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als ursache verminderter Kollagenstabilität

Im Dokument OPHTHALMOLOGIE SPITZENFORSCHUNG (Seite 156-160)

1 Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes, UKS, Homburg/Saar, Deutschland 2 Experimentelle

Ophthalmologie, Universität des Saarlandes UKS, Homburg/Saar, Deutschland 3 Klinik für

Augenheilkunde, Semmelweis

Universität, Budapest, Ungarn

Abbildung 1

n Arginin Metabolismus in Keratozyten. Argina­

se­2, ein zytoplasmatisches Enzym katalysiert die Umwandlung von L­Arginin zu Harnstoff und L­Ornithin. In weiteren enzymatischen Schritten wird Prolin mithilfe der Prolyl­4­Hydroxylase (P4H) zu Hydroxyprolin hydroxyliert. Stickstoff­

monoxid (NO) ist das Produkt der enzymatischen Umwandlung von iNOS von L­Arginin.

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i n s i d e r m e d i z i n 155

Als kompetitives Enzym agiert die Stickstoff-monoxidsynthase (NOS = nitric oxide synthase), welche ebenfalls L-Arginine als Substrat nutzt und Stickstoffmonoxid (NO) synthetisiert. Ein funktio-nierendes Gleichgewicht zwischen den L-Arginin verbrauchenden Enzymen ist entscheidend für die Kollagensynthese (Abbildung 1) [12].

Um diesen Mechanismus bei Patienten mit Kera-tokonus zu analysieren, haben wir folgende Expe-rimente durchgeführt.

In einer initialen Studie haben wir das Kammer-wasser von 100 Patienten mit diagnostiziertem Keratokonus (KC) und 100 Patienten mit Katarakt als Kontrollgruppe untersucht. Hier konnten wir nachweisen, dass die Harnstoffkonzentration in der KC-Gruppe unabhängig von Alter und Ge-schlecht signifikant erniedrigt ist [13].

Diese Ergebnisse sind in Übereinstimmung mit der Studie von McKay, die ebenfalls erniedrigte Harn-stoffkonzentrationen im Speichel von Patienten mit KC nachweisen konnte [14]. Die Gruppe um Jäger et al. zeigte, dass erniedrigte Harnstoffkon-zentrationen in Tränenflüssigkeit beim trockenen Auge zu finden sind [15]. Bei etwa 20 % der Patienten mit Keratokonus kann auch ein trocke-nes Auge nachgewiesen werden [16].

In einer weiteren Studie untersuchten wir die Harnstoffkonzentrationen in Zelllysaten von KC-Keratozyten, und fanden auch dort erniedrigte Werte im Vergleich zu normalen Zellen (Abbil-dung 2). Die Tatsache, dass erniedrigte Harn-stoffkonzentrationen bei KC-Keratozyten in der Zellkultur nach einigen Passagen immer noch nachgewiesen werden können, obwohl das Milieu optimal auf die Bedürfnisse der Zellen ausgerich-tet ist, spricht für eine genetische Komponente der Krankheitsentstehung.

Neben den veränderten Harnstoffwerten konnten wir in weiteren Experimenten eine erniedrigte Arginase-Aktivität und erniedrigte Hydroxyprolin

Konzentrationen von KC-Keratozyten im Vergleich zu normalen Keratozyten nachweisen (Abbildun-gen 3 und 4) [17].

Aufgrund dieser Ergebnisse haben wir den Arginin Metabolismus der KC-Keratozyten näher unter-sucht. Die Hypothese war, dass durch einen gerin-geren Umsatz des Arginins durch Arginase weni-ger Harnstoff, damit möglicherweise weniweni-ger Ornithin, und weiter folgend weniger Prolin und Hydroxyprolin synthetisiert werden.

Die Stickstoffmonoxid-Synthase (NO-Synthase, NOS), als kompetitives Enzym zur Arginase sollte dann mehr Arginin zu Stickstoffmonoxid umwan-deln. Dies haben wir in unseren Experimenten ebenfalls nachgewiesen. Arginase liegt in 2 Iso-formen vor. Arginase 1 kommt hauptsächlich in Leberzellen vor, während Arginase 2 in vielen anderen Geweben zu finden ist. In Keratozyten konnten wir Arginase 2, jedoch nicht Arginase 1 nachweisen.

Abbildung 2

n Harnstoffkonzentration in Zelllysaten von KC­Keratozyten und normalen Kontrollproben [16].

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Abbildung 3

n Arginase­Aktivität in Zelllysaten von KC­Kerato­

zyten und normalen Kontrollproben [16].

Abbildung 4

n Hydroxyprolinkonzentration im Zellkulturüber­

stand von KC­Keratozyten und normalen Kontroll­

proben [16].

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O p h t h a l m O l O g i e 156

Von der NO-Synthase liegen 3 Isoformen vor: die endotheliale NO-Synthase (eNOS), die neuronale NO-Synthse (nNOS) und die induzierbare NO- Synthase (iNOS). Während eNOS und nNOS konstitutiv exprimiert werden, wird iNOS durch inflammatorische Proteine und Lipopolysacchari-de induziert [18, 19]. In KC-Keratozyten konnten wir ausschließlich iNOS nachweisen.

Di e mR NA-Expression von Arginase 2 bei KC-Kera-tozyten zeigte keine messbaren Unterschiede in der qPCR, im Vergleich zu den Kontrollzellen (Ab-bildung 5). Die iNOS mRNA der KC-Keratozyten zeigte dahingegen eine 6-fach erhöhte Expres-sionsrate gegenüber der Kontrollgruppe (Abbil-dung 5) [20]. Auch die Konzentration an Nitrite (ein stabiles Abbauprodukt des Stickstoffmono-xids) war in den KC-Keratozyten signifikant erhöht (Abbildung 6) [20].

Dagegen ist Prolin­4­Hydroxylase (P4H), welche Prolinreste im Kollagenmolekül hydroxyliert, in den KC-Keratozyten signifikant erniedrigt, im Ver-gleich zu den Kontrollzellen (Abbildung 7) [20].

Das könnte mehrere Gründe haben. Zum einen liegen von der P4H mehrere Isoformen vor (Kolla­

gen­P4H, HIF­P4H und Transmembran­P4H). Die Kollagen­P4H hydroxyliert die Prolinreste im Kol-lagenmolekül und ist damit maßgeblich an der Stabilität der Kollagenfibrillen beteiligt [11].

Der Hypoxie Induced Factor 1α (HIF-1α) dient als Substrat für die HIF­P4H und die Transmembrane­

P4H (TM­P4H). Unter normalen Sauerstofflevels wird HIF-1α degradiert. HIF-1α wird durch eine Entzündungsreaktion (IL-6 und IFN-g) exprimiert.

Liegt eine Hypoxie vor, hydroxyliert die HIF­P4H das HIF-1α Protein, welches sich mit dem HIF-1b bindet und aktiv als Transkriptionsfaktor die Transkription von z. B. iNOS startet [21].

Eine erhöhte Transkriptionsrate von iNOS lässt daher auch auf eine veränderte Sauerstoffregu-lation im kornealen Stroma schließen. Weitere Experimente sind erforderlich, um mehr über die Sauerstoffregulation der KC-Keratozyten zu lernen und damit mehr über die Entstehung der Erkran-kung. Diese Ergebnisse können ebenfalls in Rich-tung Beteiligung des oxidativen Stresses oder gar auf eine entzündliche Co-Genese des KC verwei-sen.

Die Entstehung des Keratokonus ist komplex.

Zusammengefasst zeigen unsere molekularbio-logischen und biochemischen Experimente Veränderungen im Arginin Metabolismus bei KC-Keratozyten. Um eine geeignete Therapie zu entwickeln müssen die genetischen und metabo-lischen Prozesse besser erforscht werden. Das Verständnis um die Pathogenese hat eine hohe klinische Relevanz.

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Abbildung 5

n qPCR Experiment von KC­Keratozyten und normalen Kontrollproben. KC­Keratozyten zeigen im Vergleich zu Kontrollzellen eine 6­fach höhere Expression der iNOS­mRNA, während die Ex pres­

sion der Arginase­mRNA unverändert ist [19].

Abbildung 6

n Nitrit­Messung nach Griess aus dem Zellkultur­

überstand von KC­Keratozyten und Kontrollpro­

ben [19].

Abbildung 7

n Durchflusszytometrische Messung der Prolyl­4­Hydroxylase (P4H) [19].

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i n s i d e r m e d i z i n 157

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Tanja Stachon ist Master of Science und wis­

senschaftliche Mitarbeiterin und leitet seit 2010 das biologische Labor der Klinik für Augenheilkunde in Homburg/ Saar. Sie stu­

dierte Molecular Life Sciences an der Hooge­

school Arnhem in Nijmegen. Sie arbeitet u. a.

an Forschungsprojekten über die Entstehung des Keratokonus.

PREISE UND AUSZEICHNUNGEN

Im Jahr 2012 ist Frau Stachon mit dem Poster­

preis der DOG ausgezeichnet worden und er­

hielt 2016 den 1. Vortragspreis der Tagung der Rhein­Mainischen Augenärzte.

M. Sc. Tanja Stachon Klinik für Augenheilkunde und Hochschulambulanz

Universitätsklinikum des Saarlandes Kirrberger Straße 100

66424 Homburg/Saar Telefon: 06841 16-22325 Telefax: 06841 16-22400 E-Mail:

tanja.stachon@uniklinikum-saarland.de

K O n ta K t

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Die nicht-mydriatische optomap Ultra-Weitwinkel

Im Dokument OPHTHALMOLOGIE SPITZENFORSCHUNG (Seite 156-160)

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