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Entwicklung der hohen und niedrigen Einkommen im Vergleich

Die Entwicklung von hohen und niedrigen Einkommen zeigt im Allgemeinen, dass die Einkommensschere seit 1998 auseinanderging, sich in den letzten Jahren jedoch ein Gegentrend beobachten ließ, der durch einen Anstieg von niedrigen Einkommen hervorgerufen wurde. Ein Grund hierfür waren u. a. die seit 2017 ausgehandelten Anhebungen der kollektivvertraglich vereinbarten Mindestlöhne.

Im Jahr 1998 lag für unselbstständig Erwerbstätige das 10 %-Quantil – also jener Wert, unter dem sich die niedrigsten 10 % der Bruttojahreseinkommen befanden – bei 2.761 EUR. Im Jahr 2012 lag dieser Wert noch 12 % unter dem Basiswert von 1998, ehe in weiterer Folge der Dezilswert für die niedrigen Einkommen bis zum Jahr 2019 auf 2.914 EUR stieg und damit nominell ein leichter Zuwachs von 6 % in 21 Jahren feststand. Bereinigt um die Inflation ergab sich für das 10 %-Quantil ein Rückgang der Einkommen auf 72 % des Vergleichswertes von 1998 (siehe Tabelle 16).

Im Gegensatz dazu stieg der Wert, über dem die 10 % der Bezieherinnen und Bezieher der höchsten Einkommen lagen, kontinuierlich von 42.590 EUR auf 66.446 EUR im Jahr 2019 an, was nominell einer Steigerung von 56 % entsprach.

Unter Berücksichtigung des Verbraucherpreises entsprach dies einem realen Zuwachs seit 1998 von 6 %.

Tabelle 16: Entwicklung der inflationsbereinigten Bruttojahreseinkommen der unselbstständig Erwerbstätigen nach Geschlecht 1998 bis 2019 (Basis 1998)

Verteilungs­

maße 1998 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Frauen und Männer

10 %-Quantil 100 86 80 77 74 69 67 65 65 65 66 69 72 72

Median 100 100 99 100 98 96 96 96 96 96 97 97 98 100

90 %-Quantil 100 105 105 107 106 104 104 104 103 104 105 104 105 106

Frauen

10 %-Quantil 100 98 91 91 89 85 84 83 83 84 85 90 94 94

Median 100 100 100 102 101 99 99 99 100 101 102 102 104 107

90 %-Quantil 100 107 107 110 109 107 107 107 107 108 109 109 109 111

Männer

10 %-Quantil 100 74 69 63 60 52 50 48 47 46 46 49 50 50

Median 100 103 102 102 101 99 99 99 99 100 100 99 100 101

90 %-Quantil 100 105 106 107 106 104 104 103 103 104 104 103 104 104

Ohne Lehrlinge. Quelle: Statistik Austria, 2020. Lohnsteuer-/SV-Daten und Verbraucherpreisindex 1996.

Aus der Geschlechterperspektive ergab sich, dass bei den 10 % der Personen mit den höchsten Einkommen und jenen 10 % mit den niedrigsten Einkommen unter-schiedliche Entwicklungen stattfanden. Während das 10 %-Quantil nominell von 1998 bis 2019 bei Frauen von 1.773 EUR auf 2.448 EUR bzw. um 38 % stieg, sank es bei Männern um 27 % von 4.858 EUR auf 3.558 EUR. Für die realen Einkommen bedeutete dies einen Rückgang in Bezug zum Ausgangsjahr 1998 auf 94 % für Frauen und auf 50 % für Männer. Die Grenze zu den oberen 10 % der Einkommen verschob sich im Gegensatz dazu sowohl nominell als auch bereinigt um die Inflation nach oben, wobei der Anstieg der Einkommen der Männer (54 % – von 49.833 EUR auf 76.578 EUR) unter dem Anstieg der Einkommen der Frauen (63 % – von 32.510 EUR auf 53.152 EUR) lag. Dieser relativ starke Zuwachs der nominellen Einkommen wurde jedoch weitgehend durch die allgemeine Teuerung aufgehoben. Gemessen am Verbraucherpreisindex betrug die reale Steigerung des 90 %-Quantils von 1998 bis 2019 für Frauen 11 % und für Männer 4 %.

Im Vergleich zur Entwicklung der Bruttojahreseinkommen sanken bei der Entwicklung der Nettojahreseinkommen niedrige Einkommen weniger stark, während hohe Ein-kommen netto weniger stark stiegen als brutto. Ausnahmen bildeten vor allem die beiden Jahre 2009 und 2016, in denen Steuerreformen einen positiven Einfluss auf die Höhe der Nettojahreseinkommen hatten. Dabei profitierten Bezieherinnen und Bezieher von mittleren und hohen Einkommen im Durchschnitt mehr als unselbst-ständig Erwerbstätige mit niedrigem Einkommensniveau. Insgesamt betrachtet blieb die Einkommensschere aufgrund der progressiven Besteuerung in Österreich bei Nettoeinkommen weniger weit geöffnet als bei Bruttoeinkommen.

Tabelle 17: Entwicklung der inflationsbereinigten Nettojahreseinkommen der unselbstständig Erwerbstätigen nach Geschlecht 1998 bis 2019 (Basis 1998)

Verteilungs­

maße 1998 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Frauen und Männer

10 %-Quantil 100 87 82 80 77 71 69 67 67 67 69 72 75 74

Median 100 100 99 102 100 98 97 96 96 97 100 100 101 102

90 %-Quantil 100 103 103 106 104 102 102 101 100 101 105 104 104 106

Frauen

10 %-Quantil 100 99 93 94 92 87 86 85 85 86 88 93 97 96

Median 100 103 102 106 105 103 102 102 102 103 106 106 108 110

90 %-Quantil 100 104 104 108 107 105 104 104 103 104 109 108 108 110

Männer

10 %-Quantil 100 78 73 67 65 57 54 52 51 50 51 53 55 54

Median 100 102 101 103 102 100 99 98 98 98 102 101 101 103

90 %-Quantil 100 103 103 107 105 102 102 101 100 100 104 103 103 104

Ohne Lehrlinge. Quelle: Statistik Austria, 2020. Lohnsteuer-/SV-Daten und Verbraucherpreisindex 1996.

Eine einheitlichere Einkommensentwicklung von hohen und niedrigen Einkommen ließ sich bei Einschränkung auf ganzjährig Vollzeitbeschäftigte feststellen (siehe Tabelle 18). Niedrige inflationsbereinigte Einkommen in Form des 10 %-Quantils wiesen im Jahr 2019 ein Niveau auf, das 112 % des Einkommens von 2004 entsprach.

Hohe Einkommen, respektive das 90 %-Quantil, konnten einen ähnlichen Anstieg auf 111 % verzeichnen. Dass die Einkommen ganzjährig Vollzeitbeschäftigter eine begünstigte Entwicklung aufwiesen, zeigt ein Vergleich mit Indexwerten von hohen und niedrigen Einkommen aller unselbstständig Erwerbstätigen. In Bezug auf das selbe Basisjahr 2004 lagen bei allen unselbstständig Erwerbstätigen im Jahr 2019 die inflationsbereinigten Bruttojahreseinkommen des 10 %-Quantils bei 86 % und jene des 90 %-Quantils bei 105 %.

Tabelle 18: Entwicklung der inflationsbereinigten Bruttojahreseinkommen der ganzjährig Vollzeit-beschäftigten nach Geschlecht 2004 bis 2019 (Basis 2004)

Verteilungs­

maße 2004 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Frauen und Männer

10 %-Quantil 100 100 102 103 102 102 102 104 104 105 108 109 110 112

Median 100 103 103 105 105 104 104 105 105 106 107 107 108 109

90 %-Quantil 100 104 105 108 107 106 106 107 107 108 110 109 109 111

Frauen

10 %-Quantil 100 101 104 107 106 107 108 110 110 112 117 118 120 122

Median 100 103 105 108 108 107 108 108 109 111 113 114 114 117

90 %-Quantil 100 105 107 111 111 110 111 112 112 114 117 117 117 119

Männer

10 %-Quantil 100 99 100 100 99 98 98 98 98 99 100 100 100 102

Median 100 102 102 104 103 102 102 103 103 104 104 104 105 106

90 %-Quantil 100 103 104 106 105 104 104 104 104 105 106 105 105 106

Ohne Lehrlinge. Quelle: Statistik Austria, 2020. Lohnsteuer-/SV-Daten und Verbraucherpreisindex 1996.

Bei Unterscheidung nach Geschlecht ließ sich auch für ganzjährig vollzeitbeschäftigte Frauen ein besserer Verlauf der Einkommensentwicklung beobachten als für Männer. Interessant ist jedoch, dass bei Frauen das 10 %-Quantil mit 122 % des Aus-gangswerts von 2004 über der Entwicklung des 90 %-Quantils mit 119 % lag. Bei ganzjährig vollzeitbeschäftigten Männern entwickelten sich hohe Einkommen besser als niedrige, analog zu dem Verlauf aller unselbstständig Erwerbstätigen. Mit Index-werten von 102 bzw. 106 lagen die niedrigen bzw. hohen Einkommen der ganzjährig vollzeitbeschäftigten Männer im Jahr 2019 über dem Basiswert von 2004.

Auch in Form von Quartilen zeigten sich für unselbstständig Erwerbstätige unter-schiedliche Entwicklungen von inflationsbereinigten hohen und niedrigen Ein-kommen (siehe Abbildung 12). Das erste Quartil – dieser Wert entspricht der Grenze,

unter der sich die 25 % mit den niedrigsten Einkommen befanden – lag im Jahr 2019 bei 88 % des Vergleichswertes im Jahr 1998, das dritte Quartil – der Grenzwert zu den höchsten 25 % der Einkommen – stieg auf 105 % des Wertes von 1998 an. Der grafische Zeitverlauf zeigt, dass niedrige Einkommen bis 2005 stark an Wert ver-loren. Trotz einer Erholung im Jahr 2007 gingen die niedrigen Einkommen nach Inflationsbereinigung danach weiter zurück, wobei Männer in größerem Ausmaß betroffen waren als Frauen. In den letzten Jahren, bei Frauen bereits ab 2013, zeigte sich eine Kehrtwende in der Art, dass sich niedrige Einkommen positiver ent-wickelten als hohe Einkommen. Das hatte zur Folge, dass bei Frauen im Jahr 2019 das erste Quartil 104 % und das dritte Quartil 109 % der inflationsbereinigten Ein-kommen des Ausgangsjahres entsprach, während bei Männern die Entwicklung des ersten Quartils mit 79 % deutlich unter der Entwicklung des dritten Quartils mit 105 % der Bruttojahreseinkommen von 1998 lag.

Abbildung 12: Inflationsbereinigte Entwicklung der hohen und niedrigen Bruttojahreseinkommen der unselbstständig Erwerbstätigen nach Geschlecht 1998 bis 2019

Ohne Lehrlinge. Quelle: Statistik Austria, 2020. Lohnsteuer-/SV-Daten und Verbraucherpreisindex 1996.

Die Entwicklung der hohen und niedrigen Einkommen für die Gruppen der Arbeiterinnen und Arbeiter, der Angestellten und Vertragsbediensteten sowie der Beamtinnen und Beamten zeigt, dass vor allem die niedrigen Einkommen der Arbeiterinnen und Arbeiter von starkem Wertverlust betroffen waren (siehe Tabelle 19). Das 10 %-Quantil der Arbeiterinnen und Arbeiter betrug – bereinigt um die Inflation – im Jahr 2019 nur 61 % des Vergleichswertes von 1998. Bei den niedrigen Einkommen der Angestellten und Vertragsbediensteten waren einzelne Jahre mit größeren Schwankungen zu beobachten. Im Jahr 2019 gab es nach den beiden vorhergehenden Jahren mit deutlichen Zuwächsen wieder ein beträchtliches

70

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Frauen und Männer 1. Quar�l

Frauen und Männer 3. Quar� l

Frauen 1. Quar�l Frauen 3. Quar�l

Männer 1. Quar�l Männer 3. Quar�l

%

Absinken des 10 %-Quantils, sodass dieses am Ende der Indexreihe mit 97 % unter-halb des Ausgangswerts von 1998 stand. Bei den hohen Einkommen der Arbeiterinnen und Arbeiter sowie der Angestellten und Vertragsbediensteten war langfristig eine Stagnation zu beobachten. Einen eindeutigen Zugewinn konnten nur Beamtinnen und Beamte sowohl in hohen als auch in niedrigen Einkommens-bereichen verzeichnen. Das 10 %-Quantil der Beamtinnen und Beamten lag im Jahr 2019 inflationsbereinigt 28 % und das 90 %-Quantil 23 % über dem Niveau von 1998.

Tabelle 19: Entwicklung der inflationsbereinigten Bruttojahreseinkommen der unselbstständig Erwerbstätigen nach sozialer Stellung 1998 bis 2019 (Basis 1998)

Verteilungs­

maße 1998 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Arbeiterinnen und Arbeiter

10 %-Quantil 100 77 72 69 68 60 59 56 55 54 56 57 58 61

Median 100 94 93 91 90 88 87 86 86 87 87 87 90 93

90 %-Quantil 100 102 101 100 100 99 99 99 100 100 100 100 101 102

Angestellte (inkl. Vertragsbedienstete)

10 %-Quantil 100 106 100 96 92 92 92 92 92 92 92 100 105 97

Median 100 103 102 104 102 100 101 101 101 102 103 103 104 105

90 %-Quantil 100 102 102 102 101 100 100 100 100 100 101 101 101 102

Beamtinnen und Beamte

10 %-Quantil 100 116 118 122 123 120 122 122 123 126 128 127 126 128

Median 100 120 122 126 126 123 124 123 123 126 128 127 128 130

90 %-Quantil 100 114 116 119 119 116 117 116 117 119 120 120 121 123

Ohne Lehrlinge. Quelle: Statistik Austria, 2020. Lohnsteuer-/SV-Daten und Verbraucherpreisindex 1996.