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12,713,6 16,8 16,6

9,9 12,6 12,3

16,5 15,0

6,4 15,6

7,7 24,2

13,4

8,2 7,3

10,4

4,5 11,3

14,2 14,2 14,3

7,5 11,1 11,3

13,8

5,0 7,4

4,3 14,0

6,17,0

0,0 30,0

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31

Neun Interviews konnten nicht integriert werden; bei sieben Interviews wurde der kritische Wert des Frageanteiles (≥.25) überschrit-ten, in zwei weiteren Fällen musste qualitative Entscheidungen über die Nicht-Integration getroffen werden:

An einem ursprünglich als Experteninterview vereinbarten Gespräch nach ohne Absprache ein weiterer Akteur teil, was zu Durch-führungsproblemen führte, da einerseits das Gespräch von einem Experten dominiert wurde und der andere Akteur akustisch kaum verstehbar war; das Interview wurde daher insbesondere aufgrund der technischen Mängeln (mangelhafte Aufzeichnungs-qualität) nicht integriert.

In einem zweiten Fall führte der aufgrund der Rahmenbedingungen (vgl. auch 4.4.2.5) erforderlich werdende Ortswechsel dazu, dass der Gesprächzusammenhang gestört wurde.

Die nachfolgende Grafik 4.2 illustriert die betroffenen Integrationsentscheidungen:

Grafik 4.2:

Integrationsentscheidungen

integrierte Interviews (62 Fälle, 32 Interviews)

72%

Interviewabbruch (2 Fälle, 2 Interviews)

4%

Frageanteil 25%+

(9 Fälle, 9 Interviews) 20%

qualitative Entscheidung (3 Fälle, 2 Interviews)

4%

4.4.3.3 INCIDENT

Zur Aufbereitung des codierten Materials wurde das Analyseprogramm INCIDENT auf der Basis der Überlegungen Critical Incident Technique (vgl. Flanagan 1954) und unter Verwendung eines (in anderem Zusammenhang angewendeten [vgl. Boness 2001]) Ur-sprungsprogramms zwischen Hans-Dieter Haller(Universität Göttingen) und mir entwickelt. Die Programmierung (VISUAL OBJECTS 2.6, auf der Grundlage einer dbase-Datenbankstruktur) erfolgte durch Hallerunter Einbezug der Arbeitsergebnisse von mehr als 20 Einzelsitzungen, in denen die Nutzungsansprüche an das Programm selbst (z. B. in Bezug auf einzelne Funktionen, wie der graphi-schen Darstellung oder der sog. „Synthese-Funktion“) gemeinsam skizziert und schrittweise verfeinert wurden (so wurde z. B. geklärt, ob Stichwort bezogene Verteilungsaussagen möglich sind). Die jeweils neueste Fassung des Programms wurde in die praktische Ana-lyse des Materials einbezogen, auf Schwachstellen bzw. Programmierfehler (z. B. Programmabbrüche, Fehlermeldungen) überprüft und vermerkt, welche Anforderungen im jeweils nächsten Bearbeitungsschritt das Programm begleitend zur Verfügung stellen sollte.

Screenshot 1:

Weiterentwicklung der Programmierung von INCIDFENT „on the job“

Screenshot 1 zeigt zum Beispiel ein Programmierungsproblem, das im Zuge der Anwendung zunächst identifiziert und durch Ände-rung der ProgrammieÄnde-rung behoben werden konnte. Soentstand ein „lebendes Programm“, das (aufgrund der gesammelten Erfah-rungen in der Handhabung) sukzessive sein Design den Erfordernissen der Untersuchung anpasste; dabei wurde auch die Frage der Übertragbarkeit auf andere Forschungsprojekte und –situationen thematisiert und darauf geachtet, welche Anforderungen das Pro-gramm in vergleichbaren Anwendungssituationen durch Dritte zu erfüllen haben würde. Zwischenzeitlich wurde INCIDENT auch im Rahmen anderer Untersuchungen eingesetzt.

INCIDENT erlaubt die Bearbeitung einer nur durch den Massenspeicher begrenzten Zahl von parallelen Applikationen (z. B. unter-schiedlichen Forschungsprojekten). Unter Microsoft WORD®erfolgte die Transkription der einzelnen Experteninterviews. Screenshot 2 zeigt hier ein willkürlich gewähltes Statement eines Experten im Status der Bearbeitung unter WORD:

Screenshot 2:

Dokument (Transkript) unter MS MORD

Relevant sind die Quellen-Nummern(lfd. Nummer des Experteninterviews), die Sprecherangabe („X“: Experte – „F“: Frager/For-scher) und die Zeilenangabe/n (links) zur Re-Identifizierung der Fundstelle in der Originalfassung der Transkription. Unter INCIDENT können WORD-Dokumente im RTF-Format (unter Wahrung aller deutschen Umlaute) eingelesen und als Fall einer Textanalyse un-terzogen werden (wobei auf die Übertragung von Formatierungen, wie z. B. Blocksatz, aus Gründen der „Schlankheit“ von INCI-DENT [d. h. der Konzentration auf die wesentliche Funktionen] verzichtet wurde).

Screenshot 3:

Textanalytische Bearbeitung als Fall

Screenshot 3 stellt dar, wie ein Teil der zuvor gewählten Passage gekennzeichnet (im linken oberen Textfenster invers markiert) und für die weitere Bearbeitung unter INCIDENT in das Programm eingespeist wird (linkes, unteres Textfenster), indem mittels entspre-chender Pull-Down-Menüs (PDM) eine Zuordnung zur relevanten Kategorie vorgenommen (hier, da es sich um eine Prozedur han-delt, unter dem PDM „Aktionen“ die Kategorie „Entziehen“) und – zusammen mit einem Verweis auf die Quelle (Experte) – in die zentrale Datei eingetragen wird (was anschließend [im kleinen Textfenster rechts unten] bestätigt wird). Die PDM können frei defi-niert und auch die hierunter enthaltenen Kategorien jederzeit geändert werden. Dies erlaubt eine aufwandarme Anpassung des Ka-tegoriengerüsts unter INCIDENT im Laufe des Forschungsprozesses. Jeder Eintrag kann jederzeit unter Aufruf der Zentraldatei auf-gerufen und gegebenenfalls nachbearbeitet werden (z. B. zur Korrektur von Eingabefehlern oder zur Ergänzung der Merkmalsan-gaben). Screenshot 4 zeigt, wie das Statement als „Textfenster“ geöffnet und bearbeitet werden kann. Die Angaben der Zentralda-tei werden in SicherungsdaZentralda-teien hinterlegt, so dass zu einem späteren Zeitpunkt ein Rückgriff auf frühere Versionen möglich ist.

Screenshot 4:

(Nach-) Bearbeitung der Zentraldatei

In der Zentraldatei (STAPEL.DBF) werden alle Passagen verwaltet; in Screenshot 5 wird ein Teil der Struktur der Zentraldatei gezeigt, die nach den Bedürfnissen des Forschungsvorhabens (bzw. eines beliebigen anderen Nutzers, der das Material, z. B. zu Weiterbil-dungszwecken, nutzen will) gestaltet, umgruppiert, ergänzt und verschlankt werden kann. So sind im vorliegenden Falle erkennbar:

Spalte „NUMMER“ verweist auf die laufende Nummer des Experteninterviews,

Spalte „Quelle“ verweist auf die Kodierung des Experten,

Spalte „STEXT“ enthält die – wie oben geschildert – transferierte Textpassage,

Spalte „ETEXT“ gibt die Bezeichnung der Kategorie wieder und

Spalte „ANZAHL“ enthält die Angabe, wie viele Textpassagen dieses Experten (= „QUELLE“) zur gegebenen Kategorie kodiert wurden.

Die nachfolgenden Spalten enthalten das Material differenzierende Angaben („BL“: Herkunft des Experten nach Bundesland;

„GK“: Setting, in dem der Experte tätig ist [ländlich, städtisch]; „G“: Geschlecht des Experten; „S“: Status des Experten [Jugendrefe-rent, mobiler Jugendarbeiter, Jugendhausarbeiter]; „A“: Ausbildung des Experten [sozialpädagogische Qualifikation, andere pä-dagogische Qualifikation, andere Qualifikation]; „B“: Berufserfahrung [Novize, Erfahrener, Routinier]; „ALTER“: Altersdifferenzie-rung [bis einschl. 39 Jahre alt 40 Jahre und älter]);

Spalte „NOTIZEN“ schließlich ermöglicht Anmerkungen zum Material, zum Beispiel zu spontanen Assoziationen bei der Bearbei-tung der gegebenen Passage.

Screenshot 5:

Struktur der Zentraldatei (STAPEL.DBF)

Weitere Spalten (z. B. zur Vorerfahrung der Experten), die durch Scrollen visualisiert und bearbeitet werden können, lassen sich mit den Möglichkeiten eines Screenshots an dieser Stelle nicht darstellen.

Darüber hinaus erlaubt INCIDENT, im Prozess weitere Angaben einzuarbeiten bzw. vorhandene Kategoriensysteme zu aktualisieren (z. B. bereits abgeschossene Bearbeitungsschritte auf der Grundlage neuer Einfälle oder aufgrund der Entdeckung neuer Katego-rien zu einem späteren Zeitpunkt zu ergänzen), und kommt damit den Anforderungen des Analysemodus’ der Grounded Theory sehr entgegen.

In der sog. „Synthese-Funktion“ (Screenshot 6) können unter INCIDENT die einzelnen Passagen nach Kategorien, Kategorien- bzw.

Merkmalsverknüpfungen zusammengetragen bzw. zueinander in Beziehung gesetzt und so einer qualitativen Analyse zugänglich gemacht werden; im vorliegenden Fall werden zum Beispiel alle unter der Kategorie „Entziehen“ identifizierten Statements der Ex-perten katalogisiert:

Screenshot 6:

Qualitative Interpretation im Rahmen der Synthese-Funktion

Angaben zur „SatzNr.“ verweisen auf die laufende Nummer der Quelle (hier des Interviews).

Durch Verknüpfung mit Merkmalen können Filter gesetzt werden, die das Material verdichten helfen und eine detailliertere Analyse erlauben; ebenso sind Kombination unter den Kategorien und damit qualitative Vergleiche möglich (z. B. Experten, die eine be-stimmte Strategie verfolgen, können in Bezug zu bebe-stimmten Handlungsweisen gesetzt werden).

Darüber erlaubt INCIDENT – im Rahmen der Überlegungen zu einer qualitativen Numerik (vgl. 2.1.3.4) – über die implementierte Funktion eine statistische Auswertung (z. B. Histogramm, Polygon, Korrelation, Chi-Quadrat).

Das Management der großen Datenmenge (rd. 2.200 Seiten bzw. 56.000 Zeilen) wäre ohne das Programm nicht denkbar gewe-sen; INCIDENT lieferte zudem alle Grundlagen für die qualitative Numerik. Im Datenhandling erwies sich das Programm aufgrund der Programmierung unter einer älteren Version von VISUAL OBJECTS oft als aufwändig. Wesentliche Programmroutinen konnten zwar bereits im Laufe der Datenauswertung erleichtert werden, gleichwohl blieb der Eingabeaufwand für den Forscher (insb. bei der Bestimmung von Datenkombinationen) aufgrund der gegebenen Auswertungsroutinen beträchtlich. Durch die manuelle Eingabe der abzuarbeitenden Rechenoperationen waren Fehler (v. a. bei alphanumerischen Eingaben) nicht zu vermeiden; diese könnten gegebenenfalls durch den Einbau von Schaltern für die hauptsächlichen mathematischen Operationen reduziert werden.

Insgesamt könnte auch das Textmanagement (z. B. durch eine Recherchefunktion für alle implementierten Quellen) und das Quellen-bzw. Autorenmanagement (z. B. die Auflistung aller Statements eines Sprechers, wenn diese aus Gemeinschafts- oder Gruppeninter-views stammen) noch optimiert werden.

4.4.3.4 Qua lita tive Numerik

Im Zuge des Auswertungsprozesses wurde die Qualitative Numerik um das Merkmal „Haltung“ als Haltung zu den Selbstorganisati-onsprozessen Jugendlicher erweitert: Hierdurch konnten zusätzlich diejenigen Fälle isoliert werden, die

keine Haltung (Merkmal „0“),

eine grundsätzlich positive Haltung (Merkmal „1“,

eine indifferente Haltung („Merkmal „2“) oder

eine grundsätzlich negative Haltung (Merkmal „3“)

zur Selbstorganisation Jugendlicher erkennen ließen. „Haltung“ wurde damit als ein aggregiertes Merkmal identifiziert, das sich im Unterschied zu den übrigen sechs „objektiven“ Merkmalen, die im Fall selbst angelegt sind (z. B. das Alter des Experten, dessen Be-rufsausbildung bzw. Status), erst aus der Kodierung der Statements ergeben konnte.

Im Zuge des Analyseprozesses erwies sich als erforderlich, das zunächst gewählte siebenstufe System der qualitativen Numerik um zwei weitere Qualifizierungsstufen („vereinzelt“ und „häufig“) auf neun zu erweitere, um eine aussagekräftigere Analyse und Präsen-tation realisieren zu können (vgl. 4.3.2.4.3, Übersicht 4.7).

4.4.3.5 Entwic k lung d es K a teg o riensystems

4.4.3.5.1 Allgemeine Einschätzungen zur Bearbeitung des Materials

Zunächst wurde auf die Umsetzung der dem Modus der Grounded Theory eigenen Vorgehensweise verzichtet, Datenerhebung und -analyse in einem Zugedurchzuführen. Diese Vorgehensweise erzwingt meines Erachtens bei dem Forscher eine zu stark Ziel füh-rende (interessengeleitete) Fragetechnik im jeweils auf die Datenanalyse folgenden Interview, in der er bestimmte Aspekte beleuch-ten wird, die ihm während der vorhergehenden Dabeleuch-tenanalyse „aufgefallen“ sind. Das aber widerspricht dem Grundsatz der Offen-heit und der Themensetzung durch die Experten selbst.

Konsequenz dieser grundsätzlichen Entscheidung war die Planung der ersten Auswertungsphase im Anschluss an die Erhebung mit einem aufgrund der Samplingkriterien definierten Sets von Interviews, bei dem bereits davon ausgegangen wurde, dass nicht alle würden stattfinden oder auf der Integrationskriterien in das Sample würden integriert werden können.

Auf der Grundlage der Auswertung des in der ersten Erhebungsphase generierten Materials ergaben sich neue Fragen in Bezug auf die Ausbildung der Fachkräfte, insbesondere im Rahmen des Studiums der Sozialarbeit/-pädagogik an Fachhochschulen, die im Rahmen der zweiten Erhebungsphase, vor allem durch Modifikation des vierten Interviewkomplexes, berücksichtigt wurden.

So genannte Datenscheiben/-schnitte (zusätzliche Daten) außerhalb der Interviews gingen nicht in die Untersuchung ein. Zwar wur-den durch mehrere Experten an wur-den Transkriptionsausfertigungen inhaltliche Korrekturen angebracht, doch stellten diese Rückläufer nur zufällig angefallene Daten dar, die daher nicht integriert wurden.

Bei der Sichtung des Materials fiel bald auf, dass die Beschreibung von Handlungen durch die Experten nur selten en nuce, en de-tail, das heißt als konkreter Nachvollzug jedes einzelnen Schrittes, erfolgte. In der Regel mussten Handlungen aus den gewählten Beispielen und Bildern erschlossen werden. In-vivo-Kategorien ließen sich nur selten in den Statements isolieren. Es reichte daher für die Sichtung im Rahmen des theoretischen Kodierens aus, wenn sie eine Handlung erwähnten oder sich diese aus dem Kontext er-schließen ließ, dass sie dieses oder jenes getan hatten, um das diese Handlung beschreibende Statement zu isolieren. In Bezug auf das gewählte Verfahren der Anfügung von analytischen Sofortassoziationen während der Transkription lässt sich konstatieren, dass sich dieses bei der Kodierung als wertvoll erwiesen hat, da so erste Bezüge zwischen den Kodierungen vor allem in Bezug auf die Entwicklung von Kategorien angestellt werden und die Kodierung erleichtert werden konnte.

Darüber hinaus wurde das Nicht-Nennen einer Handlung oder Einschätzung durch einen Experten im Rahmen eines Gemeinschafts-oder Gruppeninterviews nicht so gedeutet, dass es sich dabei um ein zwangsläufiges Nicht-So-Sehen Gemeinschafts-oder Nicht-So-Tun des jeweils schweigenden Experten handelte; stattdessen wurde davon ausgegangen, dass diese Handlung oder Einschätzung möglicherweise nur nicht an- oder ausgesprochen wurde, weil dies schon ein anderer Experte gesagt hatte, es später (im Laufe des Interviews) nicht mehr „passte“ oder dem Experten dann nicht mehr einfiel.

Es wurde weiter bei der Analyse davon ausgegangen, dass die Darstellungen der Experten über ihre Handlungen mit ihren tatsäch-lichen Handlungen übereinstimmten und damit einen hohen Erklärungswert besitzen. Die Kommunikative Validierung diente auch dazu, diese Annahme über den Zusammenhang von benannter bzw. beschriebener Handlung und tatsächlicher Handlung (als Gül-tigkeit der Aussage über die Handlung) zu überprüfen, wobei davon ausgegangen wurden, dass, wenn sich die Experten mit den Schlussfolgerungen einverstanden erklären würden, zugleich von einem hohen Erklärungswert der Darstellung der Experten auszu-gehen wäre.

4.4.3.5.2 Kategoriensystem

Aufgrund der Sichtungskriterien wurden zunächst solche Statements aus der ersten Erhebungsphase isoliert, die Handlungen be-schrieben und andere Aussagen (z. B. zur Qualifikation des Experten, Selbstorganisationsprozesse Jugendlicher fördern zu können) enthielten. Hierdurch konnten zunächst 201 unterschiedliche Aussagerichtungen (in der Regel durch Nachweis in verschiedenen Sta-tements) vorläufig kodiert (mit einer vorläufigen Bezeichnung versehen) und in einer Kodierungsliste katalogisiert werden (vgl. Anla-ge 3).

In einem zweiten Schritt wurden diese Kodierungen zu Kategorien verdichtet, indem die Kodierungen zunächst miteinander vergli-chen und nach dem Grundsatz „Gleiches zu Gleichem“ miteinander in Beziehung gesetzt und neu strukturiert sowie als Kategorien neu bezeichnet wurden (z. B. wurden die Kodierungen „Interaktionskompetenzen“ und „Kommunikationskompetenzen“ als Kategorie

„Können Kommunikation“, die Kodierungen „da sein“ und „sich anbieten“ als Kategorie „ansprechbar sein“ oder die Kodierungen

„beraten“ + „besprechen“ = „beraten“ aggegriert; am dritten Beispiel wird deutlich, dass die Herausarbeitung einer Kategorie aus vorhandenen Kodierungen nicht notwendigerweise zu einer neuen Bezeichnung führen musste, sondern Kodierungen durchaus in vorhandene Bezeichnungen aufgehen konnten.

Im dritten Schritt wurden die Kategorien axial kodiert und als Handlungen (46 Kategorien) sowie Einschätzungen (27 Kategorien), und Positionen (zehn Kategorien) differenziert.

Als „Positionen“ wurden solche Kategorien axial aggregiert, die Grundmotive, „Energien“, Grundgedanken, mithin grundsätzliche Ein-stellungen zur Selbstorganisation, ihren Chancen und Risiken enthielten;

„Einschätzungen“ umfassten dagegen Kategorien, die auf der Grundlage von Situationsbeurteilungen enthaltenden Statements in Bezug auf Selbstorganisation gebildet wurden, zum Beispiel

zum Gelingen bzw. Misslingen jugendlicher Selbstorganisation (d. h. Themen, Voraussetzungen und Kennzeichen misslingender oder gelingender Selbstorganisation),

zu den Grenzen der Selbstorganisation (d. h. dem Alter, den rechtlichen Rahmenbedingungen etc.),

zu der Leistung der Berufsausbildung, Fähigkeiten der Selbstorganisationsförderung herauszubilden (ob defizitär oder fördernd),

zu den in der Selbstorganisationsförderung erforderlichen Qualifikationen der Akteure (ihrem Handwerkszeug, dem erforderli-chen Wissen) oder

zu den Kontextbedingungen der Selbstorganisation Jugendlicher (z. B. in Stadt und Land, in Bezug auf weitere Rahmenbedingun-gen oder Schlüsselpersonen, die die Selbstorganisationsprozesse fördern oder hemmen können).

Als „Strategien“ wurden solche in Kategorien erfassten Absichten bezeichnet, mit denen Methoden beschrieben wurden, Selbstorga-nisationsförderung zu betreiben.

Abschließend wurden die in diesen Achsen gebündelten Kategorien darauf untersucht, in welcher Form sie miteinander verbunden sind (selektives Kodieren) und eine Schlüsselkategorie identifiziert („Navigation“). Diese Schlüsselkategorie wurde in einem vorläufigen theoretischen Script über die Navigationals zentraler Steuerungsleistung der in der Förderung von Selbstorganisationsprozessen Ju-gendlichen tätigen Fachkräfte der Jugendarbeit verdichtet.

Dieses System sollte auf der auf Basis des in der zweiten Erhebungsphase generierten Materials überprüft, um Neues ergänzt und gegebenenfalls verdichtet werden. Dabei wurde das Material unter Verwendung des in der ersten Auswertungsphase entwickelten Kategoriensystems kodiert.

Neue Kodierungen bzw. Kategorien ergaben sich hierbei nicht, eine Revision des Achsensystems und der Schlüsselkategorie wurde aufgrund des Materials nicht erforderlich. Grundsätzlich kann bilanziert werden, dass das in der zweiten Erhebungsphase generierte und anschließend analysierte Material die Schlussfolgerungen in Bezug auf das in ersten Erhebungs- und Auswertungsphase bear-beitete Material bestätigte. Das in der ersten Auswertungsphase formulierte vorläufige theoretische Script über die Navigation konnte unter Berücksichtigung des Materials der zweiten Erhebungsphase uneingeschränkt fortgeschrieben werden.

In Anlage 3 ist die Entwicklung des Kategoriensystems dokumentiert.

Grundlage des Kategoriensystems bilden 1.315 Statements, wobei die tatsächliche Zahl der einer Kategorie zuzuordnenden State-ments aufgrund von Mehrfachnennungen erheblich größer ist (2.217 StateState-ments). Wiederholte StateState-ments im Rahmen eines Falles (Mehrfachstatements) wurden aber (wie in Tabelle 4.1 gezeigt wird) nur einem Statement zugeordnet:

Tab. 4.1:

Mehrfachstatements im Sample Häufigkeit der in einer

Kategorie integrierten Statements N Zahl aller Statements einfach; ein isoliertes Statement 809 809 zweifach; zwei isolierte Statements 297 594 dreifach; drei isolierte Statements 110 330 vierfach; vier isolierte Statements 54 216 fünffach; fünf isolierte Statements 21 105 sechsfach; sechs isolierte Statements 10 60 siebenfach; sieben isolierte Statements 10 70 achtfach; acht isolierte Statements 3 24 neunfach; neun isolierte Statements 1 9

Summe 1.315 2.217

Grafik 4.3 verdeutlicht, dass mehr als drei Viertel aller Statements ein- bis dreimal genannt wurden:

Grafik 4.3:

Mehrfachstatements

zu einer Kategorie innerhalb eines Falles

zweifach (N = 297) 26,8%

einfach (N = 809) 36,5%

dreifach (N = 110) 14,9%

vierfach (N = 54) 9,7%

sechsfach (N = 10) 2,7%

siebenfach (N = 10) 3,2%

fünffach (N = 21) 4,7%

achtfach (N = 3) 1,1%

neunfach (N = 1) 0,4%

4.4.3.6 Textlic he Fa ssung und Mo d ellb ild ung

Bei der abschließenden Zusammenstellung der Materialien für den Text der Untersuchung sowie bei den Formulierung stellte sich wiederholt das Problem der stets erforderlichen Wiederaufnahme der Arbeit, da mir als berufstätigem Forscher eine kontinuierliche Weiterarbeit oft nicht möglich war. Der beruflich (stark) eingebundene Forscher kann weder kontinuierlich forschen noch konse-quent an der Textgenerierung arbeiten; zu den im Zuge der Forschung und der Textarbeit gesammelten Erfahrungen gehört, dass das Praxissystem (im konkreten Fall der Arbeitgeber) zwar ein Interesse an den Resultaten der Untersuchung formulierte, jedoch mit wachsender zeitlicher Dauer immer weniger Bereitschaft an den Tag legte, flexibel mit den Friktionen umzugehen, die das Projekt auch für die Berufsausübung mit sich brachte. Insbesondere während der Ausdeutung der Befunde und der Formulierung von Ü-berlegungen zu einem Arbeitsmodell „hakte“ die Arbeit wiederholt. Der irritierenden Befund, dass sich ein einheitlicher Handlungs-modus’ der Selbstorganisationsförderung nicht würde re-konstruieren lassen, wurde wiederholt von der Vermutung (bzw. Befürch-tung) überlagert, dass sich diese „Entdeckung“ (Strauss/Corbin) nicht würde erklären lassen können (und folglich auch keinen Ertrag für die [Neu-] Gestaltung der Praxis mit sich bringen würde). Ich bin an dieser Stelle Hans-Dieter Hallerfür den orientierenden Hin-weis dankbar, an eine Deutung unter Zuhilfenahme der feldtheoretischen Überlegungen Kurt Lewinszu denken und damit (im

Übri-gen in Übereinstimmung mit den ÜberlegunÜbri-gen zum Analysemodus der Grounded Theory) noch einmal in die theoretische Grund-lagenarbeit einzusteigen (vgl. 6.2).

4 . 4 . 4 Qual i tät der S tudi e 4.4.4.1 Tra nsp a renz

Dem Transparenzkriterium wird durch Offenlegung der Entwicklung des Kategoriensystems entsprochen (vgl. Anlage 3).

4.4.4.2 Tria ng ula tio n

Die nachfolgende Tabelle 4.2 verdeutlicht die Quellen des Samples:

Tab. 4.2:

Datenquellen

Kriterien Zahl der

Interviews

in % am Sample

Zahl der Fälle

in % am Sample

Experteninterviews 20 62% 20 32%

Gemeinschaftsinterviews 6 19% 14 23%

Datentypen

Gruppeninterviews 6 19% 28 45%

Erhebungsphase 1 15 47% 19 31%

Daten unterschiedlicher

Erhebungszeitpunkte Erhebungsphase 2 17 53% 43 69%

Danach wurden die Daten in Bezug auf die Datentypen mehrheitlich in Experteninterviews, in Bezug auf die Zahl aber in Gruppen-interviews und im Bezug auf den Erhebungszeitpunk mehrheitlich in der zweiten Erhebungsphase generiert.

4.4.4.3 Va lid itä t und Relia b ilitä t 4.4.4.3.1 Reliabilität

Intracoderreliabilität

Alle Kodierungen des Materials wurden im Abstand von vier Wochen wiederholt. Über das Sample betrug die RTR-Rate = .94 (Aus-wertungsphase 1 =.92, Aus(Aus-wertungsphase 2 = .96).

Intercoderrealiabilität

Einzelne Textpassagen (50 zufällig isolierte Statements) wurden drei sozialpädagogischen Fachkräften, die in die Interviews nicht ein-bezogen waren, ausgehändigt, um sie eine Codierung auf Grundlage der Kodierungsliste zu bitten. Ihnen wurde das Kodierungs-prozedere erläutert und freigestellt, wann und wo sie die Codierung mit welchem Zeitaufwand innerhalb der kommenden vierzehn Tage vornehmen wollten.Die von diesen „externen“ Experten vorgenommenen Codierungen wurden mit den ursprünglichen Codie-rungen verglichen und das Maß an Übereinstimmung (Kongruenz) festgestellt (vgl. Tab. 4.3):

Tab. 4.3:

Ergebnis der ICR-Prüfung

Zeitaufwand Kongruenz

Coder 1 7:30 Std. .61

Coder 2 6:40 Std. .73

Coder 3 5:00 Std. .74

In einem Umfang von ICR-Rate = .98 folgte wenigstens einer von drei Codern den Ursprungskodierungen, in einem Umfang von ICR-Rate = .73 wenigstens zwei von drei. Als problematisch erwies sich, dass einerseits die Coder auf ihre Rolle kaum vorbereitet werden konnten und ein Training nicht möglich war. Die Coder berichteten von ihren anfänglichen Problemen, die Komplexität des Kodierungssystems zu erfassen und sich auf diese für sie neue und fremde Rolle einzustellen. Der insgesamt eingebrachte Zeitauf-wand (5:00 – 7:30 Std.) ist als hoch anzusehen (vergleichbarer ZeitaufZeitauf-wand für die Kodierung durch mich: 2:45 Std.). Andererseits hatte das fehlende Training auch zur Folge, dass sie unvoreingenommen mit dem Material umgehen konnten, ohne durch ein Trai-ning auf eine bestimmte Form der Kodierung festgelegt zu sein. Die ICR-Rate führt dazu, das Kodierungssystem als zuverlässig an-sehen zu können.

4.4.4.3.2 Validität Interviewführung

Ausweislich der Nachermittlung im Rahmen des Nachgespräches wurde in keinem Fall die Interviewführung als direktiv empfunden.

Kommunikative Validierung

Zunächst musste eine Entscheidung darüber herbeigeführt werden, wer an der als Gruppendiskussionen geplanten Kommunikativen Validierung teilnehmen sollte. Als Alternativen standen zur Wahl, „neue“ Experten einzubinden, die – obgleich gegebenenfalls inte-ressiert – an einem Interview nicht teilgenommen hatten, oder aber „alte“ Experten einzubinden, die bereits ein Interview durchge-führt hatten. Auch ein Mix wurde in Betracht gezogen. In der Abwägung sah ich eher Nachteile für die Wahl „neuer“ Experten, da

Zunächst musste eine Entscheidung darüber herbeigeführt werden, wer an der als Gruppendiskussionen geplanten Kommunikativen Validierung teilnehmen sollte. Als Alternativen standen zur Wahl, „neue“ Experten einzubinden, die – obgleich gegebenenfalls inte-ressiert – an einem Interview nicht teilgenommen hatten, oder aber „alte“ Experten einzubinden, die bereits ein Interview durchge-führt hatten. Auch ein Mix wurde in Betracht gezogen. In der Abwägung sah ich eher Nachteile für die Wahl „neuer“ Experten, da