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Inkubationszeiten der Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps nach oraler

4. ERGEBNISSE

4.2. Befunde der Untersuchungen der Ziegen des Genotyps IRQ/IRQ (Wildtyp)

4.2.1. Ergebnisse der klinischen Untersuchung und der Verhaltensanalysen

4.2.1.1. Inkubationszeiten der Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps nach oraler

Für vier von 15 inokulierten Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps (Wildtyp) konnten ausgehend von der klinischen Symptomatik, Inkubationszeiten ermittelt werden. Die kürzeste Inkubationszeit zeigte die Ziege ZG 01 mit 723 Tagen bzw. 23 Monaten p. i.

Die längsten Inkubationszeiten wurden für die Ziegen ZG 34 und ZG 38 mit 737 Tagen p. i. bzw. 24 Monate p. i. ermittelt.

Tab. 13: Inkubationszeiten und Sektionszeitpunkte klinisch an BSE erkrankter Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps (Wildtyp)

I = Isoleucin, Q = Glutamin, R = Arginin, d p. i./Mo p. i. = Tage/Monate post inoculationem 4.2.1.2. Die Klinik BSE-erkrankter Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps

Das erste Tier in dieser Pathogenesestudie, welches ab dem Tag 723 p. i. klinische BSE-Symptome entwickelte, war eine Ziege des IRQ/IRQ-Genotyps (Wildtyp). Diese Ziege (ZG 01) fiel durch einen behandlungsresistenten Konditionsverlust bis hin zur Kachexie bei erhaltener Fresslust auf. Des Weiteren fehlte das typische Ohrenspiel, das Haarkleid war stumpf und das fortwährende Kratzen, was zu haarlosen verkrusteten Hautarealen v. a. an der Hornbasis des Kopfes und dorsal an der Schwanzwurzel führte, deutete auf einen ausgeprägten Juckreiz hin. Auf Berührungen dieser haarlosen Bereiche reagierte das Tier mit heftigen

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Abwehrbewegungen. Es schlug mit dem Kopf und den Hintergliedmaßen aus. Das Tier zeigte schließlich unter Stressbedingungen, z. B. während der klinischen Untersuchung, einen permanenten Kopftremor mit ausgeprägtem Speichelfluss und Hypermetrien. Das Fressverhalten war deutlich verändert und es gelang ihm zunehmend schlechter, das ihm angebotene Futter mit dem Maul bzw. der Zunge aufzunehmen. Der Kauvorgang erschien verlangsamt und unkoordiniert, was auf eine gestörte Zungenmotorik schließen ließ. Das Tier wurde zunehmend lethargisch, sonderte sich von der Herde ab und wurde von den Artgenossen verstärkt attackiert.

Auf Grund der raschen Progredienz der Erkrankung wurde das Tier 753 Tage p. i., d. h. 30 Tage nach dem ersten klinischen Verdacht, euthanasiert und seziert. Bei zwei weiteren Ziegen (ZG 34 und ZG 38) konnten ab 737 Tage p. i. weniger starke, aber dennoch deutlich ausgeprägte klinische BSE-Symptome beobachtet werden.

Die Tiere zeigten neben fortschreitendem Konditionsverlust auch die gestörte Nahrungsaufnahme bei erhaltener Fresslust, fehlendes Ohrenspiel und Lethargie.

Fellverluste im Bereich der Hornbasis und der Steißgegend gingen mit einer Hypersensibilität in diesen Bereichen einher. Deren Berührung führte zu übermäßigen Abwehrbewegungen. Zudem deutete intensives Scheuern auf einen bestehenden Juckreiz hin. Diese Tiere wurden 765 Tage p. i., d. h. 29 Tage nach dem initialen Verdacht, euthanasiert und seziert. Ein weiteres Tier (ZG 33) fiel dagegen nur über einen sehr kurzen Zeitraum ab 736 Tage p. i. durch eine geringgradige klinische Symptomatik in Form von Hypersensibilität im Kopfbereich mit teilweise heftigen Abwehrreaktionen beim Aufhalftern auf. Die Sektion des Tieres erfolgte nicht auf Grund der hier geschilderten vielgestaltigen BSE-Symptomatik, sondern auf Grund der Vorgaben des Studienprotokolls nach 743 Tagen p. i., weshalb sich eine Krankheitsdauer von nur acht Tagen protokollieren ließ.

Generell ließ sich bei den Ziegen ein exakter Zeitpunkt des Beginns der Erkrankungen an Hand der anfänglich ausgesprochen unspezifischen Symptome nur schwer ermitteln. Einen detaillierten Überblick zu den ermittelten klinischen Symptomen der BSE erkrankten Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps gibt die Tab. 16.

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4.2.2. TSE-Schnelltest- und Immunoblot-Ergebnisse bei Ziegen des IRQ/IRQ- Genotyps (Wildtyp)

Von insgesamt 16 Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps erfolgten Untersuchungen von Hirnstammmaterial mittels eines EU-zugelassenen TSE-Schnelltests (TeSeE-Test, Firma BioRad). Der Schnelltest erbrachte für die vier klinisch erkrankten Tiere (ZG 01, ZG 33, ZG 34 und ZG 38) PrPSc-reaktive Befunde. Die ermittelten Werte dieser Ziegen lagen mit 1,631 bis 3,235 OD-Werten (optische Dichte) deutlich über dem Cut-off-Wert von 0,232. Für 12 nicht erkrankte Ziegen inklusive der zwei Kontrolltiere wurden PrPSc-negative Befunde mit einer optischen Dichte zwischen 0,015 und 0,022 bei dem gleichen Cut-off-Wert von 0,232 ermittelt.

Nach der PTA-Fällung wurde das Hirnstammmaterial zudem mittels Immunoblot untersucht. Die Schnelltest-Befunde konnten durch den Immunoblot bestätigt werden (Daten nicht gezeigt). Die PrPSc-reaktiv getesteten Tiere wurden auf Grund der übereinstimmenden Befunde als TSE-positiv gewertet, während die übrigen 12 untersuchten Tiere als TSE-negativ befundet wurden. Die Ergebnisse des BioRad-TeSeE-Schnelltests der Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps sind in der Tab. 17 aufgeführt.

In Anschluss an diese Untersuchungen wurde das Hirnstammmaterial der vier PrPSc -reaktiv getesteten Ziegen in dem diskriminatorischen Immunoblot-Verfahren (FLI-Test) zur Abgrenzung der BSE- von einer Scrapie-Infektion untersucht. Die Ergebnisse des FLI-Tests sind im Kap. 4.3.4. beschrieben.

4.2.3. Histopathologische und immunhistochemische Befunde der Obexregion von Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps (Wildtyp)

Nach den proteinbiochemischen Untersuchungen des Hirnstammmaterials (TSE-Schnelltest, Immunoblot) erfolgte die histologische Untersuchung der Obexregion des Hirnstamms auf TSE-spezifische histopathologische Veränderungen am H.-E.-Schnitt und auf PrPSc-Ablagerungen mittels Immunhistochemie (Abb. 8).

Bereits früher erfolgte histopathologische und immunhistochemische Untersu-chungen der Obexregionen von vier klinisch erkrankten Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps (ZG 01, ZG 33, ZG 34 und ZG 38) ergaben positive Befunde. Diese waren bereits von Freyse (2012) beschrieben worden (Freyse, 2012). Ihre erneute

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Darstellung ist aus Gründen der Vergleichbarkeit notwendig, da weitere Ziegen dieses und der anderen Genotypen in gleicher Weise untersucht wurden.

Histopathologisch konnten bei den vier Ziegen im Obex spongiforme Auflocke-rungen des Neuropils und vakuoläre Degenerationen der Neurone festgestellt werden. Die Ziegen ZG 01 und ZG 34 wiesen in den Kerngebieten der Obexregion mit Ausnahme der Nuclei (Ncll.) olivares hochgradig spongiforme Enzephalopathien auf. Hier waren für die ZG 34 nur mittelgradige Veränderungen feststellbar. Für die Ziege ZG 38 konnte insgesamt eine mittelgradig spongiforme Enzephalopathie ermittelt werden. Dieses Tier wies hochgradige vakuoläre Veränderungen im Nucleus (Ncl.) parasympathicus nervi vagi (DMNV) und Ncl. tractus spinalis n.

trigemini und mittelgradige Veränderungen im Ncl. tractus solitarii und Ncl. motorius n. hypoglossi auf. Geringgradige Veränderungen zeigten sich hingegen im Ncl. cuneatus. Die Ncll. olivares wiesen keine Veränderungen auf. Da sich bei der Ziege ZG 33 im DMNV und im Ncl. tractus spinalis n. trigemini nur geringgradige Veränderungen zeigten, lag nur eine geringgradige spongiforme Enzephalopathie vor (Abb. 10).

Ergänzend dazu wurden zudem die Obexregionen einer nicht klinisch erkrankten Ziege (ZG 18) und eines ebenfalls klinisch unauffälligen Kontrolltiers (ZG 14), die bereits an Hand der biochemischen Untersuchungsbefunde als TSE-negativ bewertet wurden, untersucht. Die histopathologischen Untersuchungen ergaben für beide Ziegen in den sechs Kerngebieten der Obexregion ausschließlich negative Befunde, da keine spongiformen Auflockerungen des Neuropils und keine vakuolären Degenerationen der Neurone nachweisbar waren (Abb. 10).

In der Abb. 10 sind die Befunde für die Ziege (ZG 18) und für das Kontrolltier (ZG 14) im Vergleich zu den bereits von Freyse (2012) beschriebenen vier klinisch erkrankten Ziegen dargestellt.

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Abb. 10: Grad der histopathologischen Veränderungen definierter Kerngebiete der Obexregion von vier klinisch erkrankten Ziegen (ZG 01, ZG 33, ZG 34 und ZG 38) sowie zwei nicht klinisch erkrankten Ziegen ZG 18 und ZG 14 (Kontrollziege) des IRQ/IRQ-Genotyps (Wildtyp). Ncl./Ncll. = Nucleus/Nuclei, n. = nervi, DMNV = Nucleus parasympathicus nervi vagi, ggr. = geringgradig, mgr. = mittelgradig, hgr. = hochgradig, * Ncl. tractus solitarii dieser Tiere konnte nicht beurteilt werden (z. T. übernommen aus Freyse, 2012).

Die immunhistochemische Untersuchung der Obexregionen mittels mAk 6C2 erbrachte den Nachweis von hochgradigen PrPSc-Ablagerungen in den Kerngebieten von Ziege ZG 01. Für die Ziege ZG 34 waren mittelgradige PrPSc-Ablagerungen im Ncl. tractus spinalis n. trigemini und in den Ncll. olivares sowie in vier weiteren Kerngebieten hochgradige PrPSc-Ablagerungen feststellbar. Die Ziege ZG 38 wies in drei von sechs Kerngebieten (Ncl. motorius n. hypoglossi, DMNV und Ncl. tractus solitarii) hochgradige PrPSc-Ablagerungen auf. Die übrigen Kerngebiete waren mittelgradig von PrPSc-Ablagerungen betroffen. Im Ncl. motorius n. hypoglossi und DMNV der Ziege ZG 33 fanden sich hochgradige PrPSc-Ablagerungen und in allen weiteren Kerngebieten mittelgradige PrPSc-Ablagerungen.

Die ermittelten PrPSc-Ablagerungen wurden bei allen Ziegen als fein- bis grobgranulär klassifiziert und konnten sowohl in der grauen Substanz als auch in geringerem Maße in der weißen Substanz nachgewiesen werden. Extrazelluläre PrPSc-Ablagerungen wurden im Neuropil und intrazelluläre in den Neuronen sowie in Gliazellen detektiert. Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Grad der

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histopathologischen Veränderungen und dem Grad der PrPSc-Ablagerungen wurde nicht festgestellt. Der Ncl. tractus solitarii im Obex der Ziege ZG 01 und der Ziege ZG 33 war sowohl histopathologisch als auch immunhistochemisch nicht beurteilbar.

Die immunhistochemischen Untersuchungen der Obexregion der klinisch unauffälligen Ziegen ZG 18 und ZG 14 erbrachten in den sechs Kerngebieten keinen Nachweis von PrPSc-Ablagerungen und damit ausnahmslos negative Befunde. Die erhobenen histologischen Befunde gehen konform mit den Ergebnissen der TSE-Schnelltest-Untersuchung (Tab. 17) und den der Immunoblot-Untersuchung.

Der Darstellung der immunhistochemischen Befunde wurden ebenfalls im Vergleich zu den von Freyse (2012) berichteten Ergebnissen die Befunde der Ziege (ZG 18) und des Kontrolltieres (ZG 14) hinzugefügt (Abb. 11).

Abb. 11: Grad der PrPSc-Ablagerungen in definierten Kerngebieten der Obexregion von vier klinisch erkrankten Ziegen (ZG 01, ZG 33, ZG 34 und ZG 38) sowie zwei nicht klinisch erkrankten Ziegen ZG 18 und ZG 14 (Kontrollziege) des IRQ/IRQ- Genotyps (Wildtyp). Ncl./Ncll. = Nucleus/Nuclei, n. = nervi, DMNV = Nucleus parasympathicus nervi vagi, ggr. = geringgradig, mgr. = mittelgradig, hgr. = hochgradig, * Ncl. Tractus solitarii dieser Tiere konnte nicht beurteilt werden (z. T. übernommen aus Freyse, 2012).

4.2.3.1. Histopathologische und immunhistochemische Befunde ausgewählter Gewebe von Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps (Wildtyp)

Die histopathologischen und immunhistochemischen Untersuchungen von verschiedenen Gewebeproben des ZNS, des PNS, des LRS, des GIT sowie weiterer

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Körperproben (Abb. 5) erfolgte für vier klinisch an BSE erkrankten Ziegen (ZG 01, ZG 33, ZG 34 und ZG 38), drei nicht klinisch erkrankten Ziegen (ZG 13, ZG 18 und ZG 39) und für ein Kontrolltier (ZG 14) des IRQ/IRQ-Genotyps (Wildtyp).

Für die vier klinisch erkrankten Ziegen (ZG 01, ZG 33, ZG 34 und ZG 38) konnten in den Gewebeproben der Ganglia coeliaca und in Proben des Rückenmarks im Bereich des siebten Thorakalsegments (Th 7) histopathologische Veränderungen ermittelt werden. Diese finden sich in Form von spongiformen Auflockerungen des Neuropils v. a. in der grauen Substanz und als vakuoläre Degenerationen der Neuronen.

Die Ziege ZG 01 wies sowohl im Ganglion coeliacum als auch im Rückenmark hoch-gradige vakuoläre Degenerationen der Neuronen auf. In der grauen Substanz des Rückenmarks zeigten sich zudem hochgradige spongiforme Auflockerungen des Neuropils. Im Ganglion coeliacum und im Rückenmark der Ziege ZG 33 zeigten sich geringgradige vakuoläre Degenerationen der Neuronen und in der grauen Substanz des Rückenmarks geringgradige spongiforme Veränderungen im Neuropil. Das Ganglion coeliacum der Ziege ZG 34 wies mittelgradige und das Rückenmark hoch-gradige vakuoläre Degenerationen der Neuronen auf. In der grauen Substanz des Rückenmarks waren hochgradige spongiforme Auflockerungen des Neuropils feststellbar. Die Ziege ZG 38 wies im Rückenmark mittelgradige spongiforme Veränderungen auf. Das Ganglion coeliacum dieser Ziege konnte nicht beurteilt werden. Die nicht klinisch erkrankten Ziegen ZG 13, ZG 18, ZG 39 sowie das Kontrolltier ZG 14 zeigten keine histopathologischen Veränderungen in den unter-suchten Gewebeproben.

Bei vier klinisch erkrankten Tieren (ZG 01, ZG 33, ZG 34 und ZG 38) und einer klinisch unauffälligen Ziege (ZG 39) wurden PrPSc-Ablagerungen z. T. in einer Vielzahl der untersuchten Gewebeproben detektiert.

Die Ziege ZG 01 wies die ausgeprägtesten PrPSc-Ablagerungen auf. Sowohl im Ganglion coeliacum als auch in der grauen Substanz des Rückenmarks und in den Ependymzellen des Zentralkanals waren hochgradige PrPSc-Ablagerungen detektierbar. Weitere hochgradige Ablagerungen zeigten sich im Ileum in den

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darmassoziierten lymphatischen Geweben (GALT) und im Enterischen Nerven-system (ENS) in seinen beiden Hauptkomponenten Plexus submucosus und Plexus myentericus. Das ENS des ileozäkalen Eingangs wies hochgradige und das ENS des Rektums geringgradige PrPSc-Ablagerungen auf. Im GALT des ileozäkalen Eingangs waren keine und im Rektum nur geringgradige Ablagerungen detektierbar.

Die Ziege ZG 33 wies im Ggl. coeliacum hochgradige und in der grauen Substanz des Rückenmarks mittelgradige PrPSc-Ablagerungen auf. Geringgradige Ablagerungen wurden dagegen im ENS des Ileums, des ileozäkalen Eingangs und des Rektums detektiert. Einzig im GALT des Ileums zeigten sich geringgradige PrPSc-Ablagerungen. Bei Ziege ZG 34 fanden sich hochgradige PrPSc-Ablagerungen im Ggl. coeliacum, im Rückenmark (TH 7), in den Ependymzellen und im ENS und GALT des Ileums (Abb. 18). Der ileozäkale Eingang wies im GALT hochgradige und im ENS mittelgradige Ablagerungen auf. Im Rektum zeigten sich einzig im ENS geringgradige Ablagerungen. Die Ziege ZG 38 wies im Rückenmark mittelgradige und in den Ependymzellen geringgradige PrPSc-Ablagerungen auf. Hochgradige Ablagerungen zeigten sich im ENS des Ileums, geringgradige im ileozäkalen Eingang und im Rektum. Lediglich im GALT des Ileums waren mittelgradige Ablagerungen detektierbar. Das Ganglion coeliacum dieser Ziege konnte nicht beurteilt werden.

Bei der klinisch unauffälligen Ziege ZG 39, die zuvor in den proteinbiochemischen Untersuchungen als TSE-negativ befundet worden war, gelang der Nachweis von geringgradigen PrPSc-Ablagerungen in wenigen Nervenzellen des Ganglion coeliacum. In den Gewebeproben der Ziegen ZG 13, ZG 14 (Kontrolltier) und ZG 18 wurden keine PrPSc-Ablagerungen detektiert.

In den Lymphknoten, der Tonsille, in den Gewebeproben des Peripheren Nervensystems, im Musculus semitendinonsus, in der Haut und im Euter waren bei keiner Ziege PrPSc-Ablagerungen detektierbar. Eine Auswertung der Milzproben war auf Grund des teilweise hohen Anteils an Hämosiderin im Gewebe, welches nicht sicher vom angefärbten PrPSc zu differenzieren war, nicht möglich.

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Alle positiv befundeten Tiere zeigten fein- bis grobkörnige intra- und extrazelluläre PrPSc-Ablagerungen. In den Ependymzellen des Zentralkanals des Rückenmarks stellte sich PrPSc ausschließlich als sehr feingranuläre, überwiegend apikal gelegene Ablagerungen dar. In den Ganglia coeliaca gelang der Nachweis von intraneuronalen und glialen fein- bis grobkörnigen PrPSc-Ablagerungen. Auch im LRS traten die PrPSc-Ablagerungen vorwiegend als fein- bis grobkörnige Reaktionsprodukte in den Makrophagen und in den follikulären dendritischen Zellen auf. Zudem konnten in den Lymphfollikeln feinkörnige Ablagerungen von PrPSc, welches netzartig das Gewebe durchzog und auch als follikulär-dendritisches Ablagerungsmuster bezeichnet wird, beobachtet werden. Im ENS gelang der Nachweis von intraneuronalen, überwiegend feinkörnigen Ablagerungen von PrPSc. Die Ergebnisse der immunhistochemischen Untersuchung für Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps (Wildtyp) sind in den Tab. 18 und 19 dargestellt.

4.2.4. Nachweis von Infektiosität im Gewebe mittels Maus-Bioassay

Die Durchführung des Maus-Bioassays erfolgte in hochsensitiven Schaf-PrP- transgenen Mäusen der Linie Tgshp IX, die mit Probenmaterial von drei Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps (Wildtyp) intrazerebral inokuliert wurden. Ausgewählt wurden Gewebeproben von zwei klinisch nicht an BSE erkrankten Ziegen (ZG 19 und ZG 24) (Abb. 6), für die die vorab durchgeführte Schnelltest-Untersuchung des Hirnstamms ein negatives Ergebnis erbracht hatte. Auch die immunhistochemischen Untersuchungen von Gewebeproben dieser Ziegen ergaben einzig im Ganglion coeliacum der Ziege ZG 24 den Nachweis von geringgradigen PrPSc-Ablagerungen (Freyse, 2012). Des Weiteren wurden transgene Mäuse mit Gewebeproben von einer hochgradig BSE-erkrankten Ziege (ZG 01) inokuliert (Abb. 6). Für dieses Tier lagen zum Zeitpunkt der Probenauswahl erste positive Ergebnisse der proteinbiochemischen Untersuchungen des Hirnstammmaterials vor (Tab. 17).

4.2.4.1. Ergebnisse des Maus-Bioassays

Die Untersuchung der Gehirnproben von inokulierten transgenen Mäusen erfolgte mittels Immunoblot. In bislang fünf von 12 Gewebe-Homogenaten der Ziege ZG 01 ergab der Maus-Bioassay als sensitivste Nachweismethode den eindeutigen Nachweis des BSE-Erregers (Abb. 12).

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Abb. 12: Immunoblot-Untersuchung von Gehirnproben transgener Mäuse nach Inokulation mit Gewebe-Homogenaten der Ziege ZG 01 des IRQ/IRQ-Genotyps. Marker = FLI-Marker, M. = Musculus, PL. = Plexus, kDa = Kilodalton, L42 = monoklonaler Antikörper.

Im Gehirn von sieben Mäusen, denen ein Homogenat des Musculus semitendinosus inokuliert worden war, wurde PrPSc detektiert (7/14; 50 %). Der Nachweis von PrPSc gelang zudem bei zwei Mäusen nach Inokulation eines Homogenats des Plexus brachialis (2/11; 18 %) und bei sieben Mäusen nach der Inokulation eines Milz-homogenats (7/12; 58 %). Des Weiteren war in zwei Mäusehirnen nach Inokulation eines Euterhomogenats ebenso PrPSc nachweisbar (2/10; 20 %). In drei Mäuse-hirnen konnte nach der Inokulation eines Zungenhomogenats PrPSc nachgewiesen werden (3/11; 27 %). Dagegen gelang der Nachweis von PrPSc in Proben von Plazenta und Vollmilch nicht (Tab. 14).

Die Untersuchungen von Mäusehirnen nach der Inokulation von Homogenaten der Haut, Glandula lacrimalis, Glandula submandibularis, von Sahne und dem caudalen Anteil der Medulla oblongata der Ziege ZG 01 sowie dem Homogenat des caudalen Anteils der Medulla oblongata der ZG 24 sind mit dem Verfassen der Dissertations-schrift noch nicht abgeschlossen.

Die Immunoblot-Untersuchungen der Mäusehirne, inokuliert mit Gewebe-Homogenaten der Ziegen ZG 19 und ZG 24, ergaben keinen Hinweis auf das Vorhandensein von PrPSc und damit auf Infektiosität bzw. den BSE-Erreger.

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Tab. 14: Analyse von Homogenaten BSE-inokulierter, nicht klinisch (n = 2) und klinisch erkrankter Ziegen (n = 1) des IRQ/IRQ-Genotyps im Maus-Bioassay in

Ln. retropharyn. 0/11 0/13 Ileale Peyer’sche

Platten 0/14 0/15

Ggl. coeliacum 0/12 0/13

N. vagus 0/13 0/14

N. splanchnicus 0/9 0/13 caudale Medulla 0/14 n. b.

M. = Musculus, Pl. = Plexus, Ln. = Lymphonodus, Ggl. = Ganglion, N. = Nervus, ZG 19 und ZG 24 = klinisch nicht erkrankte Ziegen (12 Monate p. i.; IRQ/IRQ-Genotyp) sowie ZG 01 = klinisch erkrankte Ziege (24 Monate p. i.; IRQ/IRQ-Genotyp), n. b. = Untersuchung noch nicht beendet, grau hinterlegt = Leerfeld. Die Ergebnisse der Immunoblot-Untersuchung sind im Verhältnis positiv getesteter Mäusehirne zur Gesamtanzahl untersuchter Mäuse angegeben.

Die ermittelten Inkubationszeiten in Tagen sind Mittelwerte ± SEM.

4.3. Befunde der Untersuchungen der Ziegen des Genotyps IQQ/IRQ

4.3.1. Inkubationszeiten der Ziegen des IQQ/IRQ-Genotyps nach Inokulation Drei von 11 inokulierten Ziegen des IQQ/IRQ-Genotyps entwickelten eine klinische Symptomatik, so dass für diese Inkubationszeiten ermittelt werden konnten. Die Inkubationszeit bei den Ziegen ZG 05 und ZG 28 betrug jeweils 887 Tagen (29 Monaten p. i.) und bei Ziege ZG 20 904 Tagen p. i. (29 Monate p. i.).

72 Ergebnisse

Tab. 15: Inkubationszeiten und Sektionszeitpunkte klinisch an BSE erkrankter Ziegen des IQQ/IRQ-Genotyps

IQQ/IRQ-Genotyp klinisch kranke

Ziege

Inkubationszeit d p. i. (Mo p. i.)

Sektionszeitpunkt d p. i. (Mo p. i.)

ZG 05 887 (29) 1031 (34)

ZG 20 904 (29) 1101 (36)

ZG 28 887 (29) 1023 (33)

I = Isoleucin, Q = Glutamin, R = Arginin, d p. i./Mo p. i. = Tage/Monate post inoculationem 4.3.2. Die Klinik BSE-erkrankter Ziegen des IQQ/IRQ-Genotyps

Im Gegensatz zu den Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps war die Krankheitsphase mit einem Zeitraum von vier bis sieben Monaten deutlich verlängert. Die Ziegen ZG 05 und ZG 28 zeigten einen weniger progredienten Krankheitsverlauf. Die Tiere fielen durch ein reduziertes Allgemeinbefinden mit fehlendem Ohrenspiel, Konditionsverlust und im späteren Verlauf durch Lethargie auf. Weiterhin wurden Fellverluste und Hypersensibilität in der Kopf- und Steißregion beobachtet. Bei Berührung dieser Regionen kam es zu übermäßigen Abwehrbewegungen. Erstmalig zeigten erkrankte Ziegen Ataxien. Die Ziege ZG 05 wurde 1031 Tage p. i. und die Ziege ZG 28 1023 Tage p. i. nach einer Krankheitsphase von jeweils vier Monaten euthanasiert und seziert. Die Ziege ZG 20 fiel neben den vorab genannten Symptomen durch ihr stumpfes Haarkleid auf. Die Euthanasie dieses Tieres wurde 1101 Tage p. i. nach einer sieben Monate dauernden Krankheitsphase erforderlich. Für die drei erkrankten Ziegen des IQQ/IRQ-Genotyps wurden keine Störung der Futteraufnahme trotz fortschreitenden Konditionsverlustes und kein als Juckreiz interpretiertes Scheuern an Objekten beobachtet, obwohl sich Fellverluste in der Kopf- und Steißregion fanden (Tab. 16).

Ergebnisse 73

Tab. 16: Klinische Symptome der BSE-Erkrankung bei Ziegen des IRQ/IRQ-Genotyps (n = 4, Wildtyp) und des IQQ/IRQ-Genotyps (n = 3) in der zeitlichen Abfolge des Auftretens

I = Isoleucin, Q = Glutamin, R = Arginin, ggr. = geringgradig, mgr. = mittelgradig, hgr. = hochgradig, x = Symptom aufgetreten, - = Symptom nicht aufgetreten, grau hinterlegt

= Tier bereits seziert PrP-Genotyp

Ziege ZG 01 ZG 33 ZG 34 ZG 38 ZG 05 ZG 20 ZG 28

Grad der Erkrankung

zum Zeitpunkt der Euthanasie hgr. ggr. mgr. mgr. mgr. mgr. mgr.

Hypersensibilität der

74 Ergebnisse

4.3.3. TSE-Schnelltest- und Immunoblot-Ergebnisse bei Ziegen des IQQ/IRQ- Genotyps

Für die insgesamt 11 sezierten Ziegen des IQQ/IRQ-Genotyps erfolgten identische Untersuchungen des Hirnstammmaterials mittels EU-zugelassenem TSE-Schnelltest der Firma BioRad. Der Schnelltest erbrachte für drei klinisch erkrankte Ziegen (ZG 05, ZG 20 und ZG 28) PrPSc-reaktive Befunde. Die ermittelten Werte dieser Ziegen lagen mit 2,567 bis 3,299 OD-Werten deutlich über dem Cut-off-Wert 0,232.

Für acht nicht erkrankte Ziegen inklusive eines Kontrolltieres wurden PrPSc-negative Befunde (OD von 0,010 - 0,023) ermittelt.

Das Hirnstammmaterial wurde zudem im Immunoblot (exkl. ZG 40) eingesetzt. Die Schnelltest-Befunde konnten durch den Immunoblot bestätigt werden (Daten nicht gezeigt). Die drei PrPSc-reaktiv getesteten Tiere wurden auf Grund der Befunde als TSE-positiv gewertet, während die übrigen untersuchten Tiere als TSE-negativ bewertet wurden. Die Ergebnisse des TeSeE-Schnelltests der Ziegen des IQQ/IRQ-Genotyps sind gemeinsam mit denen der Ziegen des IRQ/IRQ- und IRK/IRQ-Genotyps in der Tab. 17 aufgeführt.

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Tab. 17: Ergebnisse der BioRad-TeSeE-Schnellteste von 36 adulten Ziegen geordnet nach PrP-Genotyp Zuchtbock/Kontrolltier; OD-Wert = optische Dichte, ermittelt durch photometrische

Tab. 17: Ergebnisse der BioRad-TeSeE-Schnellteste von 36 adulten Ziegen geordnet nach PrP-Genotyp Zuchtbock/Kontrolltier; OD-Wert = optische Dichte, ermittelt durch photometrische