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Fall K: Naturverbundene Pragmatikerin mit gemeinschaftlich

5.3 Durchführung: Interviews und die Erstellung der Medienpfade

6.1.9 Fall K: Naturverbundene Pragmatikerin mit gemeinschaftlich

K: Es gibt den schönen Satz: „Die Dosis macht das Gift.“ Das ist immer so. Ein Medium an sich ist nie schlecht. Also die Frage ist immer, wie benutzt man das und wie setzt man das ein. (InterviewK_562–565)

Alter: 52/Jahrgang 1967 Geschlecht: weiblich

Bereich: Gesundheit/Bewegung

Eltern: Mutter: Lehrerin; nach Geburt der Kinder tätig im Verwaltungs- und Organi-sationsbereich/Vater: selbstständig im Einzelhandel

Geschwister: 2

Teilnahme an institutsinternen, medienpädagogischen Workshops: nein Kurzzusammenfassung

K hat in ihrer Primärfamilie viel Sicherheit erfahren. Sie ist in einer Familie aufge-wachsen, in der Mediennutzung häufig in Zusammenhang mit gemeinsamen Fami-lienaktivitäten stand. Dies hat ihren medialen Habitus geprägt. Darüber hinaus sind Medien in der Primärfamilie legitime Mittel zu Entspannung. Hierbei ist weniger der Inhalt wichtig als vielmehr das Ziel der Entspannung. In der Familie spielte au-ßerdem Wissen eine wichtige Rolle. Durch ihre beiden Brüder hatte K früh einen Zugang zu digitalen Medien und kann immer auf die Hilfe der Brüder zurückgrei-fen. Dies hat ihr einen sicheren Umgang mit digitalen Medien in der Freizeit und 196 Ergebnisse: Mediale Habitus von Lehrenden in der Erwachsenenbildung

im Beruf ermöglicht. Ihr gemeinschaftlicher, selbstsicherer medialer Habitus spiegelt sich in Ks Medienumgang im Bereich der Lehre und auch in ihrer medienpädagogi-schen autodidaktimedienpädagogi-schen Professionalisierung wider.

Mediennutzung in Kindheit und Jugend

Das erstgenannte Medium von K ist das Buch. Bücher sind die prägenden Medien ihrer Kindheit. K erinnert sich an gemeinsame Bibliotheksbesuche mit ihrem Vater, von denen sie immer mit einem Stapel Bücher nach Hause kam. Sie geht außerdem davon aus, dass ihr und ihren Brüdern vorgelesen wurde, auch wenn sie sich daran nicht sicher erinnert. In ihrer Familie wurden ‚klassische‘ Bücher gelesen, womit K Bücher von Comics abgrenzt. Mit diesen kam K als Kind nur über Freunde in Kon-takt. Inhaltlich spricht K vor allem von ihrer Pferdebücher-Phase, die sie selbst etwas belächelt. Darüber hinaus hat sie verschiedene Inhalte gelesen. Sie interessierte sich vor allem für Geschichten von Mädchen in der Phase des Aufwachsens. Als Beispiel nennt sie die Hanni-und-Nanni-Reihe von Enid Blyton. Ihr Vater hat ebenfalls viel gelesen, auch wenn er mit zunehmendem Alter mehr zu Zeitschriften wie Spiegel und Geo griff. Dennoch las er auch immer wieder Bücher und interessierte sich für Romane wie die Thriller von Dan Brown. Ks Mutter las ebenfalls und dabei ganz un-terschiedliche Genre, meistens die Bücher, die ihr geschenkt wurden. Die Romane, die die Mutter gelesen hat, durften auch etwas anspruchsvoller sein. In der Familie galten auch Bücher, die ‚nur‘ unterhalten, als legitim. Neben den Büchern, Zeit-schriften und der Tageszeitung spielte das Radio in der Familie eine zentrale Rolle.

Das Radio lief die meiste Zeit nebenbei. Es wurden auch bewusst Sendungen gehört.

So zum Beispiel die politische Sendung Frühschoppen, die sowohl im Radio als auch im Fernsehen lief. Im Radio lief außerdem Musik nebenbei. Der Vater war Jazz-Fan und hat auch ganz bewusst Jazz aufgelegt und aktiv gehört.

In der Familie gab es einen Fernseher als Familiengerät, der von allen gemein-sam im Familienverbund genutzt wurde. Auch wenn Fernsehen nicht das zentrale Medium in der Familie und bei K war, so kennt K dennoch die Serien der Zeit:

Und natürlich Fernsehen auch. Also ich kenn da alle Kinderserien der Zeit glaub ich oder so @.@. (InterviewK_69–71)

Fernsehen wurde mit der Familie gemeinsam im Wohnzimmer geschaut. Die Fami-lie verbrachte sehr viel Zeit gemeinsam im Wohnzimmer, wo sie außerdem gemein-sam Gesellschaftsspiele spielten, sich unterhielten und auch Freunde dazu einluden:

Ja. Und zwar wirklich viel. Und das hab ich erst, also nicht nur Fernsehen geguckt, aber überhaupt auch Zeit im Wohnzimmer verbracht, auch wirklich noch ins jugendliche Alter hinein. Das hab ich erst wirklich spät geschnallt, dass das nicht in allen Familien so ist irgendwie. Also wir haben glaub ich relativ viel da im Wohnzimmer zusammenge-sessen. Mal mit Fernsehen, mal auch gespielt oder gequatscht oder so. Und auch, konn-ten auch Freunde mitbringen, da waren auch immer noch Freunde von uns da oder so, mhm ((zustimmend)). (InterviewK_117–126)

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Im Fernsehen wurde das damalige Kinderprogramm geschaut, wobei auch häufig die Eltern dabei waren. Gemeinsam haben sie abends die Hitparade oder Quizsen-dungen geschaut. Die Eltern gingen beide arbeiten als die Kinder klein waren, wo-durch die Kinder nachmittags unter der Woche allein waren. Sie durften aber nicht den ganzen Tag fernsehen.

Die Gesellschaftsspiele waren wichtig für die Familie, besonders das Wissens-Quiz-Spiel Trivial Pursuit.45 Das Spiel diente nicht nur zur Unterhaltung, sondern spiegelt auch die besondere Bedeutung, die Wissen in der Familie einnimmt, wider:

Und so und dann auch, merk ich immer, wenn ich meine Brüder treffe, dieses Sachen-Wissen oder wer weiß mehr oder so, das ist schon ein wichtiges Ding. Das würden wir auch, da kann man sich an so Trivial-Pursuit-Schlachten erinnern oder so, das war bei uns schon immer auch ein Thema mit Wissen und das man Bescheid wissen sollte und so. (InterviewK_950–956)

Das Zitat zeigt, dass auch heute das Verhältnis der Geschwister untereinander im-mer noch von dem ‚Wer-weiß-Was‘ geprägt ist.

Mit dem Jugendalter nahm für K die Bedeutung von Musik zu und sie be-schreibt hier einen Wechsel vom prägendsten Medium Buch in der Kindheit hin zur Musik. Damit ist sie die einzige Lehrende, die von zwei verschiedenen Medien in Kindheit und Jugend spricht. Schon vor dem Jugendalter stand den Kindern jeweils ein Kassettenrekorder zur Verfügung. Der Musikkonsum wurde von den Eltern ge-fördert, was sich in dem in der Familie üblichen Geschenk zur Konfirmation spie-gelte: die erste ‚richtige‘ Anlage:

Und gut, als wir jugendlich waren, wurde bei uns Kindern natürlich die Musik auch wichtig. Hatten wir, die Musikanlage war dann immer, das war das Konfirmationsge-schenk, die erste große Musikanlage. Also vorher schon auch Kassettenrekorder ne schon, so einen kleinen Schreddel-Kassettenrekorder. Also das war was, was wir als Kin-der im Zimmer hatten, ne eigene Musik-Geschichte, das auch schon relativ früh. Und dann wurde halt das ein bisschen aufgerüstet so Stück für Stück. (InterviewK_164–172)

Mit dem Kassettenrekorder hat K auch Musik aus dem Radio aufgenommen:

Ähm, ich war, ich hab wirklich ähm also man hat schon auch die aktuelle Musik gehört.

Es gab immer so ne NDR-Plattenkiste hieß das, das war wie so eine kleine Radio-Hit-parade oder so. Sie hat man damals immer gehört und wirklich mitgeschnitten mit dem Kassettenrekorder und man hat gehofft, dass die da nicht reinquatschen in die Lieder. So hat man damals Musik gekriegt @.@ so ne. (InterviewK_178–184)

Mit zunehmendem Alter entwickelte K einen spezifischeren Musikgeschmack und die erste Schallplatte, die sie hatte, war ein Liedermacher-Album. Sie hörte gerne politische, poetische Liedermacher-Lieder in deutscher, aber auch englischer Spra-che. Auch wenn K damals Schlager nicht als ihre bevorzugte Musikrichtung

betrach-45 Trivial Pursuit ist ein Wissens-Brettspiel, bei dem sich die Spieler:innen in ihrem Allgemeinwissen messen.

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tet hat, kann sie dennoch die Texte der damaligen Hitparaden-Lieder auswendig. Als Jugendliche hat K viel Zeit damit verbracht, im Dunkeln auf der Fensterbank zu sit-zen und Musik zu hören. Im Bereich Musik ließ sich K auch von ihren Brüdern be-einflussen. Unter den großen Brüdern wurde Popmusik nicht gemocht und das wurde auch von der kleinen Schwester erwartet, die ansonsten gerne damals aktuelle Bands wie ABBA gehört hätte. Alles, was Mainstream war, galt als uncool:

Also kleinere Geschwister orientieren sich schon auch, ob sie wollen oder nicht, an den Brüdern, deswegen, war das schon. Also ich weiß noch sowas, also, ne, ABBA war da-mals noch irgendwie so, aber ABBA war wirklich so POP-Musik und fanden meine Brü-der uncool. Und äh, also ich durfte das auch nicht so richtig cool finden, so ne. Ich glaube @.@ wahrscheinlich so fand ich es doch ganz gut, aber es war so „Ne, äh das nicht.“. Also war ich da schon beeinflusst, ähm, was denn cool ist und was nicht. Und also zu mainstream war bei uns irgendwie immer eher uncool oder so. Und ähm viel-leicht hätte ich da noch ein paar Sachen doch ein bisschen anders gehört ohne die oder so. Also insofern schon auch inhaltlich beeinflusst. (InterviewK_283–295)

Im Bereich des Buchgeschmacks war der Einfluss der Brüder geringer. K hat zwar auch Bücher der Brüder gelesen, wie zum Beispiel die Drei-Fragezeichen-Reihe, aber sie entwickelte sich schnell in eine ‚Mädchenbuch‘-Richtung weiter.

Die Mutter hatte als Lehrerin ein Auge darauf, welche Medien ihre Kinder nutz-ten. Im Bereich der Bücher ist K keine Kontrolle bewusst aufgefallen, sie ist sich aber sicher, dass ihre Mutter wusste, was sie liest. Auch bei Musik wurden ihr keine Vorgaben gemacht. Es war nur wichtig, dass die Musik nicht zu laut gehört wurde.

Die Kontrolle des Medienkonsums von damals stellt K sich deutlich einfacher vor als heute:

Aber ich hatte, glaube ich, auch nie so unglaublich schwierige Phasen, was sowas angeht oder so. Und ansonsten, ne mit dem Internet ist es heute schon nochmal schwieriger, die sich dann da reinfuchsen müssen, die Eltern. Das mussten sie da also zum Glück noch nicht. Also es war noch ein bisschen leichter, überschaubarer wahrscheinlich, weil da materielle Dinge rumlagen, die wir uns zugefügt haben. (InterviewK_228–235)

Unter Ks Peers haben Medien keine zentrale Rolle gespielt, da sie in der Kindheit viel Zeit mit Reiten und Freunden aus Reiterkreisen verbrachte. Diese Gruppe hatte andere Themen als Medien. Als Jugendliche tauschte man sich in ihrer Peergroup über Musik aus. Dies war aber auch nicht zentral. Das Festnetztelefon wurde wenig genutzt und wenn nur, um sich kurz zu verabreden oder Ähnliches. Da Telefonieren damals teuer war, konnte die Telefonrechnung ein Problem in der Jugend darstellen.

K berichtet von einem ihrer Brüder, der mit seiner damaligen Freundin sehr viel und lange telefoniert hatte, was zu erhöhten Telefonkosten führte.

Sie beschreibt sich selbst aufgrund ihres Alters als keinen „digital native“ (Inter-viewK_60), da sie ohne das Internet aufgewachsen ist.

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