• Keine Ergebnisse gefunden

5 Ergebnisse

5.1 Voruntersuchungen

5.2.1 Hauptversuch I: Einfluss von definierten Nachlasterhöhungen des linken

5.2.1.6 Einfluss definierter Nachlasterhöhungen des Herzens auf die morphologisch

Die Tabelle 24 zeigt die Gruppenmittelwerte (x) und die Standardabweichung (S) der Verkürzungsfraktion des linken Ventrikels der Versuchstauben der Gr. CII (C9−C16) im zeitlichen Verlauf des Versuches. 12h nach dem Anlegen der Ligatur konnten massive echokardiographische Veränderungen der Tiere der Gr. CII festgestellt werden, so dass alle Versuchstiere dieser Gruppe bereits zu diesem Zeitpunkt euthanasiert wurden.

Weiterhin kann der Tabelle 24 der Gruppenmittelwert und die Standardabweichung der Gruppe B drei Monate nach Anlegen der 50%igen Subligatur des rechten Tr. brachio entnommen werden. Die Probanden der Gruppe CII zeigen im zeitlichen Verlauf des Versuches einen signifikanten Abfall der FS des linken Ventrikels auf teilweise unter 10%.

Dieser Abfall wird in Abbildung 29 verdeutlicht.

Neben dem Verlust der FS konnte eine Dilatation des linken Ventrikels festgestellt werden, der sich in einer Erhöhung der LVDd sowie LVDs ausdrückte (siehe auch Anhang). Die Erweiterung des Ventrikels verdeutlichen die Abbildung 31 und Abbildung 32.

Alle Tauben der Gruppe CII entwickelten im Verlauf des Versuches eine systolische Insuffizienz (Abbildung 30) der linken AV-Klappe mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit des Insuffizienz-Jets von 2,42 m/s. Dies entspricht einer mittleren Druckdifferenz von 23,71 mmHg zwischen linken Atrium und linken Ventrikel in der Systole.

Die Tiere der Gruppe B wiesen im Vergleich zu den Tauben der Gr. CII zum Zeitpunkt 0h (vor Setzen der Ligaturen) keine signifikanten Unterschiede auf (Tabelle 24).

Ergebnisse

112

Tabelle 24: Veränderung der Verkürzungsfraktion (FS; %) des linken Ventrikels in folge einer Nachlasterhöhung des Herzens durch Anlegen von Subligaturen an herznahe Arterien im zeitlichen Verlauf (Mittelwert = x;

Standardabweichung = S)

Zeit

0h 8h 12h 24h 48h 3 Monate

Probanden

x ± S x ± S x ± S x ± S x ± S x ± S Gr. B

(n = 4)

− − − − − 33,98 ±

3,61 Gr. CII (C9-C16)

(n = 7)

39,77 ± 7,05

25,99 ± 7,34

12,11 ± 8,26

Euthanasie

Gr. B: 50%ige Subligatur Tr. Brachio.; Gr. C: 80−90%ige Subligatur Aorta und Tr. brachio.

Ergebnisse

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

0 8 12 3Monate

Zeit (h)

FS (%) Gr. B

Gr. CII (C9-C16)

Abbildung 29: Änderung der mittleren FS (%) des linken Ventrikels nach einer definierten Nachlasterhöhung des linken Herzens (Gr. B: 50%ige Subligatur Tr.

brachio.; Gr. C: 80−90%ige Subligatur Aorta und Tr. brachio.).

Ergebnisse

114

Abbildung 30: Insuffizienz der linken AV-Klappe mit Insuffizienz-Jet in der Systole.

Ergebnisse

Abbildung 31: Endsystolische Aufnahme des linken Ventrikels im B-Mode zum Zeitpunkt 0h der Versuchstaube C12.

Ergebnisse

116

Abbildung 32: Endsystolische Aufnahme des linken Ventrikels im B-Mode zum Zeitpunkt 12h nach Anlegen 80-90%iger Subligaturen an die Aorta und den Tr.

brachio. der Versuchstaube C12. (Messpunkte zur Ermittlung der FS eingezeichnet).

Ergebnisse

5.2.1.7 Röntgenologische Untersuchung

Die röntgenologische Untersuchung erbrachte für die Versuchstauben der Gr. CI sowie der Gr. B einen korrekten Sitz der Ligaturklemmen. Das Versuchstier C8 ließ bei der Röntgenaufnahme 24 h nach dem Anlegen der Subligaturen eine Dislokation der um die Aorta gelegten Ligaturklemme erkennen.

5.2.1.8 Pathomorphologische und pathohistologische Untersuchungen

Die pathologisch-anatomische Untersuchung erbrachte für die Tiere der Gr. C eine hochgradige Dilatation des linken Ventrikels im Vergleich mit den Tauben der Kontrollgruppe. Die Probanden der Gruppe B ließen makroskopisch keine Unterschiede im Vergleich zu denen der Kontrollgruppe erkennen. Verdeutlicht sind diese Unterschiede in der Abbildung 33.

Anhand der pathologisch-histologischen Untersuchung (durchgeführt mit Unterstützung des Instituts für Pathologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover) konnten für zwei Tiere der Gruppe A eine geringgradige, multifokale Infiltration des Myokards mit reifen Adipozyten (Lipomatosis cordis) nachgewiesen werden. Eine Brieftaube dieser Gruppe zeigte eine geringgradige, fokale, lympho-histozytäre Myokarditis unklarer Ursache.

In der Gruppe B wiesen zwei Tieren eine geringgradige, multifokale Infiltration des Myokards mit reifen Adipozyten (Lipomatosis cordis) auf. Das dritte Tier ließ keine Myokardveränderungen erkennen.

In der Gruppe C konnte ebenfalls bei zwei Tauben eine geringgradige Lipomatosis cordis festgestellt werden. Auch in dieser Gruppe zeigte eine Brieftaube eine geringgradige, fokale, lympho-histozytäre Myokarditis unklarer Ursache.

Ergebnisse

118

Abbildung 33: Situs des linken Ventrikels der Versuchstiere A4 (A), B2 (B) sowie C5 (C).

B

C A

Ergebnisse

5.2.2 Hauptversuch II: Einfluss von kardiologischen Erkrankungen auf die cGMP-Bluplasmakonzentration bei Kongo-Graupapageien Die Konzentrationen von cGMP im Blutplasma aller 10 Kongo-GP, die entweder eine röntgenologisch deutlich vergrößerte Herzsilhouette (n = 4) und/ oder röntgenologisch hochgradig arteriosklerotische Veränderungen (n = 6) aufwiesen, lagen alle im Bereich der ermittelten Konzentrationen klinisch unauffälligen Graupapageien. So betrugen die Plasmakonzentrationen der erkrankten Tiere (Xmin − Xmax) 83,65 − 112,91 pmol/ml gegenüber den eigenen orientierenden Werten klinisch unauffälliger Graupapageien: 60,82 − 128,44 pmol/ml)

Die Gimpeltaube, die eine insuffiziente rechte AV-Klappe infolge einer Ectopia cordis aufwies, besaß eine cGMP-Blutplasmakonzentration von 52,83 pmol/ml. Dieser Wert lag ebenfalls im Konzentrationsbereich von 20,81 − 72,83 pmol/ml gesunder Brieftauben.

Diskussion

120 6 Diskussion

Die Physiologie der kardialen natriuretischen Peptide und ihre Beteiligung an der Herz-Kreislaufregulation konnte für einige Vogelarten in Analogie zum Menschen in wenigen Studien bereits dargestellt werden (GRAY et al., 1991; SCHÜTZ et al., 1992; GRAY, 1993;

BRENNER und GERSTENBERGER, 1999; TRAJANOVSKA et al., 2007). Die NP und ihr second Messenger gelten in der Humanmedizin als geeignete Parameter zur Diagnostik von Herzinsuffizienzen (PUSCHENDORF und MAIR, 2005). Beim Vogel ist das Verhalten der NP und vor allem des second Messengers (cGMP) in pathologischen Herz-Kreislaufsituationen nicht bekannt.

In der vorliegenden Arbeit wurden deshalb in einem Vorversuch die Plasmakonzentrationen von cGMP im Blut für verschiedene Ziervogelarten bestimmt und der Einfluss einer intravenösen Bolusinjektion eines natriuretischen Peptides (chANP) auf diese Konzentration überprüft.

Im anschließenden Hauptversuch konnten die Bedeutung von Nachlasterhöhungen des Herzens durch das Anlegen von Subligaturen an den rechten Tr. brachiocephalicus sowie der Aorta für die Konzentration dieses second Messengers untersucht werden. Weiterhin wurden klinisch erkrankte Kongo-GP mit Herz- sowie Gefäßerkrankungen untersucht, um mögliche Einflüsse dieser Erkrankungen auf die cGMP-Konzentration im Blut zu gewinnen. Mit diesen Untersuchungen sollte die Frage geklärt werden, ob die cGMP-Blutplasmakonzentration einen geeigneten Parameter zur Diagnostik von Herzinsuffizienzen bei ausgewählten Ziervögeln darstellt.

6.1 Probanden

Die Gruppe der Brieftauben, die für die Versuche zur Verfügung standen, stammten alle aus einem Schlag von einem Züchter aus Thüringen, um auf eine weitestgehend homogene Versuchsgruppe zurückgreifen zu können. Bei diesen Tauben waren, wie zu erwarten, geringgradige Gewichtsunterschiede sowie physiologische Größenunterschiede feststellbar.

Zudem wurden adulte männliche und weibliche Tiere in den Untersuchungen verwendet, die eine Altersschwankung von vier bis sieben Jahren aufwiesen. Aus diesen Gegebenheiten

Diskussion

waren geringgradige Schwankungen in einzelnen Befunden zu erwarten und erklärbar (FUDGE, 2000).

Die für die Untersuchungen verwendeten Hühner und Puten stammten aus einer kommerziellen Brüterei. Sie stellten damit eine homogene Versuchsgruppe dar, die in Genetik, Alter und Geschlecht einheitlich waren. Dagegen gelten Großpapageien als teure und sehr anspruchsvolle Tiere. Eine homogene Stichprobengruppe zu bilden, die den hohen Ansprüchen an Patientenkollektive zur Erstellung von Referenzwerten entspricht (KRAFT et al., 1995), ist bei dieser Vogelgruppe nicht zu realisieren. Die meisten in der Papageienmedizin publizierten Vergleichswerte beruhen deshalb auf Untersuchungen, die an heterogenen Patientenkollektiven (HOCHLEITHNER et al., 1997) oder sogar an nicht weiter definierten Probandengruppen erfolgten (FUDGE, 2000). Bei der Anwendung der in der vorliegenden Arbeit erstellten orientierenden Vergleichswerte müssen diese Einflüsse berücksichtigt werden. Die Individuen der heterogenen Gruppe der untersuchten Papageien wiesen jedoch ein ungestörtes Allgemeinbefinden, eine vollständige Flugfähigkeit und eine völlige Unauffälligkeit im Gruppenverband auf und wurden auf Grund dieser Kriterien für die Studie ausgewählt. Nur bei den Tieren des zweiten Hauptversuches handelte es sich um Probanden, die auf Grund ihrer klinischen Symptome und speziell der Beteiligung des Herzens am Krankheitsgeschehen ausgesucht wurden. Die Gruppe der Mäusebussarde stellten in Analogie zu den Papageien ebenfalls eine heterogene Versuchsgruppe dar. Bewusst wurden jedoch Tiere untersucht, die neben einem Schädeltrauma keine weiteren Verletzungen aufwiesen und deren guter Ernährungszustand auf ein ungestörtes Allgemeinbefinden vor der Traumatisierung durch einen Unfall schließen ließ.

6.2 Auswirkungen der Subligaturen an herznahen Arterien auf die Klinik und die blutchemischen Parameter der Probanden

Das operative Vorgehen zum Subligieren der Aorta nach ROCKMAN et al. (1991) ist eine anerkannte Technik zur Erzeugung einer standardisierten Herzbelastung in der experimentellen Kardiologie (KISS et al., 1995; SIRI et al., 1991; MALHOTRA et al., 1992) und wurde deshalb für den eigenen Versuchsaufbau gewählt.

Diskussion

122

Das chirurgische Fenster, durch das der Zugang zu den großen Gefäßen des Herzens bei Brieftauben erfolgt, ist kranial der ersten Rippe auf Grunde der anatomischen Verhältnisse bei Vögeln sehr klein, zudem befinden sich die großen Gefäße tief im Körperinneren. Dieses gilt im besonderen Maße auch für die in den eigenen Untersuchungen verwendeten Tauben. Aus diesen besonderen anatomischen Verhältnissen resultiert ein erhöhtes Risiko für die Verletzung umliegender Gewebe und hier vor allem dünnwandiger Gefäße, wie beispielsweise der Vena cava cranialis. Dieses erhöhte Operationsrisiko führte dann auch zu den Verletzungen der herznahen Gefäße, die für den Tod der Versuchstiere B5, C7 und C13 ursächlich waren.

Auf die Manipulation und Traumatisierung des umliegenden Gewebes durch den chirurgischen Zugang sind auch die erhöhten AST-, LDH- und CK- Konzentrationen im Blutplasma der Probanden der Gr. B sowie der Gr. A zurückzuführen (FUDGE, 2000;

SCOPE, 2007). Alle drei Enzyme weisen eine hohe Aktivität vor allem in der quergestreiften Muskulatur auf. Die bei den eigenen Versuchstieren festgestellte schnelle Normalisierung der Konzentrationen im Blut nach bereits 48h deutet auf eine nur mäßige Traumatisierung während des operativen Eingriffes oder eine schnelle Heilung der verletzten Gewebe hin.

Die theoretisch zu erwartenden hämodynamischen Folgen der Operation beruhen auf einem durch die Subligaturen verminderten Blutfluss durch die ligierten Gefäße. Diese Einschränkung des Blutfußes führt zu einer Volumenverminderung im nachgeschalteten Versorgungsgebiet und zu einem Rückstau des Blutes zum Herzen. Auf Grund dieser patho-physiologischen Veränderungen ergibt sich eine Nachlasterhöhung des linken Ventrikels mit einem gesteigerten endsystolischen Füllungsvolumen und einem gesteigertem ventrikulären Druck. Die Folge ist eine erhöhte Wandspannung. Aus diesen hämodynamischen Veränderungen resultiert die in den Untersuchungen (Elektrokardiographie, Ultraschall, pathologisch-morphologische Untersuchung) ermittelte Dilatation des Ventrikels. Der gesteigerte ventrikuläre Druck sowie die Dilatation führen zur Insuffizienz der linken AV-Klappe mit dem entsprechenden Jet.

Die 50%ige Subligatur des rechten Tr. brachiocephalicus der Versuchsgruppe B erbrachte lokale hämodynomische Veränderungen, die sich als holosystolisches Geräusch im PKG darstellten. Der Einfluss auf die Herzfunktion der Brieftauben kann jedoch als gering eingeschätzt werden, weil bei keinem Versuchstier dieser Gruppe auch drei Monate nach dem

Diskussion

Anlegen von Subligaturen Veränderungen im Allgemeinbefinden, EKG sowie Sonographie erkennbar waren. Weiterhin zeigten die Tiere in der pathologisch-anatomischen und auch in der pathologisch-histologischen Untersuchung keine Auffälligkeiten, die Befunde entsprachen denen der Tauben in der Kontrollgruppe. Wobei die histologisch festgestellte Lipomatosis cordis vermutlich ernährungsbedingt ist (SCHMIDT et al., 2003). Diese Ansammlung von reifen Adipozyten im Myokard trat bei den Tauben aller Versuchsgruppen in gleichem Maße auf. Ebenfalls als sekundärer Befund kann die geringgradige lympho-histozytären Myokarditis eines Tieres der Kontrollgruppe A sowie der Gruppe C gewertet werden.

Die klinischen Symptome der Versuchstaube B4 waren die Folge einer nicht geplanten vollständigen Ligatur des Tr. brachiocephalicus. Die so unterbrochene Perfusion des Versorgungsgebietes führte zur Gliedmaßennekrose unter den klinischen Symptomen einer vollständigen Lähmung des entsprechenden Flügels. Die veränderten blutchemischen Parameter, insbesondere der Anstieg der in der Muskulatur in hoher Konzentration vorkommenden Enzyme AST, LDH und CK, weisen auf ein großflächiges Absterben von Muskelzellen mit einer hochgradigen Freisetzung dieser Enzyme ins Blut hin (FUDGE, 2000;

SCOPE, 2007). Die Veränderungen der intravasalen Elektrolytkonzentrationen und hier vor allem die Erhöhung der Kaliumionenkonzentration beruhen vermutlich ebenfalls auf der großflächigen Nekrotisierung des Muskelgewebes (FUDGE, 2000). Auf Grund dieser veränderten Elektrolytkonzentrationen im Blut sowie physiologischen Mechanismen zur Aufrechterhaltung eines adäquaten Perfusionsdruckes zur Gewährleistung der Minderversorgung aller Gewebe (auch des unterversorgten Flügels) ist eine intravasale Flüssigkeitszunahme zu erwarten (POWELL und MITCHELL, 1999). Mit einer solchen Volumenzunahme im Blutkreislauf könnte der sinkende Hämatokrit der Versuchstaube B4 im Verlaufe des Versuches erklärt werden.

Die etwa 80 − 90%ige Subligatur der Aorta in Kombination mit einer 80 − 90%igen Subligatur des rechten Tr. brachiocephalicus führten bei den Probanden des Hauptversuches I zu einer auffälligen Minderdurchblutung kaudaler Körperabschnitte. Von dieser Unterversorgung war neben den Nieren vor allem auch die Muskulatur betroffen. Daraus resultiert, in Analogie zu Versuchstier B4, eine drastische Plasmakonzentrationserhöhung der Enzyme AST, LDH und CK, die eine hohe Konzentration in quergestreifter Muskulatur aufweisen.

Diskussion

124

Die im Blutplasma hochgradig erhöhten Harnsäure- und P-Konzentrationen sind als Ausdruck der verminderten Durchblutung der Niere zu interpretieren (FUDGE, 2000; SCOPE, 2007).

Ein erhöhter Phosphorgehalt sowie eine erhöhte Kalumionenkonzentration, wie sie bei einigen Tieren der Versuchsgruppe CI im Laufe des Versuches auftrat, sind in der Literatur auch in Zusammenhang mit einem hochgradigen Absterben von Muskelzellen beschrieben (FUDGE, 2000). LDH weist neben der hohen Konzentration in Muskelzellen auch eine gesteigerte Aktivität in Nierenzellen auf, so dass beim Absterben von Nierengewebe durch die verminderte Durchblutung dieses Enzym ebenfalls mehr ins Blut freigesetzt wird (FUDGE, 2000).

Bei den Versuchstieren, die bereits nach 24h auf Grund ihrer hochgradigen klinischen Symptome euthanasiert wurden, ist ein möglicherweise durch einen Thrombus bedingter vollständiger Verschluss der Aorta nicht ausgeschlossen. Mit einem solchen Verschluss lässt sich die Klinik der vollständig gelähmten Hintergliedmaßen erklären, die dem klinischen Bild der Thromboembolie im Aortenbereich z.B. der Katze entspricht (SUTER, 2001).

Die Subligaturen waren in der Lage, deutliche Veränderungen der Herzen in Form einer linksventrikulären Dilatation und einer Insuffizienz der linken AV-Klappe hervorzurufen.

Diese konnten mithilfe von EKG, insbesondere aber mit der Sonographie am lebenden Tier diagnostiziert werden und ließen sich in der pathologisch anatomischen Untersuchung bestätigen.

Die fehlenden histologischen Veränderungen der Probanden der Versuchsgruppe C lassen sich mit dem schnellen Krankheitsverlauf (12h bis 48h) sowie der vor einem Exitus letalis der Tiere vorgenommenen Euthanasie erklären.

6.3 Sonographie

In den sonographischen Untersuchungen der Brieftauben zeigte sich eine gute Organdarstellbarkeit durch die rechte Fenestra des Brustbeins. Von diesem Schallfenster aus konnten alle vier Herzkammern und die dazugehörigen Klappen beurteilt werden, was den Untersuchungen von RIEDEL (1992), SCHULZ (1995) und KRAUTWALD-JUNGHANNS (2007) entspricht.

Diskussion

Die Verkürzungsfraktion (FS) wurde in dieser Arbeit zur Beurteilung des linken Ventrikels ausgewählt, da sie einen guten Überblick über die Funktion des linken Herzens liefert und die Dimension der Herzkammer mit einbezieht (BOON, 2006).

Als Ursachen für eine Verminderung der FS finden sich in der Literatur eine verminderte Vorlast, eine gesteigerte Nachlast sowie eine abnehmende Kontraktilität der Herzmuskulatur (BOON, 2006). Bei den operierten Tieren der Versuchsgruppe CII ist als Ursache des Abfalls der Verkürzungsfraktion von einer gesteigerten Nachlast des linken Ventrikels durch das Anlegen der Subligaturen an die herznahen Arterien auszugehen (ROCKMAN et al., 1991).

Zwischen der Versuchsgruppe B, drei Monate nach dem Subligieren des Tr.

brachiocephalicus, und der Versuchsgruppe CII zum Zeitpunkt 0, noch ohne Ligaturen, ließ sich kein signifikanter echokardiographischer Unterschied feststellen. Diese Befunde verweisen auf die geringe Beeinträchtigung des Herzens durch eine 50%ige Subligatur des Tr.

brachiocephalicus. Die veränderte morphologische Ausprägung des linken Ventrikels der Tauben der Versuchsgruppe CII 12h nach Ligaturlegung, die sich in Form einer Dilatation, erkennbar an der Zunahme des linksventrikulären Durchmessers (LVD, siehe Anhang) sowohl in der Systole als auch in der Diastole, äußerte, verdeutlicht die Dehnung der Ventrikelwand. Eine solche Myokard- und Endokarddehnung wird im Schrifttum als ein Kriterium zur Freisetzung der natriuretischen Peptide ins Blut angesehen (DIETZ, 1984;

LEDSOME et al., 1985; METZEL et al., 1986 ; GRAY et al., 1991; GRAY, 1993).

Neben der Beurteilung der Kammerfunktion erlaubte die Sonographie eine Funktionsdiagnostik der linken AV-Klappe. Mit dieser Untersuchungsmethode war es möglich bei den Tieren der Gruppe CII 12h nach Ligaturlegung eine AV-Klappen-Insuffizienz nachzuweisen.

Die ermittelte systolische Druckdifferenz zwischen dem Atrium und dem Ventrikel betrug durchschnittlich 23,71 mmHg, abgeleitet aus der Insuffizienzjetgeschwindigkeit von durchschnittlich 2,42 m/s. Wenn man für den Ventrikel einen durchschnittlichen systolischen Druck von 100 − 120 mmHg annimmt (LANGILLE und JONES, 1976; BOON, 2006), erscheint auch der Druck im Atrium erhöht zu sein (BOON, 2006). Die Insuffizienz der AV-Klappe beruht dabei vermutlich auf der erheblichen Dilatation des linken Ventrikels in Zusammenhang mit der gesteigerten Nachlast des linken Herzens.

Diskussion

126

Die Ergebnisse der eigenen Untersuchungen verdeutlichen die diagnostische Relevanz der Echokardiographie in der Herzdiagnostik auch in der aviären Kardiologie (PEES und KRAUTWALD-JUNGHANNS, 2005; PEES et al., 2006).

6.4 EKG

Die Parameter, die bei der Beurteilung des EKG ausgewählt wurden, sollten vor allem die morphologische Dimension des linken Ventrikels sowie des linken Atriums widerspiegeln (LUMEIJ und RITCHIE, 1994).

Dabei wiesen die Amplituden und Intervalle der Gruppen A und B keine signifikanten Unterschiede auf, was durch die ebenfalls übereinstimmenden Gruppenergebnisse der Sektionen sowie der echokardiographischen Untersuchungen erklärt werden kann. Die ermittelten Werte entsprechen auch den bekannten Referenzwerten für Brieftauben (LUMEIJ und STOKHOF, 1985). Die gegenüber den Referenzwerten leicht verlängerte Dauer des QT-Intervalls kann auf die Wirkung der Vollnarkose der Tiere zurückgeführt werden und ist nicht als pathologisch anzusehen (LUMEIJ und RITCHIE, 1994).

Die Veränderungen im EKG der Tauben der Versuchsgruppe C sind die Folge der Dilatation des linken Ventrikels, des Atriums sowie der Herzinsuffizienz und der damit verbundenen Minderversorgung der Peripherie. So versucht der Organismus durch eine Steigerung der Herzfrequenz die Herzleistung zu verbessern, um eine Mindestdurchblutung aller Organe zu gewährleisten (BOLTON und BOWMAN, 1969). Ein weiterer Mechanismus zur Verbesserung der Herzleistung der Vögel besteht in der Verhinderung des in Ruhe physiologischen partiellen AV-Blocks 2. Grades. Dieser konnte nur in den Gruppen A, B sowie in der Gruppe C vor der Nachlasterhöhung erkannt werden. Der partielle AV-Block trat bei den Probanden der Gruppe C durch die operationsbedingte Belastung des Herzens nicht mehr auf (DE SANTES, 1975; LUMEIJ und RITCHI, 1994).

Die Veränderung der Amplituden der P, S und T Zacken sowie der QT-Intervalle sind Ausdruck der in Sektion und Echokariographie festgestellten Dilatationen der linken Herzanteile. Eine Erhöhung der Amplituden im zeitlichen Verlauf konnte für Tiere der Gruppe C festgestellt werden. Allerdings wurde der bekannte Referenzbereich für Brieftauben nicht bei allen Messungen verlassen, sondern bewegte sich in den meisten Fällen an der

Diskussion

oberen Grenze oder wie bei der S-Zacke geringgradig darüber (LUMEIJ und STOKHOF, 1985). Während bei vier Tieren der Gruppe CI die Amplitude der P-Zacke im zeitlichen Verlauf des Versuches nahezu konstant blieb, zeigte sie bei zwei Tieren eine deutliche Zunahme über den Referenzbereich für Brieftauben. Eine mögliche Erklärung für diesen Befund könnte eine stärkere Insuffizienz der linken AV-Klappe dieser Tiere sein. In Folge der Insuffizienz entstand eine höhere Volumenbelastung im Atrium gefolgt von einer Dilatation des linken Vorhofs, was in einer Erhöhung der Amplitude der P-Zacken resultierte (LUMEIJ und RITCHIE, 1994).

Die eigenen echokardiographischen Untersuchungen verdeutlichen, wie vorsichtig Referenzwerte gerade für das EKG in der Diagnostik von Herzerkrankungen in der Vogelmedizin beurteilt werden müssen. Grundsätzlich sollte der Vergleich von Patientenwerten mit vorliegenden Referenzwerten stets kritisch hinterfragt werden (NAP et al., 1992, ESPINO et al., 2001; RODRIGUEZ et al., 2004; SCHOEMAKER und ZANDVLIET, 2005). Weiterhin kann daraus abgeleitet werden, dass regelmäßige Kontrollen und Verlaufsuntersuchungen für die Beurteilung der Herzmorphologie für das Individuum diagnostisch aussagekräftiger sind, als ein einmaliges EKG und der Vergleich mit aufgestellten Referenzwerten (KRAUTWALD-JUNGHANNS und KUMMERFELD, 2007).

Des Weiteren konnten bei Versuchstier C4 Aufsplitterungen der P-Zacke und der S-Zacke diagnostiziert werden, die auf myokardiale Veränderungen und eine abnorme Reizbildung und Reizleitung hindeuten (LUMEIJ und RITCHIE, 1994; KERSTEN und MORISSE, 2001).

Die unveränderte elektrische Herzachse der Versuchstiere der Gruppe CI über den gesamten Versuch verdeutlicht, dass auch bei gesunden Tieren die Ausprägung der elektrischen Herzachse auf dem dominanten linken Ventrikel beruht. Veränderungen des Herzens mit einer Beteiligung des linken Ventrikels, wie in den durchgeführten Untersuchungen, können mit den in dieser Arbeit gewählten EKG-Ableitungen nicht zwangsläufig anhand einer Verschiebung der elektrischen Herzachse diagnostiziert werden (WARZECHA, 1989).

6.5 Phonokardiographie

Mittels phonokardiographischer Untersuchungen konnte bei allen Tieren der Versuchsgruppe B ein holosystolisches Herzgeräusch nachgewiesen werden (KERSTEN, 2001; KERSTEN

Diskussion

128

und MORISSE, 2001; KUMMERFELD und SCOPE, 2007). Diese Herzgeräusche veranschaulichten die pathologischen hämodynamischen Veränderungen infolge der Subligatur des Tr. brachiocephalicus der Brieftauben. Die Diagnose dieser Störungen des Blutflusses konnte bei den Tieren der Gruppe B nur mithilfe des PKG gestellt werden und

und MORISSE, 2001; KUMMERFELD und SCOPE, 2007). Diese Herzgeräusche veranschaulichten die pathologischen hämodynamischen Veränderungen infolge der Subligatur des Tr. brachiocephalicus der Brieftauben. Die Diagnose dieser Störungen des Blutflusses konnte bei den Tieren der Gruppe B nur mithilfe des PKG gestellt werden und