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Gesundheitsökonomie und -politik

Im Dokument DOG 2020 DOG 2020 (Seite 130-136)

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Gutenberg-Gesundheitsstudie zeigt vier veränderte Autoantikörper bei Patienten mit retinalem Venenverschluss Bell K.1*, Beutgen V. M.1, Nickels S.1, Lorenz K.1, Scheller Y.1, Elbaz H.1,2, Peto T.3, Ponto K. A.1,4, Höhn R.1,5, Schulz A.1, Wild P.4,6,7, Münzel T.8, Lackner K. J.9, Schmidtmann I.10, Beutel M.11, Pfeiff er N.1, Grus F. H.1, Schuster A. 1

1Department of Ophthalmology, University Medical Center of the Johannes Gutenberg-University Mainz, Mainz, Deutschland; 2Department of Ophthalmology, Otto-von-Guericke University, Magdeburg, Deutschland;

3Centre for Public Health, Queen’s University Belfast, Belfast, United Kingdom; 4Center for Thrombosis and Hemostasis (CTH), University Medical Center of the Johannes Gutenberg-University Mainz, Mainz, Deutschland;

5Department of Ophthalmology, Inselspital, University Hospital Bern, Bern, Schweiz; 6Preventive Cardiology and Preventive Medicine/Center for Cardiology, University Medical Center of the Johannes Gutenberg-University Mainz, Mainz, Deutschland; 7German Center of Cardiovascular Research (DZHK), partner site Rhine-Main, Mainz, Deutschland; 8Center for Cardiology I, University Medical Center of the Johannes Gutenberg-University Mainz, Mainz, Deutschland; 9Department for Clinical Chemistry and Laboratory Medicine, University Medical Center of the Johannes Gutenberg-University Mainz, Mainz, Deutschland; 10Institute of Medical Biostatistics, Epidemiology and Informatics, University Medical Center of the Johannes Gutenberg-University Mainz, Mainz, Deutschland; 11Department of Psychosomatic Medicine and Psychotherapy, University Medical Center of the Johannes Gutenberg-University Mainz, Mainz, Deutschland

Hintergrund: Die Konversion eines retinalen Venenverschlusses (RVO) in ein neovaskuläres Glaukom (NVG) ist eine visusbedrohende Kompli-kation. Unser Ziel war es, die Umwandlungsrate von RVO in NVG inner-halb einer Nachbeobachtungszeit von 5 Jahren zu bestimmen. Weiterhin analysierten wir, inwieweit RVO-Patienten ein verändertes Antikörper-Profi l aufweisen.

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Epidemiologie, Klinik und Behandlungsergebnisse der okularen Syphilis über 11 Jahre in der Universitätsaugenklinik Düsseldorf Yaïci R.1*, Roth M.1, Balasiu A.2, MacKenzie C.2, Beseoglu K.3, Holtmann C.1, Geerling G.1, Guthoff R.1

1Augenklinik Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland; 2Institut für medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Düsseldorf, Deutschland; 3Neurochirurgische Klinik der Universitätsklinik Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland

Hintergrund: Im Einklang mit weltweiten Daten verzeichnet das Robert Koch Institut (RKI) eine Deutschland-weite Zunahme von Syphilis-Fäl-len seit mehr als 10 Jahren, besonders bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Ihr Anteil stieg vom 50 % (2008) kontinuierlich auf 85 % (2018). Ein großer Anteil von Syphilis-Fällen waren Reinfektionen (39 bis 46 %) und der Infektionsort war überwiegend Deutschland (93,2 ± 0,9 %).

Vor diesem Hintergrund analysierten wir retrospektiv alle Patienten mit okulärer Syphilis der letzten 11 Jahren unserer Universitätsaugenklinik.

Patienten und Methoden: In der Universitätsaugenklinik Düsseldorf wird bei Uveitis oder Papillitis Syphilis serologisch abgeklärt. Alle Patienten der Augenklinik, die in der hiesigen Mikrobiologie im Zeitraum 2008–

2019 im Syphilis-Suchtest (Treponema pallidum-Partikelagglutinations (TPPA)-Test) positiv getestet wurden, werteten wir auf epidemiologische, demographische, klinische, diagnostische und therapeutische Parameter aus.

Ergebnisse: Die  34 von 1840 Syphilis-positiven Patienten (1,9 %) wa-ren mehrheitlich männlich (n = 28, 82,4 %) und das mittlere Alter war 53(SD)±16  Jahre mit einer Beobachtungszeit von 64 ± 106 Tagen. Bei 18 Patienten (52,9 %) wurde die Syphilis erstdiagnostiziert. 10 Patienten (29 %) waren HIV koinfi ziert. 8 Patienten (24 %) infi zierten sich mit Syphi-lis im Ausland. Nur 4 Patienten (12 %) waren MSM. Das häufi gste Stadium war die Lues satis curata (vermutete Frühreinfektion/-reaktivierung, 7 Pa-tienten, 20,6 %), zusammen mit der Lues II (n = 7, 20,6 %), gefolgt von der Lues latens (n = 3, 13,6 %). Die häufi gsten ophthalmologischen Manifes-tationen waren die Uveitis (n = 17, 50 %) mit vielfältigen Subtypen, gefolgt von der isolierten Papillitis (n = 9, 26,5 %). Von 27 Patienten, kontrolliert nach abgeschlossener Th erapie, war die Uveitis in 42 % (11 Augen) aus-geheilt. Der initiale Visus lag bei 0,79 ± 0,74 LogMar und besserte sich bei 20 Patienten (74 %) um 0,25± 0,75 LogMAR (2 Zeilen).

Diskussion: Im Vergleich zu den RKI-Zahlen fanden wir keine Zunahme von Fällen mit okulärer Syphilis pro Jahr. Bei unseren Patienten war der Anteil von MSM gering, was sich aus Frühdiagnostik und -behandlung dieser wegen HIV-Koinfektion oft besser kontrollierten Gruppe erklärt.

Der relativ hohe Anteil von im Ausland erworbenen Infektionsfällen re-sultiert daraus, dass die Syphilis bei diesen Patienten oft erst nach okulärer Manifestation diagnostiziert wurde.

Verkehrsophthalmologie

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Kompensation von Farbsinnstörungen durch Hilfsmittel?

Krastel H.1*

1Univ..-Augenklinik Mannheim, Mannheim, Deutschland

Die Korrektur von Farbsinndefekten durch Farbfi lter ist ein verführeri-scher Gedanke, dessen Verwirklichung in zahlreichen Versuchen als wirk-sam zur Korrektur von Farbsinndefekten propagiert wurde – voreilig. Tat-sächlich ist die Wirkung farbiger Filter auf die retinalen Vorhänge kein banales Geschehen. Der Filtereff ekt besteht nicht einfach in Einfärbung der Szene, wie sei bei Montage eines Farbfi lters vor das Kameraobjektiv resultiert.

Die physikalische Wirkung der Farbfi lter besteht in einer Minderbelich-tung defi nierter Teile des sichtbaren Spektrums. Im spektralen Schatten

Schlussfolgerung: Der Zugang zu einer augenärztlichen Versorgung er-wies sich für die sehbehinderte ländliche Bevölkerung als ausreichend.

Dennoch bestand ein erheblicher Versorgungsbedarf bzw. Beratungsbe-darf zu Hilfsmitteln und sozialen Angelegenheiten.

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Evaluierung einer Videosprechstunde in der augenärztlichen Praxis während der Corona Pandemie

Gerbutavicius R.1*, Brandlhuber U.1, Glück S.1, Kortüm G.-F.1, Kortüm I.1, Navarrete Orozco R.1, Rakitin M.1, Strodtbeck M. A.1, Wolf A.2, Kortüm K.1,3

1Augenarztpraxis Dres. Kortüm, Ludwigsburg, Deutschland; 2 Univ.-Augenklinik, Ulm, Deutschland; 3Univ.-Augenklinik, München, Deutschland Fragestellung: Die COVID-19 Pandemie erforderte die Suche nach ef-fektiven Infektionsschutzmaßnahmen in deutschen Praxen und Kliniken.

Zur Minimierung des Risikos der Infektionsübertragung und gleichzeitig zur Wahrung der adäquaten medizinischen Versorgung wurde in unserer Praxis eine Videosprechstunde (VISP) eingeführt. In dieser Studie analy-sieren wir die praktischen Herausforderungen in Zusammenhang mit der Durchführung der VISP und stellen die allgemeine Patientenzufriedenheit mit den Videokonsultationen dar.

Methodik: Nach einer Marktanalyse von Videodienstanbietern (zertifi -ziert von der Kassenärztlichen Vereinigung) wurde die Plattform https://

arztkonsultation.de/ausgewählt. Die Patienten wurden über die Internet-seite der Praxis, eine Ansage vor jedem Telefonat, eine Zeitungsanzeige, sowie durch persönliche Ansprache über die VISP informiert. Patienten mit neu aufgetretenen akuten Sehverschlechterungen und starken Augen-schmerzen wurden nicht in die VISP einbestellt. Die Videokonsultation auf dieser Plattform führte ein Facharzt in der Regel innerhalb von 24 h nach Terminvereinbarung durch. Wir erstellten einen Fragebogen, den alle Studienteilnehmer im Anschluss an ihren VISP-Termin ausgefüllt haben.

Es wurde der Anteil abgeschlossener Videokonsultationen und die Ge-samtzufriedenheit (Schulnoten von 1–6) der Studienteilnehmer mit der VISP evaluiert.

Ergebnis: Wir schlossen 29 (13 männlich, Ø 52,6 Jahre, 16 weiblich, Ø 64,7 Jahre) für die VISP angemeldete Patienten in die Studie ein. Die Vi-deokonsultation konnte bei 20 von 29 (68,97 %) der Teilnehmer abge-schlossen werden, mit 9 von 29 (31,03 %) konnte keine Videoverbindung aufgebaut werden. Die gesamte Erfahrung mit der VISP wurde von 9/20 (45,00 %) der konsultierten Patienten als sehr gut (Note 1), von 10/20 (50,00 %) als gut (Note 2) und von 1/20 (5,00 %) als befriedigend (Note 3) bewertet. Alle 20 (100,00 %) der konsultierten Patienten gaben an, dass sie die VISP weiterempfehlen würden.

Schlussfolgerung: Die Einführung der VISP in der Praxis war stark durch technologisch- oder benutzerbedingte Herausforderungen bei der Herstel-lung einer Videoverbindung limitiert. Abhängig von Einzelfall und Fra-gestellung konnte eine kontinuierliche und suffi ziente medizinische Ver-sorgung bei maximaler Infektionsprophylaxe während der COVID-19 Pandemie gewährleistet werden. Die Zufriedenheit der videokonsultier-ten Patienvideokonsultier-ten mit der VISP war hoch bis sehr hoch. Die VISP stellt eine Ergänzung zur klassischen Untersuchung dar.

Methoden: Im Rahmen der Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS), ei-ner bevölkerungsbezogenen, prospektiven Kohortenstudie in der Rhein-Main-Region Deutschlands, führten wir eine Fall-Kontroll-Studie (1:4) durch, bei der von allen 15.010 Teilnehmern 59 mit RVO anhand von Fundusfotos identifi ziert wurden. Die Fundusfotos der Teilnehmer mit RVO sowie von alters- und geschlechtsangepassten Kontrollen (n = 229), welche bei der ersten Untersuchung sowie der Nachuntersuchung nach 5 Jahren angefertigt wurden, wurden auf glaukomatöse Veränderungen hin analysiert. Weiterhin wurden von allen Teilnehmern mit RVO und den Kontrollen Serum-Autoantikörperprofi le mit Hilfe von intern herge-stellten Antigen-Antikörper-Mikroarrays gemessen.

Ergebnisse: 5 % der 59 Teilnehmern mit RVO wiesen zu Beginn der Stu-die glaukomatöse Veränderungen des Sehnervenkopfes auf; nach 5 Jahren trat bei keinem weiteren der RVO-Personen ein Glaukom auf. Die gemes-senen Autoantikörperprofi le zeigten vier signifi kant veränderte Autoan-tikörper im Serum der RVO Teilnehmer, welche gegen Dermcidin, Neu-rotrophin-3, Superoxiddismutase 1 und Signalerkennungspartikel 14 kDa Protein gerichtet waren. Diese Autoantikörper zeigten sich im Serum von RVO-Patienten mit signifi kant erhöhter Abundanz (p < 0,001). Eine mul-tivariable konditionale logistische Regressionsanalyse zeigte, dass 3 die-ser 4 Antikörper unabhängig von kardiovaskulären Risikofaktoren ver-ändert waren.

Conclusions: Wir fanden mehrere Autoantikörper, die mit RVO assoziiert sind und auf Proteine und Strukturen abzielen, die möglicherweise an der RVO-Pathogenese beteiligt sind.

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Der „Augen-Bus“ – Mobile Beratung Sehbehinderter in Südbaden Daniel M.1*, Böhringer D.1, Wolski L.2, Himmelsbach I.2, Knebel M.3, Schäfers G.3, Dünzen R.1, Reinhard T.1, Neß T.1

1Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland; 2Katholische Hochschule, Freiburg, Deutschland; 3Blinden- und Sehbehindertenverein Südbaden, Freiburg, Deutschland

Fragestellung: Für sehbehinderte Menschen kann speziell im ländlichen Raum der Zugang zu Augenärzten und Beratungsangeboten erschwert sein. Der „Augen-Bus“, ein vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg gefördertes Projekt, bietet seh-behinderten Menschen vor Ort eine augenärztliche Untersuchung sowie Hilfsmittel- und Sozialberatung an. Ziele dieses Pilotprojekts waren die Er-fassung der Versorgungssituation von sehbehinderten Menschen im länd-lichen Raum sowie die Überprüfung der Eff ektivität einer ophthalmologi-schen Vor-Ort-Betreuung.

Methoden: Zwischen 2016 und 2019 fuhr der Augen-Bus 45 Orte im länd-lichen Raum in Südbaden an. Die Besuche waren in der Presse angekün-digt und die Anfragen telefonisch durch den Blinden- und Sehbehinder-tenverein Südbaden triagiert worden. Vor Ort erfolgten eine umfassende Anamnese, eine ophthalmologische Untersuchung sowie eine Beratung zu Hilfsmitteln für Sehbehinderte und sozialmedizinischen Angelegenheiten.

Zusätzlich wurden Interviews zur Erfassung der Erwartungen an die Be-ratung sowie der Lebensqualität geführt. Nach drei Monaten erfolgte eine Zweitbefragung zu umgesetzten Maßnahmen sowie zu Veränderungen der Lebensqualität.

Ergebnisse: Insgesamt 264 Personen wurden untersucht und beraten. 101 Patienten wurden entsprechend der WHO-Kriterien als sehbehindert eingestuft . Das mittlere Alter in der Gruppe der Sehbehinderten lag bei 85 Jahren. Der mediane Dezimalvisus betrug 0,02 am besseren Auge. Der letzte Augenarztbesuch lag im Median ein Jahr zurück. 13 % der Sehbe-hinderten waren nicht mit Sehhilfen versorgt. 62 % der SehbeSehbe-hinderten benötigten zusätzliche Sehhilfen. Für 80 % der Sehbehinderten bestand die Haupterwartung darin, hinsichtlich der Versorgung mit Hilfsmitteln beraten zu werden. Bei 42 Sehbehinderten erfolgte das erste Interview am Termin und bei 32 eine Zweitbefragung. Bei der Zweitbefragung nach durchschnittlich 14 Wochen hatten 72 % der Befragten die empfohlenen Maßnahmen umgesetzt. Es zeigte sich keine signifi kante Änderung der Lebensqualität.

daraus empfohlene Atropindosis beträgt 0,01 %. Dafür konnte eine Hem-mung der Refraktionsprogression bei tolerablen Nebenwirkungen und ohne Rebound gezeigt werden. Es gibt keine längerfristigen Erfahrungen zur Effi zienz dieser Atropintherapie in der alltäglichen klinischen Praxis.

Methodik: In den letzten 48 Monaten wurden retrospektiv Daten von über 140 Kindern untersucht, denen eine Atropintherapie über einen Zeitraum von mindestens 24 Monaten mit einer anfänglichen Dosis von 0,01 % vor-geschlagen worden war. Diese waren zu Th erapiebeginn 10,0 ± 3,0 Jahre alt bei einer anfänglichen Myopieprogression von 0,8 ± 0,6 dpt/Jahr. Die Vorgaben waren, dass an mindestens 5 Tagen in der Woche abends vor dem Zubettgehen Atropintropfen in beide Augen verabreicht werden sol-len. Die Patienten wurden alle 6 Monate einbestellt und nach 24 Monaten sollte entschieden werden, ob die Dosis erhöht oder zusätzliche oder al-ternative Maßnahmen wie bifokale Kontaktlinsen in Frage kommen. Ne-ben der subjektiven und objektiven Refraktion wurde bei jeder Visite die Biometrie der Augen erfasst. Die Wachstumsdaten der atropinbehandel-ten Kinder wurden mit denjenigen von gleichaltrigen unbehandelatropinbehandel-ten my-open Kindern verglichen.

Ergebnisse: Nur 52 % der ursprünglich für die Atropintherapie vorgesehe-nen Kinder kamen tatsächlich zur ersten Visite nach 6 Monaten, noch 50 % erschienen zur 12-Monatsvisite und noch 40 % zur 18-Monatsvisite, und nur 32 % zur 24-Monatsvisite. Die Myopieprogression, bestimmt anhand der Achsenlängenzunahme, unterschied sich nach 24 Monaten zwischen den atropinbehandelten Kindern und den unbehandelten Kindern nicht signifi kant. Anhand der Auswertung von Metadaten in den Patientenakten und Fragebögen wird herausgefunden, welche objektiven und subjektiven Faktoren zum Abbruch der Th erapie oder zum Verlassen des vorgeschrie-benen Dosierschemas geführt haben.

Schlussfolgerung: In einer real life Th erapie von Kindern aus westeuropä-ischem Umfeld ist das aus den klinischen Studien gefundene Dosis- und Th erapieschema möglicherweise nicht wirksam. Neben einer individu-ellen Dosisfi ndung müssen neue Mittel und Wege gefunden werden, die Adhärenz und Compliance der jungen Patienten zu verbessern, um die Atropintherapie für die Praxis anwendbar zu machen.

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Entwicklung und Implementierung eines Big Data Simulationsmodells zur Wartezeitenoptimierung an einer Universitätsaugenklinik

Kern C.1*, König A.1, Fu D. J.2, Schworm B.1, Wolf A.3, Priglinger S. G.1, Kortüm K.1

1Augenklinik der Universität München, München, Deutschland; 2Moorfi elds Eye Hospital NHS Foundation Trust, London, United Kingdom; 3Augenklinik der Universität Ulm, Ulm, Deutschland

Fragestellung: Eine zu lange Gesamtwartezeit (GWZ) von Patienten bei einem Arztbesuch hat einen signifi kanten nachteiligen Einfl uss auf die Patientenzufriedenheit. Ziel dieser Arbeit ist es, mittels eines Big Data Si-mulationsmodells verschiedene alternative Terminkalender zu simulieren, ohne einen Eingriff in das bestehende System vorzunehmen. Anhand der Simulationen wurden Änderungen in unseren Terminplanungskalender implementiert und deren Einfl uss auf die GWZ evaluiert.

Methodik: Für diese retrospektive Simulationsstudie wurde ein Simula-tionsmodell erstellt, das auf 4401 Besuchen der Sprechstunde für allge-meine Ophthalmologie in unserer Klinik basiert. Die GWZ war defi niert von der Anmeldung des Patienten bis zur Freigabe des Befunddokuments nach Abschluss der Untersuchung. Alle Messpunkte wurden aus unserer klinischen Forschungsdatenbank für die weitere Verarbeitung exportiert.

Anschließend wurden verschiedene Terminplanungsmodelle anhand ih-rer Reduktion der GWZ bewertet, und das vielversprechendste Modell wurde 2017 in die klinische Praxis umgesetzt.

Ergebnisse: In der Validierung unseres Simulationsmodells erreichten wir eine hohe Übereinstimmung der mittleren GWZ zwischen den realen Da-ten aus der ForschungsdaDa-tenbank (229 ± 100 min) und dem entsprechen-den simulierten Daten (225 ± 112 min). Dies spricht für eine hohe Güte des Simulationsmodells. Im Anschluss an die Simulation wurde ein Ter-394

Veränderung des Augeninnendrucks durch eine

Kataraktoperation – Ergebnisse der Gutenberg Gesundheitsstudie Hoff mann E. M.1*, Aghayeva F.1, Wagner F. M.1, Fieß A.1, Nagler M.2, Münzel T.3, Wild P. 2, Beutel M. 4, Schmidtmann I.5, Pfeiff er N.1, Schuster A.1

1Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Mainz, Deutschland; 2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Zentrum für Präventive Kardiologie, Mainz, Deutschland; 3Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Kardiologie, Mainz, Deutschland; 4Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz; Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Mainz, Deutschland; 5Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Mainz, Deutschland

Einleitung: Die Kataraktoperation senkt den Augeninnendruck. Daher kann sie auch als antiglaukomatöse Behandlungsoption diskutiert wer-den. Allerdings variiert die in der Literatur beschriebene IOD-Senkung.

Es wird vermutet, dass Selektionseff ekte die Ergebnisse stark beeinfl ussen könnten. Im Rahmen dieser bevölkerungsbasierten Studie untersuchen wir den Eff ekt der Kataraktoperation auf den Augeninnendruck ohne ei-nen solchen Selektionseff ekt.

Methodik: Th e Gutenberg Gesundheitsstudie ist eine bevölkerungsba-sierte Kohortenstudie in der Region Mainz/Mainz-Bingen. Studienteil-nehmer erhielten eine umfangreiche ophthalmologische Untersuchung einschließlich Non-Kontakt Tonometrie bei Studieneinschluss (2007–

2012, n = 15.010) und bei der 5-Jahres-Nachuntersuchung (2012–2017, n = 12.432). Der Linsenstatus bei Erstuntersuchung wurde mittels Spalt-lampenuntersuchung erhoben, bei der 5-Jahres-Nachuntersuchung mittels Scheimpfl ug-Bildgebung. Die Veränderung des Augeninnen-drucks im Verlauf wurde berechnet. Zusammenhänge der Augenin-nendruckveränderung wurden mittels linearer Regressionsmodelle mit Einschluss von Alter, Geschlecht, Pseudophakie (vor und innerhalb des Untersuchungsintervall(s)) berechnet.

Ergebnisse: 20.726 Augen von 11.046 Studienteilnehmer (59,5 ± 10,8 Jah-re, 48,8 % weiblich) wurden eingeschlossen. Innerhalb von 5 Jahren wur-de bei 553 rechten (581 linken) Augen eine Kataraktoperation durchge-führt. Der Augeninnendruck veränderte sich innerhalb von 5 Jahren um jeweils +0,70 mmHg. Höheres Alter war mit einer Zunahme des Auge-ninnendrucks verbunden (0,04 mmHg pro 10 Jahre; 95 %-KI: 0,00–0,08], p = 0,03). Eine durchgeführte Katarakt-Operation führte zu einer Ab-nahme des Augeninnendrucks um –0,84 mmHg (95 %-KI: –1,04––0,64, p < 0,0001), während das Vorliegen einer Pseudophakie vor dem Unter-suchungsintervall (B = 0,15; 95 %-KI: –0,11–0,41; p = 0,25) und das Ge-schlecht (B = –0,04; 95 %-KI: –0,12–0,03; p = 0,26) keinen Einfl uss auf die Entwicklung des Augeninnendrucks hatte.

Zusammenfassung: Mit dem Alter steigt der Augeninnendruck auf Bevöl-kerungsebene um 0,70 mmHg innerhalb von 5 Jahren an. Die Durchfüh-rung einer Kataraktoperation senkt den mittleren Augeninnendruck um 0,84 mmHg. Ob es Unterschiede zwischen Glaukomaugen und Gesunden gibt, ist bisher nicht untersucht. Außerdem ist unbekannt, inwieweit die Geometrie des vorderen Augenabschnitts (z. B. Vorderkammertiefe, Kam-merwinkelweite, Linsendicke) vor einer Kataraktoperation die zu erwar-tende Drucksenkung vorhersagen kann.

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Atropintherapie in der klinischen Routine – eine mehrjährige Beobachtung

Kaymak H.1*,2, Graff B.1, Nienhaus S.1, Schwahn H.1

1Internationale Innovative Ophthalmochirurgie, Breyer Kaymak und Klabe GbR, Düsseldorf, Deutschland; 2Institute of Experimental Ophthalmology, Saarland University Faculty of Medicine, Homburg/Saar, Deutschland Fragestellung: Niedrig dosiertes Atropin zur Hemmung der Myopiepro-gression ist Gegenstand systematischer klinischer Studien unter kontrol-lierten Bedingungen und mit ausgewählten Patientenkollektiven. Die

Einleitung: Wichtiges Kommunikations- und Informationsmittel für die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Augenarzt und Diabetologe ist der Arztbrief. In einer Stichprobe wurde untersucht, welchen Einfl uss Patienten auf den Befundaustausch zwischen den Fachdisziplinen haben können.

Methode: In der DiabcheckOCTplus-Studie wurden in 3 diabetologischen Schwerpunktpraxen insgesamt 810 Patienten mit Diabetes mellitus unter-sucht. Augenärztliche Befundberichte sowie klinische Parameter wurden aus der elektronischen Patientenakte entnommen. Mittels eines Fragebo-gens wurden die Anzahl der Augenarztbesuche, eventuelle Hinderungs-gründe, Angaben zur Entscheidungskompetenz und Informationsge-winnung der Patienten ermittelt. Für Assoziationen wurde bei stetigen Variablen eine lineare und für binäre eine logistische multivariate Regres-sionsanalyse durchgeführt. In der deskriptiven Statistik wurde ein p-Wert

< 0,05 als signifi kant gewertet.

Ergebnisse: Die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer augenärztli-chen Dokumentation war bei Patienten mit T1 DM oder diabetischer Re-tinopathie (DR) doppelt so hoch. Bei Carotisstenose, Neuropathie, höhe-ren HbA1c-Werten, Selbsthilfegruppen als bevorzugte Informationsquelle und Barrieren für Augenarztbesuche wurde seltener ein Befundbericht übermittelt. Die Aktualität der Befunde stieg mit der Eigenkompetenz der Patienten, niedrigeren HbA1c-Werten und nahm jedoch unter berichteten Barrieren für Arztbesuche ab.

Die Wahrscheinlichkeit individueller Arztbriefe gegenüber Standardfor-mularen nahm bei älteren Patienten mit höheren HbA1c-Werten, beste-hender DR und bevorzugter Informationsquelle bei Selbsthilfegruppen zu.

Das angeratene Zeitintervall zur Wiedervorstellung wurde kürzer bei vor-liegender DR oder Neuropathie sowie höheren HbA1c-Werten und länger bei bekannten Barrieren für den Augenarztbesuch.

Diskussion: Die augenärztliche Dokumentation zeigte nicht nur mögliche Einfl üsse des Netzhautbefunds oder diabetischer Komorbiditäten, son-dern wurde auch von patienten-abhängigen Faktoren wir Th erapieadhä-renz, bevorzugten Informationsquellen, der Entscheidungskompetenz so-wie anderen Barrieren beeinfl usst.

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SALUS – Selbsttonometrie und Datentransfer in der Glaukomversorgung

Oldiges K.1*, Holtrup L.1, Diener R.1, Leclaire M. D.1, Czapski P.1, Glitz B.1, Merté R.-L.1, Treder M.1, Alnawaiseh M.1, Vastardis I.2, Kersten-Gomez I.3, Böker T.4, Burk R.5, Kaskel-Paul S.6, Hermel M.7, Kohlhaas M.2, Dick H. B.3, Eter N.1

1Klinik für Augenheilkunde/Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland; 2Klinik für Augenheilkunde/St.-Johannes-Hospital Dortmund, Dortmund, Deutschland; 3Universitäts-Augenklinik Bochum, Bochum, Deutschland; 4Klinik für Augenheilkunde/Klinikum Dortmund, Dortmund, Deutschland; 5Klinik für Augenheilkunde/Klinikum Bielefeld, Bielefeld, Deutschland; 6Klinik für Augenheilkunde/Klinikum Lüdenscheid, Lüdenscheid, Deutschland; 7Klinik für Augenheilkunde/Kath. Krankenhaus Hagen, Hagen, Deutschland

Hintergrund: Telemedizin kann einen erheblichen Beitrag zur Verbesse-rung der Gesundheitsversorgung liefern, indem medizinische Angebote zeit- und raumunabhängig zur Verfügung gestellt werden. Darauf zielt das Projekt SALUS (Selbsttonometrie und Datentransfer bei Glaukompatien-ten zur Verbesserung der Versorgungssituation) ab, welches eine ambulan-te, intersektorale Versorgungsform entwickelt, bei der Glaukompatienten ihren Augeninnendruck (IOD) in ihrer häuslichen Umgebung mit einem Selbsttonometer selbstständig messen, anstatt für ein stationäres TTP (Ta-gestensioprofi l) für mindestens 24 h in einer Klinik aufgenommen zu wer-den. Die dabei erhobenen Werte fl ießen in Tagesdruckprofi le ein, die über eine elektronische Patientenakte zusammen mit weiteren Untersuchungs-daten sowohl von den behandelnden Augenärzten in den Praxen und Kli-niken als auch von den Patienten eingesehen werden können.

Methodik: In einer prospektiven randomisiert-kontrollierten unverblinde-ten Studie sollen 1980 Patienunverblinde-ten mit einer Indikation für ein TTP durch

Methodik: In einer prospektiven randomisiert-kontrollierten unverblinde-ten Studie sollen 1980 Patienunverblinde-ten mit einer Indikation für ein TTP durch

Im Dokument DOG 2020 DOG 2020 (Seite 130-136)