x 104 KBE/ml nach. In klinischen Proben wurden je nach verwendeter Extraktionsmethode 3 x 103 bzw. 5 x 102 KBE/Reaktion nachgewiesen. Die Autoren LONG et al. (1993), JUNHUI et al. (1996) und FULOP et al.

(1996) haben die Nachweisgrenzen durch Bestimmung der Lebendkeimzahl festgelegt. Die Anzahl der Bakterien, die durch Lebendkeimzahlbestimmung der in der Kultur vermehrungsfähigen Bakterien ermittelt werden, ist jedoch geringer, als die Anzahl der tatsächlich vorhandenen Bakterien, die durch die Bestimmung der Gesamtkeimzahl ermittelt werden. In der vorliegenden Arbeit wurde im Gegensatz zu den Untersuchungen von LONG et al. (1993), JUNHUI et al. (1996) und FULOP et al.

(1996) die Gesamtkeimzahl bestimmt. Vor diesem Hintergrund kann die Nachweisgrenze von F. tularensis in dieser Arbeit im Vergleich zu den oben angeführten Untersuchungen als durchaus ausreichend angesehen werden.

Alle Gewebeproben wurden mit Hilfe der PCR auf F. tularensis und Brucella sp.

untersucht. Bei sieben Tieren konnten F. tularensis-spezifische Genomfragmente nachgewiesen werden. Bei einem Tier war der Nachweis von Brucella-spezifischen Genomfragmenten möglich. Diese Untersuchungsergebnisse konnten vom Institut für bakterielle Infektionen und Zoonosen, FLI, Jena, und dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München bestätigt werden. Des Weiteren wurden die Fallwildproben mittels kultureller Methoden auf Brucellen untersucht. Hierdurch waren jedoch keine Brucellen nachweisbar. Es ist also anzunehmen, dass das die Bakterien bereits nicht mehr vermehrungsfähig waren und daher nicht mehr angezüchtet werden konnten. Wenn auch ein Einzelfall könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass die PCR der kulturellen Untersuchungsmethode hier überlegen ist.

Frühere Untersuchungen, die vor Etablierung der PCR in den 1990er Jahren durchgeführt wurden, sind in Kenntnis der Limitierungen serologischer und bakteriologischer Untersuchungsverfahren zu hinterfragen. WAGATHA (1989) konnte bei 279 Blutproben von Feldhasen, die serologisch untersucht wurden, keine Brucellen-Antikörper nachweisen. Hier stellt sich die Frage, ob tatsächlich keine Infektionen mit Brucellen vorgelegen hatten oder ob lediglich das Nachweisverfahren nicht sensitiv genug war. Zudem sind Antikörper erst zwei Wochen post infectionem nachzuweisen (ANONYMUS 2005). Die vorliegende Arbeit bietet diesbezüglich einen

Erkenntnisgewinn. Da WAGATHA (1989) keine Brucellen nachweisen konnte und bei den Untersuchungen im Rahmen dieser Arbeit nur ein Brucellose-Fall aufgezeigt werden konnte, besteht die Möglichkeit, dass die Brucellose beim Feldhasen weniger verbreitet ist als angenommen.

Da die Brucellen in der Kultur phänotypisch nicht weiter differenziert werden können (ANONYMUS 2007a), kann immer nur eine Aussage über das Vorkommen von Brucella sp. getroffen werden. Zum Nachweis des beim Hasen vorkommenden Biovar B. suis Biovar 2 wurde zunächst eine genusspezifische PCR, welche den Nachweis Brucella sp. erbringen konnte, durchgeführt. Weiterführende Untersuchungen mit einer speziesspezifischen PCR, der so genannten AMOS-PCR (B. abortus-, B. melitensis-, B. ovis-, B. suis-spezifische PCR) wurden im Institut für bakterielle Infektionen und Zoonosen, FLI, Jena, durchgeführt (ANONYMUS 2005). Die AMOS-PCR erkennt B. abortus, B. melitensis, B. ovis und B. suis Biovar 1.

B. suis Biovar 2 kann hingegen nicht erkannt werden (BRICKER & HALLING 1994). Da bei der in der genusspezifischen PCR positiven Probe der Nachweis von B. abortus, B. melitensis, B. ovis und B. suis Biovar 1 nicht erbracht werden konnte, handelt es sich in diesem Fall um eine Ausschlussdiagnose und demnach wahrscheinlich um B. suis Biovar 2.

Ein weiterer Vorteil der PCR ist das zeitnahe Vorliegen der Ergebnisse gegenüber dem zeitaufwendigen kulturellen Nachweis (AL DAHOUK et al. 2003). Die Kultivierung von Brucellen erfordert 3 bis 5 Tage. Die PCR hingegen liefert schon nach 4 bis 5 Stunden zuverlässige Ergebnisse. Negativ zu werten sind die vergleichsweise hohen Laborkosten.

Zusammenfassend ist herauszustellen, dass die PCR eine sowohl hinsichtlich der Sensitivität und Spezifität als auch des benötigten Zeitaufwandes, der leichten Durchführbarkeit und dem geringeren Infektionsrisiko im Labor ein adäquates und zuverlässiges Untersuchungsverfahren von auch schon autolytischen Gewebeproben darstellt (AL DAHOUK et al. 2003).

Sequenzierung/ Typisierung

Die für die Sequenzierung verwendeten Primer erkennen einen DNA-Abschnitt auf dem Genom mit der Größe von 224 bp. Derselbe DNA-Abschnitt ist bei B. melitensis, B. abortus, B. suis, B. canis und B. ovis vorhanden. Eine Differenzierung zwischen diesen Spezies ist in der Sequenzierung aber nicht möglich.

Bei der Typisierung mittels der genusspezifischen PCR konnten entsprechende Sequenzen ebenfalls am FLI, Jena, nachgewiesen werden. In der erwähnten AMOS-PCR, welche verschiedene Spezies von Brucella (B. abortus, B. melitensis, B. ovis und B. suis Biovar 1) erkennt, gelang jedoch kein Brucella-Nachweis. Die AMOS-PCR kann aber B. suis Biovar 2 nicht erkennen. Somit liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei der nachgewiesenen DNA um B. suis Biovar 2 spezifische DNA handeln könnte.

Es kann weder bei der Sequenzierung noch bei der Typisierung eine eindeutige Aussage über die Spezies der Brucellose gemacht werden. Hier handelt es sich im Fall der Typisierung um eine Ausschlussdiagnostik.

Pathologisch-anatomische Befunde der Tularämie

Diverse Autoren berichten von einer auffälligen Milzschwellung bei an Tularämie erkrankten Hasen (BELL & REILLY 1981, KONRAD 1986, BOCH & SCHNEIDAWIND 1988, HOFER 1997, STEINECK 2000). Neben den Milzschwellungen wurden weitere Organschwellungen, wie z.B. die der Leber und der Lymphknoten, bei den zur Untersuchung gelangten Probanden dokumentiert. Einige Autoren beschreiben zu der Schwellung der Organe eitrige Einschmelzungen u.a. in Milz, Leber, Niere, Lunge, Knochenmark und Lymphknoten, (BELL & REILLY 1981, BOCH &

SCHNEIDAWIND 1988, HOFER 1997, STEINECK 2000, V. KEYSERLINGK 2006). Bestätigt werden konnten diese Auffälligkeiten in Milz und Leber. Der von BOCH &

SCHNEIDAWIND (1988) beschriebene Befund einer mitunter vorkommenden, hämorrhagischen Enteritis traf hier bei einem positiv befundeten Probanden zu. Des Weiteren traten, wie beispielsweise schon von KERSCHAGL (1965) beschrieben, neben F. tularensis Organinfektionen mit anderen Bakterien auf. Es wurde auch aus den veränderten Organen ein hochgradiger Keimgehalt an Escherichia coli,

Enterobacter sp. sowie Yersinia sp. nachgewiesen (mündliche Mitteilung: (BRAUNE

2008). Vermutlich handelt es sich um Sekundärinfektionen, was im Zusammenhang mit der Manifestation einer Tularämie auf eine deutliche Schwächung des Immunsystems schließen lässt. Es könnte sich aber auch um unspezifische Kontaminationen handeln, die wiederum nicht auf andere Krankheiten schließen lassen. BOCH & SCHNEIDAWIND (1988) berichteten von einer starken Abmagerung der Hasen bei einem chronischen Verlauf der Tularämie, welche hier nur bedingt bestätigt werden konnte. Diese Tatsache lässt darauf schließen, dass es sich bei den hier begutachteten Hasen um akute Infektionen der Tularämie mit rascher Todesfolge gehandelt haben mag.

Pathologisch-anatomische Befunde der Brucellose

Art und Lokalisation der pathologisch-anatomischen Veränderungen der Brucellose stimmen weitgehend mit den in der Literatur beschriebenen Befunden überein (WITTE

1941, FENSKE 1963, VALENTINCIC 1964, WEIDENMÜLLER & BECK 1970, HELLMANN 1982, BOCH & SCHNEIDAWIND 1988, DAMOSER & HOFER 1995, SELBITZ 2007).

Als charakteristisches Bild der Brucellose sind die multiplen bis haselnussgroßen, mit Eiter gefüllten Knötchen zu werten. HELLMANN (1982) und SELBITZ (2007) beschrieben neben der hier in der Subkutis vorliegenden Knotenbildung auch ein solches Vorkommen in der Muskulatur. WITTE (1941) berichtete von zahlreichen Knötchen äußerlich an Sternum und Brustwand, wie sie auch hier diagnostiziert wurden. Die hier gefundenen, multipel vorkommenden Nekroseherde in der Leber werden in der Literatur ebenfalls genannt (DAMOSER & HOFER 1995). Nach BOCH &

SCHNEIDAWIND (1988) sind die Geschlechtsorgane am häufigsten verändert.

Ovarialabszesse, wie am rechten Ovar nachgewiesen, werden in der vorliegenden Literatur nicht erwähnt. Die von FENSKE (1963) und VALENTINCIC (1964) beschriebenen Abszessbildungen in der Uterusschleimhaut und -wand scheinen häufiger als Ovarialabszesse zu sein. Entzündungen wie sie DAMOSER & HOFER

(1995) in Darmbein-, Kniekehl- und Mandibularlymphknoten diagnostizierten, konnten nicht beobachtet werden. Dagegen waren die Inguinallymphknoten hochgradig vergrößert und abszediert.

Die nachgewiesenen Nekroseherde im Darm decken sich mit den Befunden von BENDTSEN (1956). Die hier ebenfalls vorliegende Pseudotuberkulose könnte die Ansicht von WEIDENMÜLLER & BECK (1970) bestätigen, die eine vorausgehende Schwächung des Immunsystems für die Manifestation einer Brucellose für notwendig erachten. Welche Infektion in diesem Fall als primäre anzusehen ist, kann nicht geklärt werden.Auffällig ist, dass trotz der eindrucksvollen Organveränderungen, das Tier einen guten Ernährungszustand aufwies, welches durch die Aussage von CHRISTIANSEN & THOMSEN (1956) bestätigt wird.

SELBITZ (2007) geht von einer Resistenz adoleszenter Hasen gegenüber der Brucellose aus, die in vielen Fällen bis zum Eintritt der Geschlechtsreife eine klinische Manifestation verhindert. Bei dem hier betroffenen Tier handelte es sich um eine adulte Häsin, bei der aufgrund ihres Alters eine Infektion erwartet werden konnte.

Jahreszeitliches Auftreten der Tularämie-Erkrankungen

Von den in die vorliegende Untersuchung eingegangenen tot oder moribund aufgefundenen 250 Fallwildhasen wurden während der Herbst- und Winterjagdzeit 170 Hasen zur Abklärung der Todesursache eingesandt. Die verbleibenden 80 Tiere gelangten außerhalb der Hauptjagdzeit zur Untersuchung. Hier führt sicherlich die während der Hasenjagdsaison (01.10. - 15.01.) verstärkte Revierbegehung zu einem vermehrten Auffinden verendeter Tiere.

Fünf der sieben positiv getesteten Hasen gelangten innerhalb der Jagdzeit und damit in den Wintermonaten zur Untersuchung. Zwei dieser Probanden sind dem Fallwild zuzuordnen, drei Hasen gehören zu der Gruppe der erlegten Hasen. Die übrigen zwei Hasen sind außerhalb der Jagdsaison als Fallwild eingesandt worden.

Die fünf Probanden bestätigen die Aussage von HÖFLECHNER-PÖLTL (1999), die von einem deutlichen Schwerpunkt des Tularämie-Vorkommens im Spätherbst und Winter ausgeht. Nach einer Massenvermehrung infizierter Feldmäuse in dieser Zeit erfolgt anschließend eine Übertragung der Infektion auf den Feldhasen.

BOSSI et al. (2004) hingegen beschreiben eine jahreszeitliche Abhängigkeit der Tularämie-Infektionen in den Sommermonaten Juni bis September durch

blutsaugende Insekten. Von den 80 Fallwild-Hasen, die außerhalb der Jagdsaison zu Untersuchung gelangten, fallen nur die Hälfte auf den von BOSSI et al. (2004) angegebenen Zeitraum. Somit kann die Aussage des Autors nur bedingt bestätigt werden, da nur ein tularämie-positives Tier Ende September zur Untersuchung gelangte.

Ob ein Zusammenhang zwischen der Übertragung durch blutsaugende Insekten und der Massenvermehrung der Mäuse in der sich anschließenden Jahreszeit besteht, ist nicht zu klären und unwahrscheinlich. Es könnte aber durchaus zu einer Übertragung des Erregers durch die Arthropoden auf die Feldmäuse kommen mit einer anschließenden extrem raschen Verbreitung in der Mäusepopulation. Danach kann der Krankheitserreger unschwer durch Arthropoden von den Mäusen auf Hasen übertragen werden.

Herkunft der B. suis-Infektion

Unter den Probanden wurde ein positiver Fall von Hasenbrucellose aus dem Landkreis Wilhelmshaven nachgewiesen. Da es in der Gegend um Wilhelmshaven kein Wildschweinvorkommen gibt und auch die Nutztierbestände frei von Brucellose sind (WEBER 2004, ANONYMUS 2007a), könnte diese Infektion auf ein selbständiges Infektionsgeschehen in den Hasenbesätzen hinweisen. Dies unterstreicht die Aussage, dass die Brucellose ein selbständiges, in der Regel enzootisches Infektionsgeschehen mit jahrelanger Erregerpersistenz in den Hasenpopulationen unterhalten kann (CHRISTIANSEN & THOMSEN 1956, ENGLERT et al. 1964, HELLMANN

1982).

Hasen gelten neben anderen Wildtieren als Naturreservoir für B. suis. Der hier erhobene Befund wird durch Aussagen verschiedener Autoren über die Eigenständigkeit der Hasenbrucellose in einigen Regionen Deutschlands bestätigt (BENDTSEN et al. 1954, FRITZSCHE 1963, ENGLERT et al. 1964, SCHEIBNER 1974, KONRAD 1986). KLÄHN (1962) hingegen vermutet Zusammenhänge zwischen Hasen- und Rinderbrucellose. BENDTSEN et al. (1956) gehen von einer Interaktion der Brucellose zwischen Hase und Haus- bzw. Wildschwein und umgekehrt aus. Dieses können die Autoren mit erfolgreichen wechselseitigen Infektionsversuchen belegen.

Bestand früher eher die Tendenz der Ansteckung der stark verseuchten Nutztierbestände in Richtung Wild, so hat sich diese Situation scheinbar umgekehrt.

Heute scheint der Infektionsdruck vom Wild auf die Nutztiere auszugehen. Letztere sind durch langjährige, gezielte seuchenmedizinische Maßnahmen seit 1999 Brucellose-frei (ANONYMUS 2007a). Zum Schutz der empfänglichen landwirtschaftlichen Nutztiere ist ein Infektionsmonitoring bei Hase und Wildschwein als wertvolle seuchenprophylaktische Maßnahme zu werten.

Eigene Ergebnisse vor dem Hintergrund der epidemiologischen Situation der Tularämie in Deutschland

Die Literatur berichtet von Tularämie-Infektionen beim Menschen in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland ganz überwiegend über Nachweise in Teilen von Baden-Württemberg und Hessen. Die weitere Verteilung in Deutschland beläuft sich auf ein bis drei Erkrankungen in den restlichen Bundesländern (KÄSSLER

et al. 2000, HIRSCH et al. 2001, ANONYMUS 2002b, ALPERS et al. 2003, HOFSTETTER et al. 2005, JANSEN et al. 2005, GRUNOW & PRIEBE 2007, SCHÄTZLE & SCHWENK 2008, SPLETTSTÖßER & KOPF 2008, SURVSTAT@RKI 2008a). Zum Infektionsgeschehen der Tuläramie in Niedersachsen lagen bisher keine Daten vor. Im Rahmen der Untersuchungen zu dieser Arbeit konnte in sieben Fällen der Nachweis F. tularensis-spezifischer DNA erbracht werden. Für die Prävalenz ergibt sich daraus die Obergrenze des Vertrauensbereiches von 1,54 % (SACHS 2002). Dieser Wert ist im Hinblick auf ein Infektionsrisiko für den Menschen als äußerst gering einzustufen.

Werden zudem Hygiene- bzw. Schutzmaßnahmen ergriffen und jedes erlegte Tier einer kritischen und gewissenhaften Begutachtung auf sinnfällige Veränderungen der Organe unterzogen, muss von einem minimalen Infektionsrisiko ausgegangen werden. Personen, die Kontakt zu tot aufgefundenen Hasen haben, haben ebenfalls die geltenden Hygienemaßnahmen beim Einsammeln der Kadaver einzuhalten.

Es existieren auch in Niedersachsen vereinzelte Tularämie-Endemiegebiete beim Feldhasen. Bekanntlich verlaufen die Tularämie-Infektionen undulierend (LEMBKE 1969). Das Auftreten der Tularämie in typischen, mehrjährigen Abständen korreliert in der Regel positiv mit Massenvermehrungen bei Feldmäusen nach

Trockenperioden (HÖFLECHNER-PÖLTL 1999). Diese Massenvermehrungen sind Voraussetzungen für Epizootien bei Mäusen und Feldhasen, aus denen sich in der Folge auch Krankheitsfälle beim Menschen ableiten (HOFER 1997). Hieraus erwächst für den Menschen in diesen Gebieten ein Infektionsrisiko, wie ein Tularämie-Fall beim Menschen in Wittmund deutlich machte (mündliche Mitteilung: (KÖHLER 2008).

Die meisten Erkrankungen von Tularämie beim Menschen lassen sich auf den Kontakt mit infizierten Feldhasen zurückführen. Der Feldhase wiederum infiziert sich u.a. über die Nagetierpopulation sowie durch Ektoparasiten (HUBALEK et al. 1998, GURYCOVA et al. 2001, ELLIS et al. 2002). Zwei der sieben Probanden dieser Arbeit, bei denen F. tularensis-spezifische DNA nachgewiesen wurde, stammten aus dem südlichsten Niedersachsen, den Landkreisen Einbeck bzw. Northeim. Es handelt sich um Spekulation, wenn man einen Zusammenhang zwischen den 2004 aufgetretenen Infektionen von Affen im nahegelegenen Göttinger Primatenzentrum vermutet (MÄTZ -RENSING et al. 2007, SPLETTSTÖßER et al. 2007). Die Affen, die in einem halboffenem Gehege untergebracht sind, sollen allerdings Kontakt mit der ebenfalls mit Tularämie befallenen örtlichen Nagetierpopulation gehabt haben.

Der Fund F. tularensis-spezifischer DNA bei einem Wildkaninchen, welcher der Vollständigkeit halber erwähnt wurde, bestätigt, dass die Population weiterer Lagomorphen ebenfalls mit F. tularensis infiziert sein kann (STEINECK 1994).

In drei Fällen konnte das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr F. tularensis subsp. holarctica bestätigen. Dadurch wird die Aussage von MÖRNER

(1993) und GRUNOW (2001), dass F. tularensis subsp. holarctica in Europa vorherrscht, weiter gestärkt.

Brucellose-Vorkommen auf kleine Endemiegebiete beschränkt

In der Literatur wird die epidemiologische Situation der Hasenbrucellose in Deutschland vor allem aus Teilen von Rheinland-Pfalz, Rheinhessen (FRITZSCHE 1956, 1959), Mecklenburg (KLÄHN 1962, FENSKE 1963, DEDEK et al. 1990a, DEDEK et al. 1990b), Brandenburg (FENSKE 1963, FENSKE & PULST 1973), Bayern (WEIDENMÜLLER 1971, SCHELLNER 1982) und des Schwarzwaldes (ENGLERT et al.

In der Literatur wird die epidemiologische Situation der Hasenbrucellose in Deutschland vor allem aus Teilen von Rheinland-Pfalz, Rheinhessen (FRITZSCHE 1956, 1959), Mecklenburg (KLÄHN 1962, FENSKE 1963, DEDEK et al. 1990a, DEDEK et al. 1990b), Brandenburg (FENSKE 1963, FENSKE & PULST 1973), Bayern (WEIDENMÜLLER 1971, SCHELLNER 1982) und des Schwarzwaldes (ENGLERT et al.