Folgende Kernaussagen können aus dieser Arbeit formuliert werden:
1. Onkologische Rehabilitanden mit subjektivem Frühberentungsrisiko bei sozialmedizinisch vollschichtigem Leistungsvermögen weisen eine höhere psychische Belastung auf und leiden häufiger an einem Fatigue.
2. Es gibt Hinweise darauf, dass onkologische Rehabilitanden mit Einschränkungen bezüglich der beruflichen Tätigkeit häufiger ein
Frühberentungsrisiko aufweisen als solche, die aus sozialmedizinischer Sicht ohne Einschränkungen an ihren Arbeitsplatz zurück kehren können.
3. Das Stadium einer Krebserkrankung scheint bei der Fragestellung nach einem Frühberentungsrisiko sowie bei der sozialmedizinischen Beurteilung eine untergeordnete Rolle zu spielen.
Es gilt die Begrifflichkeiten palliativ und kurativ im Sinne der ICF weiter zu differenzieren und die Prognosen von onkologischen Erkrankungen und Funktionsstörungen entsprechend der ICF in solchen Analysen zu
berücksichtigen. Hämatologische Erkrankungen sollten von onkologischen Erkrankungen getrennt untersucht werden.
4. In allen Altersschichten beklagen Krebserkrankte schwerwiegende Belastungen am Arbeitsplatz. Es gibt Hinweise, dass über 50jährige dies häufiger beklagen als jüngere Rehabilitanden. Hier sollten weitere Daten altersspezifisch erhoben werden, um Konsequenzen für die berufliche Rehabilitation zu ziehen.
5. Sowohl Patienten mit als auch ohne subjektives Frühberentungsrisiko haben das Bedürfnis nach berufsbezogenen Maßnahmen unabhängig ihrer
Leistungsbeurteilung durch den Sozialmediziner und auch unabhängig des Krankheitsstadiums. Eine Differenzierung der Angebote mit Ausschluss
allgemeiner Angaben, die als Unterstützung bei Rentenantragstellung gedeutet werden können, sollten im Screeningverfahren umgesetzt werden.
6. Der SIBAR ist als Screening-Instrument für Rehabilitanden mit subjektivem Frühberentungsrisiko sinnvoll. Ein Abgleich mit der sozialmedizinischen Beurteilung ist frühzeitig notwendig, um berufliche Problemlagen zu identifizieren. Ausführliche Berufsanamnesen und eine detaillierte
sozialmedizinische Begutachtung sind dabei wichtige Bausteine. Das Verfahren sollte für onkologische Rehabilitationen standardisiert werden, um
multizentrische Vergleiche und Konsequenzen ziehen zu können.
7. Es gibt Hinweise, dass Arbeitslosigkeit bei an Krebs erkrankten Menschen mit einem höheren subjektiven Frühberentungsrisiko verbunden ist. Dies ist in Anbetracht der heutigen Arbeitsmarktlage ein sozialpolitisches Problem. In diesem Bereich müssen weitere Datenerhebungen erfolgen, um diese Hypothese zu bestätigen.
Anmerkung
Interessanterweise erhielten 3,14% (n=9) der Probanden mit vollschichtigem Leistungsbild eine Erwerbsminderungsrente auf Zeit. Weitere 8% (n=3) der Rehabilitanden mit aufgehobenem Leistungsvermögen für die zuletzt ausgeübte Tätigkeit, aber Restleistungsvermögen erhielten ebenfalls eine Erwerbsminderungsrente.
Begründet kann dies in einer langen Therapiedauer sein, wie sie bei akuten Leukämien oder auch Darmkrebs der Fall sein kann, und vorhersehbar ist, dass der Patient in diesem Zeitraum von der Krankenkasse ausgesteuert wird.
Ob dies bei diesen insgesamt 12 Patienten der Fall ist, war nicht Inhalt dieser Arbeit und wurde daher nicht untersucht.
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Anlagen
Lebenslauf
Cristina Maria Fernandes Almeida
Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie
* 0 2 . 0 5 . 1 9 7 1 i n G o s l a r Ta l s t r a s s e 1 9 3 8 6 4 2 G o s l a r
M o b i l t e l e f o n : 0 1 5 2 3 4 1 5 1 0 9 2 E - M a i l : c m f a l m e i d a 7 1 @ y a h o o . d e
Familienstand:
Ve r h e i r a t e t , 2 K i n d e r
S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t e n : d e u t s c h
p o r t u g i e s i s c h
Berufserfahrung
2000 – 2007 Assistenzärztin an den Asklepios Harzkliniken Goslar in den Bereichen Innere Medizin, Onkologie, Intensivmedizin 2007 – 2008 Assistenzärztin an der Universitätsklinik Göttingen
Abteilung Onkologie / Hämatologie
2008 – 2009 Assistenzärztin an den Asklepios Harzkliniken Goslar
seit 08/2009 Oberärztin im Rehazentrum Oberharz, Klinik Erbprinzentanne Abteilung Hämatologie/Onkologie
2011 – 2016 Oberärztin, Stellvertreterin des Chefarztes im Rehazentrum Oberharz, Abteilung Hämatologie/Onkologie
seit 2016 Chefärztin im Rehazentrum Oberharz, Abteilung Hämatologie/Onkologie
Fachärztlich Qualifikationen und Zusatzbezeichungen
seit 08/2008 Fachärztin für Innere Medizin
seit 08/2009 Fachärztin für Hämatologie und internistische Onkologie seit 09/2014 Zusatzbezeichnung Sozialmedizin
Schulbildung und berufliche Ausbildung
1990 Allgemeine Hochschulreife am Christian-von-Dohm Gymnasium Goslar
1991 Ausbildung zur Krankenschwester, Abbruch nach 6 Monaten 1991 – 1998 Studium der Humanmedizin Georg August Universität Göttingen 1998 – 2000 ÄIP Harzkliniken Goslar, medizinische Abteilung
14.08.2000 Approbation als Ärztin
Sprachkenntnisse
Englisch gut in Wort und Schrift Spanisch gut in Wort und Schrift Portugiesisch gut in Wort und Schrift
Private Interessen
Walking, Schwimmen, Yoga Musik
Acrylmalerei
Clausthal-Zellerfeld, Januar 2019
Cristina Maria Fernandes Almeida
Erklärung nach § 2 Abs. 2 Nrn. 6 und 7
Ich erkläre, dass ich die in der Medizinischen Hochschule Hannover zur Promotion eingereichte Dissertation mit dem Titel
Bedarf und Bedürfnis berufsbezogenener Maßnahmen in der onkologischen Rehabilitation
unter Berücksichtigung von
sozialmedizinischer Leistungsbeurteilung und Krankheitsstatus in der Klinik für Rehabilitationsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover
unter der Betreuung von Herrn Prof. Dr. med. Christoph Gutenbrunner und Unterstützung von Herrn PD Dr. Axel Kobelt-Pönicke
ohne sonstige Hilfe durchgeführt und bei der Abfassung der Dissertation keine anderen als die dort aufgeführten Hilfsmittel benutzt habe.
Die Gelegenheit zum vorliegenden Promotionsverfahren ist mir nicht kommerziell vermittelt worden. Insbesondere habe ich keine Organisation eingeschaltet, die gegen Entgelt Betreuerinnen und Betreuer für die Anfertigung von Dissertationen sucht oder die mir obliegenden Pflichten hinsichtlich der Prüfungsleistungen für mich teilweise oder ganz erledigt.
Ich habe diese Dissertation bisher an keiner in- oder ausländischen Hochschule zur Promotion eingereicht. Weiterhin versichere ich, dass ich den beantragten Titel bisher noch nicht erworben habe.
Hannover, den 27.02.2019
Weitere Anlagen (Email):
Genehmigung des RKI zur Nutzung der genutzten Diagramme
Danksagung
Herrn Prof. Dr. med. Gutenbrunner möchte ich für die Möglichkeit der Erstellung dieser Arbeit in der Abteilung für Rehabilitationsmedizin in der Medizinischen
Hochschule Hannover danken sowie für seine Unterstützung während des gesamten Zeitraumes von der Entwicklung der Idee bis zur Umsetzung und Auswertung der Studie.
Meinem guten Freund PD Dr. Axel Kobelt-Pönicke danke ich für seine unendliche Geduld bei den Korrekturen und Unterstützung bei den Berechnungen und
statistischen Auswertungen.
Frau Doris Illhardt und Frau Constanze Salomon danke ich für die Hilfestellung beim Heraussuchen der Patientenakten und Erstellen von Tabellen für die weitere
Auswertung.
Ich danke meinem Mann, Peter, der mich beharrlich motiviert und unterstützt hat. Ohne Dich wäre diese Arbeit noch immer nicht fertig.
Danke, Filipe und Laura. Ohne Euch wäre ich nie in den Bereich der Rehabilitation gegangen und hätte somit nie die Idee für diese Arbeit gehabt.