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Immunantwort

verbessern

nismen werden Zellen des Immunsystems sti-muliert (90). Der Wirkme-chanismus ist aber noch nicht abschließend ge-klärt.

Wie könnte der Wirkstoff bei COVID-19 helfen? Bei Lungenentzündungen konnte bereits eine protektive Wirkung von Bis-phosphonaten beobachtet werden (91).

Zusammen mit der Annahme aus den La-borexperimenten, dass der Einsatz das Immunsystem positiv stimulieren würde, könnten durch Gabe von Bisphosphonaten die Immunantwort gegen SARS-CoV-2 ver-bessert und schwerwiegende Verläufe möglicherweise verhindert oder abge-schwächt werden.

Wie wirkt der Wirkstoff? In der Osteo-porosebehandlung nutzt man die Eigen-schaft der Bisphosphonate, dass sie spezi-elle, den Knochen abbauende Zellen, die Osteoklasten, hemmen. Allerdings konnten Laborexperimente auch Wirkungen auf das Immunsystem zeigen.

Über komplexe

Mecha-Wie ist die Studienlage? Was empfehlen Leitlinien? Bisphosphonate werden in der S3-Leitlinie nicht aufgeführt (55). Im Moment gibt es nur wenige Veröffentli-chungen zum Thema Bisphosphonate und COVID-19. Ein klinischer Nutzen von

Bis-phosphonaten kann zur-zeit nicht bestätigt wer-den.

Antikörper Ein neuartiger Ansatz für die Be -handlung von COVID-19 ist der Einsatz von neutra-lisierenden Antikörpern, die sich gegen SARS-CoV-2 selbst richten und potenziell die Immunantwort verstärken. Neutralisie-rende Antikörper befinden sich im soge-nannten Rekonvaleszenten-Plasma oder werden biotechnologisch entwickelt und hergestellt. In beiden Fällen wird eine früh-zeitige Anwendung nach Symptombeginn zur Vermeidung schwerer Verläufe empfoh-len (92, 93).

Rekonvaleszenten-Plasma Rekonvales-zenten-Plasma, das gegen SARS-CoV-2 eingesetzt wird, stammt von Spendern, die bereits eine COVID-19-Erkrankung

durch-48 COVID-19-Report – Prophylaxe und Therapie schwerer COVID-19-Verläufe

gemacht haben. Rekonvaleszenten-Plasma wurde bereits in der Therapie anderer Viruserkrankungen wie zum Beispiel In-fluenza und Ebola eingesetzt. Allerdings gibt es nur wenige hochwertige Informatio-nen hinsichtlich des Nutzen-Risiko-Verhält-nisses dieser Behandlungsmethode. Des Weiteren variiert der Antikörpertiter, also die Anzahl bestimmter Antikörper im Blut, je nach Spender, was mit dem klinischen Nutzen im Zusammenhang steht (93). Für Rekonvaleszenten-Plasma mit einem ho-hen Antikörpertiter zeigte sich laut Robert Koch-Institut in einer Studie ein geringeres Fortschreiten der Erkrankung bei leicht er-krankten älteren Menschen (92). Neben-wirkungen, die bei der Anwendung von Rekonvaleszenten-Plasma auftraten, stan-den vermutlich mit der Transfusion in Zu-sammenhang, beispielsweise als allergi-scher Hautausschlag. Es zeigte sich nur eine kleine Anzahl von schwerwiegenden Ereig-nissen. Laut Leitlinie der DIVI soll Rekonva-leszenten-Plasma bei hospitalisierten

Patientinnen und Patien-ten mit COVID-19 nicht ein-gesetzt werden (55). Die WHO empfiehlt ebenfalls, Rekonvaleszenten-Plasma außerhalb von klinischen Studien bei Patientinnen und Patienten mit schwerer Erkrankung nicht einzusetzen (94). Eine Per-son, die eine COVID-19-Erkrankung durch-gemacht hat, kann zwei Wochen nach dem letzten negativen PCR-Test oder vier Wochen nach der vollständigen Genesung Plasma spenden. Außerdem muss die genesene Person auf das Vorhandensein von Antikör-pern getestet werden (95).

Biotechnologisch hergestellte monoklo-nale Antikörper Biotechnologisch herstellte monoklonale Antikörper haben ge-genüber Rekonvaleszenten-Plasma den Vorteil, dass die eingesetzte Dosierung präziser gewählt werden kann. Dadurch ist eine Behandlung mit einem hohen Antikör-pertiter problemlos möglich (93). Verschie-dene Antikörper werden momentan in klinischen Studien untersucht. Einige von ihnen haben in den USA bereits eine Notfall-zulassung erhalten: die Kombinations-therapie aus Casirivimab und Imdevimab und die Kombinationstherapie mit Bamla-nivimab und Etesivimab. In Deutschland

Monoklonale Antikörper „Monoklonal“ bedeutet, dass ein Antikörper dieser Art aus einer bestimmten Ursprungszelle hergestellt wird und auf eine bestimmte Zielstruktur reagiert.

Monoklonale Antikörper werden in der Medizin vielfältig eingesetzt.

vimab und die Kombination von Casirivimab und Imdevimab verfügbar. Aufgrund der zunehmenden Verbreitung von Virusvari-anten wird eine Monotherapie mit einem einzelnen Antikörper nicht mehr empfohlen.

Es besteht die Sorge, dass bei einer schlechteren Wirksamkeit gegen Virusva-rianten neue Resistenzen („Fluchtmutatio-nen“) entstehen (92). In einer gemeinsamen Stellungnahme der Fachgruppe COVRIIN, des Ständigen Arbeitskreises der Kompe-tenz- und Behandlungszentren für Krank-heiten durch hochpathogene Erreger und der Deutschen Gesellschaft für Infektiolo-gie kommen die Autoren zu dem Schluss, dass es Hinweise für ein geringeres Fort-schreiten zu einer schweren COVID-19-Er-krankung durch den Einsatz von neutrali-sierenden Antikörpern gibt. Weiterhin ist eine Anwendung bei Personen, die sich im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrich-tung infizieren und Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf aufweisen, möglicherweise sinnvoll (96). In der S3-Leitlinie der DIVI wird eine schwache Empfehlung für eine Therapie mit den An-tikörpern Casirivimab und Imdevimab für hospitalisierte, IgG-seronegative Patientin-nen und Patienten ohne oder mit nur ge-ringem zusätzlichen Sauerstoffbedarf ab-gegeben. Der Antikörper Bamlanivimab soll bei Erwachsenen mit einer moderaten bis schweren COVID-19-Erkrankung jedoch nicht als Monotherapie genutzt werden.

Nebenwirkungen berichtet, die mit der Transfusion in Zusammenhang stehen (93). Außerdem sollte beachtet werden, dass eine allergische Reaktion auf mono-klonale Antikörper möglich ist (92).

Zusammenfassung Arzneimitteltherapie / Leitlinienempfehlungen / aktuelle Thera-piestandards Trotz der Vielzahl (von verschiedenen Seiten ins Spiel gebrachter) möglicher Therapieansätze konnte bisher nur für wenige therapeutische Maßnahmen ein klinischer Nutzen nachgewiesen wer-den. Neben einer Sauerstofftherapie sollten Antibiotika bei bakterieller Ko-Infektion und generell Antikoagulanzien zur Throm-boseprophylaxe zum Einsatz kommen. Zur Unterdrückung einer überschießenden Entzündungsreaktion, die bei schweren Verläufen von COVID-19 im Vordergrund steht, werden vor allem systemische Glucocorticoide (zum Beispiel Dexametha-son) empfohlen, wobei Tocilizumab bei Patientinnen und Patienten mit hohen Ent-zündungswerten möglicherweise einen geringen Zusatznutzen hat. Für Januskina-se-Inhibitoren wie Baricitinib besteht eine schwache Empfehlung für Patientinnen und Patienten ohne oder mit nur geringem zu-sätzlichen Sauerstoffbedarf. SARS-CoV-2 spezifische Antikörper können bei Patientin-nen und Patienten ohne eigene Antikörper eingesetzt werden (55).

50 COVID-19-Report – Entwicklung und Identifizierung neuer Wirkansätze

Entwicklung und Identifizierung