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Spätfolgen/Long-COVID Einige Patien-tinnen und Patienten leiden nach einer überstandenen COVID-19-Erkrankung an Symptomen, die nach der akuten Krank-heitsphase fortbestehen oder als Folge der Erkrankung aufgetreten sind. Als Bezeich-nung für diesen Zustand hat sich der von Patientinnen und Patienten genutzte Be-griff Long-COVID

durch-gesetzt (20). Die deut-sche S1-Leitlinie Post-COVID/Long-COVID gibt an, dass eine ärztli-che Abklärung erfolgen kann, wenn länger als drei Monate nach einer durch-gemachten Infektion wei-terhin Einschränkungen

vorhanden sind. Unter Long-COVID fallen sowohl fortbestehende Symptome für vier bis zwölf Wochen nach der Akutphase (sub-akute Phase) als auch das Post-COVID-Syn-drom mit Beschwerden zwölf Wochen nach der Akutphase, die nicht anderweitig er-klärt werden können. Eine Diagnose an-hand von Laborwerten ist nicht möglich und Laborwerte, die im Normbereich liegen, schließen ein Long-COVID-Syndrom nicht aus (21).

Wie zuvor für die akute Erkrankung be-schrieben, kann COVID-19 Symptome in verschiedenen Organen verursachen (22).

Es können auch Muskelschmerzen, Gelenk-schmerzen, Taubheitsgefühle und Kopf-schmerzen auftreten, die andauern können.

Oft stellen sich als CO-VID-19-Folgen Angstzu-stände oder eine Depres-sion ein. Bei Patientinnen und Patienten, die inten-sivmedizinisch behandelt wurden, traten auch post-traumatische Belastungs-störungen auf (23, 24).

Eines der am häufigsten berichteten Sym-ptome im Zusammenhang mit Long-COVID ist die „Fatigue“, ein chronischer Erschöp-fungszustand. Auch von Atemnot, Herzent-zündungen, eingeschränkter Kognition und Einschränkungen des Geruchs- und Ge-schmackssinns wird berichtet. Die Frage,

wie hoch der Anteil der Patientinnen und Patienten ist, die von Long-COVID betroffen sind, wird in Studien unterschiedlich beant-wortet. Je nachdem, welche Patientinnen und Patienten nach welcher Zeit zu wel-chen Symptomen wie befragt werden, er-geben sich unterschiedliche und nur sehr eingeschränkt vergleichbare Ergebnisse.

Insgesamt kann angenommen werden, dass bis zu 15 Prozent der COVID-19-Pa-tientinnen und -Patienten von Long-COVID betroffen sind (20, 21).

In Deutschland gibt es mittlerweile an vie-len Kliniken eine Reihe von Post-COVID-Sprechstunden, an die sich Betroffene wenden können. Darunter befinden sich allgemeine oder auf einzelne Langzeitfolgen spezialisierte Sprechstunden, beispielswei-se für Gedächtnisstörungen (25).

Eine mögliche Folge von COVID-19, die ins-besondere Kinder und Jugendliche betrifft, ist das sogenannte Pädiatrische Inflamma-torische Multisystemische Syndrom (PIMS), ein schweres entzündliches Krankheits-bild, das selten drei bis vier Wochen nach

SARS-CoV-2-Infektion (auch asymptoma-tisch) beobachtet wurde. Bislang sind die genauen Entstehungsmechanismen nicht geklärt, auch bezüglich der Häufigkeit des Auftretens besteht noch Unsicherheit.

Betroffene junge Patientinnen und Patien-ten mussPatien-ten häufig wegen einer Schock-symptomatik oder vorübergehender Herz- Kreislauf-Insuffizienz behandelt werden und benötigten eine intensivmedizinische Versorgung, teilweise sogar maschinelle Beatmung. Laut der Deutschen Gesell-schaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) liegt ein PIMS vor, wenn neben Fieber, er-höhten systemischen Entzündungspara-metern und mindestens zwei Organbetei-ligungen eine aktuelle oder stattgefundene SARS-CoV-2-Infektion beziehungsweise ein SARS-CoV-2-Kontakt nachzuweisen war. Studien zufolge versterben 1,7 bis 3,5 Prozent der von PIMS betroffenen Kinder (26, 27).

24 COVID-19-Report – COVID-19 – Krankheit, Geschichte, Wissensstand

Mutationen Wie auch bei anderen Viren zu beobachten, mutiert SARS-CoV-2 und erwirbt seit seiner erstmaligen Beschrei-bung eine zunehmende Anzahl von Verän-derungen und Variationen in seinem Erb-material. Einige der Variationen führen zu Änderungen der Virus proteine und damit möglicherweise zu Veränderungen der Ei-genschaften wie Übertragbarkeit, Patho-genität (also der Fähigkeit, eine Immun-antwort bei Menschen hervorzurufen) und Virulenz (also dem Schweregrad von Krankheitsverläufen). Anhand der Se-quenzvariationen/Mutationen werden die Viren mittlerweile, wie bei einem Stamm-baum in Linien unterteilt, wobei einige Li-nien im Laufe der Pandemie verschwinden, während andere sich ausbreiten und zur überwiegend nachgewiesenen Variante entwickeln. Die einzelnen Linien lassen sich unterschiedlich klassifizieren.

Nach der WHO gilt den sogenannten be-sorgniserregenden Varianten (Variants of Concern, VOC) besondere Aufmerksamkeit.

Hintergrund ist, dass diese Varianten auf-grund veränderter Erregereigenschaften die Epidemiologie, die Virulenz oder die

Effektivität von Gegenmaßnahmen, diag-nostischen Nachweismethoden, Impfstof-fen beziehungsweise Therapeutika negativ beeinflussen. Gegenwärtig gibt es fünf Li-nien, die als VOC eingestuft werden und die WHO-Bezeichnungen alpha, beta, gamma, delta und omikron tragen (28). Letztere wurde erstmals im November 2021 in Bots-wana entdeckt. Seitdem scheint sie sich vor allem in Südafrika verbreitet zu haben, wobei sich Berichte über positive Nachwei-se in Europa häufen. Die Variante gilt als besonders ansteckend, da sie sich in Süd-afrika gegen die bisher vorherrschende Delta-Variante durchsetzt. Ferner ist be-sorgniserregend, dass die Variante deut-lich mehr Mutationen am Spike-Protein auf der Oberfläche des Virus aufweist als an-dere bekannte VOC, was die Wirksamkeit von stattgefundenen Impfungen reduzie-ren kann (28).

Welche Virusvariante bei einem positiv getesteten Patienten oder einer positiv ge-testeten Patientin vorliegt, wird molekular-genetisch entweder durch gezielte Unter-suchung einzelner Mutationen oder in Stichproben durch die Ermittlung der kom-pletten Erbsubstanz des Virus (Sequenzie-rungen) bestimmt. Die Daten werden ebenfalls den lokalen Gesundheitsämtern und Bundesbehörden übermittelt.

Prophylaxe und Therapie