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Aus Palästina

Im Dokument Vielfältig geprägt (Seite 113-116)

V. V ERGLEICHSMATERIAL ZUR I NTERPRETATION DER M ÜNZBILDER

1. Münzen in der perserzeitlichen Südlevante

1.4. Aus Palästina

In Palästina wurden zur Perserzeit nicht nur in Samaria Münzen geprägt, sondern auch in Philistäa und Juda (der Provinz Jehud). Die Prägungen aus

acht aus dem Landesinnern (Abū Šūše, Wādī Dālīye, Nablus, Samaria, Ḫirbet el-Kerak, Hazor).

372 S. dazu Mildenberg (1996: 129): „Die grosse Prägung von Tyros, wie Sidon eine autonome Stadt, fand in Samaria kaum Beachtung, wohl weil die Tyrer ihre eigenen städtischen Bilder beibehielten und auf die achämenidischen verzichteten, die aber für die persische Provinz Samaria wichtig waren.“

373 Zur Münzprägung von Sidon s. BMC Phoenicia; Elayi & Elayi 2004a.

374 Zur Hauptstadt der Satrapie Transeuphrat s. Elayi (21990: 145–146). Neben Sidon stehen Tripolis an der phönizischen Küste und Damaskus zur Diskussion (s. Donner 32001: 434 mit Anm. 55).

375 Zu den Regierungszeiten der Könige Sidons s. Elayi 2006: 14–21 mit Tab. 1.

376 Mildenberg 1998d = 1990–91: 48–49.

diesen Gebieten bilden wichtige Vergleichsgruppen und geben interessante Hinweise auf regionale Unterschiede bei der Herstellung von Münzen (u.a.

in Bezug auf die Motivwahl).

Philistäa377

Die Münzprägung Philistäas umfasst die Prägungen der Städte Aschdod, Gaza und wahrscheinlich Aschkelon.378 Die Zuweisung erfolgt über die ent-sprechenden Legenden und Beizeichen, die Auskunft über die Münzstätte geben: Auf Aschdod wird mit den Buchstaben šdd, d, š und šd verwiesen, auf Gaza mit z, z, , oder m (dem Zeichen für den Lokalgott Marnas) und auf Aschkelon mit n oder . Die Schrift ist im Falle der Münzen aus Aschdod und Gaza in der Regel aramäisch, bei denen aus Aschkelon phönizisch.379

Chronologisch ist die philistäische Münzprägung im Zeitraum zwischen der zweiten Hälfte des 5. Jhs. und dem Ende der achämenidischen Herrschaft anzusetzen (440–332 v. Chr.).380

Die Einführung von Münzgeld in Philistäa steht in Zusammenhang mit dem Handel von Weihrauch: Die Küstenstädte der Region waren wichtige Umschlagplätze des wertvollen Gutes.381 Die Stadt Gaza verdankte ihre Rolle als grösste Handelsstadt Palästinas dem Karawanenhandel auf der Weihrauchstrasse. Durch ihre Lage bildete sie einen Knotenpunkt, an dem Handelsströme aus allen Himmelsrichtungen zusammenflossen.382

Die Ikonographie der philistäischen Münzen zeichnet sich durch eine grosse motivische Vielfalt aus. Sie ist zum einen stark durch das Vorbild von attischen Prägungen bestimmt. Zum anderen sind vorderasiatische Bildtra-ditionen wichtig, wobei spezifisch Persisches nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die gestalterische Umsetzung ist über weite Strecken einem lokalen Stil verpflichtet.

377 S. Abb. 16 (Aschdod), 56–59 (Ort unsicher).

378 Zu den philistäischen Prägungen s. Mildenberg 1998b = 1990; Mildenberg 1998c = 1990;

Mildenberg 1998e = 1992; Gitler & Tal 2006a. Die philisto-arabischen Münzen mit den Buchstaben Aleph und Nun sind nicht sicher zu verorten. Lipiński (1982: 30–32) deutet das Kürzel als On (Heliopolis), Hübner (1994: 130) schlägt Anthedon vor. Meshorer nimmt an, dass es für Ascheklon steht (1989: 205), die gängigste Zuweisung.

379 S. Tal 2012: 253.

380 S. Gitler & Tal 2006a: 63–68; Gitler & Tal 2012.

381 Mildenberg 2000a: 382.

382 In Gaza ist möglicherweise eine zentrale Lohnmünzstätte zu verorten, in der alle philistä-ischen Münzen geprägt wurden (s. dazu Mildenberg 1998b = 1990: 78; Mildenberg 2000a: 382; Gitler & Tal 2009: 21–37).

Juda (Jehud)

Die ersten Münzen, die in Juda geprägt wurden, datieren ins 4. und 3. Jh.

v. Chr.383 Sie tragen die Legende der Provinz Jehud, d.h. yhd und yhwd in der Perserzeit und yhd, yhdh sowie yhwdh in hellenistischer Zeit.384 Darüber hin-aus erscheinen Namen von Personen: Jehiskia (yḥzqyh) und Joḥanan (yhwḥnn), teilweise auch mit Titel Jehiskia der Statthalter (yḥzqyh hpḥh) und Johanan der Priester (yhwḥnn hkwhn).385

Insgesamt sind aus Jehud heute über 40 Typen bekannt. Neben zwei Drachmen handelt es sich um Kleinsilbermünzen, d.h. insbesondere um Obolen und Hemiobolen.

Während die beiden Drachmen im Allgemeinen grob in die erste Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. zu datieren sind, gehören die Kleinsilbermünzen in die zweite Hälfte und können chronologisch in drei Gruppen unterteilt werden:

in die Zeit unter persischer Herrschaft, in eine Zeit des Übergangs während der Herrschaft der Diadochen sowie in die Zeit unter ptolemäischer Herr-schaft.386

Die perserzeitlichen Drachmen und Kleinsilbermünzen aus Juda wurden ungefähr im selben Zeitraum geprägt wie die samarischen Münzen und sind deshalb hier von besonderem Interesse. Die beiden Drachmen weisen in ihrer Machart und Gestaltung philistäischen Einfluss auf. Daher wurde vorge-schlagen, dass es sich bei ihnen um in Philistäa (Gaza?) ausgeführte Auf-tragsarbeiten handeln könnte.387 Ihre Münzbilder sind nicht direkt auf be-stimmte Vorbilder zurückzuführen, am ehesten scheinen sie sich aber an Mo-tiven von kilikischen Prägungen unter Pharnabazos (ca. 380–373 v. Chr.) und Tarkumuwa (ca. 380–360 v. Chr.) zu orientieren.388

Die perserzeitlichen Kleinsilbermünzen aus Juda unterscheiden sich von den Drachmen grundlegend. Ihr Motivrepertoire lässt sich in drei Gruppen einteilen:

− Die erste Gruppe orientiert sich am bekannten attischen Vorbild und zeigt Athena und ihre Eule; auf einigen dieser Eastern Owls findet

383 Zu den Jehud-Münzen s. Mildenberg 1979; AJC: 13–34; TJC: 1–21.

384 S. TJC: 6, 19–21; Barag 1994–99: 29–30.

385 S. TJC: 14–18; Gitler & Lorber 2006.

386 Zu den Drachmen s. Mildenberg 1998a = 1979: 67–70; Gitler 2011a: 27. Zu den Kleinsilbermünzen s. Mildenberg 1998a = 1979: 70–76; Ronen 2003–06: 28–29; Gitler

& Lorber 2006.

387 Gitler & Tal 2006a: 230; Gitler 2011a: 30–31.

388 Die eine Drachme (BMC Palestine: pl. 19 no. 29; TJC: pl. 1,1) zeigt den Kopf eines Bärtigen mit korinthischem Helm in Dreiviertelansicht auf der Vorder- sowie einen auf einem Flügelrad sitzenden Gott auf der Rückseite; auf der anderen Drachme, die erst kürzlich publik wurde (Gitler 2011a: fig. 5–6), ist vorderseitig ein Frauenkopf en face und rückseitig ein Löwe abgebildet, der über einen liegenden Stier schreitet. Zur Datierung der Prägungen von Pharnabazos und Tarkumuwa s. Casabonne 2004a: 101–103; 179.

sich eine Blüte als Beizeichen, aus der sich später möglicherweise die ‚Lilie‘ als eigenes Münzmotiv entwickelte.389

− Die zweite Gruppe ist bestimmt durch das Münzbild des Falken, der mit einem bekrönten Kopf (persischer Grosskönig?), einer Blüte (Li-lie?), einem Ohr und möglicherweise einem ‚Schofar‘ kombiniert ist.390

− Die dritte Gruppe bilden die Prägungen von Jehiskia und Johanan, die zeitlich am Übergang zur hellenistischen Zeit stehen und einen Kopf in Vorderansicht (ohne spezifische Attribute) kombiniert mit einer Eule zeigen.391

Abgesehen von der Ikonographie der Drachmen, die sich an kilikischen Pro-totypen orientiert, ist keines der Motive auf den Jehud-Prägungen mit einem bestimmten Vorbild in Verbindung zu bringen. Zwar ist persischer Einfluss (insbesondere bei der Gruppe mit dem Falken) spürbar, doch bleibt der Cha-rakter der Münzbilder stark symbolhaft. Dadurch sind sie nur schwer zu deu-ten und lassen viel Spielraum für Interpretationen.392

Im Dokument Vielfältig geprägt (Seite 113-116)