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Fall B: Ideelle, funktionale Mediennutzung mit Abgrenzung zu

5.3 Durchführung: Interviews und die Erstellung der Medienpfade

6.1.2 Fall B: Ideelle, funktionale Mediennutzung mit Abgrenzung zu

B: Ja, lei(.)der muss ich sagen. Leider. Also, ich guck mir jetzt keine neuen Serien mehr an, weil die Serien haben wirklich sowas äh ja Suchtentfachendes, habe ich festgestellt.

[...] Ich find das eher ähm eher belastend im Moment. (InterviewB_346–357)

Alter: 54/Jahrgang 1964 Geschlecht: weiblich Bereich: Pflegepädagogik

Eltern: Mutter: selbstständige Kosmetikerin/Vater: Mitarbeiter beim Sozialamt Geschwister: 3

Teilnahme an institutsinternen, medienpädagogischen Workshops: ja Kurzzusammenfassung

Der Fall B zeichnet sich durch eine aktive Nutzung eines breiten Medienensembles digitaler sowie analoger Medien aus. Durch ihre Primär- und Tertiärsozialisation ist B positiv auf digitale und analoge Medien geprägt. Diese frühe habituelle Prägung spiegelt sich in einem offenen Umgang mit digitalen und analogen Medien im Lehr-/Lernkontext wider. Dabei hat sie einen starken Fokus auf der Absicherung der Richtigkeit der Inhalte, die sie für die Lehre nutzt. Eine besondere Bedeutung schreibt B dem geschriebenen Wort zu. Es ist auffällig, dass B eine Tendenz auf-weist, zwischen gutem und schlechtem Medienkonsum zu unterscheiden. Dies äu-ßert sich zum Beispiel in einer Kritik dem eigenen heutigen Serienkonsum oder einer Liebesroman-Phase in der Jugend gegenüber. Ihr medialer Habitus kann als ideell, funktional mit Negation der hedonistischen Züge beschrieben werden.

Mediennutzung in Kindheit und Jugend

Das erstgenannte Medium von B ist der Fernseher, der als Familiengerät zu den Olympischen Spielen 1972 in der Familie Einzug hielt. Damals war B acht Jahre alt.

Der Vater war ein sportbegeisterter Mensch und hat dies auch an seine Tochter wei-tergegeben. Das Thema Sport war und ist bei B noch heute präsent. Als Kind hat B gerne ferngesehen. Sie hat die Sesamstraße gesehen und nennt außerdem Dick und Doof als etwas, das häufig im Fernsehen lief. Einen eigenen Fernseher besaß B erst, als sie ausgezogen ist. Sie reflektiert, dass sie in der Familie vor dem Fernsehen auch schon Radio gehört haben müssen. Mit der Zeit kamen Kassetten und damit die Mu-sik zum genutzten Medienensemble dazu. Auch das Radio bekam damit eine grö-ßere Bedeutung. B hat aus dem Radio Musik aufgenommen und mit dem Kassetten-rekorder oder einem Walkman abgespielt.

Analoge Medien nennt B im Zusammenhang mit der Schule. Hier nutzte B Hefte und Bücher und betont auch, dass sie als Kind gerne und viel gelesen hat. Das Verhältnis zu Büchern ist, wie sich im Verlauf des Interviews zeigt, ein sehr gutes.

Bücher behalten über die Jahre hinweg eine große Bedeutung für B. Auffällig ist, dass, obwohl Büchern eine positive Bedeutung zugeschrieben wird, eine Vorliebe für

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Liebesromane in der Jugend eher negativ eingeordnet bzw. belächelt wird. Diese dis-tanzierte Haltung gegenüber einer hedonistischen Mediennutzung zeigt sich auch im Verhältnis zu den Medien Film und Fernsehen. Hier spielen Videos schon in Kindheit und Jugend eine Rolle und B spricht vom großen „Videofieber“ (Inter-viewB_106).

In der Kindheit wurde der Fernsehkonsum zur Erziehung eingesetzt – hier aber nicht im Sinne einer Medienerziehung, sondern um unerwünschtes Verhalten mit Fernsehverbot zu regulieren und zu sanktionieren. Die Regulierung des eigentlichen Fernsehkonsums sei laut B damals nicht nötig gewesen, da es nur ein beschränktes Angebot gab. Durch das begrenzte Angebot der drei Sender (ARD, ZDF und des dritten Regionalprogramms) und den Sendeschluss wäre ein Überkonsum im Be-reich des Fernsehers nicht möglich gewesen. Das Lesen von Büchern hat vor allem die Mutter sehr gefördert – sowohl bei B als auch bei ihren Geschwistern. Sie haben zusammen gelesen und der Mutter war der Zugang zu Büchern und Sprache für die Kinder wichtig:

Ja, wir haben viel, gerade diese Kinderbücher, haben wir oft zusammen gelesen. Äh, meine Mutter hat mit uns gelesen. Die hat auch sehr großen Wert daraufgelegt, dass wir ähm uns sprachlich entwickeln. Dass wir auch ein gutes Verhältnis sag ich mal zum ge-schriebenen und gesprochenen Wort bekommen. Also das war meiner Mutter sehr wichtig. (InterviewB_279–284)

Auch nach Einzug des Fernsehers wurde weiterhin viel gelesen und das Interesse an Büchern zur Unterhaltung ist bis heute bei B vorhanden. Die Mutter selbst hat eben-falls immer viel gelesen, der Vater hingegen war eher sportlich engagiert oder hat Zeit mit sozialen Aktivitäten verbracht. Es zeigt sich, dass B zum einen das Interesse der Mutter für Bücher, zum anderen auch das Interesse an Sport von ihrem Vater übernommen hat. Sie hat in ihrer Kindheit und Jugend viel Sport getrieben und gibt auch heute Sportkurse, bei denen sie Musik über einen iPod abspielt. Von ihrem Va-ter hat sie außerdem das InVa-teresse an Fotografie übernommen. Schon in der Kind-heit hat der Vater den Kindern den Spaß am Bild weitergegeben:

Genau, was ich ganz vergessen habe in den ganzen Medien ist natürlich die digitale Fotografie. Also ich bin mit Fotografie groß geworden. Mein Vater hat viel mit uns foto-grafiert. Und wir haben- als Kinder ham wir so, wie heißen die? Kamera Obscura. Wir haben das mit Tabakdosen gemacht. Die Tabakdosen schwarz angemalt von innen, dann ein Stück Film rein gespannt mit nem Gummiband und ham dann irgendwie irgend-eine Sache Ewigkeiten belichtet und wir hatten irgend-eine Dunkelkammer zu Hause und wir haben dann selbstständig die Fotos entwickelt. Also das war noch sehr analog. Und klar dann irgendwann mit den Smartphones, jetzt hat man seine Kamera immer dabei.

(InterviewB_818–830)

Auffallend ist, dass es sowohl in der Primär- (Vater und Bruder) als auch in der Ter-tiärsozialisation (Ehemann) vor allem die männlichen Bezugspersonen waren, die eine offene Einstellung gegenüber digitalen Medien bei B begünstigten.

128 Ergebnisse: Mediale Habitus von Lehrenden in der Erwachsenenbildung

Unter den Peers hingegen haben Medien in der Kindheit und Jugend keine große Rolle gespielt. Wenn die gleichen Bücher gelesen wurden, dann wurde sich ab und an darüber ausgetauscht, es waren aber eher andere Themen relevant, wie zum Beispiel der Sport, der zusammen im Verein getrieben wurde. Auch Musik scheint in der Peer-Group keine besondere Rolle gespielt zu haben.

Mediennutzung im Erwachsenenalter

Die Mediennutzung von B im Erwachsenenalter zeichnet sich durch ein breites Me-dienensemble aus. Den ersten Kontakt zu Computern hatte sie als junge Erwach-sene noch im Haushalt der Primärfamilie. Der Bruder machte eine Ausbildung zum EDV-Organisator. Das Medium Computer in Form eines Atari15 fand damit seinen Platz in der Familie:

Da kam der C 64 auf den Markt und der Atari und so weiter. Und wir hatten damals nen Atari. […] Und mein Bruder hat so eine Ausbildung zum EDV-Organisator gemacht und das war dann, ja das war dann ganz spannend irgendwie so einen Computer zu haben mit 40 MB @Speicherplatz@. Das war was ganz Tolles. Und da haben wir, ja den haben wir viel für Spiele genutzt auch. (InterviewB_109–116)

B spricht vom dem Computerspiel Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards16, einer Videospiel-Serie für Erwachsene. Damals sammelte B auch erste Er-fahrungen mit Textverarbeitung. Eine Auseinandersetzung mit dem Computer als Arbeitswerkzeug startete aber erst später mit ihrer Ausbildung zur Lehrerin für Pfle-geberufe Ende der 1990er-Jahre, als B Ende zwanzig war. Zu dieser Zeit hatte B auch ihren ersten eigenen Computer. Von da an hat B regelmäßig mit Computern gear-beitet. Als das Internet aufkam, diente dieses als Informationsplattform, und auch heute nutzt B das Internet primär als Zugang zu Informationen. Auffällig ist, dass B und auch ihr Ehemann eine besondere Vorliebe für Produkte der Firma Apple17 ha-ben:

[...] ich hab mir eins der ersten iPhones gekauft. Also als die auf den Markt kamen, war ich so eine der Ersten, die ein iPhone hatte, und inzwischen haben wir eh ich glaube alles Mögliche. Wir haben ein iPad mini, zwei große iPads, wir haben eh einen stationä-ren iMac, wir haben zwei Laptops also @.@ und beide ein iPhone. Wir sind so Apple-Fans irgendwie. (InterviewB_137–143)

B ist mit einem IT-Fachmann verheiratet. Damit begründet sie, dass sie zu Hause

„so voll digitalisiert“ (InterviewB_144) sind und sie auch einen eigenen Server haben.

Ihr Mann hat bei ihr das Medienhandeln gefördert und von ihm hat sie viel gelernt.

Er ist auch derjenige, der ihr hilft, wenn sie Probleme mit Technik hat.

15 Atari ist ein US-amerikanisches Unternehmen im Bereich Unterhaltungselektronik und brachte Heimcomputer auf den Markt, die Atari genannt wurden.

16 Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards (1987) ist der erste Teil der Erwachsenen-Computerspiel-Serie Leisure Suit Larry.

17 Apple ist ein US-amerikanisches Unternehmen mit einem Produktionsschwerpunkt in den Bereichen Hardware- und Software.

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Der aktuelle Medienalltag ist durch die Nutzung eines breiten Medienensem-bles geprägt. Der Computer wird genutzt, um Emails zu schreiben, im Internet ein-zukaufen und Musik zu hören. B sieht fern und streamt auch Serien sowie Filme.

Bücher liest B weiterhin. Dem eigenen Serienkonsum steht B kritisch gegenüber:

Ja, lei(.)der muss ich sagen. Leider. Also, ich guck mir jetzt keine neuen Serien mehr an, weil die Serien haben wirklich sowas äh ja Suchtentfachendes, habe ich festgestellt. (.) Ich hab vor Jahren mal angefangen wie auch eher Krimi-Serien wie, sowas wie Castle und Body of Proof, und wie heißt das Ganze denn? Sex and the City hab ich natürlich irgendwie alles damals also Anfang 2000 als das rauskam. (InterviewB_346–352)

Diese kritische Einstellung zeigt sich auch an anderer Stelle, an der sie dem Fern-seher ein Bildungspotenzial zuschreibt, diesen Bildungswert aber klar von Serien ab-grenzt (siehe Mediennutzung Beruf).

Eine besonders wichtige Rolle nimmt das Smartphone heutzutage ein:

Und ähm mit dem mit dem Telefon ist das eigentlich eher extremer manchmal. Also ich, ich mach das an – also das liegt bei mir auf dem Kopfkissen quasi. Und ähm ist mein Wecker. (.) Und über mein eh übers Telefon mache ich relativ viel. (Inter-viewB_376–379)

Der Medienumgang nimmt viel Zeit in Bs Alltag ein. Es sind sowohl analoge als auch digitale Medien in einer Breite in der Nutzung vertreten.

Sozioökonomischer Hintergrund und Mediennutzung

B ist in gutbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen. Ihr Vater arbeitete beim So-zialamt und ihre Mutter war als selbständige Kosmetikerin tätig. In der Familie stand, wie zu der Zeit ihrer Kindheit üblich, ein Familienfernsehgerät (ab 1972) zur Verfügung. Auch Kassettenrekorder und später ein Walkman waren vorhanden. Der Fernsehkonsum wurde weder gefördert noch besonders eingeschränkt, was aber auch daran lag, dass eine Einschränkung aufgrund des damals geringeren Angebots nicht erforderlich war. Hingegen wurde das Lesen und an sich das gute Verhältnis zum Wort gefördert. Die Ausrichtung am Leitmedium Buch spricht ebenfalls für eine eher bürgerliche Ausrichtung der Mediennutzung in der Primärfamilie. Beson-ders die Mutter von B förderte durch das gemeinsame Lesen mit den Kindern die Liebe zum Buch, die sich bei B auch im Erwachsenenalter zeigt. Dieses positive Ver-hältnis zum geschriebenen Wort zeigt sich auch beim Umgang mit Medien in der Lehre. In der Vor- und Nachbereitung sowie bei der Durchführung setzt B auf Fach-literatur, der sie vertraut. Ihr Vater hat ihr medienbezogen vor allem den Umgang mit der Fotografie nahegebracht. Im Privaten und Beruflichen zeigt sich bei B eine biografisch bedingte Offenheit im Umgang mit einem breiten Medienensemble.

Auch der erste Zugang zu Computern war durch die Familie, besonders den Bruder, begründet. Durch seine Ausbildung zum EDV-Organisator war ein Heimcomputer in der Familie vorhanden, auf dem sie zusammen Spiele spielten. Das Vorhanden-sein von verschiedenen analogen und digitalen Medien, die B dann auch nutzte, 130 Ergebnisse: Mediale Habitus von Lehrenden in der Erwachsenenbildung

setze sich in ihrem Erwachsenenalter weiter fort. Nun war und ist es ihr Ehemann, der als IT-Fachmann tätig ist, der für eine gute Computer-Infrastruktur zu Hause sorgt.

Verhältnis zu und Bedeutung von Medien

Schon zu Beginn des Interviews fällt auf, dass digitale Medien als Unterhaltungsme-dien genutzt werden (Fernsehen zur Unterhaltung; erste Computererfahrungen sind Computerspiele). Lesen wird zu Beginn des Interviews auch als etwas Positives ge-nannt und später weiter ausgeführt. Analoge Medien werden als bildungsbezogene Medien im Kontext der Schule erwähnt. Es zeigt sich im Verlauf des Interviews, dass das Enaktierungspotenzial der Medien als Unterhaltungsmedien durch die Einstel-lung der sinnvollen Mediennutzung begrenzt ist. Dies wird zum einen beim Fern-seh- und Serienkonsum deutlich, zum anderen bei der Darstellung der Liebes-romanphase in der Jugend. B zeigt sich selbstkritisch, wenn es um die eigene hedo-nistische Mediennutzung geht. Zum einen berichtet B, dass sie in stressigen Zeiten fernsieht (auf dem Fernsehgerät zur regulären Ausstrahlungszeit der Sendung) („B:

[…] Und ansonsten, wenn ich gestresst bin, gucke ich viel Fernsehen. I: Aber dann wirklich Fernsehen und nicht äh online? B: Fernsehen, ja.“ [InterviewB_324 ff]), zum anderen steht sie in Konflikt mit ihrem eigenen Serienkonsum und würde sich auch andere Strategien zum Umgang mit Stress wünschen:

I: Ähm wir hatten auch schon das Thema Serien. Dass es früher nicht so der Serienhype war. Heutzutage gibt es @das ja@.

B: @.@

I: @Ist das auch etwas@, was Sie nutzen?

B: Ja, lei(.)der muss ich sagen. Leider. Also, ich guck mir jetzt keine neuen Serien mehr an, weil die Serien haben wirklich sowas äh ja Suchtentfachendes, habe ich festgestellt.

(.) Ich hab vor Jahren mal angefangen wie auch eher Krimi-Serien wie, sowas wie Castle und Body of Proof und wie heißt das ganze denn? Sex and the City hab ich natürlich irgendwie alles damals also Anfang 2000 als das rauskam.

I: //ja//

B: Ähm. Ja, was gibt es denn hier. Navy CIS und diese ganzen Geschichten.

I: //mhm// also das heißt

B: Ich find das eher ähm eher belastend im Moment.

I: //okay//

B: Dass, dass dieses Angebot einfach da ist und äh ich das jederzeit nutzen kann. Bin gerade mich so ein bisschen zu entwöhnen. @Mal wieder was anderes zu machen@

I: @ja@

B: Wenn ich gestresst bin statt Fernsehen zu gucken.

I: Ja. Ist das denn jetzt äh nur quasi dieses dieses Gucken was stresst? Oder an sich die äh das Dasein von Medien? Also jetzt zum Beispiel, dass man auch das Telefon immer Darstellung der zehn Fälle von Lehrenden aus der Erwachsenenbildung 131

dabei hat und damit alles möglich ist. Ist das auch Stressen? Oder geht es dabei wirklich eher, dass man weiter gucken muss?

B: Also das eine, mit den Serien, ist dieses genau dieses, ich muss jetzt wissen, wie es weiter geht. Wobei ich mich dann oft frage, welchen Wert hat das eigentlich für mein Leben, dass ich jetzt, dass das weiter geht.

I: //ja//

B: Und äh wahrscheinlich keinen. Also das hat keinen Wert. (InterviewB_341–375)

B grenzt sich hier von den „suchentfachenden“ Serien ab und stellt den Wert der Se-rien für ihr Leben in Frage. Auch wenn sie ihr eigenes Verhalten als negativ einord-net, fehlen ihr scheinbar Handlungsalternativen, was zu einem Orientierungsdi-lemma führt. Auch dem eigenen Smartphone-Nutzungsverhalten steht B gemischt gegenüber:

Und ähm mit dem mit dem Telefon ist das eigentlich eher extremer manchmal. Also ich ich mach das an – also das liegt bei mir auf dem Kopfkissen quasi. Und ähm ist mein Wecker. (.) Und über mein eh überm Telefon mache ich relativ viel. [...] Ich schreib viele Emails über das, über das Smartphone. Ich äh informier mich über irgendwelche Wet-tersachen. Ich hab die Nachrichten-Apps äh da drauf. Und äh ja das ist irgendwie so ne Art mobiles Lesegerät geworden. (InterviewB_376–384)

Im Vergleich zum Serienkonsum scheint die Nutzung des Smartphones vor allem in Hinblick auf die Zeitinvestition kritisch gesehen zu werden. Die Aktivitäten, die aus-geführt werden, können als ‚sinnvoll‘ und ‚produktiv‘ interpretiert werden. Dies be-tont B mehrfach im Interview als wichtigen Aspekt bei der Mediennutzung. Zum einen grenzt sie sich von dem eigenen hedonistischen Medienkonsum ab, zum an-deren vergleicht sie ihre Mediennutzung mit der ihres Ehemannes. Der nutzt in sei-ner Freizeit ihrer Meinung nach digitale Medien für sinnvolle Dinge, wie die Nut-zung des Computers als Freizeitpilot zur Planung seiner Flüge.

Auf die Nachfrage, ob digitale Medien noch aus ihrem Leben wegzudenken seien, betont B, dass es fast eine Erleichterung wäre, wenn der Fernseher nicht mehr da wäre. Beim Smartphone hingegen wäre es schade, allerdings kenne sie es auch noch anders, da sie nicht mit Smartphone groß geworden sei. Sie lässt das Smart-phone auch manchmal zu Hause, wenn sie ungestört sein möchte. Hier zeigt sich, dass B die Regulierung des Smartphonekonsums sichtlich leichter fällt als die Regu-lierung des Fernseh- und Serienkonsums. Das Smartphone ist das primäre Kommu-nikationsmedium. WhatsApp wird für schnelle Absprachen genutzt, es werden Emails geschrieben und seltener auch telefoniert. Auch den Messengerdienst Threema18 nutzt B und würde ihn auch aus Sicherheitsgründen gerne mehr nutzen, aber nur wenige aus ihrer Kontaktliste nutzen diesen ebenfalls. Hier zeigt sich, dass B für das Thema Datenschutz und Sicherheit der Daten sensibilisiert ist, es aber für unmöglich hält, die eigenen Daten zu schützen:

18 Threema ist ein Messengerdienst des Schweizer Unternehmens Threema GmbH.

132 Ergebnisse: Mediale Habitus von Lehrenden in der Erwachsenenbildung

B: Also so inzwischen halte ich das so ein bisschen für ein Gerücht, dass wir überhaupt noch ne Datensicherheit haben und ähm (2) ich geb schon/ also mir fällt es schon auch immer wieder auf, ich geb schon relativ freizügig meine Daten preis. Wenn das jetzt, ob ich jetzt einen Einkauf mache über irgend- irgendein Portal. Die wollen oft noch das Ge-burtsdatum haben und ähm also da wäge ich so ein bisschen ab ist mir das jetzt wichtig genug oder nicht. Manchmal gebe ich das falsche Geburtsdatum an. Aber (.) ich glaube ich habe noch nie so freizügig meine Daten rausgegeben, wie ich das jetzt im Moment tue. Das ist schon/ ist schon lockerer geworden. Also von daher glaube ich schon, dass ich eher leichtsinnig bin mit meinen Daten.

I: Und äh wenn Sie darüber nachdenken ist das aber okay für Sie?

B: Ich kann mir die Konsequenzen glaube ich nicht vorstellen, die das für mich haben könnte. Ähm neulich lief mal so ein Film im Fernsehen, der ist aus den 90er-Jahren: Der Staatsfeind Nr. 1. Kennen Sie vielleicht. Und das fand ich/ da dachte ich, ja wir sind wirklich sichtbar alle und kontrollierbar. Also allein über das Telefon. Und das macht man sich gar nicht so klar. Also ich mach mir das oft gar nicht so klar. Das ist einfach, das benutze ich halt. Und ähm ja ich weiß nicht, wer das lesen kann und wer das nicht lesen kann und über welche Server das läuft. (InterviewB_481–505)

Es zeigt sich, dass B sich bewusst ist, dass sie ihre Daten preisgibt und damit die Kontrolle über diese verliert. Sie nutzt das Internet aber dennoch und gibt ihre Da-ten damit zwar heraus, verliert aber auch nicht den Anschluss an die ‚digitale‘ Welt.

Sie lässt sich von diesem Konflikt nicht in eine Handlungsunfähigkeit drängen.

Bei der Gestaltung des Medienpfades ist auffällig, dass auch hier das Thema des Fernsehens und die Bücher als Konflikt beschrieben werden:

Also Bücher kann ich sagen ist sowas Durchgehendes. Wobei die so ein bisschen- wann haben die abgenommen? Ja, ich sag mal so ein bisschen nach unten hin abgenommen.

Also Bücher kann ich sagen ist sowas Durchgehendes. Wobei die so ein bisschen- wann haben die abgenommen? Ja, ich sag mal so ein bisschen nach unten hin abgenommen.