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Übertragungswege der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie bei

5. DISKUSSION

5.8. Übertragungswege der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie bei

lange bekannt ist (Dickinson et al., 1974), liegen hinsichtlich der Übertragungswege der BSE kaum Informationen vor. Bislang konnte in einer Studie eine maternale Übertragung bei experimentell BSE-infizierten Mutterschafen auf Lämmer gezeigt werden. Die Übertragung erfolgte in utero oder peripartal (Bellworthy et al., 2005a).

5.8.1. Erkenntnisse zur maternalen Übertragbarkeit

Drei BSE-inokulierte Ziegen ZG 01, ZG 12 und ZG 25 (je eine der drei Genotypen) und ein nicht inokulierter Zuchtbock (ZG 40, IQQ/IRQ-Genotyp) wurden verpaart und sieben lebensfähige Nachkommen geboren. Drei Lämmer (ZG 45, ZG 46 und ZG 47) waren Träger des empfänglichen IRQ/IRQ-Genotyps (Wildtyp), zwei Lämmer (ZG 42 und ZG 44) des ebenfalls empfänglichen IQQ/IRQ-Genotyps. Zwei weitere Lämmer waren Träger des wahrscheinlich unempfänglichen Genotyps IRK/IRQ (ZG 43) und IRK/IQQ (ZG 41). Die Lämmer wurden 4 Monate gesäugt und danach von den Muttertieren abgesetzt. Um den Kontakt zu den adulten und erkrankten Ziegen und damit eine horizontale Übertragbarkeit auszuschließen, wurden die Jungtiere nachfolgend separat von der Herde gehalten.

Die Mutterziege ZG 12 wurde 34 Monate p. i. klinisch unauffällig und die Mutterziege ZG 25 nach 44 Monate p. i. auf Grund einer nicht BSE-assoziierten Erkrankung euthanasiert und seziert. Bei beiden Ziegen wurde proteinbiochemisch und immunhistochemisch kein PrPSc in den untersuchten Gewebeproben nachgewiesen.

Das dritte Muttertier ZG 01 (IRQ/IRQ-Genotyp, Wildtyp) erkrankte kurz nach der Laktationsphase klinisch an BSE und wurde fünf Monate post partum (p. p.) bzw.

24 Monate p. i. euthanasiert und seziert. Das Tier hatte zuvor zwei Lämmer jeweils vom PrP-Genotyp IRQ/IRQ (ZG 45, Wildtyp) und IQQ/IRQ (ZG 44) ausgetragen und gesäugt. In den Gewebeproben dieser Mutterziege waren proteinbiochemisch und immunhistochemisch teils hochgradige PrPSc-Ablagerungen detektierbar. Die Untersuchung der unmittelbar p. p. entnommenen Proben von Plazenten und

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Nabelschnüren in der Immunhistochemie erbrachten keinen Nachweis von PrPSc (Freyse, 2012). Ebenso verlief die Untersuchung der Plazenta- und der Milchproben des erkrankten Muttertieres (ZG 01) auf die Anwesenheit des BSE-Erregers im Maus-Bioassay negativ. Jedoch gelang der Nachweis im Eutergewebe dieses Tieres.

Für Scrapie-infizierte Schafe ist eine maternale Übertragung zwischen dem Muttertier und dem Fetus erwiesen (Hourrigan, 1969; Pattison et al., 1972; 1974; Dickinson et al., 1974; Andreoletti et al., 2002). In fetalen Trophoblastzellen der Plazenta von Lämmern eines empfänglichen PrP-Genotyps konnte PrPSc detektiert werden (Race et al., 1998; Andreoletti et al., 2002). Im Fetus und Uterusgewebe gelang dies bislang nicht (Foote et al., 1993; Wang et al., 2001; Tuo et al., 2002). In einer aktuellen Studie gelang aber mittels Maus-Bioassay der Nachweis von Infektiosität in der Nabelschnur sowie im Mesenteriallymphknoten eines ungeborenen Fetus und liefert damit einen Hinweis für eine Übertragung des Scrapie-Erregers bereits in utero (Spiropoulos et al., 2014). Der PrP-Genotyp der Lämmer scheint bei der Übertragung der Scrapie eine Rolle zu spielen (Race et al., 1998; Andreoletti et al., 2002; Tuo et al., 2002; Alverson et al., 2006). Bei Schafen ist zudem bekannt, dass die Aufnahme von Milch Scrapie-infizierter Muttertiere zur Scrapie-Erreger-Übertragung auf ihre Lämmer führen kann (Konold et al., 2008b; Ligios et al., 2011; Konold et al., 2013a).

Der PrPSc-Nachweis im Eutergewebe und in den Lymphonodi mammarii Scrapie-infizierter Schafe wurde bereits erbracht (Ligios et al., 2005; Lacroux et al., 2008).

Bei Scrapie-infizierten Ziegen konnten González et. al. immunhistochemisch PrPSc im Eutergewebe nachweisen (Gonzalez et al., 2010). Kürzlich berichteten Konold et al., dass auch eine Übertragung von Scrapie durch die Milch infizierter Ziegen auf Schaflämmer erfolgreich war (Konold et al., 2013b).

Keine der bis zu 28 Monate post natum im Versuch gehaltenen Jungziegen erkrankte klinisch an BSE. Die proteinbiochemischen Untersuchungen und die immunhisto-chemischen Untersuchungen einer Vielzahl von Gewebeproben einschließlich der Bioptate erbrachten keinen PrPSc-Nachweis. Die Gesamtheit der Untersuchungs-befunde lässt darauf schließen, dass eine intrauterine Übertragung oder Übertragung im peripartalen Zeitraum von BSE vom Muttertier auf den Fetus bzw. auf das Lamm sowie eine Übertragung mit der Milch auf das Lamm nicht erfolgt sind. Zu

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berücksichtigen ist allerdings, dass die Jungziegen, besonders die der empfänglichen PrP-Genotypen, möglicherweise noch während der Inkubationszeit aus der Studie genommen wurden. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass die Übertragungsraten generell niedrig sind, so dass eine maternale Übertragung bei BSE-infizierten Ziegen nur bei Untersuchungen mit großen Tierzahlen nachgewiesen werden kann.

5.8.2. Erkenntnisse zur horizontalen Übertragbarkeit

Für Scrapie erfolgt nachweislich sowohl bei Schafen als auch bei Ziegen eine horizontale Übertragung durch den direkten Kontakt zu infizierten Tieren (Hourrigan et al., 1969; Ryder et al., 2004) oder durch die orale Aufnahme von infektiösen Nachgeburtsmaterialien, welche zudem auch die Weiden für lange Zeit kontaminieren (Pattison et al., 1972; 1974; Pattison und Millson, 1961). PrPSc wurde auch im Speichel und in den Speicheldrüsen von Schafen nachgewiesen (Maddison et al., 2010; Tamguney et al., 2012; Vascellari et al., 2007). Im Urin (Gonzalez-Romero et al., 2008; Kariv-Inbal et al., 2006) und im Kot (Safar et al., 2008) von experimentell Scrapie-infizierten Hamstern gelang ebenso der PrPSc-Nachweis.

Für die Untersuchung einer horizontalen Übertragung der BSE-Infektion wurden drei als Kontrolltiere gehaltene Ziegen ZG 14 und ZG 27 (Wildtyp-Genotyp) und ZG 40 (IQQ/IRQ-Genotyp) innerhalb der BSE-inokulierten Herde zusammen mit klinisch unauffälligen und klinisch erkrankten Ziegen über einen Zeitraum von 14 bis 39 Monaten gehalten. Für keines der Kontrolltiere konnte eine Ansteckung mit dem BSE-Erreger nachgewiesen werden. Die Tiere erkrankten nicht klinisch an BSE und es waren proteinbiochemisch und immunhistochemisch keine PrPSc-Ablagerungen in den untersuchten Gewebeproben detektierbar. Unsere Befunde lassen vermuten, dass es innerhalb der Herde zu keiner Ausbreitung der Infektion gekommen ist. Der horizontale Übertragungsweg von BSE bei Ziegen erscheint als ineffizient.

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5.9. Kritische Betrachtung zur Bewertung der Untersuchungsmethoden und