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Die hohe und stabile interne Unterstüt

WISSENSCHAFTLICHEN BEGLEITSTUDIE

3. Die hohe und stabile interne Unterstüt

zung über die Zeit. Einige institutionelle Stärken wurden bereits bei den genannten Herausforderungen berichtet (vgl. Kapitel 5.1.3). Insbesondere die niedrige Zustimmung im Bereich der geringen internen Abstim-mung sowie der geringen Qualifikation des Personals deuten darauf hin, dass die

Pro-jekte gute interne Ressourcen für die Projekt-umsetzung zur Verfügung hatten und somit die Projekte erfolgreich bewerkstelligt wer-den konnten.

5.1.6 ZUSAMMENFASSUNG

Die Fragestellung für dieses Kapitel betraf die Identifikation der Ressourcen, Ziele und Erwartungen der Projekte. Hierbei wurde der spezifische Fokus auf die Veränderungs- und Anpassungsprozesse über die Zeit ge -legt. Mittels eines Online-Fragebogens wur-den die Institutionen im November 2015 am Beginn und zwei Jahre später gegen Ende der Projektlaufzeit befragt.

Insgesamt bilanzieren die Institutionen ihren Projekterfolg als Folge der Passung zwischen den vorhandenen Ressourcen und den gesetzten Zielen positiv. Besonders her-vorzuheben sind die bereits langjährigen Erfahrungen in der Migrationsarbeit sowie die hohe Passung zwischen den Zielen und deren Erreichung aus Sicht der Projektver-antwortlichen. Dies lässt auf einen großen Fundus an Erfahrungen in den Institutionen im pädagogischen Handeln schließen. Auch deutet sich hier eine hohe Stringenz zwi-schen den formulierten Zielen und deren Erreichbarkeit in den Projekten an.

Insbesondere bezüglich der Herausforderun-gen der Organisationen konnte ein Verände-rungsprozess identifiziert werden. Während zunächst die Thematiken Unterfinanzie-rung und fehlendes Personal im Vorder-grund der pädagogisch Tätigen lagen, wur-den über die Zeit die Herausforderungen eher in den Bereichen Personalwechsel sowie externe Kommunikation lokalisiert.

Als Stärken der Projekte können die Bereiche Netzwerkbildung, das Know-how der Insti-tutionen, die Qualifikation ihres Personals sowie die internen Kommunikationswege genannt werden. Wichtige Ressourcen für die Projektumsetzung sind die regelmäßi-gen Teamsitzunregelmäßi-gen sowie Supervision/

Reflexionssitzungen, die Möglichkeiten der internen und externen Fortbildungen (auch) zu interkultureller Kompetenz und die regel-mäßigen Kontakte zu den Projektpartnern.

In den Bereichen Supervision und

Fortbil-dungen haben die Projekte zudem regelmä-ßig die Anregung formuliert, diese bedarfs-orientiert zu gestalten.

Ein besonderes Ergebnis ist schließlich die gestiegene Relevanz der Stiftungen als unterstützender Akteur für eine gelingende Projektumsetzung. Dieser Support der Stif-tungen wird von den Projekten zunehmend für die eigene Projektarbeit genutzt und als wertvolle Ressource eingeschätzt.

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0 6 6 .

5.2 DIE PERSPEKTIVE DER PROJEKTVERANTWORTLICHEN

Insgesamt elf Projekte wurden auch durch ausführliche Gespräche über Merkmale und Entwicklungen des Projekts begleitet. In Interviews hatten die an der Umsetzung der Projekte beteiligten Experten die Gelegen-heit, ihre reichhaltigen Erfahrungen, die in die Projekte gesetzten Erwartungen und Einschätzungen zu Gelingensbedingungen mitzuteilen und zu reflektieren.

Diese Interviews nahmen im Durchschnitt 65 Minuten in Anspruch und wurden von geschulten Interviewern in einem zu den Projekten passenden Setting durchgeführt.

Grundlage für das Interview war für jeden Messzeitpunkt jeweils ein Leitfaden, in dem die zentralen Themen der Projekte angespro-chen wurden. Ferner boten die Leitfäden den

Experten aus der Praxis hinreichend die Möglichkeit, eigene Themen zu ergänzen.

Alle Interviews wurden als Audiodatei auf-gezeichnet und im Anschluss im Wortlaut transkribiert sowie in Sinneinheiten seg-mentiert. Durch die unabhängige Zuord-nung dieser Sinneinheiten zu inhaltlichen Kategorien wurde sichergestellt, dass eine verlässliche Sortierung der Experten-Aussa-gen möglich wurde. Das hierfür aussage-kräftige Maß der Interkoder-Übereinstim-mung betrug für 1.276 Sinneinheiten zum ersten Messzeitpunkt bzw. 1.573 Sinneinhei-ten zum zweiSinneinhei-ten Messzeitpunkt bei drei bzw. zwei Kodierern Cohens k von .88 bzw.

.75 – nach wissenschaftlichen Maßstäben zufriedenstellende Werte in der Überein-stimmung beim Sortieren der Sinneinheiten aus den Interviews (vgl. Tabelle 5.1).

Anzahl der

Sinneinheiten Anzahl der

Kodierer Cohens k Anzahl der

deduktiven Kategorien Erstes Interview

(Sept. 2016) 1.276 3 .88 28

Zweites Interview

(Sept. 2017) 1.573 2 .75 44

Tabelle 5.1: Übersicht des ersten und zweiten Messzeitpunkts der Experten-Interviews

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Das zur Sortierung der vielfältigen Aussagen genutzte Kategoriensystem umfasste insge-samt 28 Kategorien zum ersten Messzeit-punkt bzw. 44 Kategorien zum zweiten Mess-zeitpunkt, die sich schwerpunktmäßig de -

duk tiv aus dem Rahmenmodell (vgl. Abbil-dung 3.2) ergeben und aus den Erfahrungen der Praktiker heraus um weitere Kategorien ergänzt wurden (vgl. Kasten 5.2).

Institutionelle Bedingungen

• Zugang zum Angebot (vgl. Kapitel 5.2.1)

• Supervision (vgl. Kapitel 5.2.2)

• Interkulturelle Öffnung der Institution (vgl. Kapitel 5.2.3)

• Schulungen zu interkultureller Kompetenz (vgl. Kapitel 5.2.4)

Bedingungen der Interaktion mit geflüchteten Kindern, Jugendlichen und Familien

• Beziehungsarbeit mit den Eltern (vgl. Kapitel 5.2.5)

• Beziehungsarbeit mit den Kindern (vgl. Kapitel 5.2.6) Individuelle Bedingungen

• Sprachförderung der Kinder (vgl. Kapitel 5.2.7)

Kasten 5.2: Hauptkategorien zur Systematisierung der Interview-Aussagen

Alle transkribierten Interviews zusammengenommen ergeben einen Umfang von mehr als 700 Seiten. Daraus folgt, dass nicht alle Beschreibungen aus der Praxis dargestellt werden können. Für eine bessere Übersichtlichkeit werden die Aussagen daher im ersten Schritt den in Kasten 5.2 genannten Kategorien zugeordnet. Die Inhalte jeder Katego­

rie werden dann inhaltlich zusammengefasst und zu zentralen Aussagen verdichtet (Paraphrase und Zusammenfassung). Zur besseren Verständlichkeit und zur Illustration dieser Kernaussagen werden einzelne Interviewpassagen zitiert. Diese Zitate dienen gleichzeitig dazu, die Interpretation der Gesamtheit aller Aussagen zu untermauern und plausibel zu machen.

Kasten 5.3: So wird bei der Darstellung der Interviews vorgegangen

Zu diesen Hauptkategorien bestehen noch weitere Unterthemen, zu denen sich Aussa-gen der Experten zuordnen lassen. Insge-samt wurden auf diese Weise über 2.000 Aussagen der Befragten kategorisiert und ein stimmiges Gesamtbild extrahiert. Für

die Beschreibung und Einschätzung der Pro-jekte aus Sicht der Praxis werden dabei nicht alle Aussagen und nicht jede Kategorie her-angezogen, um die Übersichtlichkeit und Lesbarkeit der Erkenntnisse im Rahmen der Ergebnisdarstellung erhalten zu können.

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Die nachfolgenden Abschnitte orientieren sich an den Hauptkategorien und den in Kasten 5.2 genannten Kapitelnummern. Am Ende wird ein Gesamtfazit über alle drei Ebenen formuliert und die zentralen Er -kenntnisse bilanziert (vgl. Kapitel 5.2.8).

5.2.1 INSTITUTIONELLE BEDINGUNGEN – ZUGANG ZUM ANGEBOT

Eine der zentralen Anforderungen an die Projekte ist die Erreichbarkeit der Zielgruppe.

Insbesondere beim ersten Netzwerktreffen hat die große Mehrzahl der Projekte signali-siert, dass eine der maßgeblichen Herausfor-derungen ist, die Kinder und Jugendlichen an ihr Angebot heranzuführen. Bereits früh-zeitig hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein niederschwelliger Zugang notwen-dig ist, der sich primär durch den Ansatz der aufsuchenden Sozialarbeit realisieren lässt.

Fünf wesentliche Merkmale dieser Nieder-schwelligkeit lassen sich dabei über die ver-schiedenen Projekte hinweg identifizieren.

Zum einen wurde frühzeitig die Notwendig-keit einer sprachlichen Annäherung erkannt und umgesetzt. Informationszettel und -aushänge wurden regelmäßig in verschie-dene Sprachen übersetzt.

„(…) obwohl wir es in, ich glaube, acht verschiedenen Sprachen hatten. Das fand ich ganz witzig. Also ich war auf zwei großen Festen in jeder Unterkunft vorher und hab die da direkt verteilt.“

Das zweite Merkmal dieser Niederschwellig-keit war der Zugang zu den Not- und Ge meinschaftsunterkünften. Diese wurden regelmäßig von fast allen Projekten genutzt – insbesondere in der Frühphase des Flücht-lingszuzugs in die einzelnen Regionen. Die zentrale Unterbringung hat dabei das Auf-suchen und Abholen der Kinder, Jugendli-chen und auch ihrer Familien erheblich erleichtert.

„(…) wir haben ja jetzt als