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2. Material und Methoden

2.3. Fragebögen

2.3.1. Screening-Instrument für Beruf und Arbeit in der Rehabilitation Der Screening-Fragebogen SIBAR ist ein Selbstbeurteilungsbogen.

Es existieren sowohl eine Kurzform des SIBAR mit 11 Items als auch eine Langfassung.

Die Langfassung, die in dieser Arbeit verwendet wurde, besteht aus 28 Items. Dabei wird der Fragebogen in drei Bereiche (SIBAR I, SIBAR II und SIBAR III) unterteilt.

Frage 1 und 2 sind lediglich personenbezogene Angaben wie Alter, Geschlecht und Ausbildungsstand. Frage 3 erfragt die Erwerbstätigkeit, in welchem Umfang und welcher Tätigkeit nachgegangen wird. Sollte dies verneint werden, hat der Befragte die Möglichkeit anzugeben, ob eine Alters- oder Erwerbsminderungsrente bezogen wird, er Hausfrau/-mann ist oder aber Arbeitslosigkeit vorliegt.

Die Fragen 4 bis 11 entsprechen dem SIBAR I.

Die dabei vorliegenden 9 Variablen werden entsprechend ihrem Punktewert addiert, wobei Punktewerte von 0 bis 19 erreicht werden können.

Ein erhöhtes subjektives Frühberentungsrisiko liegt dann vor, wenn der Punktewert dieser Variablen bei mindestens 8 liegt.

Die Frage 12 entspricht SIBAR II und gibt den Hinweis auf eine berufliche Belastung (berufliches Belastungsprofil). Dabei ergibt sich eine Indikation und somit der Bedarf für berufsbezogene Maßnahmen, wenn die Frage mit „stark belastend“ beantwortet wird.

In Frage 14 hat der Rehabilitand die Möglichkeit, diese starke Belastung weiter zu differenzieren in folgende Unterpunkte:

 Körperliche Anforderungen

 Stress und Ärger bei der Arbeit

 Die Sorge um den Arbeitsplatz

 Doppelbelastung Arbeit und Haushalt/ Familie

 Unzureichende Auslastung, Unterforderung

 Ärger, Konflikte mit Kollegen o. Vorgesetzten, das Betriebsklima

 Unangemessene Bezahlung, schlechte Aufstiegsmöglichkeiten, fehlende Anerkennung

Hinsichtlich des Ausmaßes der Belastung können diese Faktoren nochmals unterteilt werden in den Skalen „nicht belastend“, „wenig belastend“ und „stark belastend“ sowie

„trifft nicht zu“.

Frage 13 entspricht SIBAR III und gibt das subjektive Bedürfnis des Befragten nach berufsbezogenen Maßnahmen in der Rehabilitation wieder. Dabei wird der cut off bei

„sehr hilfreich“ gesetzt.

In Frage 14 haben die Rehabilitanden die Möglichkeit dieses Bedürfnis weiter nach folgenden Punkten zu differenzieren:

 Therapieangebote zum Thema Arbeit und Beruf insgesamt

 Ausführliche Testung, was angesichts des Gesundheitszustandes bei der Arbeit noch geleistet werden kann

 Hilfestellung im Umgang mit Stress, Ärger und Problemen bei der Arbeit

 Hilfestellungen für die eigenen Beschwerden, um speziell im Beruf besser klar zu kommen

 Training der beruflichen Leistungsfähigkeit

 Beratung hinsichtlich sozial- und arbeitsrechtlicher Probleme

 Hilfestellung bei der Suche nach beruflichen Alternativen

 Freitextfeld.

Der SIBAR wurde unter anderem in einer onkologischen Rehabilitationsklinik erprobt.

Bei der Überprüfung des SIBAR zeigte sich eine deutliche Korrelation zwischen der SIBAR I-Skala und dem späteren Frühberentungsverhalten der Probanden. Die Sensitivität dieser Skala lag bei Berechnungen bei 78%, die Spezifität bei 79% [12].

In der Onkologischen Rehabilitation war bis zu Beginn dieser Studie bis auf den SIBAR kein weiterer Fragebogen mit o.g. Fragestellungen validiert worden.

2.3.1.1. Unvollständig ausgefüllte Fragebögen

Bei unvollständig ausgefüllten SIBAR-Fragebögen wurde bei Fehlen von einzelnen Fragen wie folgt vorgegangen:

War Frage 7 nicht ausgefüllt, so wurde angenommen, dass diese Frage verneint wurde. In der Gewichtung beträgt diese 0,5 Punktewerte.

Frage 8 wurde mit 1 Punkt gewertet, wenn die Rehabilitanden diese Frage nicht ausfüllten. Waren mehrere Kreuze gesetzt, so waren dies immer die mittleren drei Lösungsangebote, die in ihrer Punktegewichtung gleich sind, so dass dies die Ergebnisse nicht veränderte.

War Frage 9 nicht ausgefüllt, so wurde ein Punktewert von 1 angenommen.

Die meisten Rehabilitanden sowohl im Rahmen einer AHB als auch im Rahmen einer Rehabilitation haben meist noch eine Rekonvaleszenzphase bis zur Rückkehr an den Arbeitsplatz. Selbst wenn von der Rehabilitation aus eine Stufenweise Wiedereingliederung stattfindet, gelten die Patienten als formal arbeitsunfähig.

Frage 10 wurde mit Frage 11 im Zusammenhang betrachtet. War unter Frage 11 die Absicht, einen Rentenantrag zu stellen verneint worden, gingen wir davon aus, dass der Betroffene glaubte, bis zum Erreichen des Rentenalters berufstätig zu sein.

War Frage 11 nicht beantwortet, so war der SIBAR hinsichtlich der Fragestellung eines Frühberentungsrisikos nicht auswertbar, da diese Frage mit dem Punktewert 4 gewertet wird.

2.3.2. Fatigue Scale, FS

Die Fatigue Scale ist ein Selbstbeurteilungsinstrument, welches aus elf Items besteht, die die Bereiche „Mentale Erschöpfung“ und „Körperliche Erschöpfung“ spiegeln und als Bezugspunkt das aktuelle Befinden in den Vergleich zum „früheren“ Befinden setzt.

Die einzelnen Items sind vierfach gestuft von „viel weniger als früher“ bis „viel mehr als früher“.

Der cut off liegt für die Erschöpfung bei fünf. Der maximal erreichbare Wert bei elf.

Die Scala weist sehr gute Werte für Reliabilität und Validität auf [13].

2.3.4. EORTC-QLQ-30 (Version 3.0)

Der EORTC-QLQ-30 (Quality of Life Questionnaire – Cancer) wurde 1987 als Screeningmethode von der„European Organisation for Research and Treatment of Cancer“ (EORTC) entwickelt und im Verlauf angepasst. Der aktuelle Fragebogen wird für die Erfassung der Lebensqualität von Tumorpatienten weltweit eingesetzt [14].

Er ist gut praktikabel, da übersichtlich und gut verständlich formuliert. Die aktuelle Form, die auch bei dieser Untersuchung verwendet wurde, ist die Version 3.0 [15].

Der EORTC-QLQ-30 ist ein Selbstbeurteilungsfragebogen. Dabei werden die wichtigsten Bereiche der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Tumorpatienten erhoben. Es existieren außerdem verschiedene erkrankungsbezogene Fragebögen.

Da diese Untersuchung in Form einer verblindeten Studie erfolgte, wurde lediglich der Kernfragebogen in Deutsch eingesetzt (EORTC-QLQ-30).

Erfasst werden dabei die psychischen, physischen und sozialen Dimensionen des Patienten in einer Skala für den allgemeinen Gesundheitszustand, fünf Funktionsskalen und drei symptomorientierte Skalen, sowie ein Bereich für weitere Symptome.

 globaler Gesundheitszustand (global health)

 Körperfunktionen (physical funktioning)

 Rollenspezifische Funktionen (role funktioning)

 emotionale Funktionen (emotionale functioning)

 kognitive Funktionen (cognitive functioning)

 soziale Funktionen (social functioning)

 häufigste Symptome bei Tumorpatienten ( Fatigue/ Anorexie, Übelkeit, Erbrechen / Schmerzen)

Die Auswertung dieses Screenings erfolgt im Rahmen eines zugesandten Manuals [16].

Die Ergebnisse werden entsprechend der Skalen logarithmiert und ergeben Werte von 0 bis 100. Hohe Werte im Bereich der allgemeinen Gesundheit und der Funktionen zeigen ein besseres Niveau, während in den Symptomskalen höhere Werte für eine schlechtere Lebensqualität sprechen [16].

2.3.5. HEALTH 49

Der HEALTH-49 ist eine verkürzte Form des am Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf entwickelten Fragebogens: „Hamburger Module zur Erfassung allgemeiner Aspekte psychosozialer Gesundheit für die therapeutische Praxis“ (HEALTH-79). Als Selbstbeurteilungs-Fragebogen spiegelt er die psychosoziale Gesundheit bzw.

Belastungen des Probanden wider. Der Vorteil dieses Fragebogens liegt darin, dass er als Gesamtinstrument genutzt werden kann, aber auch einzelne Module unabhängig voneinander verwendet werden können.

Der Fragebogen enthält 49 Items mit insgesamt 6 eigenständigen Modulen, die insgesamt 9 Skalen zugeordnet sind.

Modul A Psychische und somatoforme Beschwerden mit den 3 Skalen, (18 Items)

 Somatoforme Beschwerden

 Depressivität

 Phobische Ängste

Modul B Psychisches Wohlbefinden (1 Skala, 5 Items) Modul C Interaktionelle Schwierigkeiten ( 1 Skala, 7 Items) Modul D Selbstwirksamkeit (1 Skala, 5 Items)

Modul E Aktive Partizipation (1 Skala, 6 Items)

Modul F Soziale Unterstützung sowie Soziale Belastung (2 Skalen, 8 Items) Die Module können für die Auswertung einzeln und unabhängig voneinander betrachtet werden, wobei wir uns in unseren Fragestellungen für die Auswertung aller Module entschieden haben.

Der Fragebogen wurde in zwei Studien validiert. In einer ersten Studie (DETECT-Studie) wurden 5630 Patienten aus Hausarztpraxen eingeschlossen, wobei eine Teilgruppe hinsichtlich psychosozialer Aspekte aus gesunden Probanden und eine Gruppe aus kranken Probanden bestand. [17]

In einer weiteren Untersuchung wurden in 11 Fachkliniken für psychosomatische Erkrankungen im Rahmen des Qualitätssicherungsprogramms der Gesetzlichen Krankenversicherung (QS-Reha®-Verfahren) in der medizinischen Rehabilitation 1548 Patienten rekrutiert.

Der Fragebogen erwies sich für die Probanden als gut praktikabel. Die psychometrische Überprüfung belegte eine hohe Reliabilität und zufriedenstellende Variabilität [18].