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2.4 T RAINING & T RAININGSKONZEPTE

2.4.3 Training im Vielseitigkeitssport

2.4.3.2 Intervalltraining

2.4.3.2 Intervalltraining

Aus der Vielzahl der für die Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Pferdes existierenden Trainingsmethoden soll hier insbesondere auf das Intervalltraining eingegangen werden, da dieses während des Aufbautrainings in vorliegender Studie bei den Pferden der Steigungsgruppe angewandt wurde. Es zielt darauf ab, beim untrainierten Pferd die maximale Geschwindigkeit und auch Ausdauer zu entwickeln bzw. diese beim trainierten Pferd zu erhöhen und für beide die Fähigkeit zu fördern, sie über einen längeren Zeitraum aufrecht- erhalten zu können (BAYLY 1985).

Man unterscheidet Intervallmethode und Dauermethode. Die Dauermethode dient in erster Linie dazu, die aerobe Kapazität des Tieres und damit dessen Grundlagenausdauer zu verbessern (BAYLY 1985; SCHNABEL et al. 1997; ZINTL 1997; COUROUCE’ 1998).

BAYLY und COUROUCE’ sehen aufgrund der initialen kardiovaskulären und muskulären Adaptionen in der Dauermethode auch eine Möglichkeit, das Tier in Form eines Basistrainings bei geringer Intensität auf künftige größere Belastungsanforderungen vorzubereiten. Definiert wird die Dauermethode als ununterbrochene Belastung von mehr als zehn Minuten bei gleichbleibender Geschwindigkeit, deren Trainingsfortschritt eher aus der langen Dauer als aus der Intensität resultiert (RÖTHIG et al. 1992; COUROUCE’ 1998).

Letztere sollte aufgrund der lang andauernden Belastung stets im aeroben Bereich liegen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren ( CLAYTON 1991; COUROUCE’ 1998). Somit kann diese Form des Trainings täglich durchgeführt werden und eignet sich besonders für das Long-Slow-Distance-Training.

ZINTL (1997) differenziert zusätzlich zwischen einer kontinuierlichen und einer variablen Form, die sich dadurch unterscheiden, dass bei der zweiten die Belastungsintensität wechselt.

Bei der Intervallmethode handelt es sich dagegen um einen Wechsel von Belastungs- und unvollständigen Erholungsphasen (RÖTHIG et al. 1991; BAYLY 1985). Der Sinn dieser kurzen Pausen liegt darin, die schnellen Anfangseffekte der Erholung auszunutzen. So kommt es vor Beginn der nächsten Belastungsphase zu einem Absinken der Herzfrequenz und partieller Laktatabfuhr, was die Laktatakkumulation verzögert und somit den Ermüdungszeitpunkt verschiebt. Die Sauerstoffversorgung nimmt währenddessen nur langsam ab, wodurch das Pferd die nächste Belastung bereits unter verhältnismäßig guter Abdeckung des Sauerstoffbedarfs beginnt (BAYLY 1985;SCHNABEL et al. 1997).

Hinsichtlich der Intensität wird zwischen einer extensiven, einer mittleren und einer intensiven Methode differenziert (MARLIN et al. 1993; ZINTL 1997 und SCHÄFER 1998).

Der Unterschied liegt darin, ob im aeroben-, im Übergangs- oder im anaeroben Bereich trainiert wird. Danach richtet sich auch das zeitliche Verhältnis zwischen Belastungs- und Erholungsphasen. Für Belastungen niederer Intensität im aeroben Bereich geben RÖTHIG et al. (1992) ein Verhältnis von 1:1 oder 1:2, für höhere Intensitäten im anaeroben Bereich von 1:5 oder 1:6 (Belastung : Pause) an. Letztere steigern vor allem die Kraftausdauer und anaerobe Leistungsfähigkeit; sollten allerdings nur 3-4mal innerhalb eines zweiwöchigen Zeitraumes trainiert werden (CLAYTON 1991). Im aeroben Bereich kann dagegen an drei alternierenden Tagen in der Woche trainiert werden.

Nach der Belastungsdauer wird zwischen Kurz-, Mittel- und Langzeitausdauer unterschieden.

Die Qualität des Belastungsreizes, der über das Intervalltraining gesetzt wird, wird durch die Dauer und Intensität der Belastungs- und Erholungsphasen , die Art der Pausengestaltung sowie durch die Anzahl der Wiederholungen bestimmt und richtet sich nach der jeweiligen Reitsportdisziplin (BAYLY 1985). So sollte beispielsweise für Vielseitigkeitspferde ein Tempo von 500-650 m/min für die Belastung und von 90-210 m/min für die Erholungsphase gewählt werden.

Eine Möglichkeit der Belastungssteigerung besteht nach BAYLY bspw. darin, die Pausenlänge zu verkürzen oder zwischen den Intervallen zu traben statt Schritt zu reiten.

Außerdem sei es wichtig, ständig neue und höhere Trainingsreize zu setzen, da ein zu gleichförmiges und monotones Training die Anpassungseffekte mindert und schließlich eher zur Stagnation oder gar einem Leistungsrückgang führt.

Hinsichtlich der Wiederholung bzw. der Fortsetzung der Intervalle empfiehlt COUROUCE’

(1998), diese solange fortzuführen, wie zwischen zwei Intervallen noch eine Steigerung der Geschwindigkeit und der Herzfrequenz zu verzeichnen ist.

Konservatives Sprinttraining unterscheidet sich vom Intervalltraining insofern, als dass hier die Pferde in kurzen Perioden bei maximaler Geschwindigkeit sehr hoch belastet werden, sich anschließend aber vollständig erholen können (BAYLY 1985 / Dauer dieser Erholungsperioden ca. 8-12 Minuten, Herzfrequenz < 64). Für das Gros der Rennpferde beschreibt BAYLY das traditionelle Training derart, dass die einzelnen Trainingstage mehr oder minder in sich abgeschlossen erscheinen und somit Belastungsdauer und -intensität von Tag zu Tag variieren können. Beispielsweise würde an einigen Tagen über Distanzen galoppiert, die oberhalb der Wettkampfbedingungen lägen und das mitunter in einer ebenso überhöhten Geschwindigkeit. Diese Trainingsmethodik fände keinerlei Pendant im Humansport und ihr physiologischer Wert wäre schon vor der Akzeptanz der Intervallmethode infrage gestellt worden. Hingegen ist die Dauer der einzelnen Übungen des Intervalltrainings kürzer als im Wettkampf, während sie in Summe dessen Phasen hoher Intensität übersteigen (COUROUCE’ 1998). In einem Vergleich mit der konservativen Dauermethode konnten HARKINS et al. bereits 1990 bei Galoppern für das Intervalltraining ein späteres Einsetzen der Ermüdung, einen verbesserten Laktatabbau sowie eine höhere anaerobe Kapazität der Pferde nachweisen. In einer anderen Studie führten ART und LEUKEUX (1993) mit Versuchspferden zunächst ein sechswöchiges aerobes Laufbandtraining steigender Anforderungen durch, welches dann durch ein

wettkampfspezifisches Intervalltraining abgelöst wurde. Ein Trainingsfortschritt wurde erst durch letzteres anhand einer Steigerung der maximalen Sauerstoffaufnahme registriert.

Ob eine konsequentere Anwendung der Intervallmethode im Reitsport eine ebensolche Steigerung der Rekordzahlen hervorrufen wird, wie es im Humansport der Fall ist, bleibt abzuwarten (BAYLY 1985).

Wert und Nutzen des Intervalltrainings werden weiterhin kontrovers diskutiert, weshalb in Tabelle 6 ( nach den verschiedenen Autoren / s.o.) zusammenfassend ein kurzer Überblick über Vor- und Nachteile gegeben wird.

Tab.7: Vor- und Nachteile des Intervalltrainings