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Die physiologische Geburt des Kalbes erfolgt zu 95% (BUSCH u. SCHULZ 1993;

BOSTEDT 2003; MOMONT 2005) bis 98% (KALBE et al. 1988) in Vorderendlage.

Der Vorderkörper tritt dabei physiologischerweise in oberer Stellung und gestreckter Haltung in den Geburtsweg ein (BAIER u. BERCHTHOLD 1981; BUSCH 1993a;

GRUNERT u. ANDRESEN 1996), d.h. der Rücken der Frucht zeigt zum Rücken der Mutter und der gestreckte Kopf liegt auf den Vordergliedmaßen (GRUNERT u.

RÜSSE 1978; GRUNERT 1993). Nach BAIER und BERCHTHOLD (1981) sollte in Vorderendlage der Kopf mit dem Unterkiefer so auf den gestreckten Extremitäten liegen, dass die Nasenspitze mindestens den Fesselkopf erreicht. Laut BOECKER und RÜSSE (1983) kommen bei gestreckten Vordergliedmaßen beide Ellbogen unter dem Hals des Kalbes zu liegen, wodurch eine für die Geburt günstige Keilform des Vorderkörpers entsteht (RÜSSE 1983).

2.2.1 Geburtsrelevante Parameter des Vorderkörpers

Bei der Passage des knöchernen Geburtsweges können verschiedene fetale Körperstrukturen Geburtsstörungen verursachen (BENESCH 1957b; RÜSSE et al.

1978; RÜSSE 1981; GRUNERT u. ANDRESEN 1996). Kopf, Ellbogen, Schulter, Brust, Scheitel-Steiß-Länge und Körpergewicht werden in der Literatur vorwiegend als geburtsrelevante Strukturen bei Kälbern in Vorderendlage genannt, worauf im Folgenden näher eingegangen wird.

Der Stirnbereich und die auf Augenhöhe des Kopfes liegenden Karpalgelenke bilden zusammen einen der größten Querschnitte (STEINER 1979; RÜSSE et al. 1985;

GRUNERT u. ANDRESEN 1996). SCHEBITZ (1980a) und BOECKER (1982) ermittelten bei Fleckviehkälbern für den Umfang von Kopf und Beinen Maximalwerte von 62,8 ± 4,2 cm bzw. 51,0 ± 2,1 cm. Die höchsten Werte für die dazugehörigen senkrechten Durchmesser lagen bei 19,6 ± 2,1 cm bzw. 14,6 ± 1,1 cm. Andere Autoren ermittelten die Kopfgröße an Hand von Messungen der Scheitelbreite (STEINER 1979; PADBERG 1993; ESSMEYER 2006). Diese wurde als Abstand

Literatur

zwischen den äußersten Punkten der Jochbögen definiert (STEINER 1979).

STEINER (1979) erhielt für Kälber der Rasse HF von Färsen und Kühen Mittelwerte von 10,7 bis 13,2 cm, wobei die Werte mit der Zahl der Paritäten der Muttertiere anstiegen. In der von ESSMEYER (2006) durchgeführten Studie zur Aufklärung der Ursachen einer erhöhten Häufigkeit von Totgeburten wiesen die Kälber von Färsen signifikant geringere Scheitelbreiten (11,96 ± 0,05 cm) auf als die der Kühe (12,29 ± 0,03 cm). PADBERG (1993) beobachtete dagegen keine solchen Zusammenhänge.

In seiner Studie zeigten die Kälber primiparer Muttertiere Werte von 13,5 ± 1,1 cm und diejenigen pluriparer Tiere von 13,4 ± 0,9 cm für die Scheitelbreite.

Im Rahmen von Kraftaufwandmessungen bei unterschiedlichen Zugmodi zur Extraktion des fetalen Schultergürtels durch ein Rinderbecken hat BOECKER (1982) unter anderem die Körperumfänge auf Höhe der Ellbogen vermessen. Dies erfolgte zum einen bei völliger Streckung der beiden Vordergliedmaßen und zum anderen bei beidseitig bzw. einseitig gebeugten Ellbogengelenken. Angaben zum Grad der Streckung oder Beugung der Gliedmaßen wurden von der Autorin nicht gemacht. Die aus den Angaben der Studie errechneten Werte zeigten, dass die Umfänge bei gestreckten Ellbogen mit einem Wert von 69,7 ± 5,8 cm wesentlich geringer waren als bei beidseitig gebeugten Ellbogengelenken mit einem Wert von 84,5 ± 6,0 cm.

Ähnliches galt auch bei einseitiger Ellenbogenbeugung mit einem Wert von 77,9 ± 6,5 cm. BOECKER (1982) verglich daneben auch die Umfänge auf Höhe der Buggelenke. Bei gestreckten Vordergliedmaßen war der durchschnittliche Umfang der aus den Angaben errechneten Werte mit 72,0 ± 6,4 cm kleiner als bei beidseitiger Schulterbeugehaltung mit einem Wert von 78,9 ± 7,7 cm. Für die einseitige Schulterbeugehaltung wurden keine Messungen angegeben. Nach BOECKER (1982) hatten die Kälber einen bedeutend schmaleren Umfang in der Schulterpartie bei gestreckten Vorderextremitäten als bei Abwinkelung beider Ellbogengelenke. Diese Körpermessungen wurden an zehn toten Kälbern von extern durchgeführt, nachdem jedes Kalb im Rahmen der Untersuchungen in verschiedenen Zugvarianten zunächst fünfzehnmal durch ein knöchernes Becken gezogen worden war.

Literatur

Im Bereich der Brust maßen SCHEBITZ (1980a) und BOECKER (1982) die größten senkrechten Durchmesser mit 25,9 ± 1,9 cm und 23,5 ± 1,8 cm. Die größten Umfänge auf Höhe des Brustkorbes lagen bei 75,0 ± 4,5 cm und 72,5 ± 4,5 cm. Die Brust war damit in Durchmesser und Umfang die größte fetale Struktur des Vorderkörpers. Allerdings ist der Thorax nach SCHEBITZ (1980a) beim Kalb im Gegensatz zum Kopf elastisch und kann sich so leicht der Form des mütterlichen Beckens anpassen.

Auch die Scheitel-Steiß-Länge (SSL) wurde des Öfteren auf Zusammenhänge zum Geburtsverlauf überprüft. BOECKER (1982) ermittelte für die SSL einen Wert von 89,2 ± 3,1 cm. Dieser Parameter allein erlaubt ihrer Ansicht nach aber so gut wie keine Aussage über das Gewicht oder die Größe der Kälber (BOECKER 1982). In der von PADBERG (1993) durchgeführten Studie zur Quantifizierung der Zugkräfte mechanischer Geburtshelfer nahm dagegen mit zunehmender durchschnittlicher Körperlänge die Schwere der Geburt zu. PADBERG (1993) klassifizierte dabei die Schwere der Geburt anhand der aufgewendeten Zugkräfte und der Extraktionsdauer.

Die Zugkräfte wurden in der Einheit Kilopond (kp) angegeben, wobei 1 kp ca.

9,81 Newton (N) entspricht. Die Einteilung wird hier zur besseren Übersicht in der Einheit Newton angegeben. Eine Zugkraft im Bereich bis 500 N pro Bein definierte der Autor als leicht, bis 800 N pro Bein als mittelschwer und eine Zugkraft im Bereich bis 1400 N pro Bein als schwere Zugkraft. So wurden von PADBERG (1993) bei leichter Zugkraft (n = 7) eine SSL von 92 ± 6,8 cm, bei mittelschwerer Zugkraft (n=11) eine SSL von 91 ± 7,0 cm und bei schwerer Zugkraft (n =6) eine SSL von 99

± 5,5 cm SSL ermittelt (PADBERG 1993).

Um Rückschlüsse auf die Größe des Kalbes zu ziehen wurde auch das Körpergewicht als ein bestimmendes Maß gesehen (PRICE u. WILTBANK 1978b;

PADBERG 1993; ESSMEYER 2006). Nach ESSMEYER (2006) waren bei schweren Kälbern auch die für die Geburt bestimmende Körperteile größer. Dies beobachtete ebenfalls STEINER (1979) und wies auch darauf hin, dass es große Schwankungen in Größe und Umfang bei Kälbern mit gleichem Körpergewicht gibt. Direkte

Literatur

Rückschlüsse vom Körpergewicht des Kalbes auf die Körperdimensionen können daher laut STEINER (1979) nicht gezogen werden. Auch BOECKER (1982) kam zu dem Ergebnis, dass das Körpergewicht allein keine sichere Aussage über dessen Körperumfänge erlaubt. Dagegen war die Schwere der Geburtshilfe nach PADBERG (1993) deutlich vom Körpergewicht abhängig. In der letztgenannten Arbeit betrug bei leichten Geburten das Körpergewicht von den Kälbern 41,3 ± 4,6 kg, bei mittelschweren Geburten 43,0 ± 5,6 kg und bei schweren Geburten 49, 5 ± 6,2 kg (PADBERG 1993).

Literatur