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Die Herrschaft der Moguln währte über drei Jahrhunderte und sie hat die Kultur Indiens, insbesondere den Norden, nachhaltig geprägt. Das weltberühmte Taj Mahal ist wohl das berühmteste Baudenkmal, welches aus der Zeit der Moguln stammt. Die Ära der Moguln begann 1526, als Dynastiegründer Babur weite Teile Nordindiens eroberte und sie endete 1857 mit dem sogenannten Sepoy-Aufstand.154 Glanzvolle Epochen wie jene unter Kaiser Akbar (1556-1605) wechselten sich mit Zeiten ab, in denen das Mogulreich schwächelte und sowohl mit inneren als auch mit äußeren „Feinden“ zu kämpfen hatte. Gerade am Beispiel der Mogul-Dynastie wird deutlich, wie sehr Glanz und Wohlstand aber auch Toleranz oder Intoleranz gegenüber Nicht-Muslimen und Nicht-Musliminnen vom jeweiligen Herrscher abhingen.

Es war der aus dem heutigen Usbekistan stammende Babur, dem es 1526 gelang, das Sultanat von Delhi (Dilli) zu erobern. Babur sollte eine Dynastie gründen, die über drei Jahrhunderte Politik und Kultur des Subkontinents prägen wird. Timur Leng, Begründer der Timuriden-Dynastie, war direkter Vorfahre Baburs.

Der Name der Mogul-Dynastie ist keine Eigen-, sondern eine Fremdbezeichnung.

Wahrscheinlich waren die Portugiesen die ersten, welche den Namen verwendeten. Er leitet

149 Von Grunebaum, Schimmel und Behr waren eine der Ausnahmen. Einige deren Werke wurden in dieser Arbeit herangezogen.

150 von Grunebaum, Islam, S.226.

151 Ebd.

152 Ebd.

153 Ebd.

154 Der Sepoy-Aufstand wird im Unterkapitel über die englische Kolonialherrschaft eingehender behandelt werden.

36 sich vom Persischen „moghul“ ab, was so viel wie Mongole bedeutet.155 Andere europäische Kolonialmächte haben den Begriff dann auch übernommen.

Der Dynastiegründer Babur wandte sich nicht von Anfang an Indien zu. Vielmehr standen andere Pläne im Vordergrund. In seiner Heimat, dem heutigen Usbekistan, musste Babur vor den immer stärker werdenden Usbeken fliehen. In Kabul, der Hauptstadt des heute krisengeschüttelten Afghanistan, fand er im Schah von Persien einen Verbündeten, mit dessen Hilfe er Samarkand zurückgewinnen konnte. Halten konnte er indes die Stadt nicht. Babur war zwar Muslim. Da aber der Schah von Persien Schiit war, verlangte er von Babur, dass er ebenso Schiit werden sollte. 156 Weil der Versuch seine Heimat, das heutige Usbekistan, zurückzuerobern aussichtslos erschien, wandte sich Babur nun schlussendlich dem Subkontinent zu. Seine Abstammung von Timur Leng war für Babur zusätzlich eine Legitimation, das Sultanat von Delhi zu erobern.157 Baburs militärisches Erfolgsrezept war, dass er die nomadische Reit-und Kampfkunst mit den damals neuen Waffen der Kriegstechnik verband.158 Der aufstrebende Herrscher setze aber auch Kanonen und Gewehre, welche bis dahin noch nie in Nordindien zum Einsatz gekommen waren, ein.159 Sowohl das militärische Geschick als auch der Einsatz damals neuer Kriegstechnologie überforderte seine Gegner.

Somit gelang es Babur, das zahlenmäßig weit überlegene Heer des Sultans zu schlagen. Babur verhielt sich auch nach der Schlacht sehr geschickt. So verteilte der Herrscher Geschenke an manchen seiner Untertanen160 und gegenüber den Unterworfenen zeigte er sich versöhnlich.

155 Arnold, Südasien, S.235.

156 Behr, Hans-Georg: Die Moguln. Macht und Pracht der indischen Kaiser von 1369-1857, Econ-Verlag Wien:

Düsseldorf: 1979. S.58.

157 Bamber, Gascoigne: Die Großmoguln. Glanz und Größe mohammedanischer Fürsten in Indien, Prisma-Verlag Gütersloh: 1987. S.23

158 Die Nomadenstämme, darunter die mongolischen Stämme, waren sehr gute Reiter, die geschickt mit Pfeil und Bogen umgehen konnten. Sie waren der Schrecken der europäischen Heere, denn ihre Reit-und Kampfkunst traf die europäischen Ritter völlig überraschend.

159 Arnold schreibt, dass Kanonen bereits an der indischen Westküste eingesetzt worden sind, doch unter Babur kamen sie zum erstmaligen Kriegseinsatz im Norden Indiens. Vgl.: Arnold, Südasien, S.236.

In diesem Zusammenhang ist interessant, was Behr in seinem Buch „Die Moguln“ schrieb: Die Portugiesen setzten Kanonen erstmals 1510 in Goa ein. An diversen Hindu-Fürsten wurden Kanonen auch verkauft. Ungeachtet der Tatsache, dass dies für die Portugiesen strategische Nachteile bringen könnte. Die islamischen Fürsten im Norden Indiens setzten dagegen keine Kanonen ein. Einerseits, so Behr, weil sie alles verachteten, was mit Hindus zu tun hatte. Vor allem aber, weil der Nutzen dieser neuen Waffe zu jener Zeit noch sehr umstritten war. Vgl.: Behr, Hans-Georg: Die Moguln. Macht und Pracht der indischen Kaiser von 1369-1857, Econ Verlag Wien: Düsseldorf: 1979.

S.67.

160 Die Quellen berichten, dass Babur in der Tat bisweilen sehr spendabel war. So ließ er einmal eine ganze Ladung afghanischen Weins, auf die er sich monatelang gefreut hatte, – Babur war dem Wein nicht abgeneigt – verschütten und all seine Trinkbecher aus Silber und Gold zerbrechen und an die Armen verteilen. Vgl.: Behr, Die Moguln, S.72.

Legendär wurde auch ein Fest, welches er Mitte Dezember 1528 ausrichten ließ. Unter den vierzigtausend Gästen, die gekommen waren, befanden sich nicht nur Fürsten, sondern auch Veteranen und sogar an die hundert

37 Um sich der Loyalität der besiegten Stammes-und Heerführer zu vergewissern, behielt er das Lehenssystem, welches bereits in der Lodi-Dynastie üblich gewesen war, bei.

Obwohl nach dem Tod Baburs im Jahr 1530 die neu gewonnenen Gebiete alles andere als gefestigt waren,161 hatte der Dynastiegründer das Fundament für einen weiteren Aufstieg gelegt. Die Konsolidierung der Macht sollten indes seine Nachfolger in Angriff nehmen.

Babur´s Nachfolger war Humayun, der ihm 1530 auf dem Thron folgte. In der Geschichtsschreibung wird Humayun nicht sonderlich gewürdigt.162 An seiner Regierungszeit sollte deutlich werden, wie verheerend ein Thronfolgestreit innerhalb der jeweils herrschenden Familie sein kann – zumal Gegner von außen eine gefährliche Bedrohung darstellten. Zum einen erhob sich der Sultan des nordwestindischen Sultanats Gujarat gegen ihn, zum anderen gab eine Rebellion im Nordosten, die von Paschtunen angeführt wurde, die während der Lodi-Dynastie zum Militärdienst übergangen waren, Anlass zur Sorge. Beide, sowohl der Sultan von Gujarat als auch die Paschtunen, waren ebenfalls Muslime. Obwohl Leben und Rolle des Sohnes des Dynastiegründers in der Geschichtsschreibung nur eine beiläufige, bisweilen sogar negative, Erwähnung erfuhr, sollte man die Quellen über ihn kritisch betrachten. So schreibt der britische Historiker Arnold, dass Humayuns Schwäche gerne übertrieben wird, sei es nur, um seinem Sohn, dem wohl berühmtesten Mogul-Kaiser Akbar, zu schmeicheln.163 Die ihm angelastete Vorliebe für Alkohol und Rauschmittel war zu seiner Zeit nichts Ungewöhnliches, so Arnold.164 Vor allem aber gibt es zeitgenössische Quellen, die einen zwar nicht sonderlich kämpferischen aber sehr menschlichen Herrscher zeichnen, so Schimmel.165 Es gibt einen Bericht seiner Halbschwester Gulbadan, eine weitere Quelle eines seiner Zeitgenossen, des Historikers Nizam-ud-din-Ahmad,166 den Schimmel allerdings nicht erwähnt, und die Notizen seines „Wasserkannenträgers“ Jauhar, der Humayun über zwanzig Jahre lang begleitet hatte.167 Um ein etwas anschaulicheres Bild des Kaisers auch in dieser Arbeit zu geben, sei folgende Erinnerung Jauhars wiedergegeben: „Bei Mandu kam ein Überläufer, den die Offiziere foltern

Bauern, die ihm während der „thronlosen Zeiten“ Unterschlupf gewährt hatten. Während des Festes wurden auch diverse Geschenke verschenkt. Vgl.: Behr, Die Moguln, S.74.

161 Babur soll einen Großteil des Reichtums, den ihm die Eroberungen eingebracht hatten, verschwendet haben.

Das war mit ein Grund dafür, warum damals das weitere Schicksal des Mogulreiches ungeklärt blieb. Vgl.: Arnold, Südasien, S.237f.

162 Arnold, Südasien, S.238f.

163 Arnold, Südasien, S.239

164 Ebd.

165 Schimmel, Annemarie: Im Reich der Großmoguln: Geschichte, Kunst, Kultur, Beck München: 2000. S.21

166 An Indian Mahomedan, The Indian Muslims, S.25 „The following estimate of his character by a contemporary Moslem historian, Nizam-ud-din-Ahmad, will show that Humayoun was well equipped by character and training to prove himself a beneficent ruler“.

167 Schimmel, Im Reich der Großmoguln, S.21

38 wollten, damit er das Versteck der Schätze des Gegners verrate. Humayun antwortete: „Da dieser Mensch nach eigenem Willen zu mir gekommen ist, wäre es nicht großmütig, Gewalt anzuwenden: wenn man etwas durch Liebenswürdigkeit erreichen kann, warum harte Maßnahmen anwenden? Gebt Befehl, ein Bankett vorzubereiten, und gebt ihm reichlich Wein, und dann fragt ihn, wo die Schätze wohl zu finden sind.“168

So ganz inaktiv war er auch in militärischer Hinsicht wohl allein schon deshalb nicht, weil er in seinen jungen Jahren sich aktiv an der Seite seines Vaters, Babur, an der Eroberung Nordindiens beteiligte.169 Dass Humayun über mehrere Jahre das Kriegsglück abhandenkam, mag der Hauptgrund gewesen sein, warum die Nachwelt so streng mit ihm ins Gericht ging. Im Osten fügte der afghanische Herrscher Sher Khan ihm schwere Niederlagen zu, die schließlich dazu führten, dass Humayun den Thron verlor und sich nach Persien ins Exil begab.170 Doch gerade deswegen sollte Humayun die spätere Kultur der Mogul-Dynastie nachhaltig prägen.171 Denn am persischen Hof der Safawiden nahm Humayun die persische Kultur in sich auf;

wechselte aus Dankbarkeit gegenüber seinen Gastgebebern sogar zum schiitischen Islam und – für die zukünftige höfische Gesellschaft am Mogulhof wesentlich – es begleitete ihn später bei seiner Rückkehr nach Indien ein ganzes Gefolge aus persischen Adeligen.172 Ironischerweise sollte sogar sein Widersacher, Sher Khan, für die weitere Entwicklung der Mogul-Dynastie von Vorteil sein. Sher Khan führte ein neues Besteuerungssystem ein, auf dem später Akbar zurückgreifen konnte.173 Aufgrund des überraschenden Todes von Sher Khan und den darauf folgenden Thronstreitigkeiten, begann der Stern des afghanischen Fürstengeschlechts zu sinken.174 Humayun nutzte diese Gelegenheit und eroberte im Sommer 1555 Delhi und Agra zurück.

Wohl kein anderer Mogul-Herrscher wurde so legendär wie Akbar, Humayuns Nachfolger.

Arnold schreibt etwa, dass Akbar für viele Historiker und Historikerinnen der „eigentliche Gründer des Mogul-Reiches“ sei.175 Ja, mehr: Mit Ashoka (regierte von 268 bis 232 vor Christus) konkurriert nach Ansicht vieler Forscher und Forscherinnen Akbar sogar um die Rolle

„des größten indischen Königs“.176 Akbar gelang nicht nur die Konsolidierung des Reiches,

168 Schimmel, Im Reich der Großmoguln, S.21f.

169 Ebd.

170 Ebd.

171 Arnold, Südasien, S.240

172 Arnold, Südasien, S.239

173 Arnold, Südasien, S.240

174 Ebd.

175 Ebd.

176 Arnold, Südasien, S.240f.

39 sondern unter ihm erreichte die Herrschaft der Moguln seine bis dahin größte Ausdehnung.

Akbar´s Herrschaftsgebiet erstrechte sich im Westen von der afghanischen Provinz Ghazni bis nach Odisha und Bengalen im Osten, von Kaschmir im Norden bis nach Godavari im Süden.177 Ihm gelang es auch, fast alle hinduistischen Rajputenfürsten zu unterwerfen.178 Sie alle sollten schlussendlich seine Herrschaft anerkennen. Alle – bis auf den Fürsten von Udaipur im Süden der heutigen Provinz Rajasthan. Militärisches Geschick, sowie der Umstand, dass die Moguln als erste Herrscher in Südasien neue militärische Technologien zur Stärkung ihrer Macht einsetzten, führten Akbar zu den Siegen. Die Eroberungen in Gujarat brachten ihm besondere Vorteile ein, denn die Provinz galt als sehr reich.179 Darüber hinaus sollte die Küste jener Provinz die wichtigste Basis für den Überseehandel im Mogulreich werden.180 Doch sind Eroberungen das Eine. Die Festigung und dauerhafte Absicherung der Macht sowie die Konsolidierung der gewonnenen Gebiete sind etwas Anderes. Akbars Politik, zu der auch seine Heiratspolitik gehört, war der Schlüssel seines Erfolgs. In seiner Versöhnungspolitik, die über jene der Sultane von Delhi hinausging, machte er Adelige aus den Reihen der Rajputen zu seinen Generälen, und er belohnte sie mit der Anerkennung ihrer ererbten Titel.181 Es entstand eine imperiale Elite aus Offizieren und Heerführern und die Rajputen waren Teil von ihr.182 Grundsätzlich entstand während der Dynastie der Moguln eine imperiale indo-persische Gesellschaft, wie der Historiker David Ludden schreibt.183 Die indo-persische Elite – zu der freilich auch die urbane Oberschicht, bestehend aus Adel und Beamten, zählte184 - war die wirtschaftliche, politische und militärische Machtbasis der Moguln. Die Mogul-Dynastie stärkte die regionalen Eliten und das war auch der Grund, warum die imperiale indo-persische Gesellschaft die einzelnen Mogul-Herrscher überdauert hat.185 Von einer vereinfachten Zweiteilung in Muslime als Herrscher und Hindus als Beherrschte kann somit nicht gesprochen werden. Dies würde nicht der Realität entsprechen und ebenso wenig den kulturellen Aspekt berücksichtigen.

Ähnlich den Habsburgern Friedrich III und Maximilian im fernen Europa, betrieb auch Akbar eine geschickte Heiratspolitik. Er arrangierte mehrere Ehen mit Prinzessinnen aus

177 Nicholson, Indien, S.40.

178 Ebd.

179 Arnold, Südasien, S.242

180 Ebd.

181 Ebd.

182 Ludden, Geschichte Indiens, S.95

183 Ludden, Geschichte Indiens, S.94

184 Ludden, Geschichte Indiens, S.94

185 Ludden, Geschichte Indiens, S.97f.

40 Clans und er selbst machte 1561 den Anfang, in dem er die Tochter des Raja von Amber heiratete.186 Und auch sein Sohn sollte später eine Rajputen-Prinzessin heiraten. Am Ende sollten alle Rajputenfamilien bis auf eine in die Moguldynastie einheiraten.187 Shah Jahan, der Auftraggeber des berühmten Taj Mahal, war bereits zu dreiviertel Inder. Ebenso entscheidend, vielleicht sogar noch wichtiger, war seine Religionspolitik. In seinem Reich sollten Hindus und Muslime die gleichen Rechte und Pflichten haben. 188 Nicht nur, dass Akbar keine Zwangskonvertierungen anordnete und Nichtmuslimen und Nichtmusliminnen die Scharia nicht aufzwang.189 Entscheidender war, dass er auch Kopf-, und Pilgersteuer für die Hindus abschaffte.190 Erwähnt werden sollte auch, dass er am hinduistischen Diwali-Fest, dem Fest des Lichts, teilnahm.191 Der Kaiser förderte auch hinduistische Künstler und Künstlerinnen. Der Mogulherrscher hieß mehr Hindus als jemals zuvor in den Staatsdienst willkommen. Während vor Akbar kaum Hindus in höheren Staatspositionen zu finden waren,192 waren unter ihm drei Viertel der Provinz-Finanzminister Hindus.193 Auch nach Akbar blieb die Zahl der Hindus, die in Verwaltung oder im Militärdienst tätig waren, hoch; ja, nahm teilweise noch zu.194

Überhaupt war der Mogulherrscher in religiösen Fragen sehr tolerant. In der eigens für seinen Hofstaat erbauten Hauptstadt Fatehpur Sikri ließ er eine Debattierhalle errichten, in der Jains, Hindus, Zoroastrier aber auch die Jesuiten über religiöse Themen diskutierten.195 Der französische Jesuit Pierre du Jarric liefert im „History of memorable things that happened in the East Indies and in the countries discovered by the Portuguese.“ ein Bild des legendären Mogulkaisers. Ein Auszug aus dieser historischen Quelle: „Akbar war mit einem solchen Geist ausgestattet, dass er Dinge schnell verstehen und beurteilen konnte. Außerdem besaß er ein großes Pflichtbewusstsein. Er war intelligent, freundlich und großzügig; zu diesen Eigenschaften kam noch der Mut (…). Er konnte freundlich und gut gelaunt sein, ohne seine königliche Würde zu verlieren. Er erkannte Tugendhaftigkeit an und war gegenüber Ausländern wohlgesinnt, besonders gegenüber Christen, von denen er einige ständig um sich haben wollte.

Immer beeindruckt und begierig zu lernen, besaß er umfassendes Wissen nicht nur in

186 Arnold, Südasien, S.242f.

187 Ludden, Geschichte Indiens, S.96

188 Arnold, Südasien, S.243

189 Arnold, Südasien, S.244

190 Ebd.

191 Ebd.

192 Schimmel, Im Reich der Großmoguln, S.128

193 Ebd.

194 Schimmel, Im Reich der Großmoguln, S.129

195 Ebd.

41 politischen und militärischen Angelegenheiten sondern auch in technischen Fragen.“196 Fatehpur Sikri war einerseits ein islamisches Symbol, andererseits spiegelt sich der für Akbar so typische Synkretismus in den Gebäuden wider.197

In der Tat schien sich Akbar sehr für Technik zu interessieren. So erfand er eine Methode, mit Hilfe einer Kuh sechzehn Luntengewehre auf einmal zu reinigen.198

Durch die sogenannte Versöhnungspolitik, die den Hindus ihre angestammte Religion und Kultur erlaubte und ihnen Möglichkeiten in Wirtschaft, Verwaltung und auch Kunst gab beziehungsweise diese ihnen nicht wegnahm, sicherte sich Akbar die Loyalität des hinduistischen Adels.199 Und bis zur intoleranten Religionspolitik Aurangzebs waren viele Rajputen in der Mogularmee tätig. Vielen Hindus in Erinnerung geblieben ist die religiöse Toleranz des Kaisers.200 Dass dem Kaiser ein friedlicher und respektvoller Umgang zwischen Hindus und Muslimen wirklich am Herzen lag und er sich (auch) aus intrinsischen Gründen und bei weitem nicht nur aus strategischen Motiven dafür stark machte, beweisen die Quellen.

Akbar wollte seinen muslimischen Untertanen auch die heiligen Schriften der Hindus nahebringen.201 So wurden hinduistische Epen wie das Ramayana übersetzt.202 Der Historiker Abul Fazl schrieb, dass, als Akbar den fanatischen Hass zwischen Hindus und Muslimen bemerkte, er davon überzeugt war, dass dies nur daher kam, dass sie einander nicht kannten.203 Deswegen wünschte er, dass man die Bücher der Hindus den Muslimen zugänglich machte.204 Dass Akbar sich auch wirklich selbst für andere, nicht-islamische Religionen interessierte beweist auch, dass er – ebenso wie sein Sohn und sein Enkel – sich gern mit Hindu-Asketen traf.205 Auch Franz Winter, Professor für Religionswissenschaft an der Universität Graz, kommt zu dem Ergebnis, dass Akbar ein echtes Interesse an Indien und seiner Kultur hatte.206

196 Roberts, John M. (Hg.): Mttelalter Und Frühe Neuzeit. Knaurs Illustrierte Weltgeschichte. Band 2, Augsburg:

2001. S.209

197 Conermann, Stephan: Das Mogulreich. Geschichte und Kultur des muslimischen Indien, C.H. Beck München:

2006. S.75

198 Behr, Hans-Georg: Die Moguln. Macht und Pracht der indischen Kaiser von 1369-1857, Econ-Verlag Wien:

Düsseldorf: 1979. S.140

199 Arnold, Südasien, S.243

200 Neetesh, Dviwedi: Gespräche November 2014 in Fatehpur Sikri. Neetesh (Nitu) ist staatlich geprüfter Fremdenführer für Nordindien in den Sprachen Deutsch und Englisch.

201 Schimmel, Im Reich der Großmoguln, S.131

202 Ebd.

203 Ebd.

204 Ebd.

205 Schimmel, Im Reich der Großmoguln, S.132

206 Winter, Dara Shukuh, S.270

42 Ökonomisch von Vorteil war auch die Verwaltungsreform. Das bis dahin übliche Lehenswesen wurde durch einen viel zentralistischeren Beamtenapparat ersetzt. Kaiser Akbar führte eine Rangordnung ein, die für Flexibilität sorgte. Diese sah so aus, dass die höchsten Beamten den Rang mit der Zahl 7000 hatten.207 Jene Beamten bekamen den größten Sold; dafür ordnete man ihnen aber auch am meisten Kavalleristen zu, für die sie aufkommen mussten. In der Beamtenhierarchie ganz unten standen jene mit der Zahl 500 oder nur 100.208 Die Zuteilung von Land war stets vom jeweiligen Rang der Beamten abhängig. Das Entscheidende an Akbars Reform: Eine Beförderung war zwangsläufig mit einer Versetzung verbunden.209 Dadurch konnte die Bildung von Hausmacht verhindert werden. Das war der Grund, warum das Mogulreich von Auswüchsen, wie sie sich im osmanischen Reich immer mehr auszubilden begannen, verschont blieb. Akbar vereinheitlichte auch die Maßeinheiten und kümmerte sich sogar um eine Verbesserung der Bildungssituation. Darüber hinaus machte er sich auch gegen die Kinderheirat stark. Der Kaiser war auch gegen sati, der Witwenverbrennung, wenn sie unter Zwang geschah. Akbar bewunderte zwar die Witwen, die mit ihrem verstorbenen Gatten zusammen verbrannt werden wollten,210 aber er war gegen jeglichen Zwang. So ordnete er im Jahr 1583 an, dass keine Frau gezwungen werden dürfe, sati zu begehen.211

Persisch wurde auf allen Ebenen die Amtssprache.212 Urdu, die heutige Amtssprache Pakistans, war hingegen Volkssprache.213 Über die Bauten des Großmoguls schrieb der Historiker und Biograph des Kaisers, der zugleich auch sein Freund war: „Seine Majestät plante prachtvolle Gebäude und kleidete das Werk seines Geistes und Herzens in das Gewand von Stein und Lehm…“214

Die Staatsverwaltung in Akbars Reich war äußerst modern. Aus einer Militärdiktatur wurde ein zentralistischer Staat auf Beamtenbasis.215 Mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen versuchte

207 Rothermund, Dietmar: Geschichte Indiens. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, C.H.Beck Wissen München:

3.Auflage 2010 S.40

208 Ebd.

209 Ebd.

210 Schimmel, Im Reich der Großmoguln, S.132

211 Ebd.

212 Conermann, Das Mogulreich, S.51

213 Aubert, Hans-Joachim: Rajasthan und Gujarat. 3000 Jahre Kunst und Kultur – Eine Reise durch den Nordwesten Indiens mit Ausflügen nach Delhi, Agra und Khajuraho, DUMONT Kunstreiseführer Ostfildern: 4.überarbeitete Auflage 2012. S.29

214 Zierer, Otto: Die Goldenen Tempel. Geschichte Indiens und des Islam 1500-1766, Band 3 Murnau München:

Innsbruck: Olten: 1956. S.153

215 Behr, Die Moguln, S.140

Im Kaiserreich Österreich entwickelte sich eine Beamtenschaft erst unter Maria Theresia und dann vor allem unter ihrem Sohn Josef.

43 der Kaiser auch eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion zu erreichen, so durch

43 der Kaiser auch eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion zu erreichen, so durch