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2.4 T RAINING & T RAININGSKONZEPTE

2.4.1 Begriffsdefinitionen

Ganz allgemein gesprochen ist es das Ziel eines jeden Trainings, Kondition ( Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit), Koordination und Psyche des Sportlers für ansteigende Anforderungen zu verbessern. Dazu soll das Training strukturelle und funktionelle Adaptionen, die das anforderungsspezifische Leistungsvermögen verbessern, stimulieren (McARDLE et al. 2001).

Die zu diesem Zweck innerhalb des Trainings abverlangten Belastungen führen zu einer Auslenkung der Homöostase der verschiedenen Körpersysteme, was bei häufiger Wiederholung einen Trainingsreiz darstellt, auf den der Organismus mit Regeneration und Überkompensation reagiert (BRUIN et al. 1994). Dieses stellt dann im eigentlichen Sinn die Adaption an gestiegene Belastungsanforderungen dar.

Von CARL (1989) wird ein komplexer Handlungsprozess mit dem Ziel der planmäßigen und sachorientierten Einwirkung auf den sportlichen Leistungszustand und auf die Fähigkeit zur bestmöglichen Leistungspräsentation in Bewährungssituationen als Training beschrieben.

SCHNABEL et al. (1997) definieren Training als eine zielgerichtete, systematisch aufgebaute und organisierte Tätigkeit zur Vervollkommnung bzw. Steigerung der körperlichen und motorischen Leistungsfähigkeit. Auch sie sehen darin eine gezielte Förderung und Entwicklung von Adaptionsmechanismen an höhere Belastungen.

Auf energetischer Ebene funktioniert eine solche Anpassung derart, dass der Organismus lernt, seinen Energiebedarf auf effizientere Weise zu decken, als dies vor einer Trainingsperiode der Fall war (HEPPES 2003). Je nach Reitsportdisziplin soll eine Verlagerung des Energiestoffwechsels zu aerober oder anaerober Dominanz herbeigeführt werden, um beim Pferd eine bessere Toleranz der Effekte hoher Arbeitsintensität und damit ein späteres Einsetzen der Ermüdung zu induzieren ( WARWICK u. BAYLY 1985, COUROUCE´ 1998). Die genauen Anpassungsmechanismen wurden bereits im Kapitel zur Leistungsphysiologie beschrieben.

Da sich Trainingsanpassungen nicht speichern lassen, kommt es nach der Beendigung eines Trainingsprogramms zu einer Rückbildung der geförderten Anpassungsmechanismen und der damit verbundenen konditionellen Leistungsfähigkeit. Dieser auch als Deadaption bezeichnete Vorgang wird durch die nicht mehr ausreichende Stimulation zuvor beanspruchter Systeme verursacht (SCHNABEL et al. 1997). Häufig wird der Verlust physiologischer Anpassungen und der Leistungsadaptionen bzw. der Rückgang der metabolischen Belastungskapazität auch als Detraining definiert (McARDLE et al. 2001).

Dagegen bezeichnet COYLE (1984) den eigentlichen zeitlichen Verlauf bzw. die Dynamik des Adaptionsverlustes nach Trainingsende als Detraining. Die Rückbildungsgeschwindigkeit einzelner Leistungsvoraussetzungen ist dabei sehr unterschiedlich (die biologischen Voraussetzungen der Ausdauer verlieren sich z.B. relativ schnell – SCHNABEL et al. 1997) und scheint u.a. mit den Haltungsbedingungen des Pferdes zu korrelieren, wie die folgende Tabelle, die das zeitliche Auftreten erster Detrainingseffekte nach Ende eines Trainingsprogrammes beinhaltet, ausdrückt:

Tab.5: Zeitliches Auftreten erster Anzeichen des Detrainings

Wird ein Training zu lange, zu monoton und vor allem in zu hoher Intensität durchgeführt, kommt es zum Erscheinungsbild oder Syndrom des sogenannten „Übertrainings“. Es ist streng gegen eine akute Ermüdung abzugrenzen und äußert sich in erster Linie durch einen Leistungsabfall des Pferdes trotz anhaltender Trainingsintensität sowie durch Gewichtsverlust, zunehmende Ablenkbarkeit, verringerte Laufzeit oder gar Unfähigkeit, das Training zu beenden, geringere Futteraufnahme, Wesensveränderungen, erhöhten Ruhe- und Arbeitspuls, abnormes Schwitzen, Muskeltremor und eine schlechtere Regenerationsfähigkeit.

Aus Teilaspekten dieser Aufzählung wird deutlich, dass ein Übertraining unbedingt verhindert werden muss, da es ein deutlich erhöhtes Verletzungsrisiko in sich birgt.

Auftreten erster Detrainingseffekte Pferde / Versuch / Haltung Quelle nach 5 Wochen noch keine Verluste

positiver Trainingseffekte Vollblüter mit Weidegang FOREMAN et al. (1990) nach 14 Tagen - nach 2 Monaten fast

vollst. Verlust d. Trainingseffekte bei Vollblütern IVERS (1983)

nach 6 Wochen Warmblüter mit Weidegang SCHÄFER (2000)

innerhalb der ersten 5 Wochen bei Ponies in Boxenhaltung

SLOET VAN

OLDRUITENBOURGH-nach 6 Wochen bei Trabern THORNTON et al. (1983)

Während es bei einer geplanten und moderat angewendeten Belastungssteigerung zu einer Leistungsverbesserung kommt, provoziert eine ungeplante kurzzeitige Überforderung in Verbindung mit unzureichender Erholung kurzfristige Leistungseinbußen. Eine dauerhafte Überforderung resultiert schließlich im Syndrom des Übertrainings, das das Ergebnis komplexer Interaktionen zwischen biologischen und psychischen Einflüssen ist (McARDLE et al. 2001). Klinisch wird zwischen der weniger häufig auftretenden sympathischen Form, die sich neben einem Leistungsrückgang durch eine gesteigerte sympathische Aktivität in der Ruhephase in Verbindung mit Übererregbarkeit und Ruhelosigkeit als Anzeichen psychischen Stresses auszeichnet und der häufiger vorkommenden parasympathischen Form unterschieden. Letztere äußert sich in einer erhöhten Vagusaktivität in Ruhe und unter Belastung (McARDLE et al. 2001).

Sowohl BRUIN et al. (1994) als auch McGOWAN et al. (2002) konnten in Untersuchungen an Pferden, die Anzeichen eines Übertrainings zeigten, keine metabolischen Veränderungen oder Veränderungen innerhalb der Hämatologie oder der Blutchemie feststellen, was sie zu der Schlussfolgerung führte, dass es keinen aussagekräftigen physiologischen Parameter gäbe, mit dessen Hilfe Übertraining im Frühstadium diagnostiziert werden könnte. Stattdessen sehen sie in Leistungsabfall, Verhaltensänderungen und reduziertem Körpergewicht erste Signale dieses Zustandes. Sie schlagen daher vor, lange und erschöpfende Trainingsperioden prophylaktisch mit leichteren wechseln zu lassen.

Ganz andere Ergebnisse liefern dagegen Studien von PERSSON et al. (1983) und FRY et al.

(1991). Beide können im Blut erhöhte Harnstoff-, Creatinin-, CK- und Hämatokritwerte nachweisen. Der erhöhte Hämatokrit führt nach PERSSON zu ebenfalls gesteigerter Butviskosität, aus der wiederum eine reduzierte kapilläre Durchblutung resultiert. Dadurch ist dann auch letztlich die Sauerstoffversorgung des Muskels herabgesetzt. LOVING u.

JOHNSTON (1995) konnten mittels histologischer Untersuchungen Strukturzerstörungen innerhalb des Muskels nachweisen, die von keinerlei Entzündungsanzeichen begleitet waren.

In der Drosselung der Körperfunktionen sehen sie eine Schutzmaßnahme vor weiterer Überlastung.

Auf der Ebene von Bändern und Sehnen können Gewebsschäden in Form von Mikrotraumen auftreten (McMIKEN 1983).

Ist beim Pferd erst einmal das „Übertrainingssyndrom“ aufgetreten, bedarf es einer wochen- bis monatelangen Regenerationsphase, um diesen Zustand zu überwinden (FRY u. KRAMER 1997).