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Einfluss von SiN y :H-Deckschichten auf das Blisterverhalten

4.2 Einfluss von SiN y :H-Deckschichten auf das Passivier- und Blisterverhalten

4.2.1 Einfluss von SiN y :H-Deckschichten auf das Blisterverhalten

In Kapitel 3.4 wurde gezeigt, dass Al2O3-Einzelschichten bei Hochtemperaturschritten mit Temperaturen über 450°C nicht feuerstabil sind, d.h. sie weisen eine Delamination von der Si-Oberfläche (blistern) sowie eine Degradation der Passivierung auf. Die Er-gebnisse weisen darauf hin, dass die Effusion von Wasserstoff oder Wasser während des Prozesses von zentraler Bedeutung für diese Effekte ist. In diesem Kapitel werden die Ergebnisse zur Untersuchung des Einflusses von SiNy:H-Deckschichten auf Delamination und Passivierung der Al2O3-Filme vorgestellt.

4.2.1 Einfluss von SiN

y

:H-Deckschichten auf das Blisterverhal-ten

Zur Untersuchung des Einflusses der SiNy:H-Deckschicht auf das Blisterverhalten, wur-den sowohl Al2O3-Einzelschichten als auch Al2O3/SiNy:H-Stapel mit unterschiedlichen Al2O3-Schichtdicken bei gleichem Feuerprofil gefeuert. Die Peaktemperatur betrug et-wa 800°C. Abb. 4.7 zeigt die Lichtmikroskopaufnahmen der Oberflächen von Al2O3

-(a) (b) (c)

(d) (e) (f)

Abbildung 4.7– Lichtmikroskopaufnahmen der Oberflächen von Al2O3-Einzelschichten ver-schiedener Dicke (obere Reihe) und Al2O3/SiNy:H-Stapelsystemen mit verschiedenen Al2O3 -Schichtdicken (untere Reihe). Die Längenangabe links oben beschreibt die Dicke des Al2O3 -Films. Die Dicke der SiNy:H-Deckschicht beträgt bei allen Stapeln etwa 75 nm.

4.2. HOCHTEMPERATURSCHRITTE BEI AL2O3/SINY:H-STAPELN 107 Einzelschichten (obere Reihe) und Stapel (untere Reihe). Die Dicke der Al2O3-Schicht ist in der linken oberen Ecke verzeichnet. Die SiNy:H-Schicht wurde in dem Remote-Plasma Reaktor gewachsen. Ihre Dicke ist bei allen Stapeln konstant und beträgt etwa 75 nm. Sowohl die Einzelschichten als auch die Stapel wurden vor dem Feuerschritt bei 420°C für 30 Minuten getempert. Beim Vergleich der in Abb. 4.7 dargestellten Oberflä-chen von Einzelschichten und Stapeln ist erkennbar, dass die SiNy:H-Deckschichten zu stärkerem Blistern führen. Dies wird zum einem bei Stapeln mit 15 nm dicken Al2O3 -Schichten deutlich, da sie eine im Vergleich zu den Al2O3-Einzelschichten stärkere Dela-mination zeigen. Zum anderen ist die Oberfläche von Stapeln mit 116 nm dicken Al2O3 -Schichten im Vergleich zu Einzelschichten stärker gestört (vgl. Abbildungen 4.7(c)) und 4.7(f). Neben den weißen, kreisrunden Delaminationsstellen treten hier andere blau und grau reflektierende Stellen auf. Stapel mit sehr dünnen Al2O3-Schichtdicken von 5 nm zeigen nahezu keine Delamination. Um das Blistern von Stapeln genauer zu untersu-chen, wurden Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen von Oberflächen der Stapel mit 29 und 116 nm Al2O3-Schichten durchgeführt. Abb. 4.8(a) zeigt eine REM-Aufnahme des Querschnitts eines Stapels mit 29 nm Al2O3 als Zwischenschicht. Dieser Querschnitt ist an einer Bruchkante aufgenommen worden und zeigt einen Ort, an dem die

Delami-(a) (b)

(c) (d) (e) (f)

Abbildung 4.8 – (a) REM-Aufnahme des Querschnitts eines Stapels mit 29 nm Al2O3 als Zwischenschicht. Dieser Querschnitt ist an einer Bruchkante aufgenommen worden und zeigt den Ort, an dem die Delamination beginnt; (b) REM-Aufnahme der gestörten Oberfläche eines Stapels mit 116 nm Al2O3; (c) bis (f) ortsaufgelöste EDX-Signalstärken der Elemente (c):

Silizium; (d) Aluminium; (e) Sauerstoff; (f) Stickstoff. Helle Bereiche stellen hohe Signalstärken dar [167].

108 KAPITEL 4. AL2O3/SINY:H-STAPELSYSTEME nation beginnt. Auf der Aufnahme können die Al2O3-Zwischenschicht und die SiNy :H-Deckschicht durch einen leichten Kontrast identifiziert werden. Die im REM gemesse-nen Dicken von etwa 28 nm bzw. 77 nm für die Al2O3- bzw. SiNy:H-Schicht stimmen mit Ellipsometrie-Messungen überein. Die Aufnahme zeigt deutlich, dass der Stapel im Gesamten delaminiert ist, d.h. im Bereich der Wölbung haftet das SiNy:H weiterhin an der Al2O3-Schicht. In Abb. 4.8(b) ist eine REM-Aufnahme der gestörten Oberfläche eines Stapels mit 116 nm Al2O3 dargestellt. Hier ist nicht die typische Wölbung des Stapels nach oben erkennbar, sondern drei im Bild gekennzeichnete Bereiche auf ver-schiedenen Höhenstufen, die den Eindruck vermitteln, dass der komplette Stapel von der Oberfläche entfernt wurde. Um diese Vermutung zu verifizieren, sind ortsaufgelöste EDX-Messungen dieses Bereichs der Oberfläche durchgeführt worden. Die Signalstärken der Elemente Silizium, Aluminium, Sauerstoff und Stickstoff sind jeweils einzeln in den Abbildungen 4.8(c), 4.8(d), 4.8(e) und 4.8(f) dargestellt. Die Signalstärke skaliert mit der Helligkeit, wobei weiß die maximale Signalstärke darstellt. Die drei verschiedenen Bereiche in Abb. 4.8(b) spiegeln sich ebenfalls in den EDX-Aufnahmen wider. Silizium wird in Bereich 3 stark, in Bereich 2 sehr schwach und in Bereich 1 mäßig detektiert.

Daher könnte der Stapel im inneren Bereich entfernt sein. In Bereich 2 scheint nur die Al2O3-Schicht und in Bereich 1 der gesamte Stapel vorzuliegen. In Bereich 1 wird das Signal durch das sich im SiNy:H befindende Silizium wieder stärker. Die Aluminium-und Sauerstoff-Signalbilder sind ähnlich zueinander Aluminium-und zeigen, dass im inneren Bereich kein Al2O3 vorhanden ist. Stickstoffsignale können hauptsächlich im äußeren Bereich detektiert werden. Die EDX-Messungen zeigen, dass in Gebiet 1 der gesamte Stapel, in Gebiet 2 nur die Al2O3-Schicht und in Gebiet 3 keine der beiden Schichten vorliegt.

Diese Untersuchungen demonstrieren erstmalig, dass beim Feuern von Al2O3/SiNy :H-Schichtstapeln mit dicken Al2O3-Schichten Löcher in den Stapeln entstehen, welche die Passivierung der Oberfläche drastisch reduzieren.

Die Ergebnisse der Feuerexperimente an Al2O3-Einzelschichten und Al2O3/SiNy :H-Sta-peln zeigen, dass eine SiNy:H-Deckschicht zu einer Verstärkung des Blisterns führt: Dies äußert sich zum einen darin, dass Delaminationen von Stapeln bereits bei geringeren Al2O3-Schichtdicken auftreten, als bei Einzelschichten. Zum anderen führt das Vorhan-densein der Deckschicht auf dicken Al2O3-Schichten zu einem „Abplatzen“ des gesamten Stapels von der Siliziumoberfläche. Das erhöhte Delaminationsverhalten durch Deck-schichten unterstützt die These, dass ausgasende Moleküle wie Wasserstoff oder Wasser aus der Al2O3-Schicht während des Feuerschrittes die Ursache der Delamination ist, da die SiNy:H-Deckschichten eine zusätzliche Barriere für die ausgasenden Moleküle dar-stellen [168–170]. Dies unterstützen auch Messungen an Stapeln mit Al2O3-Schichten gleicher Dicke und verschiedenen SiNy:H-Schichtdicken, die eine Erhöhung des Blisterns mit einer Zunahme der SiNy:H-Dicke zeigen.

Das Blisterverhalten der Stapel sollte sich, analog zu dem der Al2O3-Einzelschichten, auch durch eine Variation der ALD-Prozesstemperatur verändern lassen, da hierbei der Wasserstoffgehalt in der Al2O3-Schicht modifiziert wird. Abb. 4.9 zeigt die

Lichtmikro-4.2. HOCHTEMPERATURSCHRITTE BEI AL2O3/SINY:H-STAPELN 109

(a) (b) (c) (d)

Abbildung 4.9 – Lichtmikroskop-Aufnahmen der Oberflächen von 15 nm/85 nm dicken Al2O3/SiNy:H-Schichtstapeln nach Feuern. Die Al2O3-Schichten sind mit ALD bei verschie-denen Temperaturen gewachsen worden: (a) 170°C; (b) 250°C; (c) 300°C; (d) 400°C.

skop-Aufnahmen der Oberflächen von 15 nm/85 nm dicken Al2O3/SiNy :H-Schichtsta-peln nach Feuern in Abhängigkeit der ALD-Prozesstemperatur: (a) 170°C, (b) 250°C, (c) 300°C und (d) 400°C. Es ist deutlich zu erkennen, dass sowohl die laterale Aus-dehnung als auch die Flächendichte von Delaminationen des Stapels, erkennbar durch die weißen kreisrunden Stellen, durch höhere Temperaturen während des Wachstums der Al2O3-Schicht verringert werden können. Diese Ergebnisse zeigen, dass analog zu Al2O3-Einzelschichten auch bei Stapeln eine Korrelation von verringertem Blistern und niedrigerem Wasserstoffgehalt der Al2O3-Schicht vorliegt.

Zusammenfassend können zum Blisterverhalten von Al2O3/SiNy:H-Stapeln folgende Aus-sagen getroffen werden: Die SiNy:H-Deckschicht führt zu erhöhter Delamination im Ver-gleich zu Al2O3-Einzelschichten. Das Delaminationsverhalten des Stapels ist von der Dicke der Al2O3-Schicht als auch von der Temperatur während des Al2O3 -Schichtwachs-tums abhängig. Beide Größen modifizieren die absolute Zahl an Wasserstoffmolekü-len pro Probenoberfläche in der Al2O3-Schicht und unterstützen die These, dass die Delamination von aus der Al2O3-Schicht gasendem Wasserstoff oder Wasser während des Feuerschrittes verursacht wird. Die SiNy:H-Deckschicht könnte als zusätzliche Bar-riere dieser Moleküle wirken und die Delamination verstärken. Um Delamination von Al2O3/SiNy:H-Schichtstapel zu minimieren, sollten bei Al2O3-Schichten aus Plasma-ALD Prozessen entweder Schichtdicken≤10 nm oder bei höheren Schichtdicken eben-falls höhere Beschichtungstemperaturen verwendet werden.

4.2.2 Passiviereigenschaften von Al

2

O

3

/SiN

y

:H-Stapelsystemen