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Funde aus Grabungen

Im Dokument Vielfältig geprägt (Seite 48-52)

III. D IE PERSERZEITLICHEN M ÜNZEN S AMARIAS UND IHRE

1. Forschungsgeschichte

1.1. Funde aus Grabungen

Der weitaus grösste Teil der perserzeitlichen Münzen Samarias stammt aus dem Antikenhandel. Nur ganz vereinzelt tauchen Stücke in offiziellen Gra-bungen auf. Dieser Umstand mag dem kleinen Format der Prägungen ge-schuldet sein: Aufgrund ihres geringen Durchmessers entgehen sie dem Auge der Ausgräber. Erst die Sensibilisierung der Archäologen auf diese speziellen Fundmünzen sowie der Einsatz von Metalldetektoren und engma-schigen Sieben brachte hier eine Verbesserung.

So kamen in den letzten 20 Jahren vermehrt perserzeitliche Münzen aus lokaler Produktion bei Grabungen in Israel und Palästina zum Vorschein. In einem Artikel aus dem Jahre 2016 hat D. Ariel diese Funde zusammenge-stellt. Münzen aus Samaria wurden in folgenden Ortslagen entdeckt: Dor104, orvat ‛Eleq105, Gan Śōrēq106, Berg Garizim,107 Jerusalem (‚Armenian

104 Ariel 2016: 37 no. 7-1 (MQ 049); Farhi 2010: 21 & n. 1 (Oberflächenfund aus Areal D1).

105 Ariel 2016: 38 no. 8-1 (MQ 205); Barkay 2000: 377 no. 4.

106 Ariel 2016: 40 no. 11; Tal 2011: 450; Gitler & Tal 2006b: 49 no. 2c (Münze mit der Legende šhrw: Zuweisung zu Samaria unsicher).

107 Ariel 2016: 41–43 nos. 12-3 (MQ 091) & 12-4 (MQ 159) & 12-5 (MQ 053) & 12-6 (MQ 110) & 12-7 (MQ 165–166); Magen 2008: pl. 8,3; Magen 2007: fig. 29,1 & 12-8 (MQ 062) & 12-9 (MQ 041) & 12-10 (MQ 185) & 12-11 (MQ 022: Imitation einer sido-nischen Prägung, Zuweisung zu Samaria unsicher); Magen 2008: pl. 9,3; Magen 2007:

fig. 29,5 & 12-12 (MQ 001); Magen 2008: pl. 9,1; Magen 2007: fig. 29,3 & 12-13 (MQ 204) & 12-14 (MQ 083); Magen 2008: pl. 8,4; Magen 2007: fig. 29,2 & 12-15 (MQ 102) & 12-16 (MQ 085) & 12-17 (MQ 127); Magen 2008: pl. 9,2; Magen 2007: fig.

29,4 & 18 (MQ 053) & 19 (MQ 186) & 20 (MQ 075) & 21 (MQ 077) & 12-22 (MQ 165) & 12-23 (MQ 193) & 12-24 (MQ 103) & 12-25 (MQ 187).

Quarter‘108 und ‚City of David‘109), Samaria-Sebaste110, Yāfō111 und Ḫirbet Qēyāfa112. Des Weiteren kann Ariels Liste mit ’Elyāḵīn ergänzt werden:

Zwar stammen die betreffenden Münzen nicht aus offiziell durchgeführten Ausgrabungen, sie können aber mit grosser Wahrscheinlichkeit hierher ver-ortet werden.113

Die Zusammenstellung gibt einen interessanten Eindruck über die Ver-breitung samarischer Münzen in der südlichen Levante. Es wird deutlich, dass ihr Umlaufgebiet nicht auf die Provinz Samarien beschränkt blieb, wie dies von S. Qedar (2000–02: 13) behauptet wurde, sondern dass sie darüber hinaus auch in Jehud und Philistäa in Gebrauch waren. Dieses Bild lässt sich nach Ariel zusätzlich bestätigen, indem man es mit dem Samaria-114, Abū Šūše-115 und Nablus-Hort116 ergänzt: Obwohl die Fundorte dieser Horte nicht sicher lokalisierbar sind, zeigt ihre Zusammensetzung dennoch, wie die lo-kalen Münzsorten über die Grenzen ihrer Provinz hinweg im Umlauf waren.

Dies lässt auf wirtschaftliche Beziehungen und handelspolitische Verflech-tungen zwischen den verschiedenen Regionen der südlichen Levante schliessen.117

Kommen wir aber zurück zu den perserzeitlichen Münzen Samarias und ih-ren Fundorten. Im Folgenden soll auf drei wichtige Ortslagen näher einge-gangen werden, die mit erfreulich reichen bzw. überraschend armen Befun-den aufwarten. Gestaffelt von Ost nach West sind dies der Berg Garizim so-wie Samaria-Sebaste und ’Elyāḵīn.

Die ab 1982 von Y. Magen auf dem Berg Garizim (176.132), bzw. genauer auf dem Ǧebel eṭ-Ṭūr (s. S. 30–32), durchgeführten archäologischen

108 Ariel 2016: 44 no. 17-1 ‚Armenian Quarter‘ (MQ 197); Farhi 2010: 27 fig. 5.

109 Ariel 2016: 47 no. 17-30 ‚City of David‘ (MQ 126: wahrscheinlich Jehud zuzuweisen);

unpubliziert.

110 Ariel 2016: 55 no. 28-2 (nicht in MQ enthalten; Zuweisung zu Samaria unsicher, mög-licherweise hellenistisch); Elayi & Lemaire 1989: 162 (mögmög-licherweise Samaria zuzuwei-sen); Fulco & Zayadine 1981: 203 no. 12 (‚uncertain‘).

111 Ariel 2016: 47 no. 31-1 (MQ 053); unpubliziert.

112 Ariel 2016: 54 no. 26-54 (MQ 009: Identifikation unsicher); Farhi 2016: 41 no. 51.

113 S. Deutsch & Heltzer 1997: 17 Anm. 3.

114 Ariel 2016: 56 no. 28-3; MQ 1991: 71–75 nos. 1–182.

115 Ariel 2016: 56–57 no. 34-1 (MQ 1991: 058 = MQ 128: Zuweisung zu Samaria unsicher)

& 34-5 (MQ 1991: 090 = MQ 050); Lambert 1932: 8, pl. 2,43. Auf den Abū Šūše- bzw.

Geser-Hort (IGCH 1507 = CH 8.587 = 9.434; Duyrat 2016: 69–70) wird im Folgenden nicht näher eingegangen, da er nur eine Münze enthält, die mit einiger Sicherheit in Sa-maria verortet werden kann. Die starke Durchmischung des Horts lässt keine zuverlässige Aussage über die zeitliche Ansetzung der Prägung zu.

116 Die ca. 75 samarischen Münzen aus dem Nablus-Hort (von Ariel aufgrund der unsicheren Herkunft als ‚Nablus Region Hoard‘ bezeichnet) werden in der Liste nicht aufgeführt, erscheinen aber auf der Verbreitungskarte Map 2 unter no. 36 (Ariel 2016: 62 fig. 2) und wären dort richtigerweise mit einem mittelgrossen Kreis (Quantity of coins: 61–127) ab-zubilden gewesen.

117 Ariel 2016: 28.

suchungen waren aus numismatischer Sicht sehr ergiebig. Insgesamt 72 per-serzeitliche Münzen wurden dabei laut Magen entdeckt, wovon 69 in einem kurzen Vorbericht über die Grabungsresultate einzeln erwähnt werden. Der numismatische Befund ist leider ungenau beschrieben und kann hier nur in entsprechender Weise wiedergegeben werden:118

− Soli, Zypern: 1 Drachme (ca. 480 v. Chr.).119

− Byblos: 1 Münze.

− Tyros: 1 Münze (450–400 v. Chr.),120 1 Münze (400–332 v. Chr.),121 1 Münze (350–325 v. Chr.), 1 Münze (‚Attic standard‘, 332–275 v. Chr.).122

− Sidon: 1 Münze (spätes 5. Jh.),123 5 Münzen (4. Jh.), 18 Münzen (1.

Hälfte 4. Jh.), 1 Münze (344–334 v. Chr.), 4 Münzen von Straton, 6 Münzen von Euagoras II. (346–343 v. Chr.), 4 Münzen von Mazaios.

− Pseudo-persisch (‚imitation of a Persian coin‘ [?]): 1 Münze.

− Pseudo-athenisch (‚Phoenician standard‘): 1 Münze (390–295 v. Chr.).124

− ‚Samaritan‘: 1 Münze (375–332 v. Chr), 18 Münzen (4. Jh.).125

− Nicht identifizierbar: 3 Münzen.

Von besonderem Interesse sind hier die rund 19 als ‚Samaritan‘ bezeichneten Münzen. Fünf von ihnen wurden im Rahmen des Vorberichts mit Abbildung publiziert. Dabei handelt es sich um MQ 001, MQ 083, MQ 127 und MQ 165 sowie eine bislang unbekannte Imitation eines sidonischen Sechzehntelsche-kels, die als MQ 096 bestimmt wurde, wahrscheinlich aber nicht aus Samaria stammt.126 Die weiteren Stücke werden im Rahmen des Schlussberichts der Grabung publiziert, welcher aber bislang noch nicht erschienen ist. Zur Pub-likation vorbereitet wurden die Funde durch die israelische Numismatikerin G. Bijovsky.127 Sie hat eine Liste zusammengestellt, die nun im Rahmen des Artikels von D. Ariel einen Einblick darüber gibt, welche samarischen Münztypen genau auf dem Berg Garizim gefunden wurden. Es sind dies

118 Magen 2007: 179–180 & fig. 27–29; Magen 2008: 168–169 & pl. 7–9.

119 Magen 2007: fig. 27,1; Magen 2008: pl. 7,1. S. BMC Cyprus: 68 no. 2.

120 Magen 2007: fig. 27,2; Magen 2008: pl. 7,2. S. BMC Phoenicia: 228 nos. 8–10.

121 Magen 2007: fig. 27,3; Magen 2008: pl. 7,3. S. BMC Phoenicia: 230 no. 3.

122 Magen 2007: fig. 28,3; Magen 2008: pl. 8,1.

123 Magen 2007: fig. 27,4; Magen 2008: pl. 7,4. S. BMC Phoenicia: 140 no. 3.

124 Magen 2007: fig. 28,4; Magen 2008: pl. 8,2; Kroll 1993: 19 no. 16.

125 Magen 2008: 168.

126 Magen 2007: fig. 29,1–5; Magen 2008: pl. 8,3–4 & 9,1–3. Die Imitation des sidonischen Sechzehntelschekels, dessen Vorderseitenlegende (zur Lesung [š]mr[yn] s. MQ 096; zur Lesung mzdy s. Dušek 2012c: 142) nur undeutlich zu erkennen ist, scheint sich an den unter Tennes (t) geprägten Münzen zu orientieren (vgl. die Rückseite mit Elayi & Elayi 2004a: nos. 1520–1595).

127 G. Bijovsky sei an dieser Stelle herzlich dafür gedankt, dass sie dem Verfasser freund-licherweise bereits vorab Einblicke in ihre Arbeit gewährt hat.

insgesamt 23 Stück: MQ 001, MQ 022, MQ 041, MQ 053 (2x), MQ 062, MQ 075, MQ 077, MQ 083, MQ 085, MQ 091, MQ 102, MQ 103, MQ 110, MQ 127, MQ 159, MQ 165 (2x), MQ 185, MQ 186, MQ 187, MQ 193 und MQ 204.128

Es versteht sich von selbst, dass für eine genauere Untersuchung der be-treffenden Münzfunde die Publikation des auf dem Berg Garizim entdeckten Materials abgewartet werden muss. Dennoch gibt bereits die vorläufige Übersicht des Befundes wichtige Anhaltspunkte, die gerade bezüglich der Zuweisung von einzelnen Typen von grossem Wert sind.

In Samaria-Sebaste (168.187) wurden in den Jahren 1908–10 unter der Lei-tung von G.A. Reisner, 1931–35 unter J.W. Crowfoot und 1965–67 unter F. Zayadine archäologische Ausgrabungen durchgeführt. In Bezug auf die perserzeitlichen Münzfunde lieferte die erste Grabung einzig eine (pseudo?)-athenische Prägung.129 Unter J.W. Crowfoot wurden drei sidonische Münzen sowie drei ‚philisto-arabische‘ Münzen gefunden, wobei es sich bei letzteren möglicherweise um lokal hergestellte pseudo-athenische Prägungen han-delt.130 F. Zayadine verzeichnete den Fund einer persischen Doppel-Dareike, einer (pseudo-?)athenischen Drachme, eines sidonischen Viertelschekels aus Bronze sowie einer Hemiobole wohl kilikischer Herkunft.131 Alles in allem fällt der numismatische Befund im Blick auf perserzeitliche Prägungen also vergleichsweise mager und etwas enttäuschend aus.

Interessante Funde wurden demgegenüber auf einem Ruinenhügel (Tell Mas‛ūd oder Ḫirbet Zalāfa; 143.202/3) beim modernen Dorf ’Elyāḵīn ge-macht.132 Es liegt in der mittleren Scharon-Ebene, ungefähr 4 km landein-wärts auf der Höhe von Tēl Miḵmoret und 22 km südöstlich von Dor. Bei Bauarbeiten Mitte der 1960er Jahre stiess man auf archäologische Funde aus persischer Zeit: Neben 15 Münzen wurden sieben Bronzeobjekte mit In-schriften geborgen. Wie die InIn-schriften zeigen, handelte es sich bei den Ob-jekten um Weihgaben, weshalb anzunehmen ist, dass am Fundort in der per-sischen Epoche ein Tempel o.ä. gestanden hat. Unglücklicherweise fanden die wertvollen Funde bei ihrer Entdeckung keine grössere Beachtung durch die Fachwelt und gelangten in private Sammlungen. Offizielle Notgrabun-gen, die den Bauarbeiten vorgelagert gewesen wären, wurden folglich nicht durchgeführt.

128 S. oben Anm. 4.

129 Reisner 1924: 254 no. 1, pl. 60,1.

130 Crowfoot et al. 1957: 49; zu den pseudo-athenischen Prägungen s. CHL: 207.

131 Fulco & Zayadine 1981: 202–203, nos. 1–2.12; pl. 50,1; 51,1–2.12. Die Obole wurde von Elayi & Lemaire (1989: 162) nach Samaria verortet und findet sich bei Meshorer & Qedar 1999: 115 als MQ 178 (s. auch CHL: 221 no. 239); sie gehört aber nicht nach Samaria, sondern muss in Kilikien verortet werden (s. SNG Switzerland I: no. 256).

132 S. Kamlah 1999: 170 mit Anm. 32.

Der Münzfund aus ’Elyāḵīn wurde von R. Deutsch und M. Heltzer in verschiedenen Privatsammlungen ausfindig gemacht und im Jahre 1997 pu-bliziert. Er setzt sich wie folgt zusammen:

− Sidon: 6 Münzen133

− Tyros: 2 Münzen134

− Pseudo-athenisch: 1 Münze135

− Unsicher (phönizisch?): 1 Münze136

− Samaria: 5 Münzen

Die Prägungen aus Samaria umfassen folgende Typen: MQ 006, MQ 025, MQ 029, MQ 185 (2x).137

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