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Fall C: Funktional-hedonistischer Medienumgang

5.3 Durchführung: Interviews und die Erstellung der Medienpfade

6.1.3 Fall C: Funktional-hedonistischer Medienumgang

C: Wir können uns streiten, ist Google ein Medium, dann würde ich sagen äh, ohne Google geht’s nicht. […] Google ist mein Medium. (InterviewC_407–408)

Alter: 56 Jahre/Jahrgang 1963 Geschlecht: männlich

Bereich: Betriebswirtschaftslehre (BWL) Eltern: Mutter: Lehrerin/Vater: Polizist Geschwister: 1

Teilnahme an institutsinternen, medienpädagogischen Workshops: ja Kurzzusammenfassung

Die Kindheit von C ist vor allem durch Musizieren und das Lesen von Büchern ge-prägt. Durch die Musik fand C einen frühen Zugang zu Computern, mit denen er Musik produzierte. Nach einem Wendepunkt in seinem Privatleben zeigt C in allen Lebensbereichen eine sehr hedonistische Mediennutzung und es gibt keinen klas-sischen Medienalltag. Jeder Tag ist durch eine flexible Mediennutzung nach aktuel-lem Bedarf geprägt. C nutzt im privaten und beruflichen Kontext ein breites Medien-ensemble. Besonders wichtig ist es für C, dass für eine freie Meinungsbildung ver-schiedene Medieninhalte nebeneinander genutzt werden. Dies spiegelt sich auch in seinem Lehrverständnis wider. Besonders an dem Fall ist neben einem starken Bruch in der Biografie, dass C nicht zwischen Freizeit und Arbeit unterscheidet. Bei C zeigt sich ein funktionaler, hedonistischer medialer Habitus. Dieser ermöglicht es C, digitale und analoge Medien dann zu nutzen, wenn der Einsatz Sinn oder Spaß macht.

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Mediennutzung in Kindheit und Jugendalter

Das erste Medium, das C im Interview nennt, ist ein Matrizendrucker. Er beschreibt diesen Drucker und die Technik, wie dieser funktioniert. Nach der Beschreibung distanziert er sich dann allerdings von dem Gerät („Das fand ich damals schon unträglich.“ (InterviewC_36)). Auf Nachfrage, an welche Medien er sich sonst noch er-innere, nennt er die Tafel. Durch die Nachfrage nach Medien in der Freizeit taucht das Thema Musik auf, das im Interview einen großen Raum einnimmt. C ist Musi-ker und spielt Gitarre sowie Klavier. In seiner Kindheit hat er verschiedene Holz-blockflöten (Alt-Blockflöte; „den Klassiker“ Tenor Bass [InterviewC_182}; Piccolo) ge-spielt und auch an einem Konservatorium eine zertifizierte Prüfung abgelegt. Zur Musik haben ihn seine Eltern gebracht. Zu Beginn seiner musikalischen Ausbildung mussten seine Eltern ihn motivieren, an den Musikkursen teilzunehmen:

Ich musste dann da äh wirklich fast unter Prügel in so nen Musikkurs dort. (Inter-viewC_177–178)

Über das Konservatorium wurden C Instrumente gestellt. Die Flöten wurden dort regelmäßig gewartet sowie eingestellt und auch C hat sie gut gepflegt. Mit der Zeit hat er selbst immer mehr Arbeit in das Musizieren gesteckt und seine Kindheit sowie Jugend waren vor allem durch die aktive Auseinandersetzung mit Musik geprägt. In der Pubertär hat C angefangen Gitarre zu spielen:

Bin dann natürlich durch die Pubertät, weil das für die Mädels natürlich uncool war für die Mädels mit einer Blockflöte rumzulaufen, hab ich dann natürlich schnell Gitarre gelernt. Das hab ich als Medium äh Cat Stevens genutzt, kennst du unter Yusuf Islam, Islam wahrscheinlich. Das war damals so äh Zufall. Mein Vater war, hatte Dienst bei der Polizei auf einem Cat-Stevens-Konzert und kaufte eine Cat-Stevens-Platte. (Inter-viewC_184–191)

Im Haus seiner Eltern fand er eine alte Gitarre, bei der der Hals gebrochen war. Er reparierte sie und zog neue Saiten auf. Diese Gitarre hat ihn mindestens drei Jahre lang auf seinem musikalischen Weg begleitet. Mit einem Notenbuch zu Cat Stevens’

Liedern brachte er sich selbst das Gitarrespielen bei. Neben dem Musizieren be-schäftigte er sich auch mit dem Bau von Instrumenten und stand mit sechzehn Jah-ren das erste Mal mit einer selbst gebauten Gitarre auf der Bühne. Er spielte in einer Band und war an mehreren musikalischen Schulprojekten beteiligt.

Musik spielte auch im Freundeskreis von C eine große Rolle und prägte die Freundschaften. Seine Freunde haben ebenfalls Musik gemacht:

Nein, rein die Musik. Also Konzertplanung, ne, diese ganzen Dinge, die mit der Musik zusammenhängen. Wir brauchen jemanden, der Licht macht. Also das war im Grunde genommen war es immer raus aus dem Gig, rein in den Proberaum, wann ist der nächste Gig und bis dahin wieder organisieren, und das war so unser Ding damals. [...]

Und das ist immer eine ungünstige Zeit, ne. Das ist wie der Beruf Koch. Alle gehen zur Party und du stehst da oben und musst Musik machen. Alle sind auf Bier und du trinkst Tee, ne. @Ein bisschen übel@, aber das waren normale Begleiterscheinungen. (Inter-viewC_259–270)

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Cs Musikgeschmack überschneidet sich zum Teil mit dem seines Vaters. Seine Mut-ter beschreibt C als unmusikalisch. Sie singt dennoch vor allem in der Küche gerne.

Andere Medien spielen eine untergeordnete Rolle in Cs Kindheit und Jugend. Die Familie hatte einen Fernseher und hat diesen auch genutzt. Allerdings nahm er in Cs Kindheit und Jugend keinen großen Raum ein. Cs Mutter und Großmutter ver-suchten das Lesen bei C zu fördern, was in der Kindheit für C aber weniger interes-sant war.

Mediennutzung im Erwachsenenalter

Mit dem Auszug aus dem Elternhaus spielte für C Musik immer noch eine große Rolle. Er zog mit seiner damaligen Freundin in die erste gemeinsame Wohnung.

Dort gab es genug Platz, sodass C ein Zimmer für seine Instrumente und techni-sche Ausrüstung für die Produktion von Musik nutzen konnte. Über die Musikpro-duktion hat C einen frühen Zugang zu Computern gefunden:

C: Äh ich hab früh angefangen mit Commodore 64 Computer, da war ich, im Studium hatte ich schon so ein Ding. Dann hatte ich auch im Studium schon meinen ersten PC, so mit Zwei-Disketten-Lochwerk und so bernsteinfarben, das war schon ganz großes Kino. Und hab relativ früh angefangen den Computer zu nutzen.

I: Okay und wofür dann?

C: Aufnahme. Also zweigleisig. Einmal Soundgeneration. [...] Und fand damals das Si-nus-Schreiben, also das Tonkurven-Schreiben am Computer hat mich fasziniert. Und da hab ich mich dann früh mit beschäftigt und hab dann auch dafür Programme entwi-ckelt, Sound-Generatoren gelötet und all so nen Kram. Und als Aufnahmegerät. Das kam aber spät, die Medi-Technik und so, also Datenübertragung, optische Datenübertra-gung, das war so meins. (InterviewC_289–308)

Im mittleren Erwachsenenalter verschob sich die Mediennutzung in Cs Leben.

Durch seine „erste familiäre Entscheidung“ (InterviewC_204) hat die Gründung einer traditionellen Familie viel Zeit und Raum eingenommen. Für das Musizieren und die Musikproduktion war deswegen weniger Spielraum vorhanden:

[…] hab dann aber damals durch meine erste familiäre Entscheidung hab ich’s dann ver-nachlässigt. Das normale Programm, was die Eltern einem mitgeben, ne: Haus bauen, zwei Autos, zwei Kinder. Völlig irre, aber egal, war damals so. Und äh hab’s dann ver-nachlässigt und bin dann durch die Trennung dann nach 17 Jahren von meiner damali-gen Frau hab ich mich dann da wieder mehr drum gekümmert und hab hier jetzt im Haus auch mit meiner neuen Frau hab ich ein Tonstudio. Und wer kommt, nehm ich auf. Meine Tochter hab ich, also beide Töchter hab ich, weiß nich, relativ früh an die Mu-sik gebracht. (InterviewC_203–2013)

Musik war C weiterhin wichtig. Das sieht man auch daran, dass er seine beiden Töchter dazu motiviert, selbst Musik zu machen. Er lebt zurzeit gemeinsam mit sei-ner zweiten Ehefrau in einem Haus, in dem er ein gut ausgestattetes Tonstudio hat.

Er widmet sich seitdem wieder mehr der Musik.

Die Mediennutzung seiner Töchter hat keinen Einfluss auf Cs eigene Medien-nutzung. Seine beiden Töchter nutzen digitale Medien primär über ihre Laptops. Die

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Kommunikation mit seinen Töchtern läuft bei der Älteren über SMS, bei der Jünge-ren über den Messengerdienst Telegram.27 C hat bis vor Kurzem sechs Jahre lang kei-nen Messengerdienst genutzt. Nun hat er aufgrund der Kommunikation mit einer Nachbarin Telegram installiert, was er aber nur mit sehr wenigen Kontakten nutzt.

Für C ist die Kommunikation über Messengerdienste eine sinnlose Beschäftigung.

Er hat sich die digitale „Fremdbeschäftigung“ anderer Menschen abgewöhnt:

Weil ich halt dieses WhatsAppen ist das Dümmste, was es gibt, weil das ist eine reine Fremdbeschäftigung, ja, also mit jeder Frage, mit jeder E-Mail, die ich schreibe, beschäf-tige ich andere Menschen, und das habe ich mir abgewöhnt. (InterviewC_337–341)

C hat keinen klassischen Mediennutzungsalltag. Seit er sein Leben vor sechs Jahren geändert hat, sieht jeder Tag bei ihm anders aus. Trotz vieler Termine konnte er eine Flexibilität erlangen, mit der er sehr zufrieden ist. Seit der Änderung seines Alltages unterscheidet er nicht mehr zwischen Arbeit und Freizeit:

Was ist eigentlich privat? Wo ist eigentlich der Unterschied, zwischen Privat und Arbeit?

Den kann ich dir seit fünf Jahren nicht mehr sagen, weil ich hab so ne geile Work-Life-Balance, das ist, ich geh in meiner Freizeit hole ich meine Schüler von der Prüfung ab, weißt du, was ich meine? (InterviewC_424–429)

Auch in der Mediennutzung sind seine Tage sehr heterogen. Es gibt Tage, an denen C den ganzen Tag in der Küche kocht und nebenbei den Fernseher laufen lässt („Dann daddelt da hinten n-tv, bis der Arzt kommt“ (InterviewC_361)). Andere Tage verbringt er komplett in seinem Tonstudio und beschäftigt sich mit Musik. An wie-derum anderen Tagen bereitet er eine Prüfung für seine Lehrveranstaltungen vor. Er benutzt dafür sowohl Computer als auch Bücher. Für C muss Mediennutzung nicht durchgehend produktiv sein, sondern sie darf der Entspannung dienen:

Von daher gibt es auch von der Mediennutzung her kein, wie soll ich sagen, „Ah, nur das“. Ich kann Sonntagmorgens stundenlang YouTube gucken. Stundenlang. Und auch immer andere Themen. Mal, wie in Russland Flugzeuge auf der Straße landen, mal wie Meerschweinchen durch den Wald laufen. Also es gibt da auch nicht wirklich, ich lass mich dann auch auch leiten. [...] Es gibt keine Regeln. Es gibt vielleicht die einzige Regel, wenn ich abends um halb zehn von der Arbeit komme, was nicht jeden Abend ist, dann haben wir praktisch ein Ritual, dass wir dann im Wohnzimmer sind und gucken noch irgendwie so nen Film, der kein Niveau hat, am besten so Rosamunde Pilcher oder Inga Lindström, ne, wo du schon nach sieben Minuten weißt, wie es ausgeht, aber das macht mir dann auch den Kopf frei, weil dann hatte ich mit Sicherheit zwölf Stunden Unter-richt und dann brauch ich jetzt auch kein äh keine Ahnung Raumschiff Enterprise (un-verständlich) mehr. (InterviewC_365–385)

Lesen ist für C hingegen keine Entspannung: Er liest Fachbücher, um sich neue The-men zu erschließen.

27 Telegram ist ein Messengerdienst des Unternehmens Telegram Messenger LLP, das 2019 aufgelöst wurde.

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Sozioökonomischer Hintergrund und Mediennutzung

C kommt aus einem stabilen, gutbürgerlichen Elternhaus. Sein Vater war als Poli-zist, seine Mutter als Lehrerin tätig. Dies sind beides Berufe mit gesellschaftlichem Ansehen, die Beständigkeit aufweisen. Seine Schwester und C sind in geordneten Verhältnissen aufgewachsen. Die medienbezogene Kapitalausstattung war der Zeit entsprechend. Die Familie war in Besitz eines Fernsehgeräts, das als Familiengerät im Wohnzimmer stand. Bücher waren vorhanden. Der Zugang zu Musikinstrumen-ten war über das Konservatorium gegeben und die erste Gitarre fand C im Eltern-haus. Die eher bürgerliche Prägung zeigt sich auch durch den Zugang zu klas-sischen Musikinstrumenten. Das Musizieren hat C auf das Drängen seiner Eltern hin begonnen und es hat einen wichtigen Platz im Bildungsverlauf von C eingenom-men. Andere Medien, wie den Fernseher verbindet C mit Besuchen bei der Groß-mutter, bei der die beiden gemeinsam Serien schauten. Ansonsten spielten andere Medien eine untergeordnete Rolle in Cs Kindheit. Das Lesen, das seine Mutter und Großmutter förderten, wurde nicht als prägend wahrgenommen. Im Erwachsenen-alter nutzt C Bücher, um Fachinhalte aufzunehmen, nicht aber zur Entspannung. In der Kindheit und Jugend scheint es keine Restriktionen der Mediennutzung ge-geben zu haben. Dies spiegelt sich im Erwachsenenalter wider. Alle Medien werden ohne schlechtes Gewissen genutzt. Medieninhalte, die zur Entspannung konsumiert werden, dürfen und müssen kein Niveau haben.

Die bürgerlich-traditionelle Prägung spiegelt sich in der frühen Gründung einer traditionellen Familie wider. C heiratete, wurde Vater von zwei Töchtern, kaufte ein Haus und machte Karriere in der Wirtschaft. Nach den Wendepunkten eines beruf-lichen Neuanfangs und der Scheidung seiner ersten Ehe änderte C seinen Lebens-stil. Er gestaltet seinen Alltag nun frei nach seinen Bedürfnissen. Die traditionellen Werte spiegeln sich auch heute noch versteckt in den Medien wider, die er konsu-miert.

Die Musik spielt (wieder) eine große Rolle in Cs Leben. Den Zugang zu digita-len Medien fand er durch die Musik. C setzt Medien ein, um sein Leben zu optimie-ren. Optimierung von Abläufen und seine Strategie, möglichst wenig Zeit mit für ihn sinnloser Kommunikation zu verbringen, sind Abgrenzungstendenzen von sei-nem ‚alten‘ Leben.

Verhältnis zu und Bedeutung von Medien

Medien stellen für C eine Möglichkeit dar, sein Leben zu vereinfachen und Hand-lungsabläufe zu optimieren. Er nutzt Medien in Bereichen, wo sie ihm Arbeit sparen – sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext. Digitale Medien und Hard-ware stellen für C Möglichkeiten dar. Er begrenzt sein eigenes Medienhandeln durch Sinnhaftigkeit, was bei ihm aber nicht mit Produktivität gleichzusetzen ist. Medien dürfen für C auch zur Entspannung genutzt werden und dürfen dafür niveaulos sein. Dies stellt sogar seine einzige Regel im Medienkonsum dar: Zur Entspannung schaut er mit seiner Ehefrau gemeinsam niveaulose Liebesfilme.

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Geschmack

Der Geschmack von C ist breit gefächert. Er grenzt sich nicht durch die Nutzung be-stimmter Genres oder Medieninhalte von anderen ab. Erlaubt ist alles, was unterhält und entspannt. Dabei zeigt sich, dass er die Medien, die er nutzt, durchaus wertet.

Filme zur Entspannung sollen möglichst kein Niveau haben und werden dann auch nicht ernsthaft konsumiert. Diese Medien erfüllen als Mittel der Entspannung nicht die Aufgabe, Kulturgenuss zu schaffen.

Die klassische Ausbildung als Musiker zeigt gutbürgerliche Tendenzen des El-ternhauses. Dies spiegelt sich auch in dem Versuch der Förderung des Lesens durch Mutter und Großmutter in der Kindheit. Auch wenn C in der Kindheit nicht gerne gelesen hat, so nutzt er heute doch gerne Fachbücher.

Medialer Habitus

Der mediale Habitus von C zeichnet sich durch funktionalen Pragmatismus und eine hedonistische Mediennutzung aus. C steht seiner eigenen Mediennutzung sehr offen gegenüber. Dies zeigt sich sowohl im privaten als auch im beruflichen Medien-handeln. Durch den frühen Zugang zum Musizieren, zu dem ihn seine Eltern ge-bracht haben, war seine Mediennutzung in der Kindheit, Jugend und im jungen Er-wachsenenalter sehr stark von Musik geprägt. Die Musik eröffnete ihm auch den Zugang zu digitalen Medien. Schon früh setzte er Computer für die Produktion von Musik ein. Die große Zeitinvestition ins Musizieren begrenzte seinen weiteren Me-dienkonsum im Kinder- und Jugendalter. So nahm weder das Fernsehen noch das Lesen von Büchern einen großen Raum ein. Das scheint C nicht als negativ zu emp-finden. Zum Beispiel sah er als Kind nicht gerne fern, sondern fand es eher schade, wenn andere Kinder zum Fernsehen „reingingen“, wenn er draußen spielen wollte.

Im Erwachsenenalter ist der durch das Musizieren geprägte mediale Habitus er-kennbar. Nach einer kurzen Phase der Schwerpunktsetzungen ‚Karriere‘ und ‚tradi-tionelle Familie‘ hat das Musizieren und die Musikproduktion wieder einen wichti-gen Stellenwert inne. Begrenzt wird das Medienhandeln vor allem im Beruflichen durch äußere Grenzen. Eine nicht ausreichende Ausstattung mit Medien aufseiten der Weiterbildungsinstitutionen oder auch die Grenze der Medienkompetenz aufsei-ten der Teilnehmenden sind für C aber eher Herausforderungen. Er findet pragmati-sche Wege, indem er seine eigene digitale Infrastruktur schafft oder auch die Förde-rung von Medienkompetenzen der Teilnehmenden als seine Aufgabe annimmt. Auch im Privaten haben die äußeren Umstände des traditionellen Familienlebens und sei-ner Karriere das Medienhandeln begrenzt. Sein familiärer und beruflicher Wende-punkt löste diese Grenzen auf.

Der funktionale, hedonistische mediale Habitus von C ist neben dem Musizie-ren in der Kindheit stark durch diese Umbrüche im Leben gekennzeichnet. Beson-ders die hedonistische Mediennutzung scheint bei ihm ein Ausdruck seiner neuen Flexibilität im Alltag zu sein. Dieser mediale Habitus ermöglicht es C, offen mit digi-talen und analogen Medien umzugehen.

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Mediennutzung im Beruf

Bei der beruflichen und privaten Mediennutzung legt C viel Wert auf Optimierung von Handlungsabläufen („Ich mach keinen Handschritt doppelt.“ [InterviewC_756]).

Für den beruflichen Medieneinsatz erwähnt er als Erstes Medien, die klassisch in der Lehre zum Einsatz kommen: Overheadprojektor, PowerPoint und den Beamer. C betont, dass er anders arbeitet. Er bringt seine eigene digitale Infrastruktur mit, wenn er vor Ort lehrt. Bis auf einen Beamer und einen HDMI-Anschluss ist er somit unabhängig von der digitalen Infrastruktur der Weiterbildungsinstitutionen. Er arbei-tet viel mit seinem Smartphone und streamt Inhalte über einen Streaming-Media-Adapter (Chromecast28). Über einen Dropbox-Ordner29 kann er ortsunabhängig auf die Unterlagen zugreifen, die er für seinen Unterricht braucht. So ist C flexibel und kann überall arbeiten. Außerdem erspart er es sich, schwere Ordner oder Laptops von einem Ort zum anderen zu tragen. Neben diesen digitalen Medien arbeitet er gerne klassisch mit einer grünen Tafel und Kreide. Diese Tafeln zieht er den mo-derneren Whiteboards vor. Er nutzt die Tafel für teilnehmeraktives Arbeiten. In je-dem Kurs, den C gibt, sammelt er neue Erfahrungen, die er in die nachfolgenden Kurse einfließen lässt. Ihm ist konstruktives Feedback von seinen Teilnehmenden sehr wichtig.

Neue Themen eignet sich C autodidaktisch an. Dazu kombiniert er Recherchen im Internet und in Fachbüchern mit dem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen.

Er wird häufig für neue Themen bei Kursen angefragt und hat seine eigene Strate-gie, sich die Inhalte zu erarbeiten:

Und ähm da hab ich, die Schlagworte, die ich bekam, rei- gegoogelt und kam dann im Prinzip auf ja Plattformen, die das eh anbieten und natürlich auch auf Dissertationen, auf PDFs, auf Präsentationen, die ziehe ich mir alle in die Dropbox rein. Und wenn ich dann irgendwie unterwegs bin mit der Straßenbahn irgendwie mal Zeit finde, schaue ich mir das durch. (InterviewC_528–534)

Zum Teil lässt er sich vor dem Abhalten der Kurse auch von Kolleginnen und Kolle-gen abfraKolle-gen, um sich im Thema sicher zu fühlen. Dies scheint für C eine effektive Form der Vorbereitung zu sein. Er ist dabei sehr selbstbewusst:

Ich hab’s am liebsten, wenn ich mich, wie soll ich das mal sagen, wenn ich mich für das Thema, das ich unterrichten soll, selber schlau mache, dann, nur dann habe ich es auch begriffen. Ich muss mich damit nicht austauschen, weil ich dann weiß, ich hab’s begrif-fen. Also geh ich da rein und mach das. (InterviewC_515–520)

Für C ist die Google-Suche30 das Medium, das für ihn am wichtigsten ist:

Wir können uns streiten, ist Google ein Medium, dann würde ich sagen äh, ohne Google geht’s nicht. (InterviewC_407–408)

28 Chromecast ist ein Streaming-Media-Adapter von der US-amerikanischen Firma Google LLC.

29 Dropbox ist ein US-amerikanischer File-Hosting-Anbieter.

29 Dropbox ist ein US-amerikanischer File-Hosting-Anbieter.