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G ENETISCHE T YPISIERUNG EUROPÄISCHER I SOLATE

5 DISKUSSION

5.5 G ENETISCHE T YPISIERUNG EUROPÄISCHER I SOLATE

Um zu klären, ob die deutschen EU-Typ-Isolate innerhalb des EU-Genotyps eigene Cluster bilden, wie es bereits für Isolate aus Spanien, Italien und Dänemark beschrieben ist (SUAREZ et al., 1996; SUAREZ, 2000; FORSBERG et al., 2002; STADEJEK et al., 2006), wurden die hier verwendeten deutschen Isolate (Anhang 8.1) typisiert. Die EU-Typ-PRRSV-Isolate formten innerhalb ihres Genotyps deutliche Cluster. So ließen sich Isolate der Referenzstamm bzw. Impfstamm Verwandten (Lelystad-Cluster) sowie ein italienisches und ein dänisches Cluster unterscheiden, in denen einzelne deutsche Isolate zu finden waren. Ein Teil der aktuellen deutschen Isolate aus Nord-West-Deutschland (DE 05 bis 07) bildeten ein großes, zusammenhängendes und eigenständiges Cluster (Cluster 1) innerhalb des EU-Genotyps.

Dies könnte auf die geographische Nähe der Bestände zueinander zurückzuführen sein. Die Isolate stammten aus dem nordwestlichen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Eine

Diskussion

Übertragung durch Vektoren oder Luft wäre eine mögliche Erklärung für die Ähnlichkeit der Isolate in diesem Cluster. Die Übertragung durch Fliegen (OTAKE et al., 2003), Personal und Gerätschaften (DEE et al., 2002) und Aerosole (DESROSIERS, 2005) ist mittlerweile belegt, wobei die Übertragung durch die Luft allerdings sehr kontrovers diskutiert wird (MORTENSEN et al., 2002; DEE et al., 2002) und lediglich eine Rolle bei Entfernungen zwischen den Beständen von < 2 km spielt. (DESROSIERS, 2005). Ein möglicher Grund dafür, dass dieses Isolate in einem Cluster liegen, spielt sicherlich der regionale und überregionale Handel mit klinisch unauffälligen Schweinen (GROSSE BEILAGE et al., 1991b; LE POTIER et al., 1997; GOLDBERG et al., 2000) (5.4.1).

Die Clusterbildung der deutschen EU-Typ-Isolate konnte in den hier durchgeführten phylogenetischen Analysen bestätigt werden. Auch in Anbetracht dessen, dass vereinzelt deutsche Isolate in anderen Clustern auftreten, ohne dass ein direkter epidemiologischer Zusammenhang zu erkennen ist, kann trotzdem eine deutliche Gruppierung der Isolate festgestellt und die Ergebnisse früherer Studien bestätigt werden, die ebenfalls deutlich getrennte Cluster europäischer Isolate zeigten (SUAREZ et al. 1996). Die typischen deutschen Cluster aus der Einzelauswertung deutscher Isolate, sind auch in der phylogenetischen Analyse mit den ORF5 Sequenzen von EU-Typ-Isolaten aus anderen europäischen Ländern wieder zu finden. Dies steht im Gegensatz zu Ergebnissen einer anderen Untersuchung, in der festgestellt wurde, dass die deutschen Isolate innerhalb des EU-Genotyps kein geographisches Clustering erkennen lassen (PESCH et al., 2005). Die Diskrepanz der Ergebnisse zwischen diesen beiden Arbeiten könnte aus der Auswahl einer ungeeigneten Outgroup in der Studie von PESCH et al. (2005) resultieren. Mit der Wahl eines zu weit entfernten Isolates als möglichen Vorfahren, verschiebt sich die Gruppenbildung innerhalb eines Genotyps deutlich und ist nicht mehr klar zu trennen (SANDERSON u.

SHAFFER, 2002).

Vereinzelt vorkommende deutschen Isolate in verschiedenen Clustern sowie die Nähe der Isolate des Clusters 1 (Deutschland) zum Cluster 12 (Spanien), könnte auf den nationalen sowie internationalen Schweinehandel zurückzuführen sein (GROSSE BEILAGE et al., 1991;

LE POTIER et al., 1997; GOLDBERG et al., 2000). Der Handel mit infizierten, klinisch unauffälligen Schweinen hat die größte Bedeutung für die Übertragung des PRRSV. Die Virusausscheidung erfolgt nachweislich mit allen Sekreten des Respirationstraktes sowie über

Speichel, Harn, Milch, Sperma und Kot (CHRISTOPHER-HENNINGS et al., 1995; WILLS et al., 1997; WAGSTROM et al., 2001). Die aktuellen deutschen PRRSV-Isolate und weitere europäische Isolate des EU-Genotyps zeigen im ORF5 bzw. GP5 sehr heterogene Sequenzen.

Vorangegangene Studien aus Europa in denen eine hohe Diversität der EU-Typ-Isolate belegt wurde, bestätigen diesen Befund (DREW et al., 1997; LE GALL et al., 1998; MENGELING et al., 2000; STADEJEK et al., 2002; FORSBERG et al., 2002; NODELIJK et al., 2003;

LOWE et al., 2005; MATEU et al., 2006). In einer anderen Untersuchung wurden dagegen nur geringe Unterschiede zwischen den EU-Typ-Isolaten festgestellt (BOUVET et al., 2001).

5.6 Schlussfolgerung und Ausblick

Die genetische Typisierung ermöglicht es, Nukleotid- oder Aminosäuren-Identitäten einzelner PRRSV-Isolate untereinander und zu Impfstämmen darzustellen. Auf Herdenbasis kann mit phylogenetischen Analysen der Eintrag neuer PRRSV-Isolate nachgewiesen werden. Darüber hinaus kann festgestellt werden, ob sich Isolate von Impfstämmen ableiten lassen. Leider kann auf Basis vergleichender Homologiesequenzen (Feldisolat versus Impfstamm) keinerlei Aussage über Wirksamkeit oder Wirksamkeitsdefizite von Impfmaßnahmen prognostiziert werden. Die Schlussfolgerung wie „ab x % Sequenzhomologie im ORF5 ist ein hoher Impferfolg zu erwarten“, ist schlechterdings nicht möglich. Eine Ableitung der Virulenz eines Isolates kann aufgrund einer phylogenetischen Untersuchung ebenfalls nicht erfolgen. Die Daten dieser Arbeit lassen darauf schließen, dass sich die PRRSV-Isolate innerhalb der nächsten Jahre genetisch ständig weiterentwickeln und immer neue Varianten des Virus zu finden sein werden.

Der attenuierte NA-Impfstamm konnte über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren in einigen Herden nachgewiesen werden, in denen der betreffende Impfstoff seit längerer Zeit nicht mehr angewendet wurde. Dieses zeigt, dass der NA-Impfstamm über einen längeren Zeitraum in einer Herde persistieren und replizieren kann. Grundsätzlich entspricht dies dem Verhaltensmuster von Feldvirusantigen.

Aufgrund des endemischen Vorkommens von Impfvirus, v. a. des attenuierten NA-Lebendimpfstoffes Ingelvac®PRRS MLV, über einen längeren Zeitraum in einer Herde,

Diskussion

und dem damit verbundenen Risiko von Mutationen im Genom (STORGAARD et al., 1999;

NIELSEN et al., 2001), sollten auch in Zukunft aktuelle PRRSV Isolate durch die genetische Typisierung in weiteren Genomabschnitten analysiert und Mutationen im Genom verfolgt werden. Weiterhin wäre es interessant zu wissen, ob und wie häufig Rekombinationen zwischen einzelnen Isolaten der verschiedenen Genotypen vorkommen. Ein entsprechendes Risiko lässt sich aus dem Vorkommen verschiedener Isolate in einem Tier ableiten (WESLEY et al., 1999).