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Internetnutzung im Raum Schwalm-Eder-West 2008

7. Empirische Untersuchung

7.6. Die Internetnutzung im Raum Schwalm-Eder-West

7.6.2. Internetnutzung im Raum Schwalm-Eder-West 2008

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Die ergänzende Auswertung der Haushaltsbefragung „Leben in Eder-West― zeigt, dass die ermittelten Zahlen in der Untersuchungsregion Schwalm-Eder-West nur knapp über dem Schnitt des Regierungsbezirks Kassel (50,3%) aus dem (N)Onliner-Atlas 2005 liegen. Die geringe Nutzung des Internets im länd-lich geprägten Regierungsbezirk Kassel, wie in These 1 behauptet, wird damit be-stätigt. Vergleicht man den Raum Schwalm-Eder-West mit Kommunen, die in etwa seiner Einwohnerzahl entsprechen, dann zeigt sich, dass die Unterschiede doch erheblich sind, denn dort liegen die Nutzerzahlen schon bei 55%. Auch im Ver-gleich mit dem Landesdurchschnitt (57,3%) zeigt sich der Abstand der ländlichen Räume.492 Auch die übrigen bekannten Einschätzungen in Bezug auf Alter und Geschlecht der Internetnutzer wurden bestätigt. So zeigt die Kreuztabelle, dass bei den Personen, die Zugänge zum Internet haben, die Männer mit 57,6% in der Mehrheit sind. Auch wurde die Rolle des Alters bestätigt denn den Ergebnissen ist zu entnehmen, dass ältere Menschen auch im Raum Schwalm-Eder-West mit dem Internet noch wenig vertraut sind und die mittleren Jahrgänge beim Zugang überrepräsentiert sind. Aufgeschlüsselt nach Altersklassen wird das Internet im Raum Schwalm-Eder-West in der Mehrzahl im Alter von 40 bis 49 Jahren genutzt, wobei es wie oben beschrieben Unterschiede in der Nutzung von Männern und Frauen gibt.

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Die Auswertung der Befragung erfolgte mit dem Statistikprogramm SPSS. Die grundsätzlichen Hinweise auf die Konstruktion eines Fragebogens wurden, wie im Abschnitt Telefonbefragung beschrieben, beachtet. Darüber hinaus wurde ver-sucht, die Gestaltung des Fragebogens und die Durchführung der Befragung an der „Total Design Method―494 von Don Dillman auszurichten. So wurde insbeson-dere Wert auf vertrauensbildende und persönliche Elemente bei der Ansprache der Befragten gelegt. Das Positive an diesem Verfahren ist die relativ hohe Rück-laufquote, die Dillman bei seinen Untersuchungen in den Vereinigten Staaten er-reicht hatte. Bei Umfragen, die nach dem Modell von Dillman geplant und durch-geführt wurden, konnten Rücksenderaten von bis zu 74 Prozent erzielt werden.495 Auch in Deutschland wurde dieses Verfahren schon angewandt und Hans Hippler und Kristiane Seidel496 konnten bereits 1985 in einer allgemeinen Bevölkerungs-umfrage zeigen, dass die Annahmen von Dillman auch im deutschen Sprachraum zutreffen. Dillmann schlägt folgende Punkte vor, die bei einer Befragung berück-sichtig werden sollten, wobei er Vorschläge für Form, Aufbau und Durchführung macht.

„a) Fragebogen:

 Broschürenform

 verkleinert

 Frontseite und letzte Seite frei

 Weißes Papier b) Anordnung der Fragen:

 Mit leichten, interessanten Fragen beginnen

 Inhaltlich gleiche Fragen zusammen

 Komplexe aufeinander aufbauen

 Sensible, beziehungsweise heikle Fragen erst am Schluss stellen

 Demographie am Ende c) Design der Fragen:

494 Dillman, Don A. 1978: Mail and telephone surveys: The Total Design Method, New York: Wiley-Interscience.

495 Dillman 1978, a.a.O. (Anm. 494), S. 21ff.

496 Hippler, Hans-Jürgen; Seidel, Kristiane 1985: Schriftliche Befragung bei allgemeinen Bevölke-rungsstichproben-Untersuchungen zur Dillmannschen "Total Design Method", ZUMA-Nachrichten 9:(16) 1985, S. 39-56.

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 Übersichtliche Anordnung

 Vermeidung von Frageteilungen

 Frageabfolge von oben nach unten

 Visuelle Hilfen

Implementation der Befragung:

a) Anschreiben:

 Offizielles Briefpapier, handschriftliche Anschrift auf Briefumschlag, Datum exakt

 Hinweis auf:

 Nützlichkeit der Untersuchung

 Wichtigkeit des einzelnen Befragten

 Vertraulichkeit

 Erklärung der Identifikationsnummer

 Ermunterung zu Rückfragen

 Dank im Voraus

 Deutlich als eigenhändig zu erkennende Unterschrift b) Verpackung:

 Persönliche Aufmachung des Versandkuverts

 Rückumschlag beilegen c) Versand:

 Jeweils in der Mitte der Woche (Wochenende dazwischen)

 Eine Woche später: Postkarte mit Dank an alle und freundlicher Erinnerung

 Drei Wochen später: nochmals Fragebogen beilegen und kürzeren Brief― 497

Diese Vorschläge konnten aufgrund finanzieller Beschränkungen nur zum Teil durchgeführt werden. Der Fragebogen wurde aus Gründen der besseren Lesbar-keit nicht im DIN A5, sondern im DIN A4-Format gedruckt. Er umfasste nur zwei Doppelseiten und hatte damit eine überschaubare Größe, welche die psychologi-sche Hemmschwelle senkte. Zusätzlich führte diese Maßnahme auch zu erhebli-chen Einsparungen bei Porto- und Papierkosten. Ein frankierter Rückumschlag lag

497 Vgl. Hippler/Seidel 1985, a.a.O. (Anm. 496), S. 43.

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jedem Fragebogen bei.498 Auch konnte nur ein Nachfassschreiben durchgeführt werden. Abweichend vom Vorschlag von Dillmann konnten die Anschreiben auch nicht handschriftlich adressiert werden. Es lag dem Fragebogen aber ein Begleit-schreiben, unterzeichnet von den Bürgermeistern der Schwalm-Eder-West-Kommunen bei, was den Eindruck einer Massensendung vermeiden helfen sollte.

Nach Aussage von Dillman hätte die Aufgabe dieser Personalisierungselemente (wie persönliche Anrede und eigenhändige Unterschrift) zu einer Ausschöpfungs-verminderung von fünf bis sieben Prozent geführt. Das Titelblatt wurde mit dem Logo des Zweckverbands Schwalm-Eder-West versehen, um einen offiziellen und gleichzeitig vertrauten Eindruck zu schaffen. Auch wurde auf dem Begleitschrei-ben auf den offiziellen Charakter der Untersuchung hingewiesen.499 Um eine mög-lichst hohe Rücklaufquote zu erreichen, wurde durch gezielte Presseveröffentli-chungen versucht, die Bevölkerung der fünf Kommunen für die bevorstehende Befragung zu sensibilisieren. Auch der Fragebogen selbst gab Hinweise auf den Verwendungszweck der Daten. Den Briefen lag ein an die Stadtverwaltung Borken (Hessen)500 adressierter Freiumschlag bei. Die Befragten sollten nicht durch die Kosten für den Rückversand von der Teilnahme an der Befragung abgehalten werden. Es wurde aber auch die Möglichkeit eingeräumt, die Fragebögen bei den Verwaltungen anonym durch Einwurf in den Briefkasten abzugeben. Außerdem wurden die Befragten wie bereits bei der ersten Haushaltsbefragung durch Anga-be einer Telefonnummer und E-Mail-Adresse ermuntert, Rückfragen zu stellen.

Durch die Tatsache, dass die Umfrage im Auftrag der Kommunen erfolgte, konnte auf den Datenbestand der Kommunen zurückgegriffen werden. Bei dem ange-wandten Verfahren zur Adressermittlung handelt es sich um ein einfaches zufalls-orientiertes Auswahlverfahren. Bildlich gesprochen handelt es sich dabei um den Griff in eine hypothetische Urne. Bedingungen für die Zufallsauswahl sind, dass jedes Element der Grundgesamtheit (in unserem Fall Individuen) eine gleiche Chance hat, in die Stichprobe zu gelangen. Weiterhin darf durch die Ziehung die Chance der anderen Elemente nicht verändert werden, in die Auswahl zu

498 Dillman 1978, a.a.O. (Anm. 494), S. 14ff.

499 Dillman 1978, a.a.O. (Anm. 494), S. 16.

500 Dort sitzt der Zweckverband Schwalm-Eder-West.

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gen.501 Notwendig ist dazu, dass eine Möglichkeit gefunden wird, die „Durchmi-schung― der Urne nachzuahmen. Dazu wurde von einem handelsüblichen PC 600 Nummern per Zufallsgenerator erzeugt, in dem die im „AddIn Analyse-Funktionen―

von Microsoft Excel hinterlegte Funktion „Zufallszahlengenerierung― verwendet wurde. Zuvor waren allen Personen im Einwohnermelderegister der Kommunen im Zweckverband Schwalm-Eder-West im Alter von 14 bis 90 Jahren Nummern zugeordnet worden. Die bei gezogenen Nummern hinterlegten Adressen wurden schließlich angeschrieben, wobei jeder Haushalt nur einen Fragebogen erhielt.

Abweichend vom theoretischen Urnenmodell, wo die Kugel wieder in die Urne ge-legt wird, kann bei diesem Verfahren nicht nochmals befragt werden; damit verän-dert sich die Chance jedes Elementes der Grundgesamtheit geringfügig mit der Anzahl der Ziehungen. Dabei entstehen aber keine schwerwiegenden Verzerrun-gen.502 Die Mitgliedskommunen des Zweckverbandes Schwalm-Eder-West sam-melten die per Post und direkt von den Bürgerinnen und Bürgern eingegangenen Fragebögen und übergaben sie anschließend an die Stadtverwaltung Borken, welche mit der Geschäftsführung des Zweckverbandes Schwalm-Eder-West be-auftragt ist. Nach dem Ende des Beantwortungszeitraums 2008 wurden die von Stadtverwaltung nummerierten Fragebögen dem Autor in Gänze zur Auswertung übergeben. Die Erfassung der Daten erfolgte dann direkt im Statistikprogramm SPSS. Auf Grund des Skalenniveaus der erfassten Daten (vorwiegend Nominal- und Ordinalskalenniveau) wurden nur deskriptive statistische Verfahren verwen-det. Aus diesem Grund beschränkt sich die Darstellung auf absolute und relative Häufigkeitsverteilungen in Form von Tabellen und Grafiken. Begonnen wurde da-mit, die Resultate der Häufigkeitsauszählungen zu errechnen. Auf dieser Grund-lage wurden weiterhin die prozentualen Veränderungen im Vergleich der beiden Untersuchungen errechnet. Weitere Untersuchungen wurden nicht durchgeführt.

Sinnvolle Grafiken wurden anschließend mit dem Programm Microsoft Excel er-stellt.

Im Ergebnis zeigt sich, dass das Internet sowohl von Männern als auch von Frau-en die im Raum Schwalm-Eder-West lebFrau-en sehr verschiedFrau-en gFrau-enutzt wird. Der Gesamtanteil der Internetnutzung liegt im Raum Schwalm-Eder-West bei 58,85%.

501 Friedel 2004,a.a.O. (Anm. 463), S. 87.

502 Friedel 2004,a.a.O. (Anm. 463), S. 92.

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Der überwiegende Teil davon nutzt das Internet mindestens einmal täglich (rund 41%). Trotz aller positiven Entwicklungen seit 2004 liegt dieser Wert immer noch unter dem Wert des Regierungsbezirks Kassel von 60,5% und der beiden anderen Regierungsbezirke Darmstadt (68,5%) und Gießen (66,2%), sowie dem Durch-schnitt des Landes Hessen (66,4%)503. Die Anteile der einzelnen Antworten kön-nen der Tabelle sowie der Grafik entnommen werden.

Internetnutzung 2008

Internetnutzung n Prozentsatz gelegentlich 13 5,17%

mehrfach

pro Woche 32 12,95%

täglich 49 19,63%

mehrfach

täglich 53 21,10%

nie 103 41,15%

Gesamt 250 100,00%

Tabelle 64 - Internetnutzung 2008

Abbildung 27 Internetnutzung Schwalm-Eder-West 2008

Die Mehrheit der Befragten benutzt das Internet sowohl privat als auch dienstlich.

Hintergrund könnte sein, dass eine berufliche Nutzung auf den Privatbereich aus-strahlt, weil im Beruf die notwendigen Kenntnisse für den Umgang mit dem

503 TMS Emnid 2008: (N)Onliner 2008. Eine Topographie des digitalen Grabens durch Deutsch-land. Nutzung und Nichtnutzung des Internets, Strukturen und regionale Verteilung, Bielefeld, S.13, 54.

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net erworben wurden und zusätzlich im Internet anders als früher auch für die Pri-vatnutzung interessante Informationen zu finden sind.

Art der Internetnutzung Nutzungsform n Prozent

Nur privat 111 44,44%

Nur dienstlich 17 6,67%

Privat & Dienstlich 122 48,89%

Tabelle 65 - Art der Internetnutzung

Untersucht man die Ergebnisse getrennt nach Geschlecht, so zeigt sich, dass vor allem Männer das Internet im größeren Umfang nutzen; nur 27,12% der Männer nutzen es überhaupt nicht. Sie haben auch eine deutlich höhere Nutzungsfre-quenz als Frauen. Bei ihnen entfällt die Antwortkategorie „gelegentliche Nutzung―, dafür sind die übrigen Kategorien fast gleichstark vertreten. Grafisch werden diese Unterschiede in den beiden Abbildungen noch einmal deutlich:

Internetnutzung Männer

27,12%

22,03%

20,34%

23,73%

0,00%

5,00%

10,00%

15,00%

20,00%

25,00%

30,00%

nie mehrfach pro Woche täglich mehrfach täglich

Abbildung 28 Internetnutzung Schwalm-Eder-West, Männer

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Internetnutzung Frauen

11,63%

9,30%

39,53%

18,60%

20,93%

0,00%

5,00%

10,00%

15,00%

20,00%

25,00%

30,00%

35,00%

40,00%

45,00%

nie gelegentlich mehrfach pro Woche täglich mehrfach täglich

Abbildung 29 Internetnutzung Schwalm-Eder-West, Frauen