• Keine Ergebnisse gefunden

Durchschnittliche Herdenversorgung

6 Analyse der Mineralstoffversorgung

6.2.1 Durchschnittliche Herdenversorgung

Die Proben wurden in einem Zeitraum von Mai bis September 2009 im Rahmen von Blutuntersuchungen durch die betreuende Tierarztpraxis entnommen. Dabei wurden aus dem Gesamtbestand stichprobenartig 10 Mutterschafe pro Betrieb beprobt, um die durchschnittliche Versorgung der Herde mit Zink, Kupfer und Selen zu überprü-fen. Es wurden Blutproben entnommen, die am nächsten Tag zentrifugiert wurden um das Serum separat aufzubewahren.

Die Proben wurden bei -18 °C tiefgefroren und im November 2009 zur Analyse in das Labor der Klinik für kleine Klauentiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover ge-bracht (s. 3.7.1.).

Die Probenbearbeitung für Zink und Selen wurde einzeln durchgeführt. Für die Be-stimmung von Kupfer wurden die Einzelproben zu Poolproben von je 5 Proben zu-sammengefasst, so dass für jeden Betrieb zwei Poolwerte ermittelt wurden. Dieser wurde mit dem Referenzbereich für Kupfer verglichen. Bei niedrigen Poolprobenwer-ten (unterhalb 10 µmol/l) wurden die einzelnen Proben der Pools untersucht, um evtl.

vorliegende stärkere Abweichungen vom Referenzbereich zu ermitteln.

Tab. 47: Vergleich der Ergebnisse der Blutuntersuchung an 10 Schafen/Betrieb mit dem Referenzbereich (Zink, Selen und Kupfer)

Herde Schafe mit Moderhinke Schafe ohne Moderhinke Lahmheits- prävalenz (%)

Zink

X = trifft zu; - = trifft nicht zu; (…) = Serumwert oberhalb des Referenzbereiches;

Der Großteil der 130 Proben wurde von Schafen mit klinischer Moderhinke entnom-men (85 %, n = 111). Die Serumwerte für Zink lagen bei 35 % der insgesamt beprob-ten Schafe im Referenzbereich, während die Werte von 65 % der Schafe unterhalb des Referenzbereiches lagen. In jedem Betrieb sind 10 - 70 % der Proben innerhalb des Referenzbereiches für Zink. Ein Betrieb wies 1 Schaf mit einem Wert oberhalb des Referenzbereiches auf (in Tab. 47 mit (…) gekennzeichnet).

Serumwerte innerhalb des Referenzbereiches für Selen konnten nur bei 3 % (n = 4) der beprobten Schafe festgestellt werden; 97 % der Serum-Selengehalte der Schafe lagen unterhalb des Referenzbereiches.

Kupfer wurde anhand von Poolproben gemessen. Insgesamt lagen die Kupfergehalte aller Poolproben im Referenzbereich, nur 6 der untersuchten Einzelproben (n = 50) lagen unterhalb des Referenzbereiches.

Da die beprobten Schafe zufällig ausgewählt wurden, kann hier nur eine durch-schnittliche Herdenversorgung aus den genannten Proben errechnet werden. Diese wird im Folgenden für Zink, Selen und Kupfer zusammen mit der durchschnittlichen Lahmheitsprävalenz aufgeführt.

Tab. 48: Übersicht über die durchschnittliche Herdenversorgung mit Zink, Selen und Kupfer beträgt 11,3 µmol/l (untere Referenzgrenze = 12,1 µmol/l). Die dHV Zink von 23,1 % der Herden weist einen durchschnittlichen Wert innerhalb des Referenzbereiches auf. Diese Herden haben eine durchschnittliche Lahmheitsprävalenz unter 10 %. Die Herde, in der ein Schaf einen Serumzinkwert oberhalb des Referenzbereiches von 18 µmol/l aufwies, befindet sich unter diesen 23,1 % der Betriebe mit einer dHV Zink im Referenzbereich.

Die dHV mit Selen über alle Herden beträgt 23,9 µg/l und liegt weit unterhalb der un-teren Referenzgrenze von 80 µg/l. Keine Herde erreichte den Referenzbereich im Herdendurchschnitt.

Die dHV mit Kupfer über alle Herden erreicht einen Wert von 10,5 µmol/l. Alle Her-den befinHer-den sich innerhalb des Referenzbereiches. Allerdings ist zu berücksichti-gen, dass die Plasmagehalte an Zink und vor allem auch an Kupfer die tatsächliche Versorgungslage mit den entsprechenden Spurenelementen nur unzureichend wi-derspiegelt. Dagegen erlaubt der Plasmaspiegel an Selen eine Aussage über die Versorgungslage.

In einer Herde wurde vor einigen Jahren ein Selenmangel durch die Untersuchung von Serumproben festgestellt. Daraufhin wurde in der Herde ein Mineralfutter mit 40mg Natriumselenit/kg eingesetzt, das bis heute verwendet wird. In dieser Herde erlangten 4 Schafe Werte im Referenzbereich Selen und die Herde die höchste dHV Selen insgesamt, die jedoch ebenfalls weit unterhalb der unteren Grenze des Refe-renzbereiches blieb. Der Selengehalt im Mineralfutter dieser Herde ist um 5 - 20mg höher als in den anderen Herden.

Trotz diesem allgemein niedrigen Selengehalt schienen die Mutterschafe davon kaum beeinträchtigt zu sein. Es wurden während der Phase der Betriebsanalyse nicht vermehrt lebensschwache Lämmer geboren, die durch einen Selen-Mangel hät-ten erwartet werden können. Lediglich 4 von 130 Proben haben die untere Referenz-grenze von 80 µg/l überschritten. In 16 von 130 Proben wurden Serumselenwerte unter 10 µg/l gemessen, die verbliebenen 110 Proben erreichten Werte zwischen 10 und 80 µg/l.

In 4 Betrieben wurden Lämmer gezielt mit VitaminE/Selen-Präparaten behandelt.

Drei dieser Betriebe injizierten jedem Lamm VitaminE/Selen in den ersten Lebensta-gen.

6.2.2 Statistik

Ein Vergleich der durchschnittlichen Herdenversorgung mit der durchschnittlichen Lahmheitsprävalenz (dLP) wurde für alle 3 Mineralstoffkategorien vorgenommen. Es sollte überprüft werden, ob negative Abweichungen vom Referenzbereich (Mangel) in einem Zusammenhang mit der Entwicklung von Moderhinke (durch die dLP

reprä-sentiert) stehen. Das Testverfahren zur Überprüfung des linearen statistischen Zu-sammenhangs von quantitativen Merkmalen wurde hier mit dem Rang-Korrelationskoeffizient nach Spearman angewendet (SAS 2005, Version 3.1.9., Cary, NC).

In der Auswertung entspricht ein Betrag von 1 einem vollständigen linearen Zusam-menhang. Dieser Zusammenhang kann graphisch durch eine Gerade dargestellt werden. Positive Vorzeichen deuten an, dass mit dem Wachsen einer Variabel, die andere auch ansteigt, während ein negatives Vorzeichen besagt, dass eine Variabel umso kleiner ist, je größer die andere ist.

Tab. 49: Überprüfung des linearen Zusammenhangs (nach Spearman) zwischen der durchschnittlichen Lahmheitsprävalenz und der durchschnittlichen Herdenversorgung mit Zink, Selen und Kupfer

Durchschnittliche Herdenversorgung

Durchschnittliche Lahmheitsprävalenz Korrelationskoeffizient

(nach Spearman) p

Zink -0,39011 0,1876

Selen 0,20358 0,5047

Kupfer -0,26923 0,3737

p = p-Wert der Korrelationsanalyse;

Es konnte kein signifikanter Einfluss der durchschnittlichen Herdenversorgung mit Zink, Selen und Kupfer auf die durchschnittliche Lahmheitsprävalenz ermittelt wer-den. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Unterschiede in der Spurenelement-versorgung zwischen den Herden sehr gering sind.

6.3 Diskussion

Zink, Kupfer und Selen sind an der Keratinsynthese beteiligt. Ein Mangel bzw. Über-schuss der einzelnen Spurenelemente kann Veränderungen des Hornes hervorrufen.

Die Huf- und Hornbildung kann verzögert werden und eine ungenügende Hornfestig-keit entstehen bzw. ein Ablösen des Klauenschuhs verursachen (KAMPHUES u.

COENEN 2004). Das gesunde Klauenhorn verfügt über einen Feuchtigkeitsgehalt

von 15 - 20 %. Bei extremer Trockenheit oder Nässe der Klauen sinkt die Wider-standsfähigkeit des Hornes und ermöglicht eine Erkrankung der Klauen durch bakte-rielle Invasionen oder Traumata (FRITSCH 1966).

Die durchschnittliche Herdenversorgung aller Herden lag lediglich für Kupfer im Refe-renzbereich (10,5 µmol/l, n = 13 Herden). Für Zink erreichten einzelne Herden (23,1

%, n = 3) in der durchschnittlichen Herdenversorgung Werte im Referenzbereich, während Selen in keiner Herde annähernd den Referenzbereich erreichte.

Ein Mangel an Kupfer, Zink und Selen kann prädisponierend für Klauenerkrankungen durch eine unzureichend keratinisierte Haut oder Immunsuppression sein (ROLLE u.

MAYR 2002). Ein Zinkmangel kann zu Parakeratose führen und die Funktion der Hautbarriere herabsetzen (LEGG u. SEARS 1960, ULBRICH et al. 2004). Den Erregern D. nodosus und F. necrophorum wird somit die Invasion erleichtert.

DEMERTZIS und MILLS (1973) gelang es durch die Verabreichung einer oralen Zink-Drench-Lösung Pododermatitiden zu behandeln und die Hornqualität zu verbessern.

Ein Zusammenhang zwischen der Lahmheitsprävalenz mit der Versorgung mit Zink, Selen und Kupfer konnte nicht nachvollzogen werden. Allerdings war die Lahmheits-prävalenz der Herden, die den Referenzbereich von Zink erfüllten (n = 3), niedriger als bei den anderen Herden (unter 10 %). In der statistischen Auswertung war die Beziehung zwischen beiden Parametern nicht signifikant. Ob durch eine erhöhte Versorgung der Herden mit qualitativ hochwertigen Mineralfuttermitteln zur Verbes-serung der allgemeinen Versorgung mit Mineralstoffen, vor allen Dingen Zink und Selen, Vorteile im Hinblick auf die Lahmheitsprävalenz erzielt werden könnten, kann durch die vorliegenden Untersuchungen nicht vorausgesagt werden. DEMERTZIS und MILLS (1973) sowie SPITZLEI (1996) legen dies jedoch nahe. Auf das Vorliegen von Parakeratosen im Zusammenhang mit einem Zinkmangel hin (LEGG u. SEARS 1960) wurde nicht untersucht. Ein Zinkmangel kann direkt zu bakteriellen Hauter-krankerkrankungen führen (HUMANN-ZIEHANK), die im Rahmen der vorliegenden Untersuchungen jedoch nicht festgestellt wurden.

Da die Serumwerte für Zink und insbesondere für Kupfer keine Aussage über die tatsächliche Versorgung erlauben (HUMANN-ZIEHANK 2010), kann hier nur ein Mangel an Selen festgestellt werden. Klinische Symptome eines Selenmangels, in Form von Muskeldystrophien, konnten in den Herden nicht beobachtet werden.

HALL und Mitarbeiter (2009) konnten zeigen, dass Schafe mit Moderhinke im Ge-gensatz zu gesunden Tieren einen geringeren Serumselenspiegel aufwiesen. Sie fanden heraus, dass ab einem Serumselengehalt unter 300 ng/ml (= 300 µg/l) ein höheres Risiko (OR = 3,5) für die Entwicklung von Moderhinke bestand. In den vor-liegenden Untersuchungen lagen die Selenkonzentrationen in allen untersuchten Proben weit unterhalb von 300 ng/ml. Insofern kann a priori bei allen untersuchten Herden von einem erhöhten Risiko ausgegangen werden.

Die Substitution von Selen in den Betrieben beschränkt sich in den meisten Herden (n = 11) auf eine Leckmasse oder Leckstein, die allgemein über geringe Selenkon-zentrationen verfügen. In zwei Betrieben wurde bewusst ein Mineralfutter mit einem erhöhten Selengehalt zugefüttert. Diese Betriebe erlangten die höchsten durch-schnittlichen Werte in der Herdenversorgung. Eine gezielte parenterale Substitution fand in 4 Betrieben lediglich bei den neugeborenen Lämmern statt, da die Mutter-schafe keine Anzeichen eines Mangels aufwiesen. Ob eine gezielte, parenterale Substitution von 5 mg Selen zu einer schnelleren Heilung der Läsionen sowie zu ei-ner Reduktion der Klauenscores führen würde, wurde hier nicht untersucht. In Anleh-nung an die Untersuchungen von HALL und Mitarbeitern (2009) erscheint es jedoch sinnvoller, durch die Substitution eines Selen-haltigen Mineralfutters die Versorgung mit Selen zu optimieren und somit prophylaktisch nicht nur gegen die nutritive Mus-keldystrophie, sondern auch gegen Moderhinke vorzugehen.