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4 Datenerhebung auf regionaler Ebene

4.2 Ergebnisse

4.2.1 Faktorenanalyse

Zur Auswertung konnten Daten aus 45 Betrieben (69 % der schafhaltenden Betriebe im gesamten Biosphärengebiet) herangezogen werden. Die Betriebe unterschieden sich anhand ihrer Herdengröße und ihrer Haltungsform, die von Koppelhaltung bis zur Wanderschafhaltung mit verschiedenen Zwischenformen und Kombinationen

reichte. Die Herden umfassten zwischen 13 und 3.500 Schafe, so dass im Fragebo-gen Gruppengrößen (s. Tab 4) zur Auswahl angeboten wurden. Die Betriebe des Außenbezirks Biosphärengebiet konnten problemlos in die Gruppen des Fragebo-gens eingeteilt werden, während es sich bei den Herden des ehem. TrupÜbPl fast ausnahmslos um große Herden mit > 400 Mutterschafen handelte, wobei die Spanne von 480 bis 3.500 Mutterschafen reichte.

Tab. 5: Übersicht über die Betriebsgrößen auf dem ehemaligen

Ehem. TrupÜbPl = ehemaliger Truppenübungsplatz bei Münsingen;

In der Summe verfügen die Betriebe im gesamten Biosphärengebiet über 24.831 Schafe. Die Betriebe, die nicht an der Umfrage teilgenommen haben, belaufen sich auf 20 Betriebe mit einem Anteil von 2.730 Schafen (s. Tab.3). In der Datenerhebung wurden also 89 % der Schafe im gesamten Biosphärengebiet erfasst.

Die folgende Tabelle 6 beinhaltet eine Gesamtübersicht über die Ergebnisse der Um-frage. Es werden stets die Betriebe, die einen Faktor erfüllen, denen gegenüber ge-stellt, die den Faktor nicht erfüllen.

Nicht alle Betriebe beantworteten den Fragebogen vollständig, so dass dies in der Auswertung berücksichtigt werden musste. Es wurden nur Faktoren analysiert, die vollständig von allen Betrieben beantwortet wurden.

Tab. 6: Ergebnisse der Datenerhebung im gesamten Biosphärengebiet (DS 1)

ehem. TrupÜbPl = ehemaliger Truppenübungsplatz bei Münsingen; k.A. = keine Angaben;

Die Faktoren Rasse, Moderhinke, Häufigkeit der Klauenpflege/Jahr, Klauenbad, Imp-fung und Verfügbares Personal wurden vollständig beantwortet und können ausge-wertet werden. Die Reaktionszeit wird hier definiert, als die Zeit, zwischen Erkennen der Lahmheit bis zum Einfangen, Untersuchen und Behandeln des lahmen Tieres. In der folgenden Auflistung sollen nun die einzelnen Aspekte in Bezug zur Moderhinke näher betrachtet werden.

1. Das Auftreten der Moderhinke wird in der folgenden Tabelle 7 in Beziehung zu den einzelnen Gebieten (B und T) und in Beziehung zu den in den Herden vorhandenen Schafrassen gesetzt. Die Rasse Merinolandschaf eignet sich für die in diesem Gebiet praktizierte Haltungsform, der Wanderschaf- und standortgebundene Hütehaltung und wird daher bevorzugt gehalten.

Tab. 7: Verteilung der Moderhinke in den Rassen

Rasse Außenbezirk

Biosphärengebiet

Ehem.

TrupÜbPl

Betriebe

Total Moderhinke Keine Moderhinke

Merinolandschaf 12 13 25 20 5

Merino-Kreuzung 4 4 8 7 1

Andere Rasse 12 - 12 3 9

Total 28 17 45 30 15

ehem. TrupÜbPl = ehemaliger Truppenübungsplatz bei Münsingen;

Betriebe, die reine Merinolandschafe hielten, hatten in der vorliegenden Datenerhe-bung zu 80 % Moderhinke. In Betrieben mit Merino-Kreuzungen hatten 88 % Moder-hinke, während Betriebe, die andere Rassen hielten, lediglich zu 33 % Moderhinke hatten. Insgesamt hatten 67 % der Betriebe aus den Gebieten B und T Moderhinke, von denen die meisten Betriebe reinrassige Merinolandschafe oder deren Kreuzun-gen hielten.

2. Merinolandschafe wurden besonders in großen Herden (vgl. Tab 4) gehalten. Die nachfolgende Tabelle 8 enthält die Ergebnisse der Umfrage, aufgeteilt nach der Her-dengröße, der Rasse und dem Auftreten von Moderhinke im Betrieb. Im Folgenden werden unterschieden reinrassige Merinolandschafe (ML) und andere Rassen (AR).

In den anderen Rassen sind die Kreuzungsherden inbegriffen.

Tab. 8: Verteilung der Betriebe anhand der Größenkategorien, Rasse und dem

B = Außenbezirk Biosphärengebiet; T = ehemaliger Truppenübungsplatz bei Münsingen; Andere Ras-sen = enthält ebenfalls Kreuzungsherden;

Aus Tabelle 8 ist zu entnehmen, dass die Anzahl der Betriebe mit Moderhinke und die Herdengröße gemeinsam steigen. Betriebe der Gruppe 4 (> 400 Schafe) bestan-den zu 72 % aus Herbestan-den mit Merinolandschafen, während Betriebe der Gruppe 1 (<50 Schafe) zu 27 % Merinolandschafe hielten. Die Verteilung der Moderhinke in-nerhalb der Gruppen belief sich auf 27 % (Gruppe 1) bzw. 94 % (Gruppe 4). Die Be-triebe der Gruppen 2 und 3 umfassten jeweils 8 BeBe-triebe, in denen 2 (25 %) bzw. 7 (88 %) Betriebe Merinolandschafe hielten und zu 50 % bzw. 75 % von Moderhinke betroffen waren.

3. Die Durchführung von Klauenpflegemaßnahmen und die Reaktionszeit (Zeit bis zur Behandlung eines lahmen Tieres) beim Auftreten von Lahmheiten bilden einen wichtigen Faktor in der Bekämpfung der Moderhinke (CLAXTON 1986, JANETT 1993). Die folgende Tabelle 9 enthält lediglich die durchgeführten Pflegemaßnahmen pro Schaf und Jahr, da die Angaben der Reaktionszeit nicht vollständig beantwortet wurden und somit nicht auswertbar sind. Um die Häufigkeit der Klauenpflege beurtei-len zu können, ist die Anzahl der Betriebe mit Moderhinke in der Tabelle gekenn-zeichnet.

Tab. 9: Übersicht über die Klauenpflegemaßnahmen pro Schaf und Jahr und der Anzahl der Betriebe mit Moderhinke

Betriebskategorie Klauenpflege/ Schaf/ Jahr

B = Außenbezirk Biosphärengebiet; T = ehemaliger Truppenübungsplatz bei Münsingen; (…) = Anzahl der Betriebe mit Moderhinke;

Die Klauenpflegemaßnahmen auf Herdenbasis wurden in den Betrieben routinemä-ßig einmal im Frühjahr vor dem Austrieb aus dem Stall vorgenommen.

Die Betriebe der Gruppen B1 und T4 führten häufiger Klauenpflege durch als Betrie-be anderer Kategorien. Da aus der TaBetrie-belle 9 nicht hervorgeht, aus welchem Grund diese Häufung besteht, wurden die Betriebe nach Gebiet und Herdengröße aufgelis-tet und dem Auftreten von Moderhinke in der Herde zugeordnet. Daraus soll ersicht-lich werden, ob ein Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Klauenpflege und der Herdengröße bezüglich Moderhinke besteht.

Tab. 10: Darstellung der Häufigkeit der Klauenpflege, dem Vorliegen von Mo-derhinke in den Herden und deren Herdengröße

Betrieb Herdengröße Moderhinke Moder-hinke; - = Betriebe ohne Moderhinke (fett);

Tab. 11: Darstellung der Häufigkeit der Klauenpflege, dem Vorliegen von Mo-derhinke in den Herden und deren Herdengröße (Total aus Tab. 10)

Häufigkeit der Klauenpflege/ Jahr

1x 1-2x 2-3x

Betriebe 45 7 18 20

Anzahl der Schafe 22.101 1.846

= 8,4%

Klauenpflegemaßnahmen werden in 84 % der Betriebe (n = 38) öfter als einmal pro Schaf und Jahr durchgeführt. Betriebe mit Moderhinke (n = 30) führen Klauenpflege pro Schaf und Jahr einmalig zu 7 %, 1-2 Mal zu 43 % und 2-3 Mal zu 50 % durch. In Betrieben ohne Moderhinke ist die Häufigkeit der Klauenpflege gleichmäßig verteilt.

Die Häufigkeit der Klauenpflege ist also unabhängig von der Herdengröße, aber ab-hängig vom Auftreten der Moderhinke.

4. Zur Behandlung der Moderhinke stehen lokale sowie parenteral zu applizierende Medikamente zur Verfügung, die in der Regel verschreibungspflichtig sind und somit durch die betreuende Tierarztpraxis abgegeben werden müssen. Im gesamten Bio-sphärengebiet wurde die Behandlung der Moderhinke mit lokal wirkenden Mitteln durchgeführt. Als lokal wirkende Mittel gelten neben Sprays auch Klauenbäder, die hier jedoch separat aufgeführt werden. Eine weitere Behandlungs- und Prophyla-xemaßnahme bildet der Einsatz einer Impfung.

Tab. 12: Therapiemaßnahmen in allen Betrieben der Datenerhebung (n = 45) und in Betrieben mit Moderhinke (n = 30)

Betriebskategorie B = Außenbezirk Biosphärengebiet; T = ehemaliger Truppenübungsplatz bei Münsingen; (...) = Anzahl der Betriebe mit Moderhinke;

In 60 % der Betriebe des Gebietes B (n = 28; 39 %) und T (n = 17; 94 %) wurden antibiotische Sprays (sog. Blausprays) eingesetzt. Eine parenterale Versorgung fand in 31 % der Betriebe (B 18 %, T 53 %) statt. Die Betriebe, die eine kombinierte The-rapie von lokaler und parenteraler antibiotischer Behandlung einsetzten, waren iden-tisch mit den Betrieben, die eine parenterale Behandlung durchführten. Unter „Pfle-gemittel“ sind alle nicht-antibiotischen Topika verzeichnet, die von 18 % der Betriebe eingesetzt wurden.

Betrachtet man ausschließlich die Betriebe mit Moderhinke, verändert sich die Vertei-lung nur geringfügig. Auch hier wurden im Gebiet B unvollständige Angaben ge-macht. Die Ergebnisse in Gebiet B beziehen sich auf 18 - 39 % der Betriebe. Wird die Aufteilung jedoch nach Betrieben mit Moderhinke vorgenommen (n = 30), haben 77 % (lokale Therapie) bzw. 90 % (Klauenbad) die Fragen beantwortet, so dass eine Auswertung gerechtfertigt erscheint.

Neben der lokalen und parenteralen antibiotischen Therapie bieten das Klauenbad und die Impfung weitere Therapie- als auch Prophylaxemaßnahmen (WINTER 2004,

GLENN et al. 1985, LAMBELL 1986, HUNT et al. 1994) für die gesamte Herde, die in der Tabelle 12 unter Therapiemaßnahmen stehen.

Betrachtet man alle Betriebe (n = 45) setzten 62 % (B 39 %, T 100 %) Klauenbäder ein. Die Verteilung der Betriebe mit Moderhinke (n = 30) fiel mit 90 % (B (n= 13) 77%, T (n= 17) 100 %) höher aus.

Die Impfung wurde von 31 % aller Betriebe (n = 45; B (n =28) 29 %, T (n = 17) 35 %) eingesetzt. Unter den 30 Betrieben mit Moderhinke nutzten 40 % (B (n= 13) 46 %, T (n= 17) 35 %) die Impfung. Im Außenbezirk Biosphärengebiet setzten zwei Betriebe (Gruppe 1B) die Impfung ein, ohne Moderhinke zu haben.

Für den Einsatz von verschiedenen Klauenbadlösungen sowie eine Übersicht über die Vor- und Nachteile werden u.a. von KAULFUß (2004) sowie LOTTNER u.

GANTER (2004) aufgelistet. In der Umfrage der vorliegenden Datenerhebung wurde nach dem Einsatz eines Klauenbades sowie den verwendeten Lösung gefragt.

Tab. 13: Übersicht über den Einsatz von Zinksulfat und Formalin als Klauenbad im gesamten Biosphärengebiet

Betriebskategorie

Anzahl der Betriebe

(B+T)

Einsatz

Klauenbad Zinksulfat* Formalin

< 50 Schafe 11 1 1 -

50- 200 Schafe 8 3 3 -

200- 400 Schafe 8 6 3,5 2,5

> 400 Schafe 18 18 8 10

Total 45 28 15,5 12,5

B = Außenbezirk Biosphärengebiet; T = ehemaliger Truppenübungsplatz bei Münsingen; * = Golden Hoof Plus®;

Im gesamten Biosphärengebiet führten 62 % (n = 28 Betriebe) ein Klauenbad durch.

Davon nutzten 55 % Zinksulfat (Golden Hoof Plus®) und 45 % Formalin, wobei die Nutzung von Formalin ausschließlich in den größeren Betrieben (52 % der Gruppen 3 und 4) vorgenommen wurde.

5. Die Anzahl der in den Betrieben verfügbaren Arbeitskräfte zur Durchführung der Klauenbehandlungen werden nachfolgend in Beziehung zur Herdengröße darge-stellt.

Tab. 14: Verfügbare Personen zur Durchführung der Klauenpflege pro Betrieb in Bezug zur Herdengröße

B = Außenbezirk Biosphärengebiet; T = ehemaliger Truppenübungsplatz bei Münsingen; * = maximale Herdengröße bis 3.500;

In 39 % der Betriebe war eine Person, in 52 % zwei Personen und in jeweils 4 % der Betriebe drei und mehr Personen verfügbar. Es arbeiteten also 91 % aller Betriebe im gesamten Biosphärengebiet mit maximal 2 Personen, also mit 25 bis 1.500 Mut-terschafen/Person.

In der vorliegenden Umfrage im gesamten Biosphärengebiet wurde lediglich nach der Anzahl der Personen, nicht aber nach der Einsatzfähigkeit (z.B. Ausbildung/

Qualifikation) gefragt. Da die Anzahl der Personen einen Faktor darstellt, der mehre-ren Einflüssen unterliegt, wird eine nähere Betrachtung in der Betriebsanalyse vor-genommen und dort ausführlich besprochen.