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Mit Hilfe von Ellipsometrie-Messungen ist es möglich, sowohl Dicken als auch Spektren von Brechungsindex n0(λ) und Extinktionskoeffizient n00(λ) von Einzelschichten oder Mehrschichtsystemen zerstörungsfrei zu bestimmen. Dabei wird ein Lichtstrahl bekann-ter Polarisation auf die Probe gerichtet und der reflektierte Lichtstrahl detektiert. Durch Wechselwirkungen mit der Probenstruktur ändert sich die Polarisation des Lichtes. Das Ellipsometer misst sowohl die Änderung der Phase der senkrecht (s) und parallel (p) zur Einfallsebene liegenden Komponenten der elektrischen Feldstärke als auch die Änderung ihrer Amplituden. Änderungen in Amplitude und Phase infolge einer Reflexion werden durch komplexe Reflexionskoeffizienten beschrieben. Die vom Ellipsometer gemessenen Größen ΨE und ∆E können mit den komplexen Reflexionskoeffizienten Rp und Rs der parallelen und senkrechten Komponente in Beziehung gebracht werden durch [20]:

Rp

Rs = tan (ΨE)·exp [i∆E]. (2.1) Das in dieser Arbeit verwendete Ellipsometer ist das Modell M-2000 von der Firma J.A. Woollam Co. Die Größen ΨE und ∆E können wellenlängenabhängig in einem Be-reich zwischen 250 und 1000 nm gemessen werden und enthalten Informationen über das gesamte System, d.h. Substrat und Schichten. Um Informationen über die Einzel-schichten zu extrahieren, muss ein Modell dieses Systems bestehend aus Substrat und

10 KAPITEL 2. CHARAKTERISIERUNGSMETHODEN Einzelschichten erzeugt und an die gemessenen Daten angepasst werden.

2.1.1 Modelle für Al

2

O

3

Im Allgemeinen müssen für die resultierenden Spektren von n0 und n00 die Kramers-Kronig Relationen erfüllt sein [21]. Sie beschreiben den Zusammenhang dieser beiden Größen. Für Al2O3-Schichten, die mit dem Verfahren der Atomlagenabscheidung (ALD) gewachsen wurden, wird oft das Cauchy Modell verwendet [22–24]. In diesem Modell wird das Spektrum des Brechungsindexes durch eine unendliche Reihe beschrieben, bei der oft nur die ersten drei Glieder verwendet werden:

n0(λ) = Cn0,1+Cn0,2

λ2 + Cn0,3

λ4 +... (2.2)

Dabei sind Cn0,1, Cn0,2 und Cn0,3 Konstanten, die bei Anpassung an die Messdaten ex-trahiert werden. Die Absorption wird in diesem Modell mit Hilfe der Urbach-Gleichung modelliert [20]:

n00(λ) =Cn00,1·exp

Cn00,2

1

λCn00,3

(2.3) Die Beschreibungen von n0 und n00 mit den Gleichungen (2.2) und (2.3) sind nicht Kramers-Kronig konsistent. Daher liefert das Modell nur in den Spektralbereichen exak-te Ergebnisse, in denen der zu unexak-tersuchende Film transparent ist, d.h. n00= 0 [25]. Um zu testen, ob das Cauchy Modell für die in dieser Arbeit abgeschiedenen Al2O3-Schichten geeignet ist, muss der transparente Spektralbereich dieser Schichten identifiziert werden.

Informationen über die Absorption liefert der Absorptionskoeffizient α, der aus n00 be-rechnet werden kann [26]:

α(λ) = 4πn00(λ)

λ . (2.4)

Hierbei ist es notwendig, n00(λ) mit einem Kramers-Kronig konsistenten Modell zu er-mitteln. Abb. 2.1 zeigt den Absorptionskoeffizientenα von ALD-Al2O3 im Vergleich zu PECVD-SiNy:H im Bereich von 270 bis 1000 nm. Beide Schichten sind mit dem Kramers-Kronig konsistenten Cody-Lorentz Modell beschrieben worden [27]. Bei SiNy:H ist die ansteigende Absorptionsbande im kurzwelligen Bereich erkennbar, welche aufgrund von angeregten Band-Band-Übergängen entsteht. Bei Al2O3 ist die Absorption im gesamten Spektralbereich vernachlässigbar. Ursache ist die höhere Bandlücke von Al2O3 im Be-reich um 6,5 eV (= 190 nm) für amorphes und 8,8 eV (b = 140 nm) für kristallines Alb 2O3 im Vergleich zu SiNy:H, dessen Bandlücke je nach Zusammensetzung im Bereich von 2,7 bis 5,2 eV liegen kann [28–30]. Die vernachlässigbare Absorption der Al2O3-Schichten le-gitimiert die Verwendung des Cauchy-Modells im gesamten gemessenen Spektralbereich.

Ein direkter Vergleich des Cauchy und Cody-Lorentz Modells zur Beschreibung einer et-wa 120 nm dicken Al2O3-Schicht auf einem chemisch polierten Si-Substrat ist in Abb. 2.2 dargestellt. Um die Anzahl freier Parameter einzuschränken, wird die Absorption im Cauchy Modell vernachlässigt, d.h.Cn00,1 = 0 in Gl. (2.3). Sowohl die Anpassung an die!

2.1. ELLIPSOMETRIE 11

Abbildung 2.1 – Absorptionskoeffizienten von Al2O3 und SiNy:H, ermittelt aus Anpassung mit einem Cody-Lorentz Modell an die ellipsometrischen Messwerte der Schichten. Der kurz-wellige Bereich ist vergrößert dargestellt.

Messdaten in Abb. 2.2(a) als auch die mit den Modellen extrahierten Brechungsindizes und Schichtdicken in Abb. 2.2(b) stimmen weitestgehend überein. Der Brechungsindex der Schicht bei 632 nm liegt bei 1,64 und entspricht den Literaturwerten für Al2O3 [19].

Mit TEM-Aufnahmen der Al2O3/Si-Grenzfläche wird von einigen Autoren eine dünne SiOy-Grenzschicht identifiziert. Die Dicke dieser Schicht ist umstritten und hängt ver-mutlich von den Temperaturen angewendeter Temperprozesse ab [18, 31, 32]. Bei den in [18] untersuchten Schichten ist diese Dicke etwa 1,5 nm. Daher wird in dieser Arbeit

3 0 0 4 0 0 5 0 0 6 0 0 7 0 0 8 0 0 9 0 0 1 0 0 0

Abbildung 2.2– Modellierung einer Al2O3-Schicht auf einem Si-Substrat sowohl mit einem Cody-Lorentz als auch Cauchy Modell: (a) Anpassung an die Messdaten, (b) extrahierte Werte des Brechungsindexes und der Schichtdicke.

12 KAPITEL 2. CHARAKTERISIERUNGSMETHODEN bei der Modellierung des Si/Al2O3-Systems zur Auswertung ellipsometrischer Messun-gen stets eine Zwischenschicht mit einer Dicke von 1,5 nm anMessun-genommen. Angaben zu ALD-Al2O3-Schichtdicken, die aus Ellipsometrie bestimmt wurden, beziehen sich nur auf die aus den Fits bestimmte Dicke des Cauchy-Filmes.

2.1.2 Vergleichsmessungen mit anderen Methoden

Um die Ergebnisse der Ellipsometrie-Messungen zu verifizieren, werden im Folgenden Ergebnisse anderer Messmethoden mit denen aus Ellipsometrie verglichen. Dafür werden sowohl Aufnahmen mit einem Rasterelektronenmikroskop (REM) als auch Reflexions-messungen verwendet. Abb. 2.3(a) zeigt eine REM-Aufnahme eines durch eine Bruch-kante erzeugten Querschnittes einer Al2O3-Schicht. Zur besseren Kontrastbildung ist auf die isolierende Al2O3-Schicht Aluminium aufgedampft worden. Die ermittelte Dicke der Schicht beträgt (117±7) nm und stimmt mit dem Ergebnis aus der Ellipsometrie-Analyse von (118±2) nm überein. Weiterführend sind in Abb. 2.3(b) Reflexionsmes-sungen von Al2O3-Schichten auf chemisch polierten Si-Scheiben dargestellt. Die an der Luft/Al2O3- und Al2O3/Si-Grenzfläche reflektierten Lichtstrahlen interferieren mitein-ander und erzeugen, je nach Schichtdicke unterschiedliche Reflexionsspektren [33]. Mit Hilfe der SoftwareOptical1 können diese Spektren für senkrechten Lichteinfall berechnet werden. Dazu müssen die Spektren von Brechungsindex und Extinktionskoeffizient sowie die Schichtdicke bekannt sein. An zwei Si-Substraten mit unterschiedlich dicker Al2O3 -Schicht wurden mittels Ellipsometrie diese Parameter bestimmt. Die daraus mitOptical berechneten Reflexionsspektren sind in Abb. 2.3(b) vergleichend zu Reflexionsmessun-gen mit einemCary 5 Spektralphotometer dargestellt. Die Spektren stimmen relativ gut

1frei zugänglich unter: http://www.bo.imm.cnr.it/users/centurioni/optical.html

(a)

4 0 0 6 0 0 8 0 0 1 0 0 0

0

2 0 4 0 6 0 8 0 1 0 0

Al2O3- Dicke:

119 nm 59 nm

Reflektivit [%]

Wellenlänge [nm]

(b)

Abbildung 2.3 – Vergleichsmessungen zu Ellipsometrie: (a) REM-Aufnahme eines Quer-schnittes an einer Bruchkante für die Vermessung der Al2O3-Schichtdicke, (b) gemessene und modellierte Reflexionsspektren von zwei Al2O3-Filmen mit unterschiedlicher Schichtdicke. Die modellierten Spektren wurden mit Daten aus Ellipsometrie erzeugt.

2.1. ELLIPSOMETRIE 13 überein und verifizieren die Verwendung von Cauchy-Filmen als Modell dielektrischer Funktion für die gewachsenen ALD-Al2O3-Filme.

14 KAPITEL 2. CHARAKTERISIERUNGSMETHODEN

2.2 Rekombination und effektive