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6 WSI-Personalrätebefragung

6.4 Feldverlauf der telefonischen Befragung und Interviewereinsatz

Die Personalrätebefragung fand von Februar bis April 2007 statt. Die Erhebung wurde telefo-nisch mit einem CATI-System (Computer Assisted Telephone Interview) durchgeführt. Bei CATI-Erhebungen wird den Interviewern/innen der Fragebogen über einen Computerbild-schirm eingespielt. Alle Fragentexte und Antwortmöglichkeiten werden eingeblendet und müssen dem Befragten vorgelesen werden. Filteranweisungen sind dem Befragungsprogramm hinterlegt, die Auswahl der Folgefragen bzw. Antwortmöglichkeiten übernimmt das CATI-Programm abhängig von den zuvor angegebenen Antworten. CATI-Befragungen erlauben daher eine umfangreiche Filterführung, da Interviewer und Befragte von ihr entlastet sind und nur die jeweils treffenden Nachfragen eingeblendet bzw. vorgelesen bekommen. Von dieser Möglichkeit wurde besonders bei den Fragebögen für Stufenpersonalräte, aber auch bei gene-rellen Nachfragen Gebrauch gemacht. So fiel dann auch die Länge der einzelnen Interviews recht unterschiedlich aus. Durchschnittlich dauerte ein Interview 51 Minuten. Das kürzeste Interview dauerte 9 Minuten, das längste Interview 1 ½ Stunden; die Standardabweichung lag bei 14 Minuten. Diese Angaben sind um abgebrochene Interviews bereinigt.

Für die Studie wurden insgesamt 90 Interviewer/innen eigesetzt, die mit einer einstündigen Schulung vorbereitet wurden. Es entfielen im Schnitt 19 Interviews auf jede/n Interviewer/in, wobei 27 % Interviewer/innen lediglich ein oder zwei Interviews durchführten, während 13 % mehr als 40 Interviews führten. Die höchste Zahl auf eine/n einzelne/n Interviewer/in entfal-lender Interviews lag bei 114, die Standardabweichung über alle Interviewer/innen bei 23 Interviews. Die Interviewer/innen waren ca. zur Hälfte weiblich, 44 % älter als 40 Jahre, 33 % jünger als 29 Jahre.

Die gesamte Interviewzeit wurde von Supervisoren überwacht, die räumlich getrennt vom Telefonstudio saßen und jederzeit sowohl die Eingaben der Interviewer in den Computer ver-folgen als auch bei stattfindenden Telefoninterviews „live“ mithören konnten. Dieses Vorge-hen sollte bewussten Täuschungs- oder ManipulationsversucVorge-hen137 der Interviewer/innen ent-gegenwirken und ist bei professionell im wissenschaftlichen Bereich arbeitenden Telefonstu-dios üblich. Zudem gab es den Supervisoren die Möglichkeit, einzelne Interviewer/innen nachzuschulen, falls Mängel bei der Gesprächsführung festgestellt wurden. Die Intervie-wer/innen wurden strikt angewiesen, exakt den Text der Fragen und die Antworten vorzulesen

137 Gemeint sind vor allem gefälschte Interviews oder Interviewteile, da die Interviewer/innen u. a.

nach der Anzahl erfolgreicher Interviews bezahlt werden.

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und keine eigenen Erläuterungen oder Änderungen vorzunehmen, es sei denn, dass erläutern-de Anmerkungen bei Fragen vorgesehen waren (siehe Fragenprogramm im Anhang).

6.5 Datengewichtung

Die Personalrätebefragung soll Vergleiche unterschiedlicher Dienststellen ermöglichen, da-runter Vergleiche zwischen großen und kleinen Dienststellen sowie zwischen Dienststellen verschiedener Aufgabenbereiche. Hätte man die Dienststellen mit einer einfachen Zufallszie-hung aus der Betriebsdatei gewählt – also proportional zu ihren Verteilungen in der BA-Datei –, wären nur wenige große Dienststellen (mit mehr als 500 Beschäftigten) befragt wor-den. Auswertungen solcher Dienststellen wären wegen der geringen Fallzahlen nur einge-schränkt möglich und somit auch Vergleiche zwischen großen und kleinen Dienststellen im-mer mit Unsicherheiten behaftet gewesen. Um dem vorzubeugen, wurde die BA-Betriebsdatei vor der Zufallsziehung in Zellen unterschiedlicher Wirtschaftsbereiche und Dienststellengrö-ßen eingeteilt. Größere Dienststellen wurden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ausge-wählt, kleinere mit einer geringeren.138

Für Aussagen, die sich auf die Grundgesamtheit beziehen, ist somit eine Gewichtung nötig, um diese Disproportionalität wieder auszugleichen. Ansonsten könnte die proportionale Über-repräsentation größerer Dienststellen zu verzerrten Angaben führen. Die Korrektur der dis-proportionalen Stichprobe geschieht hier mit einer Designgewichtung (Horvitz-Thompson-Schätzer139). Diese wird ergänzt um einen Gewichtungsschritt für den Stichprobeneinsatz nach der erfolgten Telefonnummernrecherche und einen Schritt für realisierte Interviews.

Während die Designgewichtung die Disproportionalität der Stichprobe ausgleicht, sollen die beiden anderen Gewichtungsschritte evtl. systematischen Verzerrungen durch die Telefon-nummernrecherche und der Teilnahmebereitschaft der Personalräte entgegenwirken.

138 Zu Oversampling mit disproportionalen Stichproben und deren Gewichtung vgl. Häder 2006: 180 ff.

139 Zum Horvitz-Thompson-Schätzer vgl. Krug, Nourney et al. 2001: 132 und Gabler 2004: 135.

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Die Gewichtung verknüpft die Auswahlwahrscheinlichkeiten der disproportionalen Auswahl-schritte zu einem Gewichtungsfaktor pro Ziehungszelle. Dabei werden auch die Screening-Interviews verwendet, d. h., die Berechnung der Gewichtungsfaktoren erfolgt nicht nur auf Basis der Betriebsstätten mit einem Personalrat. Die Befragung weist folgende Auswahlstufen auf:

1. Ziehung der Adresse aus der Betriebsdatei der BA

2. Adresseinsatz nach erfolgreicher Telefonnummernrecherche

3. Zugehörigkeit der kontaktierten Betriebsstätte zum öffentlichen Dienst 4. Vorhandensein eines Personalrats in einer kontaktierten Dienststelle 5. erfolgreiche Realisierung eines Interviews.

Miteinander multipliziert ergeben die Wahrscheinlichkeiten dieser Auswahlstufen die Inklu-sionswahrscheinlichkeit pro Stichprobenzelle aus der BA-Betriebsdatei. Da die Datei jedoch nicht der Grundgesamtheit entspricht, sondern zusätzlich Dienststellen ohne Personalrat und privatrechtliche Betriebe umfasst, wurden die Gewichte aus den Stufen 1, 2 und 5 errechnet.

Die Inverse der multiplizierten Auswahlwahrscheinlichkeiten der Stufen 1, 2 und 5 stellt den hier verwendeten Gewichtungsfaktor dar.140

140 An diesem Vorgehen lässt sich bemängeln, dass zuerst die Telefonnummernrecherche erfolgen musste, bevor geklärt werden konnte, ob Dienststellen einen Personalrat haben. Das Vorgehen un-terliegt somit der Annahme, dass die Telefonnummernrecherche nicht systematisch mit dem Vor-handensein der Personalräte in einer Form verknüpft ist, die durch den Gewichtungsschritt 2 nicht ausgeglichen werden kann. Alternativ wäre eine Gewichtung auf die BA-Betriebsdatei möglich gewesen, was jedoch sicherlich zu deutlich stärker verzerrten Schätzern geführt hätte, da Personal-räte häufiger in großen Dienststellen anzutreffen sind und die Betriebsstätten nicht gleich zwischen gewerblicher Wirtschaft und öffentlichem Dienst auf die Ziehungszellen verteilt sind.

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7 Die Beteiligung des Personalrats: Personalvertretungsrecht und