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elektrische netzhautstimulation: grundlagen, Optimierung und klinische anwendung

Im Dokument OPHTHALMOLOGIE SPITZENFORSCHUNG (Seite 136-140)

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können. Solche flexiblen Implantate auf Polyimid-basis wurden von unserer Gruppe in Zusammen-arbeit mit dem Institut für Werkstoffe der Elektro-technik der RWTH Aachen hergestellt und im Kaninchen implantiert [5]. Gleichzeitig wurde die kortikale Aktivierung mittels intrakortikal im-plantierter Multielektrodenarrays abgeleitet. Trotz ihrer Größe lassen sich diese Strukturen zuver-lässig implantieren und auf die Netzhaut auf-bringen. Die kortikalen Ableitungen zeigen eine differentielle Aktivierung des visuellen Kortex in Abhängigkeit vom Ort der Stimulation.

3 . K l i n i s c h e a n w e n d u n g

Neben den experimentellen Arbeiten zur elek-trischen Netzhautstimulation implantiert unsere Gruppe bei blinden RP Patienten das ARGUS II Retinaprothesensystem sowie eigene Prototypen von Netzhautstimulatoren (EPIRET III) [6, 7]. Dabei optimiert unsere Gruppe die operativen Schritte zur Implantation und beschäftigt sich mit der Rehabilitation der Patienten.

1 A

B

C

D

E

Abbildung 1

n A. RGC Spontanaktivität der Wildtypmausretina, der rd10 Maus, der Maus nach MNU intravitreal und nach UV Bestrahlung. Man erkennt in den pathologi­

schen Situationen jeweils Oszillationen und gruppierte Aktionspotentiale (bursts).

B. Immunhistochemie der Mausretina nach UV Bestrahlung. Links der Markierung sieht man die nicht bestrahlte Netzhaut, rechts der Markierung die UV behandelte Netzhaut.

Die Fotorezeptoren fehlen völlig, die Struktur der inneren Netzhaut ist nur wenig verändert.

C. Fundusbild nach Implantation eines großflächigen Netzhaut­

stimulators.

D. Post mortem Situation.

E. Kortikale Feldpotentiale bei Stimulation an weit entfernten Netzhautorten.

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l i t e r at u r

1. Biswas S., Haselier C., Mataruga A., Thumann G., Walter P., Müller F. Pharmacological analysis of intrinsic neuronal oscillations in rd10 retina. PLoS ONE. 2014; 9 (6): e99075.

2. Rösch S., Johnen S., Mazinani B., Müller F., Pfarrer C., Walter P. The effects of iodoacetic acid on the mouse retina. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2014 May 15.

3. Rösch S., Werner C., Müller F., Walter P. Photoreceptor degeneration by intravitreal injection of N-methyl-N- nitrosourea (MNU) in rabbits: a pilot study. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2017 Feb; 255 (2): 317 – 31.

4. Walter P. A fully intraocular approach for a bi-directional retinal prosthesis. In: Gabel VP (Ed). Artifi cial Vision - A clinical guide. Springer; 2016. pp. 151 – 160.

5. Waschkowski F., Hesse S., Rieck A. C., Lohmann T., Brockmann C., Laube T., et al. Development of very large electrode arrays for epiretinal stimulation (VLARS). Bio-med Eng Online. 2014; 13 (1): 11.

6. Schimitzek H., Roessler G., Walter P. [Clinical Results after Implantation of Epiretinal Visual Prostheses]. Klin Monbl Augenheilkd. 2016 Sep 27.

7. Roessler G., Laube T., Brockmann C., Kirschkamp T., Mazinani B., Goertz M., et al. Implantation and explan-tation of a wireless epiretinal retina implant device: ob-servations during the EPIRET3 prospective clinical trial.

Invest Ophthalmol Vis Sci. 2009 Jun; 50 (6): 3003 – 8.

Prof. Dr. Peter Walter hat in Köln Medizin studiert und 1990 am Institut für Physiologie der Kölner Universität mit einer Arbeit zu elektrischer Aktivität und oxidativen Stoff­

wechselprozessen in der Retina promoviert.

Nach einer Arzt­im­Praktikum­Phase in der gynäkologisch­geburtshilfl ichen Abteilung des Evangelischen Krankenhauses Köln­Kalk be­

gann er 1991 die Weiterbildung zum Augenarzt an der Kölner Universitäts­Augenklinik. Nach der Facharztprüfung 1995 war er Oberarzt an dieser Klinik und 1999 erhielt er die venia le­

gendi für Augenheilkunde. Von 1999 bis 2000 leitete er die Kölner Klinik für Netzhaut­ und Glaskörperchirurgie kommissarisch. Seit 2003 ist er Direktor der Klinik für Augenheilkunde der Uniklinik RWTH Aachen. Er beschäftigt sich seit 1995 mit dem Test und der Entwicklung implantierbarer Sehprothesen. Seine Gruppe hat weltweit den ersten vollständig intraoku­

laren telemetrischen Retina Stimulator bei blinden RP Patienten implantiert. Prof. Walter war zwischen 2006 und 2009 Prodekan der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen und ist seit 2009 Sprecher des Interdisziplinären Zentrums für klinische Forschung IZKF Aachen.

Prof. Dr. Peter Walter Klinik für Augenheilkunde Uniklinik RWTH Aachen Pauwelsstraße 30 52074 Aachen Telefon: 0241 8088191 Telefax: 0241 8082408 E-Mail: pwalter@ukaachen.de

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wurde jedoch keines dieser Chemotherapeutika in die klinische Routine eingeführt [3, 6 – 8].

In der multizentrischen PRIVENT-Studie (»Prophy-lactic Intravitreal 5-Fluorouracil + Heparin to Prevent PVR in High-risk Patients with Retinal Detachment«) wird nun der Nutzen einer adjuvan-ten Behandlung mit 5-FU und LMWH bei Patienadjuvan-ten mit primärer rhegmatogener Netzhautablösung mit hohem Risiko für PVR-Entwicklung placebo-kontrolliert untersucht. Mittels präoperativer La-ser-Flare Photometrie wird die PVR-Risikogruppe identifiziert. Diese Überlegung basiert u. a. auf Daten von Schroeder et al, welche belegen, dass in Augen mit rhegmatogener Amotio begleitet von einem präoperativen Laser-Flare Wert ≥ 15 photon counts (pc)/ms das Risiko der PVR-Bildung signifi-kant erhöht ist [9]. Die Sensitivität und Spezifität der Flare-Messung bei einem Cut-off-Wert von 15 pc/ms beträgt nach Hörster et al. 83,3 % bzw.

76 % [9, 10]. Erst kürzlich konnte die Arbeitsgrup-pe um Conart et al. bestätigen, dass der präoArbeitsgrup-pera- präopera-tive Laser-Flare Wert eine prädikpräopera-tive Bedeutung für die PVR-Entwicklung hat [11].

r at i O n a l e

Das Ziel und die primäre Motivation der PRIVENT-Studie ist die Reduktion der Inzidenz von PVR nach primär rhegmatogener Amotio in Hochrisiko augen für PVR.

r a h m e n b e d i n g u n g e n u n d s t u d i e n d e s i g n

PRIVENT ist eine Phase III Studie nach dem Arz-neimittelgesetz (AMG). Multizentrisch in bis zu 18 deutschen Prüfzentren wird der Effekt von 5-FU und Heparin als adjuvante Behandlung bei primär rhegmatogener Amotio in PVR-Risikoaugen ge-prüft. Die Prüfung erfolgt doppelblind und place-bokontrolliert. Insgesamt 560 Patienten sollen in 2 Behandlungsarme gleichermaßen randomisiert werden (50 % Placebo vs. 50 % Verum). Die Stu-dienlaufzeit für jeden randomisierten Patienten beträgt 12 Wochen. Seit Oktober 2016 befindet sich die PRIVENT-Studie in aktiver Rekrutierung.

Begleitet wird die Studie durch ein »Data Monito-ring und Safety Board«; die Endpunktbewertung erfolgt durch ein »Endpunktkomittee« aus min-destens 3 unabhängigen Bewertern.

Die Proliferative Vitreoretinopathie (PVR) ist die Hauptursache für das postoperative Versagen nach vitreoretinaler Chirurgie bei rhegmatogener Amotio. Fibrovaskuläre Narben führen zu sekun-dären traktiven Netzhautablösungen, die häufig mehrere umfangreiche chirurgische Eingriffe er-fordern, um eine Netzhautwiederanlage zu errei-chen [1, 2]. Derzeit gibt es noch keine Standard-therapie, um die PVR zu verhindern.

In der Vergangenheit wurden bereits vielfach Versuche mit intravitrealen Chemotherapeutika wie 5-Fluorouracil (5-FU) in Kombination mit nie-dermolekularem Heparin (Engl. »low molecular weight heparin« – LMWH) oder Daunomycin unter-nommen, um die PVR zu behandeln, aber auch prophylaktische Ansätze wurden untersucht [3 – 6].

Betrachtet man die bisherige Datenlage, so zeigt sich, dass der Einsatz von Adjuvantien bei mani-fester PVR keinen Benefit bringt [4], der unselek-tierte prophylaktische Einsatz bei primärer Vitrek-tomie ebenfalls nicht vorteilhaft zu sein scheint [6], die Anwendung bei selektierten Risikoaugen für eine PVR jedoch von Nutzen ist [3, 5]. Bislang

d r . f r i e d e r i K e s c h a u b1, p r i v. - d O z . d r . r O b e r t h ö r s t e r2, p r O f. d r . s a s c h a fa u s e r1 , 3, p r O f. d r . b e r n d K i r c h h O f1

prophylaktischer ansatz gegen proliferative

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