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4. Digital Divide

4.4. Die Diskussion über die Digital Divide

4.4.3. Regionale digitale Spaltung

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tet.195 Ein weiterer Schwerpunkt war das Förderprogramm „Onlinejahr 50plus – Internet verbindet― zwischen 2006 – 2008. Um die Entwicklung der Internetnut-zung durch ältere Menschen stärker zu fördern, hatte die Bundesregierung in Zu-sammenarbeit mit der Initiative D21 bundesweit Internetkurse speziell für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger angeboten.196 Die Ergebnisse dieser Bemühungen wurden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie zum Ende der Legislaturperiode in Form eines Fortschrittsbericht zum Aktionsprogramm "Infor-mationsgesellschaft Deutschland 2010" vorgelegt, dem das Bundeskabinett am 5.

August 2009 zugestimmt hatte. In wie weit der erneute Regierungswechsel zu ei-ner CDU/FDP-Koalition nach der Bundestagswahl 2009 die Richtung der Maß-nahmen verändert bleibt abzuwarten. Nach diesem Blick auf die nationale Ebene soll im folgenden Abschnitt die regionale digitale Spaltung betrachtet werden.

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Telefon200 wird dem Thema Internet in der Forschung über den ländlichen Raum schon länger Platz eingeräumt. Es wird befürchtet, dass Regionen, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage, ihrer Infrastruktur und der soziodemographischen Merkmale der dort lebenden Bevölkerung bisher schon tendenziell wirtschaftlich benachteiligt sind, in der Zukunft noch mehr Schwierigkeiten bekommen werden, falls die Internetnutzung weiterhin unterdurchschnittlich bleibt. Hinzu kommt die Veränderung des Angebots im Internet hin zu mehr multimedialen Inhalten, die eine hohe Bandbreite erfordern, welche selten in ländlichen Räumen verfügbar ist.201 Ländliche Regionen können sich dann nicht an der schnellen Entwicklung im Bereich der internetgestützten Konsum-, Verwaltungs-, Informations- und Unter-haltungsangebote beteiligen.202 Es sind dies die gleichen Befürchtungen, die auch für die ländlichen Räume in Europa und speziell Deutschland geäußert werden.

Betrachtet werden sollen hier vier Studien aus den USA: In der „Pew Internet &

Amercian Life―-Studie203 aus dem Jahr 2004 kommen die Autoren zu dem Ergeb-nis, dass die absolute Zahl der Internetzugänge in ländlichen Gemeinden im Ver-gleich von 2000 zu 2003 gewachsen ist. Gleichzeitig ist aber auch die Zahl der Zugänge im städtischen Bereich gewachsen, so dass die Studie auch feststellt, dass der Abstand zwischen den Zugangsraten auf dem Land und in der Stadt mit ca. 10% gleich geblieben ist. In Zahlen ausgedrückt, hatten im Jahr 2000 ca. 41%

der Landbewohner einen Zugang und etwa 55% der Stadtbewohner. Im Ver-gleichsjahr 2003 hatten aber bereits 67% der Stadtbewohner einen Zugang, wäh-rend es 52% der „rural americans― waren. Als Gründe werden von den Autoren drei Faktoren204 für die Unterschiede zwischen Stadt und Land angegeben:

 Hauptgrund sind Differenzen in den Punkten Altersverteilung, Einkommen, Bildung, wobei die Variable „Einkommen― die größte Rolle spielt.

200 Vgl. Jäckel/Lenz/Zillien 2005, a.a.O. (Anm.5), S. 11.

201 Parker, Edwin B. 2000: Closing the Digital Divide in Rural America. In: Telecommunications Policy 24, S. 282.

202 Whitacre, Brian E. 2005: Bridging the Rural – Urban Digital Divide in Residential Internet Access, http://scholar.lib.vt.edu/theses/available/etd-09262005-123744/unrestricted/Whitacre.pdf (15.3.2010), S. 3.

203 Bell, Peter; Reddy, Pavani; Rainie, Lee 2003: Rural Areas and the Internet. Rural Americans‘

Internet use has grown, but they continue to lag behind others, Pew Internet and American Life Project - Summary of Findings.

http://www.pewinternet.org/~/media//Files/Reports/2004/PIP_Rural_Report.pdf.pdf (15.3.2010)

204 Vgl. Jäckel/Lenz/Zillien 2005, a.a.O. (Anm.5), S. 12.

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 Öffentlichen Internetzugangsmöglichkeiten wie Bibliotheken oder Internetcafes sind auf dem Land wenig verbreitet.

 Breitband-Internetzugänge sind nicht überall verfügbar.

Ein ähnliches Bild zeigt die im Jahr 2003 von Whitacre und Mills veröffentlichte Studie „Understanding the Non-Metropolitan-Metropolitan Digital Divide―.205 Unter Verwendung des „Current Population Survey― (CPS), einer repräsentativen Befra-gung von mehr als 47.000 Haushalten in den USA, stellte auch sie einen gleich-bleibenden Unterschied zwischen dem Internetnutzungsverhalten der

„Metropolitans― und „Non-Metropolitans― fest. Auch die Einflussfaktoren auf die Nutzung sind vergleichbar:

 Haushaltsattribute (Alter, Bildung, Ethnie, Anzahl der Kinder, Familien-stand)

 Einkommens- und Beschäftigungsverhältnisse

 Ortsgebundene Faktoren (Kosten und Art der Internetverbindung, Unter-schiede in der Wahrnehmung von Vorteilen durch das Internet, Ausstrah-lungseffekte der Nachbarschaft)

Dabei sind 75% der Unterschiede auf die Faktoren „Haushaltsattribute― und Ein-kommens- und „Beschäftigungsverhältnisse― zurückzuführen. Aus der Sicht von Whitacre und Mills wird daher auch die digitale Spaltung nicht einfach verschwin-den, wenn nur Infrastrukturmaßnahmen durchgeführt werden. Die amerikanischen Studien geben aber zumindest einen Hinweis darauf, wie die regionale digitale Spaltung vermindert werden kann. Hollifield und Donnermeyer konnten in ihrer Studie „Creating Demand: Influencing Information Technology Diffusion in Rural Communities―206 nachweisen, dass die Nutzung des Internets bei formal weniger gebildeten Personen stark davon abhängt, ob sie an ihrem Arbeitsplatz Kontakt zu modernen Kommunikationstechniken und Zugang zum Internet haben oder nicht.

Die Autoren schlagen deshalb vor, Unternehmen in ländlichen Regionen beson-ders zum Einsatz von Internettechnologien zu motivieren und damit auch das

205 Vgl. Whitacre, Brian; Mills, Bradford 2003: Bridging the Non-Metropolitan-Metropolitan Digital Divide. In: Growth and Change 34, S. 219-243

206 Hollifield, C. Ann; Donnermeyer, Joseph F., Creating Demand 2003: Influencing Information Technology Diffusion in Rural Communities. In: Government Information Quarterly 20, S. 135-150.;

Hollifield, C. Ann; Donnermeyer, Joseph F. 2003: Digital Divide Evidence in Four Rural Towns, in:

IT&SOCIETY, Vol. 1, Issue 4, Spring, S. 107-117.

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vate Nutzungsverhalten zu beeinflussen. Bestätigt wurde dies auch durch die Stu-die „Charting and Bridging Digital Divides: Comparing Socioeconomic, Gender, Life Stage, and Rural-Urban Internet Access and Use in Eight Countries―207 im Auftrag des „AMD Global Consumer Advisory Board―, die die fünf Faktoren sozio-ökonomische Unterschiede, Geschlecht, Alter, ethnische Zugehörigkeit und die Region als Einflussfaktoren auf die digitale Spaltung festmacht. Ebenfalls bestä-tigte sich der Einfluss der Region auf die Nutzung in den drei von Martin M. Bos-man und Jayajit Chakraborty in den Jahren 2004-2006 durchgeführten Untersu-chungen, die sich auf amerikanische Volkszählungsdaten stützen.208 Zusammen-fassend lässt sich festhalten, dass sich für die Zeit zwischen 1995 und 2001 ein Anstieg der Internetnutzer in den USA feststellen lässt. Allerding hat sich dieser Anstieg seit 2001 abgeschwächt.209 Im Rahmen dieser Entwicklung hat sich auch die digitale Spaltung zumindest in den Bereichen Geschlecht, Alter und Region verkleinert, während die sozio-ökonomischen Gründe geblieben sind. Im Vergleich zu umfassenden Untersuchungen in den USA existieren in Deutschland wie oben erwähnt kaum Untersuchungen. Die dargestellten Befunde aus den amerikani-schen Studien lassen aber eine Befassung mit den regionalen und lokalen Aspek-ten der digitalen Spaltung als sinnvoll und notwendig erscheinen.