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Einfluss der Impfung gegen Moderhinke

5 Prävalenz und Ausprägung der Moderhinke

5.3.5 Einfluss der Impfung gegen Moderhinke

In der Bekämpfung der Moderhinke kann eine Impfung hilfreich sein und eine Resis-tenz gegenüber Moderhinke erreicht werden (EGERTON et al. 1970, EGERTON et al. 1971).

Im gesamten Biosphärengebiet setzten 14 der 45 befragten Betriebe eine Impfung ein, von denen 12 Betriebe tatsächlich Moderhinke hatten. Es waren vor allen Dingen große Betriebe, die eine Impfung einsetzten (vgl. 4.2.2). Die Impfung ermöglicht es, in Herden die Erkrankung zu bewältigen bzw. prophylaktisch dagegen vorzugehen, da sie häufig saisonal auftritt. Die Indikation für die Impfung wurde in großen Herden

teils präventiv, teils therapeutisch (EGERTON et al. 1970, LAMBELL 1986) bzw. als Notfallmaßnahme eingesetzt.

In den kleineren untersuchten Betrieben hatte die Impfung eher einen prophylakti-schen Charakter. Auf den teilweise fest installierten Koppeln gab es Ballungspunkte an Tränken oder im Eingangsbereich des Stalles bzw. Unterstandes, die durch die intensive Nutzung schlammig und prädisponierend für die Verbreitung der Moderhin-ke waren. Es gab auch im Bereich der kleinen Betriebe viele Behandlungs- und Be-kämpfungsmaßnahmen, die notwendig und auch durchführbar wären, die aber aus verschiedenen Gründen nicht angewendet wurden.

In vielen Betrieben ist die Moderhinke ein ganzjähriges Problem. Der Impfzeitpunkt variiert erfahrungsgemäß von Herde zu Herde (GANTER pers. Mitteilung), konzentrierte sich im Biosphärengebiet jedoch auf Frühling und Herbst, sowie auf dem ehem. TrupÜbPl auf den Spätsommer und den Herbst. Obwohl nahezu alle Betriebe einen Anstieg der erkrankten Tiere im Herbst prophezeiten, stellten nur zwei Betriebe einen direkten Zusammenhang mit anhaltender Nässe her. Auch nach eigenen Beobachtungen stieg mit zunehmend feuchtem und auch schwülem Wetter die Lahmheitsprävalenz erheblich an, wie es auch von anderen Autoren beschrieben wurde (GRAHAM et al. 1968, EGERTON et al. 1969c u. 1983, GLYNN 1993). Es scheint empfehlenswert zu sein, den Impftermin (nach einer vollständigen Grundimmunisierung) 2 bis 4 Wochen vor dem betriebsindividuellen, kritischen Zeitpunkt der Moderhinke zu wählen, um den Impfschutz möglichst effektiv ausnutzen zu können, wie es auch von SCHWARTZKOFF et al. (1993) und RAADSMA et al. (1994b) beschrieben wurde.

Die geringe Akzeptanz der Impfung in den vorliegenden Untersuchungen resultierte weniger aus den häufigen Impfreaktionen, als aus den relativ hohen Kosten. Wäh-rend in kleinen Betrieben (bis 50 Mutterschafe) die Gesamtkosten noch überschau-bar waren, stellte die Impfung in großen Herden eine große Investition dar. Bei der Kosten/Nutzen-Abwägung schnitt die Impfung daher bei den meisten Schäfern schlecht ab. Die Entscheidungen der Schäfer basierten jedoch nicht auf einer

realis-tischen Kosten-Nutzen-Analyse, da die Arbeitsbelastung für Klauenpflege und Be-handlungsmaßnahmen sowie Leistungseinbußen der Schafe durch Moderhinke bei ihren Kalkulationen nicht berücksichtigt wurden.

Mit der Impfung wird eine belastbare Immunität gegenüber homologen Stämmen von D. nodosus für 3 bis 6 Monaten (je nach Grundimmunisierung) induziert. Sie bietet jedoch keinen hundertprozentigen Schutz vor der Erkrankung, der jedoch von den Schäfern erwartet wurde. Zudem sollte, um einen adäquaten Immunstatus zu erlan-gen, eine Grundimmunisierung mit jährlicher Boosterimpfung oder sogar jährliche Zwei- bis Dreifachimpfungen durchgeführt werden (SCHWARTZKOFF et al. 1993).

Eine Grundimmunisierung wurde in keinem Betrieb durchgeführt, somit war auch kein optimaler Effekt der Impfung zu erwarten.

Durch die Impfung werden höhere Antikörpertiter erreicht als durch eine natürliche Infektion. Allerdings hat die individuelle Reaktivität einen erheblichen Einfluss auf den Impferfolg (O´MEARA et al. 1993). Zur Zeit ist Footvax® (Intervet Deutschalnd GmbH) der einzige kommerziell erhältliche Impfstoff. Es ist jedoch möglich einen be-standsspezifischen Impfstoff herstellen zu lassen, in dem aus dem Bestand isolierte Stämme enthalten sind.

Unter dem Einsatz von bestandsspezifischen, mono- bis oligovalenten Impfstoffen konnten in diversen Untersuchungen gute Ergebnisse (O´MEARA et al. 1993, EGERTON et al. 2002, ABBOTT u. EGERTON 2003a, LOTTNER 2006) auch hinsichtlich der reduzierten Irritationen an der Injektionsstelle erzielt werden. Für die Herstellung eines bestandsspezifischen Impfstoffes ist die kulturelle Anzucht jedoch essentiell. Für die Nutzung in der täglichen Praxis ist dieses Verfahren sehr zeit- und kostenaufwändig (MULVANEY et al. 1986). Ein auf die Anzucht von D. nodosus spezialisiertes Labor ist in Deutschland derzeit nicht verfügbar.

In den vorliegenden Untersuchungen gelang trotz großer Bemühungen nur in weni-gen Fällen die Anzucht von D. nodosus mit anschließender erfolgreicher Serotypisie-rung. Beim Einsatz einer bestandspezifischen Vakzine muss zudem beachtet wer-den, dass der Nachweis aller relevanten Serogruppen gegeben sein sollte (O´MEARA et al. 1993). In einer Herde, aber auch an einer einzelnen Klaue können

bis zu sieben verschiedene Serotypen vorhanden sein (THOMAS 1962, SCHMITZ u.

GRADIN 1980, CLAXTON et al. 1983, HINDMARSH u. FRASER 1985, CLAXTON 1989, OLSON et al. 1998, ZHOU u. HICKFORD 2000, ABBOTT u. EGERTON 2003a). Die im Rahmen der Untersuchungen ermittelten Serotypen gehören nicht zu der Kombination von Serogruppen zwischen denen Kreuzreaktivitäten besonders häufig vorkommen (CLAXTON 1986), die für die Impfstoffherstellung von Bedeutung sein kann. Es handelte sich um die Serogruppen A, G, H, I und M. Die weltweit häu-figste Serogruppe B wurde nicht nachgewiesen. Jedoch konnten einzelne Serogrup-pen, die von YOUNAN und Mitarbeitern (1999) in einer Feldstudie in Südwest-deutschland sowie von LOTTNER (2006) ermittelt wurden, auch in den vorliegenden Untersuchungen nachgewiesen werden. Auch der Serotyp M, der in Australien zu den häufigsten Serotypen gehört (CHETWIN et al. 1991), aber nicht im Footvax® vorhanden ist, wurde nachgewiesen. Der Serotyp M wurde nur in einer Herde nach-gewiesen, diese Herde setzte keine Impfung ein. Ein bestandsspezifischer Impfstoff wurde nicht hergestellt.

In der graphischen Auswertung der durchschnittlichen Temperaturen und der Niederschlagsmengen konnte lediglich ein tendenzieller Einfluss von hohem Niederschlag auf die Lahmheitsprävalenz ermittelt werden. Diese niederschlags-reichen Monate begünstigten die Entwicklung von Moderhinke und führten zu einem Anstieg der Lahmheitsprävalenzen in allen Betrieben, die, wie die Betriebsanalyse ergab, verschieden auf die Situation reagierten. Oftmals ist das Zeitfenster für die Verhinderung eines Ausbruchs von Moderhinke sehr klein, so dass unvorher-gesehene Faktoren (s. 5.3.2.) und somit die Verzögerung der Bekämpfungs-maßnahmen ausreichen können, dass sich die Erkrankung im Bestand ausbreitet.

Eine Impfung könnte sich positiv auf die Situation auswirken und die Anzahl der erkrankten Tiere reduzieren (EGERTON et al. 1970, SCHWARTZKOFF et al. 1993, RAADSMA et al. 1994b, DHUNGYEL et al. 2008). Allerdings müssen auch andere Lahmheitsursachen, wie bspw. die Schmutzkeilbildung im Herbst (s. Tab. 37) bedacht werden, da sie eine hohe Lahmheitsprävalenz verursachen. Ein Anstieg der Moderhinke-Prävalenz kann jedoch sekundär durch Schmutzkeile ausgelöst werden.