• Keine Ergebnisse gefunden

Finanziellen Grundbildung als Gestaltungselement einer ‚neuen‘ Lernkultur

6. Fazit und Ausblick

Abb. 1: Das Kompetenzmodell Finanzielle Grundbildung (vgl. Mania 2015: 261) Als beispielhafte Handlungsanforderungen auf Grundbildungsniveau lassen sich in der Subdomäne ‚Überblick‘ folgende Kennt- bzw. Kann-Beschrei-bungen festhalten (vgl. Mania 2015: 261):

ƒ Deklaratives Wissen: kennt Ordnungsprinzipien; kennt Kriterien für die Beurteilung der Unterlagen;

ƒ Prozedurales Wissen: kann Unterlagen kategorisieren und sortieren; kann Ordner anlegen; kann ein Haushaltsbuch anlegen und führen;

ƒ Lesen: kann aus Unterlagen Informationen entnehmen (z.B. Betreff, Absender, Datum, Thema u.a.);

ƒ Schreiben: kann ein Register schreiben;

ƒ Rechnen: kann Zeitangaben systematisieren.

Das Modell enthält Aufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad innerhalb des niedrigsten Kompetenzlevels, des sogenannten Level-One.

Kompetentes Handeln in einem bestimmten inhaltlichen Feld Finanzieller Grundbildung ist als komplexes Zusammenspiel der Anforderungen in allen vier Dimensionen definiert.

6. Fazit und Ausblick

Das Kompetenzmodell liefert für die Praxis der Alphabetisierung und Grundbildung eine Orientierung zur Formulierung von kompetenzorientierten Lernzielen und -inhalten für Angebote zu Finanzieller Grundbildung. Um die praktischen Umsetzungsmöglichkeiten des Modells zu explorieren, wurden in Zusammenarbeit mit Weiterbildungseinrichtungen,

Schuldnerberatungsstel-Programm- und Angebotsentwicklung in der Finanziellen Grundbildung 133

len und einem Betrieb modellhafte Lernangebote konzipiert, durchgeführt und evaluiert. Es hat sich gezeigt, dass das Modell bei der Angebotsent-wicklung flexibel eingesetzt werden kann, sodass – jeweils in Abhängigkeit vom Einrichtungsprofil, von der inhaltlichen Ausrichtung, den Adressatinnen und Adressaten sowie den Kooperationspartnerinnen und -partnern – unter-schiedliche Angebote entstehen können (vgl. Mania/Tröster 2015).

Im Hinblick auf ‚neue‘ Lernkulturen in der (Finanziellen) Grundbildung lassen sich folgende Schlussfolgerungen ableiten: Durch die Wahl partizipa-tiver Forschungsmethoden sowie die aktive Einbeziehung von Expertengrup-pen aus unterschiedlichen bzw. sich ergänzenden Bereichen kann eine parti-zipative Programmgestaltung als Element der Lernkulturentwicklung beför-dert werden. Die Fokussierung auf handlungsbezogene Lernziele und -inhalte stellt – im Unterschied zu einem reduzierten Verständnis von Lesen und Schreiben als Kulturtechnik – die Grundlage für Lernansätze wie das ‚pro-blemzentrierte‘ und ‚situative‘ Lernen dar, die den für die Grundbildung geforderten Prinzipien der Teilnehmer- und Lebensweltorientierung gerecht werden (vgl. Brödel 2012).

Die flexible Handhabung des Modells bietet eine Unterstützung des pä-dagogischen Handelns bei der Auswahl von Lerngegenständen und Ent-wicklung neuer Lernformate, ohne jedoch starre Vorgaben oder Richtlinien zu liefern. Damit soll die für die Erwachsenenbildung charakteristische An-gebotsvielfalt keinesfalls eingeschränkt werden, sondern es geht perspekti-visch vielmehr darum, die Finanzielle Grundbildung als Teil des Programm-bereichs Alphabetisierung und Grundbildung wissenschaftlich zu fundieren und zu professionalisieren (vgl. Mania 2015). Zudem sind vielfältige An-schlussmöglichkeiten an bisherige Veranstaltungsformate (Alphabetisie-rungskurse oder Rechenkurse, Lerncafés, projektförmige Angebote etc.) und Bezüge zu anderen (Grund-)Bildungsbereichen denkbar – bezogen auf Food Literacy beispielsweise die Themen Einkauf, insbesondere Produktauswahl und Preisvergleiche von Lebensmitteln.

Als ein Orientierungsrahmen für die Entwicklung einer ‚neuen‘ Lern-kultur in der (Finanziellen) Grundbildung wird im Rahmen eines Anschluss-projekts2 ein flexibles, modulares und trägerübergreifendes Curriculum für den Bereich Finanzielle Grundbildung entwickelt und hinsichtlich Akzeptanz und Auswirkung auf den Lernprozess wissenschaftlich erprobt. Um die Grundbildungslehrenden bei der Adaptation des Kompetenzmodells sowie der Planung und Durchführung konkreter Lernangebote zu unterstützen, wird zudem eine Fortbildung als Beitrag zur Professionalitätsentwicklung konzi-piert und evaluiert.

2 Das Folgeprojekt mit dem Titel „Curriculum und Professionalisierung der Finanziellen Grundbildung – CurVe II“ wird vom BMBF im Zeitraum 2016-2020 gefördert.

134 Ewelina Mania / Monika Tröster

Die Ergebnisse der Evaluation des Curriculums und der Fortbildung werden zeigen, wie sich die Lernkultur in der Grundbildung durch diese Entwicklungen verändern wird.

Literatur

Abraham, Ellen/Linde, Andrea (2010): Alphabetisierung/Grundbildung als Aufga-bengebiet der Erwachsenenbildung. In: Tippelt, R./Hippel, A. v. (Hrsg.): Hand-buch Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwis-senschaften, S. 889Ǧ903.

Ambos, Ingrid/Greubel, Stefanie (2012): Ökonomische Grundbildung. Themenfeld

„Akteurs- und Angebotsanalyse“. Abschlussbericht. http://www.die-bonn.de/

doks/2012-oekonomische-grundbildung-akteurs-und-angebotsanalyse-01.pdf [Zugriff: 26.01.2016].

Ambos, Ingrid/Horn, Heike (2015): Angebotsstrukturen in der Alphabetisierung und Grundbildung für Erwachsene 2014. Ergebnisse der alphamonitor-Anbieterbefra-gung des DIE. http://www.die-bonn.de/id/31623 [Zugriff: 26.01.2016].

Aprea, Carmela (2012): Messung der Befähigung zum Umgang mit Geld und Fi-nanzthemen. Ausgewählte Instrumente und alternative diagnostische Zugänge.

In: Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online 22, S. 1-21. http://www.bwpat.de/

ausgabe22/aprea_bwpat22.pdf [Zugriff: 26.01.2016].

Arnold, Rolf (2010): Didaktik – Methodik. In: Arnold, R./Nolda, S./Nuissl, E.

(Hrsg.): Wörterbuch Erwachsenenbildung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 64-66.

Barton, David/Hamilton, Mary (2003): Situated literacies. Reading and writing in context. London: Routledge.

Baumert, Jürgen/Kunter, Mareike (2006): Stichwort: Professionelle Kompetenz von Lehrkräften. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 9, 4, S. 469-520.

Bigge, Caroline (2015): Finanzielle Grundbildung in Deutschland – Eine Bestands-aufnahme und Systematisierung bisheriger Angebotskonzepte. Programmanalyse im Projekt CurVe. Forschungsbericht (unveröff.).

BMBF – Bundesministerium für Bildung und Forschung (2012): Vereinbarung über eine gemeinsame nationale Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung Er-wachsener in Deutschland 2012-2016. https://www.bmbf.de/files/NEU_

strategiepapier_nationale_alphabetisierung.pdf [Zugriff: 26.01.2016].

Brödel, Rainer (2012): Didaktik der Grundbildung. Plädoyer für einen lebenswelt-orientierten Ansatz. In: Erwachsenenbildung 58, 2, S. 63-66.

Deutscher Volkshochschul-Verband e.V. (DVV) (o.J.): Curriculum Leben & Geld.

Bereich Alphabetisierung. http://grundbildung.de/fileadmin/content/01Projekte/

ich-will-lernen.de/Curricula_Handbuecher/Curriculum_Leben_Geld.pdf [Zugriff:

27.01.2016].

Dietrich, Stephan/Herr, Monika (2003): Zum Begriff der „Neuen Lehr- und Lern-kultur“. http://www.die-bonn.de/esprid/dokumente/doc-2003/dietrich03_01.pdf [Zugriff: 26.01.2016].

Egetenmeyer, Regina (2008): Informal Learning in betrieblichen Lernkulturen. Eine interkulturelle Vergleichsstudie. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.

Programm- und Angebotsentwicklung in der Finanziellen Grundbildung 135

Egloff, Birte (2014): Grundbildung – Zur Einführung in den Themenschwerpunkt. In:

Hessische Blätter für Volksbildung 2, S. 103-106.

Fleige, Marion (2010): Erwachsenenbildung im demographischen und sozialen Wan-del. Befunde und Schlussfolgerungen aus Lernkulturanalysen in der Evangeli-schen Erwachsenenbildung im Land Brandenburg. In: Hof, C./Ludwig, J./Schäffer, B. (Hrsg.): Erwachsenenbildung im demographischen und sozialen Wandel vom 24. bis 26. September 2009 an der Hochschule für Philosophie München, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität der Bundeswehr München. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, S. 119-133 Fleige, Marion (2011): Lernkulturen in der öffentlichen Erwachsenenbildung.

Theo-rieentwickelnde und empirische Betrachtungen am Beispiel evangelischer Trä-ger. Münster: Waxmann.

Fleige, Marion (2013): Bildungskulturen – Kultur als Thema von Bildung – transkul-turelle Bildung: Forschungsperspektiven zum Verhältnis von Erwachsenenbil-dung und Kultur. In: Käpplinger, B./Robak, S./Schmidt-Lauff, S. (Hrsg.): Enga-gement für die Erwachsenenbildung. Ethische Bezugnahmen und demokratische Verantwortung. Wiesbaden: Springer VS, S. 85-98.

Frank, Stephen (2013): Kompetente Bildung oder eingebildete Kompetenz? Kompe-tenzen als inhaltsdidaktische Leitgröße. In: Magazin erwachsenenbildung.at 20, S. 04-1-04-7. http://www.erwachsenenbildung.at/magazin/13-20/meb13-20.pdf [Zugriff: 26.01.2016].

Frank, Stephen/Iller, Carola (2013): Kompetenzorientierung, mehr als ein didakti-sches Prinzip. In: Report – Zeitschrift für Weiterbildungsforschung 36, 4, S. 32-44. http://www.die-bonn.de/doks/report/2013-erwachsenenbildung-03.pdf [Zu-griff: 26.01.2016].

Gieseke, Wiltrud (2001): Einführungsvortrag: Professionalität und Lernkulturen. In:

Heuer, U./Botzat, T./Meisel, K.(Hrsg.): Neue Lehr- und Lernkulturen in der Weiterbildung. Bielefeld: W. Bertelsmann, S. 77-88.

Gieseke, Wiltrud (2008): Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwachsenenbil-dung. Bielefeld: W. Bertelsmann.

Gläser, Jochen/Laudel, Grit (2004): Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse als Instrumente rekonstruktiver Untersuchungen. Wiesbaden: VS Verlag für So-zialwissenschaften.

Grell, Petra (2004): Teilnehmerforschung zum Thema Lernwiderstand – ein Konzept partizipativer Forschung und seine Ergebnisse. In: Report – Zeitschrift für Wei-terbildungsforschung 27,1, S. 60-67. http://www.die-bonn.de/doks/grell0401.pdf [Zugriff: 27.01.2016].

Grotlüschen, Anke/Bonna, Franziska/Euringer, Caroline/Heinemann, Alisha (2014):

Konsequenzen der Konstruktion von Literalität hinsichtlich der Vergleichbarkeit der Alpha-Levels mit den Niveaustufen des Europäischen Referenzrahmens Sprachen. In: Pätzold, H./von Felden, H./Schmidt-Lauff, S. (Hrsg.): Programme, Themen und Inhalte in der Erwachsenenbildung Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, S. 51-65.

Höffer-Mehlmer, Markus (2011): Programmplanung und -organisation. In: Tippelt R./Hippel, A. von (Hrsg.): Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Wies-baden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 989-1002.

136 Ewelina Mania / Monika Tröster

Hummelsheim, Stefan (2010): Ökonomische Grundbildung tut not: Empirische Stu-dien weisen auf erhebliche Defizite in der ökonomischen und finanziellen Grundbildung hin. DIE Fakten. http://www.die-bonn.de/doks/hummelsheim 1001.pdf [Zugriff: 26.01.2016].

Kastner, Monika (2011): Vitale Teilhabe. Bildungsbenachteiligte Erwachsene und das Potenzial von Basisbildung. Wien: Löcker.

Klieme, Eckhard/Leutner, Detlev (2006): Kompetenzmodelle zur Erfassung individu-eller Lernergebnisse und zur Bilanzierung von Bildungsprozessen. Überarbeitete Fassung des Antrags an die DFG auf Einrichtung eines Schwerpunktprogramms.

http://kompetenzmodelle.dipf.de/pdf/rahmenantrag [Zugriff: 26.01.2016].

Lehner, Martin (2013): Inhalte als zentrale Aspekte einer Didaktik der Erwachsenen-bildung. In: Magazin erwachsenenErwachsenen-bildung.at 20, S. 03-1-03-10. http://www.

erwachsenenbildung.at/magazin/13-20/meb13-20.pdf [Zugriff: 26.01.2016].

Mania, Ewelina (2015): Kompetenzorientierung in der Finanziellen Grundbildung als Grundlage für die Programmentwicklung. In: Report – Zeitschrift für Weiterbil-dungsforschung 38, 2, S. 251-265. http://link.springer.com/content/pdf/10.1007%

2Fs40955-015-0030-0.pdf [Zugriff: 26.01.2016].

Mania, Ewelina/Tröster, Monika (2013): Finanzielle Grundbildung. Wege einer partizipativen Didaktik im DIE-Projekt CurVe. In: Magazin erwachsenen bildung.at. 20, S. 12-1-12-8. http://erwachsenenbildung.at/magazin/13-20/meb13 -20.pdf#page=104 [Zugriff: 26.01.2016].

Mania, Ewelina/Tröster, Monika (2014): Finanzielle Grundbildung – Ein Kompetenz-modell entsteht. In: Hessische Blätter für Volksbildung 64, 2, S. 136-145.

Mania, Ewelina/Tröster, Monika (2015): Finanzielle Grundbildung. Programme und Angebote planen. Bielefeld: W. Bertelsmann.

Reich-Claassen, Jutta/Hippel, Aiga von (2011): Angebotsplanung und -gestaltung. In:

Tippelt, R./Hippel, A. von (Hrsg.): Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung.

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 1003-1015.

Remmele, Bernd/Seeber, Günther/Speer, Sandra/Stoller, Friederike (2013): Ökono-mische Grundbildung für Erwachsene. Ansprüche – Kompetenzen – Grenzen.

Schwalbach/Ts.: Wochenschau.

Schlutz, Erhard (2006): Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwicklung. Münster:

Waxmann.

Schürkmann, Susanne/Schuhen, Michael (2013): Kompetenzmessung im Bereich financial literacy. Ergebnisse zum Umgang mit Online-Rechnern aus der FILS-Studie. In: Zeitschrift für ökonomische Bildung, 1, S. 73-89. http://zfoeb.

de/2013_1/schuerkmann_schuhen.pdf [Zugriff: 26.01.2016].

Schüßler, Ingeborg/Thurnes, Christian M. (2005): Lernkulturen in der Weiterbildung.

Bielefeld: Bertelsmann Verlag. http://www.die-bonn.de/doks/2005-lernkultur-01.pdf [Zugriff: 26.01.2016].

Seeber, Günther/Retzmann, Thomas/Remmele, Bernd/Jongebloed, Hans-Carl (2012):

Bildungsstandards der ökonomischen Allgemeinbildung. Kompetenzmodell – Aufgaben – Handlungsempfehlungen. Schwalbach/Ts: Wochenschau.

Street, Brian V. (2003): What’s „new“ in New Literacy Studies? In: Current Issues in Comparative Education 2, 5, S. 77-91.

The New London Group (1996): A Pedagogy of Multiliteracies: Designing Social Futures. In: Harvard Educational Review 66, 1, S. 60-92.

Programm- und Angebotsentwicklung in der Finanziellen Grundbildung 137

Weber, Birgit/van Eik, Iris/Maier, Petra (Hrsg.) (2013): Ökonomische Grundbildung für Erwachsene. Ansprüche und Grenzen, Zielgruppen, Akteure und Angebote – Ergebnisse einer Forschungswerkstatt. Bielefeld: W. Bertelsmann.

Weinert, Franz E. (2001): Vergleichende Leistungsmessung in Schulen. In: Weinert, F. E. (Hrsg.): Leistungsmessung in Schulen. Weinheim et al.: Beltz, S. 17-31.

Zeuner, Christine/Pabst, Antje (2011): „Lesen und Schreiben eröffnen eine neue Welt!“ Literalität als soziale Praxis – Eine ethnographische Studie. Bielefeld: W.

Bertelsmann.

Aiga von Hippel

Programmplanungskulturen in der betrieblichen