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Dieser Abschnitt der Masterarbeit thematisiert durch die Forschung sichtbar gemachte Handlungsempfehlungen. Diese richten sich im Besonderen an politische Entscheidungsträger*innen.

8.1. Gendersensible Raumgestaltung

Wie erwähnt, zeigen die Forschungsergebnisse im Beobachtungszeitraum, dass überwiegend Männer in Zeiten der Pandemie die Parkanlagen in Ottakring nutzten (siehe S.51). Gendersensible Maßnahmen, wie beispielsweise die Errichtung von zentralen Plätzen für Mädchen in Parkanlagen, sind für die Vermischung der Geschlechter in den untersuchten Stichproben(zeit)(räumen), vor allem im Stichproben(zeit)(raum) Ludo-Hartmann-Platz, in Ottakring gefragt. Dies könnte die Raumaneignung von jungen Frauen und Mädchen in den untersuchten Parkanlagen in Ottakring verstärken. Dafür zuständig sind politische Akteur*innen, wie die Stadt Wien und die Bezirkspolitik sowie Raumplaner*innen.

Der Mädchenspielplatz Mortarapark im 20. Bezirk zählt als Beispiel für eine Mädchen-Parkanlage in Wien. Dieser Park wurde errichtet, um jungen Mädchen, die sich häufig am Rande eines Parks aufhalten, zu ermutigen, den Park möglichst ohne Scheu zu nutzen.

Die gendersensible Planung erfolgte unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und Wünsche der jungen Mädchen (vgl. Stadt Wien o.J.h: o.A.).

8.2. Mobile Sozialraumorientierte Sozialarbeit

Für eine gleichberechtigte Inanspruchnahme der Parkanlagen von allen Parknutzer*innen ist neben der Gestaltungsebene auch die soziale Intervention relevant. So könnten beispielsweise Sozialraumorientierte Sozialarbeiter*innen in Zeiten einer Pandemie die Parkanlagen aufsuchen und Gespräche mit unterrepräsentierten Parknutzer*innen führen.

Dadurch könnte sich klarer herauskristallisieren, welche Verbesserungsvorschläge und Wünsche die Anrainer*innen im Gebiet in Hinsicht auf die Parkgestaltung haben. Die Verbindung der Gestaltungsebene mit der sozialen Ebene kann zu positiven Veränderungen in den Parkanlagen führen.

Um eine Überbelastung von Eltern im Lockdown zu verhindern, sind unterschiedliche Maßnahmen wichtig. Gerade Frauen sind, wie schon erwähnt, häufig für die Betreuungspflichten der Kinder zuständig (siehe S. 61).

Die Ausweitung der mobilen Sozialraumorientierten Sozialen Arbeit in den Parkanlagen könnte auch im Lockdown als Unterstützung für Familien nützlich sein. Freizeitangebote in den Parkanlagen, die einen Mindestabstand ermöglichen, könnten die Betreuungspersonen entlasten. Dies hätte auch positive Auswirkungen auf Kinder, die besonders stark unter dem Lockdown leiden (siehe S. 23).

8.3. Errichtung weiterer Grünflächen in Zeiten einer Pandemie am Beispiel

„Grätzloase“ und „Coole Straße“

Damit in Zeiten einer Pandemie ein ausreichender Mindestabstand zwischen den Bewohner*innen gewährleistet wird, ist die Errichtung weiterer Grün- und Freiflächen notwendig. Die Ausstattung der quartiersinternen Grün- und Freiräume mit zusätzlichen Bäumen, Bänken, Sitzgelegenheiten und Brunnen ist für das Wohlbefinden der Bewohner*innen erforderlich (vgl. Schenk 2013: 235).

Gerade der Bezirk Josefstadt, in dem Frei- und Grünflächen sehr begrenzt sind, würde in Pandemie Zeiten von zusätzlichen Aufenthaltsorten im Freien profitieren. So könnte die hohe Nutzungsdichte in den wenigen Parkanlagen verhindert werden. Für die Gestaltung der Aufenthaltsplätze eignet sich beispielsweise die Befragung der Bewohner*innen selbst.

Gestaltungswünsche, die den Menschen vor allem nach der Lockdown Phase bewusst wurden, könnten mithilfe von kurzen telefonischen Befragungen erfasst werden.

Die Idee der „Grätzloase“, die auf der Organisation „Lokale Agenda 21“ fußt, bezieht sich auf gemietete Parkplätze, die zu Grünflächen- und Aufenthaltsorten umgestaltet werden.

Dieses Konzept ist auch in Zeiten einer Pandemie in der Josefstadt äußerst nützlich. Die Einhaltung des Mindestabstandes zwischen den Personen ist durch „Grätzloasen“ besser durchführbar. Diese könnten sich direkt neben den drei Parkanlagen befinden und zur besseren Verteilung der Parknutzer*innen führen. In den „Grätzloasen“ herrscht kein Konsumzwang und die Nutzung ist allen Bewohner*innen gestattet. Die Stadt Wien unterstützt das Projekt schon jetzt finanziell, wobei in COVID-19 Zeiten, in denen die Infektionszahlen steigen und der Mindestabstand im Freien eingehalten werden muss, die Erhöhung des Budgets sinnvoll wäre (vgl. Lindner 2020: o.A.).

Das Konzept der „Grätzloasen“ ist auch für die Forschungsregion Ottakring in Zeiten einer Pandemie nützlich. Zwar sind in der Forschungsregion Ottakring viele städtische Parkanlagen vorhanden, diese Flächen sind jedoch nicht ausreichend begrünt. Um der ungleichen Grünflächenverteilung zwischen dem westlichen- und östlichen Teil Ottakrings entgegen zu wirken, wäre die Errichtung von „Grätzloasen“ in unmittelbarer Nähe der Parkanlagen von Vorteil. Diese könnten begrünt werden und zusätzlichen Raum schaffen.

In Wien sind im Sommer 18, sogenannte temporäre „Coole Straßen“ vorhanden. Diese Flächen sind verkehrsberuhigt und dienen den Bewohner*innen eines Grätzels als Aufenthaltsort. Durch die Begrünung der temporären „Coolen Straßen“ ist die Reduktion der Hitzeinseln möglich (vgl. Stadt Wien o.J.i: o.A.). Auch dieses Projekt ist in Zeiten einer Pandemie hilfreich. In der grünflächenarmen Region Josefstadt und der Forschungsregion Ottakring schaffen „Coole Straßen“, die beispielsweise anliegend am Park angesiedelt sind, mehr Freiraum. Kommt es zur Übernutzung der Parkanlagen in der Josefstadt, so schafft die „Coole Straße“ einen Ausweichort. Zusätzliche Flächen im Freien fungieren auch als Bewegungsorte (siehe S. 50).

8.4. Begrünung der grünflächenarmen Forschungsregionen als Hitzereduktion und für das psychische Wohlbefinden

Fassadenbegrünung sowie Sträucher, Pflanzen und Gärten in den Parkanlagen sind in der sehr grünflächenarmen Forschungsregion Ottakring wie in der Josefstadt auch im Hochsommer für die Hitzebekämpfung notwendig. Diese Begrünung unterstützt in Zeiten einer Pandemie sowie im Lockdown die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Anrainer*innen (siehe S. 5). Begrünte Flächen innerhalb sowie außerhalb der Parks gestalten die Parkanlagen zu einem Erholungsort um.

Zusammengefasst sind Parkanlagen in Zeiten einer Pandemie und im Lockdown nicht nur ein Wohnzimmerersatz, sondern könnten auch multiple Funktionen haben. Ein nicht zu unterschätzender Nachteil ist, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen naturgemäß überwiegend in den warmen Jahreszeiten umgesetzt werden könnten. Zudem handelt es sich um kostspielige Maßnahmen, für die ein Budget erstellt werden sollte. Die Überzeugung der politischen Entscheidungsträger*innen ist für die Umsetzung der Handlungsempfehlungen relevant. Eine Kooperation mit lokalen Vereinen, wie mit der Lokalen Agenda 21, ist für die Überzeugung der Bezirkspolitik notwendig.